10/26/2021

Ein Baumstamm zerbricht

Halloween - Herbst ist für mich die Zeit den Erntegöttern zu huldigen, die Natur zu verabschieden, ihren alljährlichen Tod zu würdigen, die Verstorbenen zu ehren, den dunklen Geistern entgegenzutreten, sich seinen Ängsten zu stellen und natürlich Süßes oder Streiche!

In diesem Herbst ist etwas anders. Zwar ist alles schön geschmückt und die bösen Geister werden sich bei der Deko zweimal überlegen, sich meiner zu bemächtigen, auch Süßigkeiten sind genug da. Dem traditionellen Halloweenhorrofilmmarathon steht auch nichts im Weg, da ich im Sommer nochmal nachgerüstet habe und mein Heimkino sich nun auch wirklich so nennen darf.

Einzig die Stimmung hat eine deftige Delle bekommen, als zur Einleitung der heißen Phase mit einem leckeren Essen einer meiner geliebten Bäume vom Blitz getroffen wurde und in sich zusammenfiel. Ohne Vorwarnung brach das Unheil herein, dieser Baum war ein Pfeiler meines Urvertrauens gewesen und neben den vielen, vielen schlimmen Dingen, die mir im Leben schon passiert sind und was ich durchmachen musste, war es doch dieser Baum, der wenn auch oft schwierig zu behandeln, immer eine gewisse Konstanz hatte.

Ich will nicht von Entwurzelung sprechen, so fühlte ich mich erst einmal in meinem Leben und ich glaube es ist recht gut, dass ich seitdem kein echtes Vertrauen mehr aufbauen konnte. Generell ist sowas natürlich kacke, aber es erleichtert den Umgang mit Situationen, die der damaligen ähneln. Und wenn der Abend dann vorüber ist und die Nacht und der Schock sich gelegt hat, sieht man das Positive und die Sonnenstrahlen, die der Stumpf freigegeben hat, die Chancen, die Befreiung und die Zeit, Energie und vergebene Liebesmüh, die man in den Baum gesteckt hat, der wie man nun sieht seit Jahren innerlich tot war und alles was man ihm gegeben hätte sowieso schon lange nicht mehr zu würdigen gewusst hätte.

Ich werde den Baum vermissen, den ich kannte, der im Frühling für mich blühte, den Tieren Nektar spendete, der im Sommer Schatten gab und sich immer so schön im Wind wog und im Herbst seine Blätter in den schönsten Farben zeigte, nachdem er uns Früchte gab. Er hatte nie etwas verlangt, nie laut geklagt, immer angezeigt, dass er das schon packt, als würde er sich maskieren, damit niemand sich sorgt.


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