2/27/2009

I guess I'll never know

Was sind wir, wenn nicht nur die Summe der Entscheidungen, die wir treffen?
Jede Entscheidung hat Konsequenzen, alles was passiert, haben wir für unser Leben in der Hand.

Kleines Beispiel, wäre ich gestern nicht völlig zugedröhnt gewesen und hätte mich nach der Verabschiedung einer geliebten Person nicht zur feucht fröhlichen Drehbuchbesprechung eingefunden, nach der ich schon so verpeilt war meine Tasche mit dem Drehbuch im "Platz an der Sonne" zu vergessen und danach 2 Lines Pfeffer mit Paprika gezogen und danach dann im "Spirit" weiter Bier konsumiert, um dann später die erste U-Bahn nach Hause zu nehmen, wäre ich nicht erst um circa halb 3 nachmittags aufgewacht und hätte heute nicht einen so deprimierten Tag, wie ich ihn hatte gehabt.

Entscheidung 1: Mittags das erste Bier zu trinken
Entscheidung 2: danach lustige Kekse essen
Entscheidung 3: in diesem Zustand beinahe teilnahmslos eine geliebte Person verabschieden
Entscheidung 4: durch die Stadt bei Regen laufen und zur Drehbuchbesprechung gehen
Entscheidung 5: dort zuviel Bier zu trinken
Entscheidung 6: danach noch mit der Gang zum Dönermann zu gehen und Pfeffer und Paprika ziehen
Entscheidung 7: noch in nen Club zu gehen
Entscheidung 8: die erste U-Bahn nehmen

Es gab 8 Möglichkeiten, anders zu agieren und wenn ich nur eine der Entscheidungen anders getroffen hätte, wäre es anders ausgegangen, tja und ich wäre vermutlich nicht um 5 Uhr nachts, fast nackt auf dem Fußboden neben meinem Bett eingepennt und mit höllischen Rückenschmerzen und fröstelnd aufgewacht. Aber so war es nun einmal nicht!



Ich habe heute das Gefühl, wieder in alte, lange abgelegte Muster zu verfallen, klar gibt es Tage, in denen man in ein Loch fällt, aber nicht so.

Leere, endlose Leere umarmt mich, ich fahre über den Ozean meines Lebens und mir fehlt ein Anker, nichts hält mich auf, ich lebe ohne Rücksicht auf die Konsequenzen. Alles hat Konsequenzen. Aber wenn sie einem egal sind, was dann? Bin ich "verloren, weil ich LOST gucke"? Ich muss an einen Freund denken, der mir einst sagte, lass es fließen, du wirst den Fluss nie stoppen, aber wenn du Teil des Flusses bist, kommst du auch irgendwann mit der Strömung klar. Leider ist dieser Freund nicht mehr unter uns, denn die Strömung hat ihn damals übermannt, sein Leben endete nachts, allein und zerfetzt von einem ICE auf Bahngleisen.

Mein Leben hat einen roten Faden, den ich als Anker empfinde, wenn es mich forttreibt, aber auch einen Anker muss man pflegen, sonst verrostet er. Und wenn der Anker 100km entfernt in einem Schuppen steht, dann kann er einem auf See keinen Halt geben. Ich wünschte, mein roter Faden wäre nicht nur ein Faden, der fast parallel zu meinem Leben verläuft und sich ab und an mal mit meinem Leben kreuzt, um dann wieder weg zu driften, ich wünschte mein roter Faden würde sich mit meinem Leben zu einem Tuch verweben, das mich fliegen lässt und mich aus den Tiefen Tälern zieht, die mich umgeben.
Ein einsamer Berggipfel ist zwar ein guter Aussichtspunkt, doch der Blick nach unten ist von Wolken verhangen und der einzige Weg führt hinunter ins Tal. Ich werde ewig hoffen, dass mein roter Faden eines Tages mehr ist als nur ein Stück Garn und sich mit mir zu einem starken Tau verbindet, welches den Anker trägt, der mich nicht forttreibt.


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