2/24/2012

Liebes Miststück

Ohne Scheiß, du Miststück! Du hast alles, was ich mir wünschen würde und hast dann noch die Frechheit deine Wehwechen über die existenziellen Ängste um Leben und Tod zu erheben. Wie kann man eigentlich so vollkommen der Wirklichkeit entrückt sein? So von einer inneren Überzeugung von sich selbst als dem Mittelpunkt nicht nur des Universums sondern aller Multiversen, die man sich erdenken kann zu sein, das hätte ich nicht einmal zu Zeiten von Gottkomplexen und meiner durchaus vorhandenen Überheblichkeit gewagt. Vor allem hätte ich immer mal schön alles in Relation gesehen. Ich bin so dermaßen empört, darum ist dies hier nur für dich du durchgeknallte Vollidiotin...

Ich will hier keineswegs eine Wertigkeit forcieren, allerdings möchte ich auch, dass du verstehst, dass man Äpfel und Birnen nicht so einfach vergleichen kann. Aufgeregt hat mich nicht einmal, dass du nicht kapiert hast, dass mein innerer Konflikt sich seit fast 6 Jahren immer weiter zugespitzt hat und sich vor Kurzem auf seinem bisherigen Höhepunkt entladen hat mit einem lang angelegten Selbsttötungsversuch, nein du sprichst mir sogar ab, dass ich selbst wüsste, wie ich mich fühle. Du redest meine innere Zerrissenheit, meine Wut, meinen Hass, meine Trauer, meinen Schmerz, meine Verzweiflung, mein Leiden, ja sogar den Rest von meinem Lebenswillen, den ich mir erhalten habe klein, weil deine Grenze schon mit ein paar kosmetischen Problemen und vergleichsweise natürlich wesentlich härter zu bewertenden körperlichen Beschwerden, die zwar nicht lebensbedrohlich sind, aber die trotzdem Tag für Tag nerven und dich in den Wahnsinn treiben, erreicht ist.
Ich hatte dich eigentlich immer für härter als mich selbst gehalten, aber ich habe mich ja so getäuscht, nur dass ich das nie gemerkt habe regt mich fast schon auf. Du hättest wahrscheinlich nicht eine Woche in meinem Leben überstanden, weil es dich umgebracht hätte, den ganzen Tag von Schmerz und der ewigen Frage nach dem Sinn. Aber dein Leben hat dafür ja eine super Lösung gefunden, oder ist es dein Gehirn. Ja vermutlich ist es dein Gehirn, dass dich Tag für Tag schützt, dir zuviele Gedanken zu machen, die ja schmerzhaft sein könnten. Wie schrecklich das wohl wäre, wenn man sich nicht nur um seine eigenen ach so wichtigen pinkfarbenen Träume und Wünsche Gedanken machen müsste oder? Was du nicht kennst, akzeptierst du nicht als Problem und wenn du es dann doch mal zu sehen bekommst, was so Schlimmes im Leben anderer der tagtägliche Wahnsinn ist, dann ist das Geschrei groß und du kannst es nicht begreifen. Wie kann man nur so leben? Diese Frage stellst du dann voller Entsetzen, wenn du im Fernsehen siehst, dass die Unterschichtenbedienung der Unterhaltungsbranche sich des Themas der Verwahrlosung von Kindern annimmt und es natürlich nochmal überspitzter wiedergibt als die Realität, dann siehst du auch, dass es so etwas gibt, auch wenn das der Realität nicht einmal nahe kommt, du denkst dann es seien Einzelfälle und regst dich tierisch auf. Und gleichzeitig liest du nicht einen der vielen Artikel in der Zeitung, wo es heißt, dass man mehr für Kinder tun sollte, oder hörst mal auf das kritische Gerede deines Lieblingsautors, wenn er versucht dir am Telefon ein wenig aus seinem Leben zu erzählen. Oder du regst dich über die verdammten Drecksblagen auf, weil du Dumpfbacke direkt neben einen Kindergarten gezogen bist, um Miete zu sparen. Diese Doppelmoral ist abstoßend.
Dazu kommt dann noch dieses völlige Fehlen einer eigenen Identität und das komplette Identifizieren über den Stecher, den du dir gerade geangelt hast, weil er ja so ein toller Kerl ist. Wahrscheinlich baut er irgendwelche Modellflugzeuge und Schiffe oder irgendeinen anderen Scheiss, der keinem was bringt, er sammelt irgendwelche Briefmarken und ist der Obernerd, der dir immer den neuesten Technikschnickschnack schenkt, weil er ja weiß, dass du ein Computerspielsuchti bist und ohne den neuesten Upgrade deiner Spielesoftware, absolut unglücklich bist und generell ja nur unglücklich bist, wenn „Schatzi-Bärchi!“ mal ein paar Minuten am Tag nicht da ist. Wieder ein absolutes Paradoxon. Wie kann man denn eigentlich der Mittelpunkt von allem was da ist sein, wenn man selbst nicht einmal ein massives Zentrum hat, sondern mehr so eine Art wabernde Masse ist, die kaum Geschmack und noch weniger Form hat? Du kotzt mich so an, dieses ganze Ding mit dem sich von der Masse abheben wollen ist bei dir nur die Fassade, um nicht zugeben zu müssen, dass du das absolut Durschnittlichste bist was es gibt, der kleinste gemeinsame Nenner von Allem und Jedem. Mit allen hast du irgendwo eine Schnittmenge, weil es ja alles ein Teil von dir ist, wie so ein Parasit, der sich von allem das Beste rauspickt und den Rest als ekelhaft erst verdaut und dann abstößt, als hätte es nie dazu gehört. Du Heuchlerin, wie konnte ich nur all die Jahre auf dich hereinfallen?
Ich weiß schon wie, denn ich hab im Gegensatz zu dir mein Gehirn nicht nur zur Unterdrückung der eigenen Identität und zur Anpassung an meine Umwelt und um nicht zu vergessen, zu atmen. Mein Gehirn besitzt auch noch die unglaublich selten gewordene Fähigkeit eigenständig denken zu können, Zusammenhänge herzustellen, voraus zu blicken, mich selbst zu hinterfragen und aus Fehlern zu lernen. Ich weiß, dass ich viele Fehler gemacht habe und viel davon hätte ich auch nicht unbedingt gleich mehrmals machen müssen aber ich habe daraus gelernt, also jedenfalls meistens. Ich bin zum Beispiel mal auf einen Menschen hereingefallen, der mir vorgespielt hat, jemand anderes zu sein, als er wirklich war, einmal! Seitdem ist mir das nie wieder passiert. Es war auch zu schmerzhaft, sich selbst eingestehen zu müssen, dass man in der Einschätzung so dermaßen versagt hat, dass es einen fast die eigene Identität geraubt hat. Aber der Schmerz hat mir beigebracht, dass ich weiterlebe, wie hart es auch ist. Diesen Schmerz wollte ich nie wieder spüren und darum habe ich versucht, genau diese Problematik durch diverse Vorsichtsmaßnahmen zu umschiffen. Der zweifelhafte Erfolg gibt mir Recht, allerdings ist das wie viele Wege ein einsamer Pfad, den nicht jeder gehen kann. Ich befürchte für dich gehört dafür zuviel Überwindung und vor allem Reflektion dazu. Naja aber warum solltest du dich überhaupt reflektieren, du weißt ja gar nicht, wie man etwas falsch macht, denn das kannst du ja gar nicht. Und sollte man dir doch einmal Fehlbarkeit unterstellen können, würde das die Negation allen Seins bedeuten, denn damit würde man ja den Urglibber umtricksen und das ist schon rein rechnerisch nicht möglich.
Du bist echt erbärmlich, warum kannst du nicht akzeptieren, dass es nicht nur deine Sicht der Dinge gibt? Es gibt nicht nur die Realität, die du dir zurecht gelegt hast und die für dich optimal funktioniert, mit ihren kleinen eingebauten für dich überwindbaren Problemen und Hürden, alles schön einfach und am besten in rosa Plüsch gehalten, damit man sich auch ja nicht stößt, wo es keine Kanten gibt und keine schwarzen Löcher, die plötzlich einfach alles was dich und deine Existenz ausmacht verschlingen und vernichten, was du warst. In meiner Realität gibt es auch keine strikte Trennung von „richtig und falsch“, es gibt kein „Gut und Böse“, kein „Schwarz und Weiß“. Das Leben in meiner Realität und in der von fast 7 Milliarden Menschen findet in der Grauzone statt. Zwischen den Welten, wenn du so willst genau in der Mitte von dem, was du so vehement versuchst zu trennen, in den Luftschlitzen zwischen deinen Schubladen, im Holz deines Schreibtischs, in den Randzonen deiner Sterne, wir sind nicht 7 Milliarden Sklaven, geboren DIR zu dienen du verfluchte ...!
Was hat eigentlich meinen Zornausbruch ausgelöst, der so vehement über dir ausgegossen wurde, wie die Schale der göttlichen Sintflut aus Hass? Eigentlich gar nichts spezielles, vielmehr waren es wohl die tausend winzigen Kleinigkeiten, die Millionen Tränen, die dann mit nur einem Wort das ganze Fass zum Überlaufen brachten. Ich will mich nicht rechtfertigen, dafür, dass du mich für krank hältst und nicht nur das. Du sagst, dass jemand, der sich für etwas größeres als sich Selbst, etwas, dass er liebt, woran er glaubt, etwas von dem er überzeugt ist, opfert, krank ist... Ich frage mich gerade, wie bescheuert du eigentlich wirklich bist. Generell könnte ich so eine Meinung ja noch nachvollziehen, ich halte sie zwar für engstirnig und weltfremd aber in deinem speziellen Fall ist es ja sogar noch eine Spur krasser, denn wie kann man denn jemanden für krank halten, der sich zum Beispiel kirchlich engagiert und gemeinsam mit Gläubigen zu einer Messe geht um dort zu beten, obwohl er eigentlich schwer krank ist und lieber im Bett bleiben sollte, es aber dennoch tut, weil er das Gefühl hat, das würde ihm Kraft geben. Sowas kann man schonmal generell nicht kritisieren, auch wenn man nicht gläubig ist, aber wenn man dann so wie du selbst in jedem zweiten Satz herauskehren muss, wie engagiert man doch in der Gemeindearbeit des christlichen Jugendcorps des Kirchenheeres ist, dann sollte man sowas doch zumindest nachvollziehen können. Kannst du aber nicht, weil du zu vernagelt bist und dein Horizont von deiner Augenhöhle bis zur Nasenspitze reicht und dahinter ist die Erde eine Scheibe. Eine sich drehende Scheibe auf deren Achse es nur einen Mittelpunkt gibt und der bist du. FU, du hast mir die besten Jahre meines Lebens gestohlen, mein Herz gebrochen, mit meinen Gefühlen gespielt, immer nur genommen, nie gegeben und ich Trottel hab dir immer und immer wieder vergeben, was du mir angetan hast, hab jede Demütigung erduldet, mir eingeredet, dass eines Tages... vielleicht irgendwann... aber ich hab mich noch schlimmer belogen, als du das je konntest, weil ich meine Realität irgendwann aufgegeben habe, um deiner nahe zu sein, oder wenigstens dir nahe zu sein...

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