1/08/2013

Ein Fazit (eklig)

Und wie ich es vermutet hatte, obwohl man mir mal wieder zugesagt hatte, mich heute zu entlassen, sind die ominösen Blutwerte, die schon seit 25 Jahren ungefähr so sind nun der offizielle Grund mich hier zu behalten... Auf den Vorschlag mir Blutkonserven zu geben und mich dann nach Hause zu schicken musste ich mit einem Vorschlag, ambulant zu verbleiben kontern... Während es meinem Liegenachbarn zusehendst wenig Spaß macht gewaschen zu werden, was auch eher einer Qual gleichkommt, in seinem Zustand... Es ist eine Qual sich das mit ansehen zu müssen und gleichzeitig sind so viele Menschen im Raum, dass ich kurz vor einer Panikattacke stehe, ich soll während dieser Torturen Essen? Seid ihr narrisch... Irgendwie tut mir der alte Mann leid, sein Leiden ist fast greifbar... und das macht mich traurig... Auch wenn das heutige Personal kompetent wirkt, es ist doch einigermaßen traumatisierend, was hier abgeht...

Mal sehen ob ich erfahre, was meine Blutwerte sagen... Ich jedenfalls bin nachher weg, dann werden sich hier einige schon stark wundern, wo denn der nette junge Mann mit den lustigen Haaren hin ist...

Und wie eine dunkle Vorahnung tanzt die verrückte Essensbestellfrau, eine alte Aussiedlerin, die vermutlich auf 400 Euro Basis mit ihrem PDA rumläuft und einem Vorschläge für Essen macht... es ist bizarr, wie sie in gebrochenem Deutsch immer und immer wieder ihre Liste vorliest... Echt krank... eins aussuchen, voll gemein, kriegt man immer das gleiche... Immer! Also das hätte es ja in Münster nicht gegeben, dort war die Auswahl immer recht groß, man hat alles angekreuzt was man isst und die Küche hat dann jeden Tag was davon zusammengestellt und sich vor allem nicht angestellt... Sonderwünsche waren kein Problem, Bonusessen, naja aber ich werde den Laden heute verlassen... wenn es nicht im Guten geht, dann wird das hier heute noch laut. Aber ich verlass mich mal auf meine Werte und verlasse dann mit Arztbrief die Bude, mit dem Willen nicht zurückzublicken...

10:35 Die Entscheidung ist gefallen, auf dem Flur erfahre ich zugerufen, dass ich gehen darf, Dr. Klien, ein großer Kerl mit Halbglatze, der sowohl hier Stationsarzt war als auch noch in einem anderen Krankenhaus, zwischen denen er immer pendelte, das erklärt im Nachhinein doch Einiges, informierte mich... meine Freude hielt sich in Grenzen, ich konnte es noch nicht ganz glauben, dass man mich plötzlich so widerstandslos gehen lässt. Also Mama Bescheid gesagt und schon mal die Abholung geregelt, jetzt nur noch einmal Dialyse und dann Abflug, eine Last fällt von mir ab. Endlich nicht mehr Nacht für Nacht unruhiger Schlaf, immer wieder geweckt von Infusionen, die nicht richtig laufen, oder der neuen Windel für meinen Nachbarn oder einfach nur vom Licht ankloppen der Nachtschwester, damit sie kontrollieren kann, ob noch alle leben. Die letzte Nacht war echt eine der schlimmsten, nicht nur, dass es sich um eine kopftuchtragende sehr unfreundliche, weil sich nicht einmal vorgestellt habende Nachtschwester handelte, sie hatte vor allem kein gutes Timing und weckte mich nicht bloß alle 2 Stunden sondern verpasste auch das Kollabieren meines Nachbarns und ignorierte eine halbe Stunde lang das Piepen der Infusion des anderen, was mich dazu trieb, die Nacht gegen 4 in der Früh für beendet zu erklären und mir schon einmal Gedanken zu machen, wie ich mögliche Argumentationen, mich hier zu behalten auseinander nehme... Außerdem hat man in dieser Früh auch keinerlei Druck im Bad bei der Körperpflege... Ach Moment, die hatte ich ja die letzten Tage sowieso nicht, weil man mir ja nur noch Pflegefälle aufs Zimmer legt, die von Schwestern und Schülern gewaschen werden. Hier möchte ich einmal Nils und die Nette mit der nervigen Stimme hervorheben, die sich wirklich zuvorkommend, um den Patienten neben mir gekümmert haben, ganz anders als die „Bösen Schwestern“ vor einigen Tagen, wo die Wäsche dann schon an seelische Grausamkeit erinnerte... Ich will an diesem letzten Tag mal im Fazit ein paar lobende Worte für die süße Janina finden, denn sie hat mir immer zugelächelt und war immer höchst zuvorkommend in ihrer naiv-netten Form, sonderlich helle ist sie wohl nicht, aber in ihrer devot dümmlichen Art hat sie doch stets versucht, alles zur Zufriedenheit der Patienten zu erledigen, damit hat sie vielen ihrer Kolleginnen einiges voraus, die Dienst am Fleisch machen und auch genau so arbeiten... Weiterhin möchte ich das Duo Diana und Liane loben... Nicht nur die bestaussehndste Kombi in der ganzen Klinik, die Diana ist absolut am falschen Platz, hätte lieber eine Karriere als Schönheitskönigin gemacht, wahnsinnig schöne Frau, leichter südländischer Einschlag, lange schwarze Haare und ein Lächeln, wie von Gott geküsst. Immer freundlich, immer mit einem netten Wort und noch nicht von der allgemeinen „Alles Scheisse“-Mentalität der Station verseucht, ihre Partnerin genauso, eine süße junge Ausgabe der Freundin, die ich einst hatte, mit soviel Ähnlichkeiten, dass ich fast weiter erblasst bin, als ich sie erstmals sah, immerhin die einzige die mich irgendwann gefragt hat, ob wir uns nicht duzen können, wegen Krankenhaus und so...

Naja die werde ich wirklich vermissen und Nachtschwester Elke, die war fähig und freundlich, auch als ich die Bude vollgekotzt und vollgeschissen habe... und auch später noch als ich das wiederholt hab.. so wie sie, so hätten mehr dort sein müssen, dann wäre es auch nicht so ein abgefuckter Laden, denn im Gesamtfazit ist kein anderes Wort als „abgefuckt“ passend. Vielleicht sind andere Stationen ja besser, aber ich kann es mir nicht vorstellen, die Hygiene war schauderhaft, Geputzt wurde ab und an mal, die Putzwagen waren irgendwie bloß ständig da, gesehen habe ich das Putzen irgendwie nicht so oft und wenn dann nur von unterbezahlten Teilzeitkräften, wie im Straflager. Ein Kackfleck war 2 Tage in meinem Zimmer, gestern die Nummer mit dem dreckigen Messer und heute der Staub auf der Lampe über dem Bett und der Schimmel auf dem Joghurt meines Zimmernachbarn, was uns dann von der Hygiene zur Küche bringt, die sich im anfänglich an die Patienten ausgegeben Werbeblatt als kulinarisch ansprechend und mit riesiger Auswahl rühmt. Nun ja, Papier ist geduldig, ich habe auch tatsächlich das ein oder andere interessante Essen bekommen, die Rolladen waren gut, die Geflügelfrikadelle annehmbar und sogar der Reiseintopf war eigentlich für einen Eintopf extrem lecker, aber das sind 3/9, was dann doch eine recht schlechte Quote ausmacht, gemeinerweise durfte ich anfangs ja auch nicht selbst aussuchen, was ich esse und bekam dann immer die Grausamkeit des Hauses, da waren harte Nudeln mit Gulasch, welches nach Hausabfall schmeckte (also so stell ich mir vor, dass Hausabfall schmeckt), schlecht gegartes zähes Hähnchenfleisch, Seelachs“filet“ mit Gräte in einer ekelhaften Soße, die schon durch ihre Farbe signalisieren hätte können: „Iss mich bitte nicht! Ich könnte radioaktiv sein!“ und der wundervolle Bauernschmarn, der dann ja am Abend seinen Weg mit den Gewürzgurken...

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