Menschen, die den Überblick über ihr Leben verlieren fallen in eine Art Zeitloch, sie bekommen nicht mehr auseinander ob Morgen oder Abend ist, wenn es dämmert, darum versuchen sie krampfhaft ihrer biologischen Uhr zu folgen, die aber nicht mehr richtig tickt. Die Uhr ist ihr Gratmesser, ob sie Hunger haben, ins Bett müssen, etc., man stelle sich nur vor, man würde diesen Leuten die Uhr wegnehmen... Eine grausame Vorstellung, den einzigen Anker, der zwischen dem völligen Vergessen der Selbstversorgung und dem Überleben steht zu verlieren, oder?
Jeder kennt das, nach Feiertagen hat man manchmal das Gefühl, es sei ein anderer Tag, oder nach der unseligen Winter-/Sommerzeitumstellung, wo einige Menschen immer erst ein paar Wochen Probleme haben, wie muss es sich anfühlen, wenn ich dieses Gefühl dauerhaft habe? Wie muss es sich anfühlen aus der Zeit zu fallen und zwischen Gestern, Heute und Morgen keinen Unterschied mehr zu erkennen, zukünftige Ereignisse in die Vergangenheit zu datieren. "Abendbrot, ich habe gerade geschlafen, war das denn nicht das Frühstück?", "Ich werde gestern beim Arzt sein, morgen war ich schon!". Was beim ersten Lesen lustig klingt ist die Aufhebung der Zeitkonstante im Gehirn eines Menschen, der sein Gedächtnis verliert. Das Nicht-Erkennen von Bekannten und Verwandten ist ebenfalls Teil dieser zeitlichen Aufhebung. Das Gehirn versucht mit aller Macht den Körper am Leben zu halten und beginnt zu komprimieren, die Festplatte zu räumen, Arbeitsspeicher frei zu machen, wie immer man ein Bild dafür finden möchte und beginnt, beim Kurzzeitgedächtnis, zum Überleben muss ich nicht wissen, wen ich gerade beim Bäcker gesehen habe oder wie der Typ im Fernsehen heißt, eigentlich muss ich Namen von Dingen gar nicht wissen, nur was ich brauche und viele Dinge die gleich sind kann ich zusammenfassen und merke mir nur noch einen Oberbegriff, das spart Energie und Arbeitsspeicher für die Instandhaltung der körperlichen Fähigkeiten. To make a long story short, am Ende des Prozesses stehen einem im Grunde die gleichen Fähigkeiten zur Verfügung, die man nach der Geburt hatte, Überlebenswille, zwei bis drei Worte, die man braucht, um Wasser und Essen zu erbitten und der Verlust all dessen, was man mal gelernt hat, weil das Gehirn sich selbst reguliert, um die einzige Aufgabe zu erfüllen, welches es hat: Überleben des Köpers.
Macht es denn dann überhaupt Sinn sich im Laufe des Lebens immer mehr Wissen und Fähigkeiten anzueignen? Hilft so etwas gegen eine mögliche Demenzerkrankung oder einen Verlust der Hirnfähigkeit im Alter? Und kann ich auch noch dagegen ankämpfen, wenn der Prozess des Verfalls schon begonnen hat?
Ich meine ganz klar: JA, denn ich bin der Meinung, je mehr ich mir aneigne und je mehr Daten vorhanden sind, die mich als Menschen ausmachen und mich den sein lassen, der ich bin, umso länger dauert es, diese Daten zu löschen. Sprich, je mehr ich meinem Gehirn zu tun gebe, desto später fängt es an rückwärts zu arbeiten. Nutze ich mein Gehirn nicht mehr, wird es dazu übergehen in den Leerlauf zu schalten. Leerlauf fürs Gehirn bedeutet aber technisch ein drohender Systemausfall und das Gehirn beginnt damit zu reagieren, indem es Bereiche abschaltet und Informationen löscht, die den Leerlauf verursachen. Und genau da ist dann der Punkt an dem man sein Gehirn wieder in Volllast bringen muss. Ich rede nicht davon, dass man dem Gehirn auch mal 2 Stunden Trash TV gönnt und das Bewusstsein auf Urlaub schickt, ich rede von Nichtstun. Mir ist bewusst, dass man gar nicht Nichtstun kann, aber das ist eine philosophische Betrachtung. Nichtstun im Sinne von Auf-Dem-Sofa-Sitzen und die Wand anstarren, den Wolken zuschauen und einfach nur Rumliegen. Inaktivität verursacht Verfall, das ist eine nahezu allgemeingültige Wahrheit, man kann nicht Nichtstun eben.
Wie kann ich mich nun aber reaktivieren, wenn ich durch Depression oder Erkrankung in den Ruhemodus gelangt bin und nicht mehr heraus komme? Hier kommt jetzt nur zur Erinnerung wieder meine absolut medizinisch nicht gestützte Meinung des Willens. Ich muss mir meines Willens bewusst werden oder eben Nicht, das ist ja meine freie Entscheidung. Entweder ich will dagegen ankämpfen und etwas ändern oder nicht. Wenn nicht sollte ich aber auch den Menschen in meinem Umfeld den Gefallen tun und das klar formulieren, damit sie nicht ihre Lebenskraft und Energie aufbrauchen mit einem nicht zu gewinnenden Kampf um mein Leben, was sie dann zusätzlich krank macht und in den gleichen Abgrund stürzt in den ich springe, eigentlich ist diese Option sowieso nur für Psychopathen und Menschen die ihre Mitmenschen hassen. Hier ist definitiv noch zu unterscheiden zwischen nicht wollen und zu denken nicht zu wollen, weil man noch nicht wieder kann. Herrje, das Thema ist so diffizil und erschöpfend, ich mache es mal kurz: "Wer nicht will, der hat schon", das klingt hart, aber man muss beim Helfen anderer Menschen für sich selbst eine klare Grenze ziehen bis zu welchem Punkt man Mitgehen kann und wie tief man hinab steigen kann, um jemand anderen hoch zu holen. Denn wenn man diese Grenze nicht zieht, verliert man; die Person, die man retten wollte und sich selbst. Und deswegen ist es entscheidend, ob jemand will. Jemand der nicht will, hat schon verloren, man muss den Keller gar nicht erst betreten, lasst es. Versucht möglichst viel Distanz zwischen euch und diese Person zu bringen. Aber was, wenn diese Person mir nahe steht, gar ein Familienangehöriger ist? Im Endeffekt muss das Gleiche gelten, Überleben ist ein lebenslanger Kampf, den man Alleine führt. Sich helfen lassen muss man wollen, ohne Wille ist jede Hilfe sinnlos. Und Wille ist auch keine Absichtserklärung sondern etwas, dass man investieren muss, bei jeder Aktion, jeden Tag, jede Stunde, Minute, Sekunde! Wille ist der Treibstoff von Erfolg, allgemeingültig! Und ICH bin immer der, der Willen entwickelt, ein Wille kommt immer aus mir selbst, niemals von Außen! Und mit Willen kann ICH alles schaffen...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen