7/17/2022

10 Jahre Vol. 04 - Der wahre Geist der Weihnacht

Ein unglaublich anstrengendes Jahr lag hinter mir, als ich im November 2013 ein Gefühl der Dankbarkeit verspürte, ein unglaubliches Gefühl der Dankbarkeit, am liebsten hätte ich den Menschen, die in den letzten 12 Monaten immer an meiner Seite standen alle ihre Wünsche erfüllt, Geld hatte ich genug, da ich praktisch keine Ausgaben hatte, selbst dafür war ich dankbar, denn hätte das Arbeitsamt in Dortmund nicht so viel Nachsicht mit mir gehabt und hätte meine Krankenkasse nicht die 1500 Dialysespülungen und die damit verbundenen Kosten bezahlt, ich hätte nicht die Chance gehabt zu überleben und mich zu bedanken. Natürlich gab es auch Menschen, die meinten, dass ich "mich hängen ließe" und "mich nicht so anstellen solle", aber von denen hat man auch immer weniger gehört. Wenn man wirklich herausfinden will, welche Menschen einem wichtig sind und wem man etwas bedeutet muss man scheinbar erst einen Tanz mit dem Tod wagen.
In der ständigen Gewissheit, dass jeder Tag faktisch mein letzter sein konnte, wollte ich es dieses Weihnachtsfest noch einmal richtig knallen lassen. Da ich kaum in der Lage war mein Bett zu verlassen aufgrund der geschwollenen Gliedmaßen und der ständigen Atemnot, bestellte ich einfach mal alles, von dem ich dachte, dass sich meine Liebsten darüber freuen online. Ich vermisste natürlich das Rausgehen, die Weihnachtsstimmung in den Läden, die geschmückten Häuser und Gärten, die Tannenbäume, einfach den ganzen Kitsch jener Zeit, der irgendwie dazu gehört. Ich versuchte mir selbst in meinem kleinen Krankenzimmer ein wenig Winterwunderland einzurichten, Weihnachtsmusik in Dauerschleife. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie ich meinen inneren Konflikt mit dem Weihnachtsfest als solches mit dem ich mich ja scheinbar weiterhin philosophisch beschäftigt habe beiseite schieben konnte und einfach den wahren Geist der Weihnacht verinnerlichen konnte. 
Ich habe mich sogar hingesetzt und eine Weihnachtszeitung erstellt, die seitdem jedes Jahr festes Ritual der Weihnachtszeit ist, in der ich unsere Familienweihnachten von früher beleuchtet habe, Weihnachten in anderen Ländern, einen "Scrooge-Weihnachtscomic" von Nintendo gesammelt habe, Top-Listen von Weihnachtsfilmen, alles was einem so einfällt zusammengefasst. Ich glaub das Ding hat ne ganze Farbpatrone gefressen, aber ich war stolz etwas erschaffen zu haben, den Anderen etwas hinterlassen zu können, auch wenn es nur eine gefühlsdurchtränkte Ansammlung an bedrucktem Papier ist. Na ja und eben auch noch jede Menge Geschenke, ich habe mir in diesem Jahr kein Budget gesetzt. Ich wollte, dass unterm Weihnachtsbaum einfach nur Überwältigung herrscht, dass man sich immer daran erinnert, wie großzügig ich war.
Ich erfreute mich an diesem Weihnachtsabend an jedem Strahlen, jedem Lächeln, jedem Danke, dass ich auslöste.
Es war einer der glücklichsten Tage in den letzten Jahren, weil ich für ein paar Stunden komplett vergaß, dass ich den Bauch voller Zuckerwasser hatte, welches durch einen Katheter alle 4-6 Stunden durch Schwerkraft und Spülung meinen Körper von Giftstoffen und im besten Fall eingelagertem Wasser befreite. Ich vergaß, dass ich einen Blutdruck um die 200 hatte, wenn ich ruhig war, dass mein Herz seit knapp einem Jahr nur noch schlug, weil mein unbändiger Wille es schlagen ließ. Der Abend war so dermaßen erschöpfend, dass ich danach tagelang nicht wirklich aus dem Bett kam. Das führte sogar dazu, dass Wolfgang anzweifelte, ich wäre überhaupt krank, als ich nicht zum fröhlichen Weihnachtsessen kommen konnte und mich an meinem Krankenbett besuchte und anschrie, wie erwähnt, es gibt Menschen, die haben es bis heute nicht verstanden. Familie geht bei Manchen eben nur in eine Richtung und nur solange alles heile Welt ist. Äußerst spannend, dass man im Nachhinein eigentlich schon immer wusste, wessen Geistes Kind er war.
Na ja und dann gab es da ja noch dieses ganz spezielle Weihnachtswunder, denn an jenem Weihnachtsabend erkannten vier Menschen für sich, was Familie und Zusammenhalt wirklich bedeutet, nämlich IMMER füreinander da zu sein und das vor Allem in den schwersten Zeiten, denn das sind die, in denen man sich wirklich braucht. Und dafür danke ich an dieser Stelle einfach nochmal.



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