4/23/2023

Lebenslänglich

Ich hab schon zweimal ja gesagt
Und zweimal besser nein
Doch bei dir da hab ich so gefühlt
Es muß noch einmal sein

Bei dir gibt 's keinen Notausgang
Und auch kein Rettungsboot
Ich werf' mich blind in's Feuer rein
Von jetzt bis in den Tod

Mit dir ist lebenslänglich lebenslänglich
Eine Gnade
Mit dir ist lebenslänglich unvergänglich
Die geilste Zeit der Welt

Für dich ist mir mein Leben wegzugeben
Nicht zu schade
Mit dir ist lebenslänglich unvergänglich
Weil diese Liebe ganz bestimmt unendlich lange hält

Ich bin noch ziemlich irritiert
Was dich und mich angeht
Es steckt noch in den Knochen drin
Da tut noch etwas weh

Ich geb' dir meine Freiheit nur
Wenn du mir deine gibst
Doch lieben tu' ich dich auch dann
Wenn du mich nicht mehr liebst

Mit dir ist lebenslänglich lebenslänglich
Eine Gnade
Mit dir ist lebenslänglich unvergänglich
Die geilste Zeit der Welt

Für dich ist mir mein Leben wegzugeben
Nicht zu schade
Mit dir ist lebenslänglich unvergänglich
Weil diese Liebe ganz bestimmt unendlich lange hält

Besser kannst du mich nicht strafen
Als lebenslang mit dir
Ich bekenn' mich schuldig
Ich will die Strafe spüren
Ich bestehe auf den Vollzug
Auf jeden einzelnen Tag
Weil ich dich verdammt nochmal so mag

Mit dir ist lebenslänglich lebenslänglich
Eine Gnade
Mit dir ist lebenslänglich unvergänglich
Die geilste Zeit der Welt

Für dich ist mir mein Leben wegzugeben
Nicht zu schade
Mit dir ist lebenslänglich unvergänglich
Weil diese Liebe ganz bestimmt unendlich lange hält

Weil sie lange hält

Für dich ist mir mein Leben wegzugeben
Nicht zu schade
Mit dir ist lebenslänglich unvergänglich
Weil diese Liebe ganz bestimmt unendlich lange hält

Text: Hans-Joachim Horn-Bernges, Matthias Reim

Der Text klingt, als hätte ich ihn selbst geschrieben, als wäre er über uns, vielleicht mit anderer Intention doch "ich fühl immer noch wie damals, noch genauso du Idiot!"

4/22/2023

Entscheidung?

"Etwas zu können und es nicht zu tun ist etwas völlig anderes als es zu wollen und nicht zu können." (wahrscheinlich von mir)
Diese Erkenntnis ist mir eben gekommen, als ich entschied, dass ich mir nichts mehr beweisen muss. Ich habe es hinter mir, dass ich mir eingeredet habe, dass der Samstag meinem Verein gehört (auch wenn er das irgendwie tut, wegen Herz und so) aber warum sollte ich, wenn ich nicht das Gefühl und Lust drauf habe mir antun, dass ich eine stressige Zugfahrt antrete, für eine Veranstaltung, die mich faktisch den ganzen Samstag kostet und das Pay-Off ist was?
Bin ich so, dass ich, wenn ich weiß, dass ich etwas kann, weil alle Optionen da liegen, es nichts mehr gibt, was mich hindert, es nicht mache, weil ich mir nichts beweisen muss oder warum? Ist es zu einfach, brauche ich den Schmerz, die Qual, das Leid?
Ich hatte mir eben für mich so eine schöne Begründung zurecht gelegt... Ich bin mir sicher, dass die Agoraphobie nicht mehr existent ist oder zumindest so schwach, dass ich sie nicht mehr als Ausrede für irgendwas nutzen kann. Ich war Donnerstag bei meinem Hausarzt und wusste gar nicht, was ich da sollte, als das Arztgespräch war. Wenigstens konnte ich die neue Adresse mitteilen und mir eine Überweisung zum Augenarzt besorgen. Ich sehe einfach kaum noch einen Sinn groß rauszugehen, da ist doch Nichts, was mich mehr interessiert. Ich glaube das ist es, ich habe eben gemerkt, dass mich derzeit Fußball gucken nicht mehr interessiert. Ich werde nicht mehr heiß, dieses 3:3 letzte Woche hat mir glaub ich mehr genommen, als ich zugeben will, als Fan, als Liebender. Ich hoffe der Engel aus Essen überlässt mir auch noch das Spiel gegen Wolfsburg, aber vom Gefühl her will ich das nicht mehr, ich liebe den Verein wirklich, aber zum Fußball gehen, vielleicht ist wirklich loslassen nur Solches, dass man auch wirklich in Händen hält und freiwillig abgibt. Ich bin mal gespannt, wie es sich in den kommenden Tagen anfühlt.

4/21/2023

Pfad der Demut

War das wohl der Grund? Der Grund meines Rückzugs aus der Welt? War es vielleicht weil sie alle zu mir kommen, weil ich für sie alle ein Ohr hatte, immer, überall, weil ich nicht "Nein" sagen konnte, weil es mich überfordert hat, weil ich ALLE retten wollte, es aber nicht kann, schon rein mathematisch nicht, ich will das immer noch! Und vermutlich könnte ich es auch, so wie viele von euch, die mit einer Stimme sprechen, die einem Weg folgen, die auf der guten Seite sind, die nicht hingehen und sich für ihre Sünden entschuldigen, sondern einfach direkt Gutes tun, die nicht bloß reden, sondern wirken, auf dem einen Pfad, dem Pfad der Gerechten, dem Pfad der Seligen, dem Pfad, den auch ich beschreite. Und ähnlich wie bei Matthäus 11,28 "Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.", sind wir für Euch da, immer wenn ihr jemanden braucht, wir sind die Werkzeuge, seine Werkzeuge euch zu formen und zu reparieren. Doch ich will hier auch ein Wort der Demut sprechen, sie sei es, die uns vorangeht, Demut und Dankbarkeit, weil wir Dein sind.
Und haltet mich für einen durchgeknallten Irren, aber ich fühle es und es fühlt sich gut an!

Der Triumph des Herzens, immer

Ja, wir reden uns immer ein, dass es die Krieger sind, die uns Schlachten gewinnen lassen, dazu der Verstand, der Kriege gewinnt. Aber wir vergessen oft das Herz. Doch das Herz ist es, das die Krieger gewinnt und ohne Krieger gewinnt man nicht die kleinste Schlacht.
"Heerführung ist einfach; kenne dich, kenne den Feind, gewinne die Schlacht.", (frei aus: "Die Kunst des Krieges")
Wir aber, die wir nicht mit Schwert und Schild kämpfen, sondern nackt mit dem Herzen kämpfen gewinnen immer weil die Liebe mit uns ist. Selbst in der Niederlage sind wir stets die Sieger, weil Liebe ewig ist. Und kein Schwert, kein Schild, keine Schlacht, kein Krieg überdauert je die Ewigkeit. Nur Liebe!

Webinare = Kaffeefahrt 2023

Denkt drüber nach, alle wollen nur euer Bestes! Euer Geld!

Kennt ihr noch Kaffeefahrten, wo man in einen Bus gepackt wird und alles ist kostenlos und dann wird man in irgendeinen Verkaufsraum gesperrt und erst wieder herausgelassen, wenn die Taschen leer sind und man am Besten noch ein Abo für irgendwas abgeschlossen hat. Webinare sind so oft nichts anderes oder? Habt ihr schonmal an sowas teilgenommen? Danach bekommt ihr bescheuerte Anrufe und irgendwer will euch sein Buch andrehen oder ein neues tolle Geschäftsprinzip an dem schlussendlich nur der Anbieter verdient und ihr in die Falle geht. Unsere ganze Welt läuft doch mittlerweile so, wir sind überall in einer Marktsituation, irgendwas tolles wird dir kostenlos angeboten und um es dann nutzen zu können oder falls du gehooked wurdest oder schon eine Abhängigkeit entwickelst kommt die Zahlschranke, von Drogen bis Gottes Liebe, alles ist bloß noch Handelsware. Was sind wir bloß geworden?

Nenn es doch Gott

Ich tue mich sehr schwer damit, das ganze Positive, was mir in letzter Zeit widerfährt auf Gott zu schieben. Es macht vielen Menschen Angst öffentlich dazu zu stehen sich in seine Hände zu begeben. Ich habe lange das Gefühl gehabt, es handle sich dabei um ein Abgeben von Verantwortung für das eigene Handeln und Irrsinn, seine Handlungsfähigkeit zu verlieren. Daran trägt viel Schuld das Bild des Gläubigen in der Öffentlichkeit, die nur den Verlorenen sehen, der seine Reichtümer an ominöse Sekten überschreibt weil die ihm mit ominösen Versprechungen und Prophezeiungen das Ego pinseln und sie so lange zuquatschen, bis sie alles von ihnen haben.
"Auf die Knie ihr Ungläubigen, ihr habt die freie Wahl, bleibt was ihr seid oder gebt Vertrauen und erhaltet Liebe, die ihr so noch nie gespürt habt. Liebe bis zur Sonne und wieder zurück!"

Woher kommen diese Worte, so spreche ich nicht. Klingt wie Toy-Story!
Ganz genau, noch Fragen?
tickman.lifeentertainment@gmx.de

Habt ihr Interesse an noch älterer Lore?

Leute ihr seid der absolute Wahnsinn, ich danke euch so sehr, dass ihr mich auf meiner Reise ins Ich begleitet und ich lese so gern eure Mails und eure eigenen Erfahrungen und danke euch für euer Vertrauen, dass ihr mir so viele wirklich intime Dinge anvertraut, die anonymen Gespräche und das Feedback überwältigen mich. Vielen vielen Dank, dass ihr mir das Gefühl gebt, wirklich etwas zu bewirken und nicht bloß aus Gründen der Selbstdarstellung und der eigenen Gefallsucht zu handeln. Ihr wisst ja alle, dass ich ein Lebenstrauma mit mir herumtrage und da ich nie wirklich therapiert wurde, bin ich immer nur bis zu einem gewissen Punkt vorgedrungen, was die Traumabewältigung angeht. Ich habe vor demnächst einen Schritt weiterzugehen und würde euch gerne mitnehmen auf diese Reise. Ich kann noch nicht ganz genau abschätzen, wohin uns das führt, aber ich bin sehr gespannt. Und im Vergleich zu früheren Versuchen bin ich heutzutage stabil. Und ich will diese Zeit nutzen und nicht wenn mein Körper auch wieder zu einhundert Prozent einsatzfähig ist kostbare Zeit verlieren erst noch die verstreuten Reste von Traumata zu suchen. Ich weiß auch gar nicht, wie erquickend oder spannend das werden wird, da es sich für mich anfühlt, als ob da nicht mehr viel ist, was mich wirklich schocken kann, aber ein Umzugskarton voller Papier kann sehr viel mit einem Menschen machen. Ich weiß noch nicht genau, wann ich das Projekt angehe, weil ich erst den Blog komplett überarbeitet haben will (derzeit bin ich kurz vorm vermeintlichen 2012er Breakdown), so eine Reise ins Ich will gut vorbereitet sein, wenn man sich ungewiss ist, was da wartet.
In jedem Fall bin ich unglaublich dankbar, dass ich diese Reise machen darf, dass ich noch lebe, dass die gesamte Vergangenheit mich hierhergebracht hat und ihr wisst, dass ich seit einiger Zeit weiß, dass es noch einen Verbündeten für uns alle gibt, die wir auf ihn vertrauen. Und auch wenn es bald wieder regnet, ab und zu mal danke sagen kann nicht schaden.

Willst du dir nen' Namen machen...

Ihr wisst, was Alligatoah dann singt!
Es geht mir heute in meinem selbstphilosophischen Ansatz darum, wieso wir den Drang verspüren, allem und jedem einen Namen zu geben, alles zu benennen anstatt es einfach SEIN zu lassen. SEIN wieder, schlussendlich ist es alles SEIN, wir sind bloß verwaltend tätig und das zum Teil richtig schlecht aber auch wir sind SEIN. Das müssen wir verstehen und dann sind Namen plötzlich unwichtig.
Wir sind alles, alles ist EINS, SEINS!

Wie konnte das passieren?

Liebe Leute, ich weiß ihr seid nicht so drin im Thema, aber ich bin ja so ein Selbstreflektionsfetischist (ich fürchte das Wort gibt es noch nicht) und bei meinem Make-Over vom Blog und von meiner Person generell fällt mir halt auf, dass ich scheinbar schon einmal an diesem Punkt war. Der Punkt an dem ich mit mir im Reinen war, die megadepressive Phase überstanden hatte und auf dem Weg zu etwas Gutem war. Ich habe im Spätsommer/Frühherbst 2012 so viele schlaue Sachen verfasst, die ich heute nicht sonderlich anders schreiben würde und scheinbar auch danach gelebt. Es ist äußerst spannend, dass ich nicht weiß, was schief ging, warum plötzlich alles den Bach runter ging? Denn wir nähern uns mit dem Dezember dem, was laut einhelliger Meinung mein Breakdown war, dieser Blog (und dem vertraue ich mehr, immerhin hab ich ihn verfasst) erzählt mir bislang eine andere Geschichte. Oder habe ich versucht mich mit dem was ich niederschrieb so sehr selbst zu betrügen, dass ich es gar nicht sehen konnte und habe ich das getan, was vor mir schon so viele Feldherren und Herrscher getan haben, den tatsächlichen Kriegsverlauf zu verschweigen, um von außen immer noch als Siegermacht dazustehen?

Bin ich eigentlich ein unfassbarer Narzisst, dass mich meine eigene Lebensgeschichte so fasziniert und warum kann ich mich an große Teile dieser Zeit nicht im geringsten erinnern, um einen Abgleich mit dem was wirklich geschehen ist zu machen? Ich sehe ja in den Zugriffszahlen, dass euch das auch interessiert, aber warum? Ich bin doch nichts Besonderes, nur ein Typ, der vieles durchgemacht hat und darüber schreibt, auch mittendrin. Ohne die ganzen Menschen in meinem Leben, die auf die ein oder andere Weise eingegriffen haben, mich retteten, mir halfen, da waren, nicht da waren, mich aufprallen ließen, ohne diese ganzen Menschen wäre ich heute nicht, der der ich bin. Und auch wenn ich so gern darauf poche, dass ich nie wirklich eine Therapie gemacht habe, ihr alle seid meine Therapeuten und manche etwas mehr als das.

Und ob ihr es glaubt oder nicht, es gibt eine ordnende Kraft, ihr könnt das nennen wie ihr wollt, es ist in uns und macht Alles möglich. Ich war lange Zeit unglaublich hochmütig und undankbar, aber Freunde war das ein langer tiefer Fall. Heute bin ich dankbar für so ziemlich Alles, weil das Alles nicht selbstverständlich ist. Die Freunde, die Seelenverwandten, die Schwestern, die Herzensmenschen, die Familie, der Glauben, das Alles gibt Kraft und verbraucht Kraft, aber die Energiereserve in uns ist unerschöpflich solange wir in die Liebe vertrauen, in das Licht, in das Gute, in die allumfassende Macht des Seins. An dieser Stelle könnte man natürlich die Wortwahl "Sein" kritisieren, allerdings habe ich das sehr bewusst getan, denn neben dem Verb ist es eben auch besitzanzeigend und ohne den Bezug zum Ich wird es kein erfülltes Sein geben.

Die 90er

Kaum ein Jahrzehnt ist so verschrien als trashig wie die 90er, man muss sich nur mal Bilder angucken, wie man da herumgelaufen ist. Ich bin in den 90ern zum Jugendlichen gereift, da trägt man sowieso meist konformistisch alles das, was die Anderen tragen oder eben nonkonformistisch das genaue Gegenteil, ich habe ziemlich präzise zum Jahrtausendwechsel meine Liebe zu Hawaiihemden entdeckt und trage sie seither unabhängig von der Mode der Zeit, aber in den 90ern habe ich, soweit ich Einfluss nehmen konnte und meine Mutter mir das nicht gekauft hat, darauf geachtet, dass es nicht zu bunt wurde, weil mich die knalligen Farben meiner Mitschüler & Freunde schon unruhig genug machten, da wollte ich wenigstens bei mir ein wenig Ruhe finden können. Ich war ein süßer kleiner Fratz, der gern grübelte aber auch sehr beliebt bei den anderen Kindern war, so dass ich ständig unterwegs war. Ich bin die Generation, die weiß was draußen spielen heißt und um ein Handy noch wirklich kämpfen musste. Was waren wir stolz auf unsere Bauziegel von Nokia und was haben wir Worte verschwendet nur um cool zu sein, haben uns SMS gesendet mit 16 nur um den Unterricht zu stören oder angerufen um den neuesten Jamba Klingelton zu präsentieren, das war dann aber schon Anfang der 2000er. Ich hatte als Kind keinen Computer, ich habe mit 10 Jahren einen Fernseher und einen SNES bekommen, doch die Hoheit über das Kabel hatte immer meine Mutter.. Das schlimmste Verbot war Fernsehverbot, nicht weil man kein Fernsehen konnte, sondern weil ohne das Gerät der SNES nicht spielbar war. Meine erste CD (man höre und staune war ein Sampler namens "Open House", das war als ich mich von meinem schrankgroßen Plattenspieler/Kassettenrekorder verabschieden musste. Ich habe mir irgendwann aus nostalgischen Gründen einen Satz alter DJ-Platten bei ebay bestellt und da sind unter anderem Klassiker wie "Mr. Vain" oder "Samba De Janeiro" dabei. Die Musik, die durch unsere Kinderzimmer hallte war eine Mischung aus der Musik, die uns unsere Eltern mitgegeben hatten, bei mir vor allem Elvis und Truck Stop  (Rock'n'Roll und Country) und dem was wir im Radio hörten und zu der Zeit war eben Eurodance und Dancefloor der heiße Scheiß, kindgerecht aufgearbeitet von Schlümpfen und Mainzelmännchen, dazu habe ich mir Das Modul und Blümchen und jede Menge anderes NDD Zeug reingezogen. Man muss sich mal vorstellen, dass diese Musik auf WDR4 lief. Ein Sender, der eigentlich für Schlager und anderes deutsches Liedgut Richtung Volksmusik bekannt war. Irgendwann kamen dann 2 Unlimited und Scooter dazu und mit dieser Musik konnte man sich ja so unglaublich gut von dem abgrenzen was die Eltern hörten, dieses Utz Utz Utz gefiel denen gar nicht und man hatte seinen ersten Generationenkonflikt. Ach herrje das Mädchen auf der Schaukel hörte lieber Girl- und Boygroups, wobei ich nicht sicher bin, ob dieses Phänomen nicht erst in den 2000ern eingesetzt hat. Für mich wird sie immer einen Backstreet Boys Pulli anhaben. Das Eis im Sommer schmeckte großartig und die Sommer fühlten sich endlos an, man konnte noch auf der Straße spielen, ich als Dorfkind weiß noch wie ein Bauernhof riecht und die ganze umliegende Landschaft und wenn die ganze Gegend vom Geruch von frisch gemähtem Gras erfüllt ist. Wir haben uns an heißen Tagen auf die Gewitter gefreut, damit wir nach dem Regen in den Pfützen planschen konnten, auch hier gab es diese ganz besondere Luft zu riechen, wir haben auch ganz anders geschmeckt. Bei uns zuhause gab es keine Cola, das geschmacksintensivste war ein widerlicher Multivitaminsaft in den man mir meine Medikamente in Pulverform gekippt hat. Was war das für eine Geschmacksexplosion, als ich das erste mal ein VitaMalz trank und heute weiß ich, das was da einschoss war bloß der Zucker und das Malzaroma. Und es gab nichts, was uns aufhalten konnte, Träume und Kreativität durchströmten uns, ob es darum ging Geschichten zu erfinden, warum man weite Strecken zu Fuß ging ohne zu murren, das war dann einfach irgendeine Heldenreise, alles wurde mit Sinn aufgeladen, wir haben auf Geburtstagen Schnitzeljagden veranstaltet, meine Mutter hat sich zu jedem meiner Geburtstage Spiele ausgedacht, wir hatten Wasserbombem, Klopapiermumien, Eierläufe, einmal haben wir auf dem großen Parkplatz Völkerball gespielt. Zu meinem zehnten Geburtstag kam ein Zauberer und wir haben in der Garage eine "Kinderdisco" abgehalten. Ich hatte schon in anbetracht meines Schicksals oder gerade deswegen eine unbeschwerte Kindheit und dafür bin ich sehr dankbar. Und auch für die Freunde, die das möglich gemacht haben. Mit einigen habe ich heute noch Kontakt.

Wenn ich heute immer höre, 90er Revival Party und dies 90er und das 90er, dann wird in meinen Augen oft vergessen, dass das Ganze für meine Generation noch nicht so lange her ist, wir haben dieses Jahrzehnt mit Leben gefüllt, für mich braucht jede 90er Party im Endeffekt auch etwas Kindliches, Verspieltes, denn ich war definitiv zu jung, um auf Raves zu gehen, die LoveParade 1998 habe ich noch auf RTL2 im Fernsehen gesehen und war komplett gefangen, ich habe Borussia Dortmund 1997 die Champions League gewinnen sehen, weil ich lange aufbleiben durfte und am darauffolgenden Wochenende den Henkelpott in real in Dortmund sehen durfte, beim 2:1 Sieg gegen Köln und meinem ersten Stadionbesuch. Ich habe beim Martinssingen jedes Jahr so viel Süßkram mit nach Hause gebracht, dass mein Vater bis Weihnachten versorgt war. Ich glaube das einzig negative in dem Jahrzehnt war aus meiner Kindersicht der Tod von Falco, den ich im Krankenhaus aus dem Radio erfuhr, als ich nach meiner Transplantation in den Türmen der Uniklinik von Münster residierte.

Wisst ihr noch die Angst vor dem Jahr 2000 und dem Zusammenbruch aller computergesteuerten Systeme, weil... ja warum eigentlich, ich glaube das war eine dieser unglaublichen Massenhysterien, die ich nie nachvollzogen habe, das 2012er Ding mit dem Maya-Kalender war dagegen ein laues Lüftchen. Es gab Filme zum Thema und Künstler aller Richtungen haben sich damit auseinandergesetzt und dann war irgendwann 2000 und passiert war Nichts. Ich lernte Ende der 90er meinen Herzensmenschen kennen mit dem ich die letzten 25 Jahre eine echt ambivalente Zeit hatte. Aber das war neben meinem neuen Leben, was mir geschenkt wurde vermutlich eines der Top 3 Highlights des Jahrzehnts.