4/19/2012

Die große "Musik ist mein Leben"-Lüge

"Music was my first love
and it will be my last,
music of the future
and music of the past."

(John Miles)

Grundlos aufregen gehört bei mir ja schon zum alltäglichen Ritual, aber manchmal finde ich es einfach notwendig unerhörte Aussagen zu hinterfragen. Eine sehr beliebte Aussage der heutigen Menschheit ist "Musik ist mein Leben", meint sowas wie "Ich finde Musik geil", heißt aber "Ich lebe Musik" und da wird's für mich einfach sehr zwiespältig.
Ich bin selbst ein sehr großer Musikliebhaber und würde von mir behaupten, dass ich ohne Musik nicht leben kann, beziehungsweise möchte, es ist ein wichtiger und bestimmender Bestandteil meines Lebens, aber ich könnte nicht behaupten "Musik ist mein Leben", denn das ist in meinen Augen einfach sachlich falsch. Ich bin kein Musiker, jedenfalls nicht offiziell und es ist auch nicht so, dass Musik mir mein täglich Brot finanziert, oder für mich atmet oder Erledigungen macht. Ich liebe Musik, in der Tat aber ich kann mich nicht hinstellen und sagen "Musik ist mein Leben"...
naja irgendwie könnte ich schon, habe ich doch 24 Stunden am Tag Musik laufen und könnte auch zu jedem wichtigen Ereignis meines Lebens den passenden Soundtrack benennen aber die meisten dieser Wannabes, die sich hinstellen und meinen Musik wäre ihr Leben sind in meinen Augen elende Poser und Style-Mitläufer, die denken sie wären mit so einer Aussage hipper als die anderen...  Seht es ein, ihr seid Abziehbilder von richtigen Musikfreaks wie mir, ihr meint nur weil ihr gern die Charts hört und die aktuellen Playlisten eurer MP3 Player kennt seid ihr funky, weil ihr einmal im Monat auf ein Konzert eurer Lieblingsindieband geht meint ihr, ihr müsstet euch Experten schimpfen, ihr habt keine Ahnung.
Ganz ehrlich, wenn ich sie schon sehe, am Bahnhof mit ihren überdimensionierten Fashion-Kopfhörern, die ja noch fresher klingen als die letzten, in ihren Cordhosen mit dem trendigen Halstuch aus der Tasche fransen, es gab mal eine Zeit, da wäre man gegen Menschen wie euch vorgegangen und hätte euch als Landstreicher und Störenfriede erstmal umerzogen. Da sind mir die Punks ja lieber, die sind sich wenigstens bewusst, dass man sie als Schmuddelkinder sieht und es interessiert sie nicht, außerdem haben die euch eine ganz wichtige Sache voraus, jedenfalls die meisten. TOLERANZ, liebe Freunde.
Denkt ihr, ihr seid elitär mit eurem Outfit des braven Schwiegermutterlieblings oder haltet ihr euch einfach nur für cool, weil ihr so chillaxige Musik hört und denkt es sei Rockmusik, weil da einer mal ne E-Gitarre einspielt während über Liebe und Sonnenschein geträllert wird. Ihr macht euch doch ein, wenn man euch mal richtige Rockmusik vorspielt, da bekommt ihr Angst, oder? Ganz im Ernst, die meisten von euch wissen nicht einmal, dass es Metal gibt, geschweige denn dass man es nicht mit einem doppelten "L" schreibt. Ich stelle es mir höchst witzig vor gerade, wenn mich jemand von euch mal als Gast-DJ auf eine Party einlädt. Dann ist nach dem ersten Track die Tanzfläche und nach dem zweiten die ganze Bude leer, weil alle aus den Ohren bluten. Ja Freunde so ist es doch...
und ihr wollt mir dann noch erzählen "Musik ist mein Leben"? Das ist auch einer der Hauptkritikpunkte an dieser Aussage in meinem Verständnis; Musik ist etwas riesiges, breit gefächert und voller unzähliger Nuancen in der Wahrnehmung. Ich bezeichne mich selbst als sehr "openminded", wenn es um Musik geht, das bedeutet, dass ich kaum in Genregrenzen gefangen bin und erst das Gesamtbild als Kunstwerk ansehe, nicht die Bausteine. Musik ist das alles, von Jazz über Volksmusik, zu Black Metal oder House, um nur ein paar Beispiele zu nennen, wer könnte jetzt noch behaupten, vor allem wer von euch "Playa-Style-Indie-Kids", dass Musik sein Leben sei? Seht es ein, ihr findet Musik gut und das ist ja auch ne super Sache, dagegen ist nichts zu sagen, aber bleibt auf dem Teppich, lasst die Übertreibungen und sagt es einfach wie es ist: "Wir sind Opfer unserer Lifestylegesellschaft in der es hip ist, so zu tun, als würde man jemand sein, der man gar nicht ist und deswegen ist Musik unser Leben"

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