4/26/2012

Lieber Florian

Zuerst einmal wollte ich dir sagen, dass es mir leid tut...,
dass ich erst jetzt den Mut habe, mal reinen Tisch zu machen und dir ein paar Dinge zu offenbaren. Ihr wart so gut zu mir, ich finde einfach ich bin es dir und auch der "Familie" schuldig, dass ich hier ein paar Sachen klar stelle. Vielleicht ist das hier auch der falsche Ort aber es muss einfach raus und hier erscheint mir der geeigneteste Platz dafür...

Ich war nicht wirklich in einer Klinik die letzten Monate, das war nur eine starke Übertreibung dessen, wie ich es empfunden habe, in Wirklichkeit habe ich bei meinen Eltern zu Hause die Tage im Bett verbracht und versucht wieder ein wenig Boden unter die Füße zu bekommen. Die Depressionserkrankung hat Ende letzten Jahres dazu geführt gehabt, dass ich nicht mehr kommen konnte, weder ins Stadion noch sonst irgendwohin. Schon die letzten Male, wo ich noch bei euch war, waren für mich körperliche Grenzerfahrungen. Beim Derby die ersten fast 20 Minuten zitternd auf dem Klo zu sitzen war kein schönes Gefühl, jeder Gang zur Tribüne hoch war zum Ende hin mit beinahe Todesangst verbunden, weil ich mit jedem Schritt spürte, wie sowohl meine Muskeln verkrampften als auch mein Atem immer flacher wurde. Dazu das Rauchen, naja wem erzähl ich das.
Ich will mich nicht rechtfertigen und doch tu ichs, weil ich einfach finde, dass du verdient hast, dass ich dir die Wahrheit sage, weil ich nicht möchte, dass Jemand schlecht von mir denkt. Ich war die letzten Monate nicht ich selbst, erst vor kurzem habe ich meinen Entschluss gefasst wieder nach Dortmund zu gehen und dort zu bleiben. Bei meinen Eltern halte ich es auf Dauer nicht aus, dieses ständige Gefangensein ist einfach nicht Meins und so gesehen, war es dann ja doch irgendwie Klinik, obwohl meine Therapie offiziell nur ambulant war.

Ich habe ein verdammt mieses Jahr hinter mir und ich hatte so gehofft, dass ich es mit nem persönlichen Gespräch bei nem Bierchen oder mehreren auf einer ausgelassenen Meisterfeier hinter mir lassen kann, aber die Vergangenheit ist Teil von jedem Weg. Unser Verein hat es mir vorgemacht, dass man auch wenn man schon am Boden ist, wenn keiner mehr einen Pfifferling auf einen setzen würde, dass man genau dann mit den richtigen Entscheidungen und durch das Stellen der richtigen Weichen alles zum Guten und darüber hinaus wenden kann. Ich weiß nicht, ob man mein Handeln der letzten Monate, welches wirklich zum Teil nicht sehr logisch war nachvollziehen kann, aber ich hoffe es.
Erst jetzt, bin ich im Kopf soweit, dass ich loslassen kann, dass ich mir selbst das auch eingestehe, dass ich im Moment einfach nicht in der Lage bin, meinen Platz als Teil des Ganzen einzunehmen und die Liebe, die mir entgegengebracht wird in der Form zurückzugeben, wie ich es für notwendig erachte. Daher habe ich mich auch entschieden, jemandem damit eine Herzensangelegenheit zu erfüllen, ein Geburtstagsgeschenk für einen ganz tollen Menschen, der mir sehr geholfen hat, der das gar nicht weiß, weil ich gar nicht genau erklären kann, wie dieser jemand das gemacht hat. Ich will auf diesem Wege einfach Danke sagen und hoffe, du bist mir nicht böse, dass ich dich jetzt fast 5 Monate hingehalten habe und dann jemand anderen vorziehe...

Dir möchte ich danken, für die netten Worte und die Stunden inner Kurve, ich hoffe wir sehen uns im nächsten Jahr irgendwo am Bierstand wieder, hege keinen Groll, feier unseren BVB und bleib so wie du bist!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen