4/26/2012

Sind wir zum Lügen verdammt?

Ich meine allgemein. Denken wir doch mal an unseren Tag, angefangen mit dem sich selbst morgens vorm Spiegel belügen, wenn es um das eigene Körpergefühl geht, bis hin zu den Klamotten die wir tragen, um zur Arbeit zu gehen, die wir vielleicht nur machen, weil wir das Geld brauchen, überhaupt, wann am Tag sind wir ehrlich, zu wem und warum?
Ernsthaft, ich glaube man hält gewohnheitsmäßig keinen Tag aus, ohne auch nur eine kleine Notlüge, ein Flunkern oder eine Dehnung der Wahrheit zu gebrauchen... zumindest nicht, wenn man nicht völlig isoliert leben möchte. Ich habe eine zeitlang die Realität nicht mehr so ganz richtig wahrgenommen, mir meine eigene kleine Welt zurechtgelogen. Dann von heute auf morgen habe ich damit aufgehört und siehe da, alles zerfiel... Wen wunderte das? Mich nicht, aber als ich anfing rigoros nur noch zu sagen, was ich denke, also die absolute Wahrheit als mein Wort, naja unglaublich, wie wenige Menschen die Wahrheit eigentlich wirklich hören wollen, obwohl doch immer alle von Offenheit und Ehrlichkeit faseln.
Die Wahrheit ist, dass nur die Fähigkeit zu Lügen in den meisten Fällen zwischen einem gefühlskalten Arsch und einem Frauenversteher den Unterschied macht. Tatsache ist, wie schon der von mir hochgeschätzte Kollege Greg House sagte: "Jeder Mensch lügt!" und ich würde hinzufügen: und das ist auch gut so!

Allerdings darf man das alles nicht übertreiben.
Schwierig für jemanden, der sein Geld mit Lügengeschichten zu verdienen versucht, die er konstruiert und deren Wahrheit in seinem Ermessen liegen, aber wie bei jeder guten Droge bestimmt die Dosis das Gift. Jeder Mensch nimmt mit der Nahrung zig verschiedene Gifte zu sich, jeden Tag, einige tun uns sogar gut, ich versuche es mal am Beispiel Salz. Salz wird ab einer gewissen Menge toxisch und kann zum Tode führen, allerdings können wir eine ganze Tüte Chips mampfen, ohne dass es einen Effekt hat... Die Dosierung ist gering, würden wir eine Tüte Salz pur essen (ich weiß gar nicht ob man da nicht eher bricht)... naja ist klar was passieren würde.
Und genau so ist das mit den Lügen, sie sind Teil unserer Erziehung, der gesellschaftlichen Akzeptanz und sogar gewollte Fähigkeit in jeder Art der kommunikativen Tätigkeit. Je verdünnter eine Lüge ist, desto eher kann man sie als Wahrheit verkaufen. Die reine Wahrheit dagegen wird häufig als ebenso toxisch empfunden, wie die Lüge selbst, was mich am Ende zur Schlussfolgerung führt, dass vielleicht die Wahrheit als solche eine Lüge ist und ein reines Hirngespenst jener ist, die nicht verstanden haben, dass die Entscheidung, ob wir etwas als Wahrheit oder Lüge erkennen IMMER vom Standpunkt abhängt...

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