Als die psychologische Bewertung meiner Person längst beendet war fragt mich die doch sehr junge Psychologin/Psychiaterin doch tatsächlich, was für ein Mensch ich sei. Ich hatte keine Antwort, ich bin ich, die Frage kann ich nicht beantworten, meine Selbsteinschätzung basiert auf 40 Jahren Erfahrung mit mir und jeder, der mich in der Zeit kennengelernt hat wird ein anderes Bild von mir haben und ich weiß nicht, ob ich irgendein Mensch bin. Ich weiß nicht, wie man so eine Frage beantwortet, nicht, weil ich nicht weiß, wer ich bin, sondern weil ich aufgehört habe jemand zu sein, der in irgendeiner Schublade lebt. Ich glaube ich habe geantwortet, ein Guter. Ehrlich gesagt habe ich diese beiden "Gespräche" irgendwie anders überstanden, als ich dachte. Mir wurde viel zu viel über jemanden geredet, der ich seit mehr als 10 Jahren nicht mehr bin. Ich war wahrscheinlich viel zu ehrlich und habe so viel ausgeplaudert, was mir im Nachhinein dann ja auch Probleme gebracht hat. Die hätten mal ein paar Menschen fragen sollen, die meine Transformation miterlebt haben, Dialyseschwestern oder Freunde. Und jede scherzhaft formulierte Vergangenheitsbewältigung wird mir sicherlich als nicht ernsthafte Refelktion ausgelegt. Herr Tickman hat den Ernst der Lage nicht verstanden, vermutlich wird mir die Phase in der ich meine Phosphatbinder nur schwer zu mir nehmen konnte (ich vergaß sie vor mir stehend) als Non-Adhärenz ausgelegt, die zwei Tabletten an denen ich letztes Jahr fast erstickt wäre als "Bild" und vermutlich noch jede Menge andere Dinge, die ich in meiner Art aus Übertreibung und Wortmalerei falsch verstanden werden. Ich glaube, sie hat auch nicht verstanden, dass ich mich damals nicht wirklich umbringen wollte, sondern einen langfristigen Plan dazu entwickelt habe, mit einer Ausstiegsstrategie sobald die Schmerzen gekommen wären. Nur, dass die Schmerzen nicht kamen und ich aufgrund der Depressionen damals den Absprung nicht kriegte. Versuch mal mit ner vernichtenden Diagnose aus dem Jahr 2012, als du in einer Phase akuter emotionaler Unausgeglichenheit, weil dein Leben, das du kanntest, zusammengebrochen war, zu argumentieren, dass du außer Reizdarm und der Angst vor Schmerzen, Ärzten und Autofahren eigentlich ein für dich angenehmes Leben führst. Ach Leute, als Michael sang:
"I'm starting with the man in the mirror
I'm asking him to change his ways
And no message could have been any clearer
If you wanna make the world a better place
Take a look at yourself and then make a change"
da war es wie ein Aufwachen, die Art und Weise, wie man mich behandelt hatte, löste bei mir eine Art Trotzreaktion aus, eine Chance mich noch einmal zu wandeln, den Rest dieser ganzen Scheiße, die ich mit mir rumtrage loszuwerden. Da scheint ja noch was zu sein, was mich hindert... Ich selbst zweifle ja daran, aber sobald dann das Schreiben kommt, kann ich ja zum Psychiater und mir den angeordneten Therapietermin zu holen, ich bin wirklich gespannt, worum es hier geht. Und ob es nicht darum geht, mich zu einem ordentlichen Lemming zurückzustutzen, weil ich ein paar Ideen lebe, die vielleicht nicht übereinstimmen mit einer guten Prognose für eine Transplantationsfreigabe.

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