Ich weiß, dass ich vor langer Zeit schon einmal über das Judasevangelium gespottet habe, allerdings habe ich mittlerweile Blicke hineingeworfen und obwohl es sehr befremdlich erscheint, dass Judas sich selbst als Opfer darstellt, so ist es doch eine interessante Sichtweise, dass Jesus ihn quasi auserwählt hat, ihn zu befreien (und damit faktisch die Menschheit von der Sünde).
"Jesus spricht zu Judas: Du aber wirst sie alle übertreffen. Denn du wirst den Menschen opfern, der mich kleidet." (Judas 33-34)
Hier spricht Jesus ihm direkt die Rolle desjenigen zu, der verantwortlich für seine Entmenschlichung sein wird, im Weiteren folgt: "Judas fragt ihn: Wann wirst du mir diese Dinge erzählen, und wann wird der große Tag des Lichts anbrechen? Jesus antwortet: Dein Stern hat dich irregeleitet, Judas." (Judas 37-38), das ist für mich auf zwei Arten interpretierbar, einerseits ist die Frage nach dem Tag des Lichts und der Bezug zum Stern möglicherweise eine Anspielung auf den Morgenstern, Satan und dessen Ankunft am jüngsten Tag und der Irrleitung, dass Judas es als etwas schlechtes ansieht, Jesus zu verraten, der schließlich freiwillig für die Sünden der Menschen seine menschliche Existenz opfert, andererseits kann es auch sein, dass Judas den Tag des Lichts, als eben jenen Tag bezeichnet, an dem die Sünden der Menschen vergeben werden und ihm Jesus sagt, dass der Stern der Juden ihn irregeleitet hat und an jenem Tag etwas Neues (Das Christentum) entstehen soll, immerhin ist das Judasevangelium nach wissenschaftlichen Quellen ungefähr im 2. Jahrhindert nach Christus entstanden und konnte damit schon ersehen, dass sich das Christentum etablieren wird. Möglicherweise spricht auch antisemitisches Gedankengut mit, das kann ich nicht verifizieren.
"Jesus sagte zu Judas: Du wirst verflucht sein von den anderen, doch du wirst über sie herrschen. In den letzten Tagen werden sie dich verfluchen und dich für das Opfer beschuldigen." (Judas 56ff)
Hier gibt es noch einmal eine Legitimierung von Jesus selbst, der Judas Opfer hervorhebt, das er für die gesamte Menschheit bringt und es ihm niemals vergolten wird, im Gegenteil, er dafür für alle Zeit als der Verräter Jesu in die Geschichte eingeht. Natürlich bleibt die Frage offen, ob es, wenn aus irgendeinem Grund Judas einen freien Willen gehabt hätte und sich gegen den Willen Gottes stellen hätte können keinen toten Jesus gegeben hätte, oder ob er einfach nur tragisches Werkzeug des Plans Gottes gewesen ist, der aber durch jeden x-beliebigen hätte ersetzt werden können, aber das ist etwas für eine andere Gedankensitzung.

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