1/06/2013

Und dann noch Valerian

Neuer Tag neues Glück! Damit beginne ich jeden Tag mit einem Lachen und froh gestimmt, meist hat sich das dann gegen Mittag erledigt, wenn ich irgendeinem der Möchtegern-Ärzte und einer ihrer irren Diagnose oder Behandlungs-Theorien begegnet bin. Heute sollte doch tatsächlich ein weites gehend fröhlicher Tag werden, aber leider wieder nicht gänzlich ohne den Inkompetenz Faktor, mein schlechtes Karma bleibt mir treu und beschert mir heute die große Freude meinen Vater ausrasten zu sehen, weil er unfähig ist eine einfache Bestellung in einem FastFood Restaurant abzugeben und ohne Essen wieder aus dem Laden gelaufen ist. Ich glaube so etwas habe ich das letzte mal im Spielwarenladen gemacht, als ich gemerkt hab, dass ich mir die Magic-Karten doch nicht leisten kann, die ich kaufen wollte... Aber das war schon der zweite Anlauf, denn beim ersten haben sie es fertig gebracht ein King des Monats Menü zu kaufen, ohne King des Monats und statt Pommes mit dem widerlichsten „Fresh Salad“ der Geschichte... und tanzen damit hier stolz wie Oskar an, nur um dann direkt wieder auszurasten, dass ich mich DARÜBER natürlich nicht freue... genau so wenig übrigens wie über den Erdbeershake, der viel zu groß geraten war... Aber wie vieles im Leben ist es auch hier so, wenn du willst, dass man es richtig macht, mach es selber... Ende vom Lied waren 2 relativ kalte und völlig gematschte Royal TS mit einer Fanta aus einer Plastikflasche... und ich hatte mich so auf dieses Festmahl gefreut am vorletzten Tag meiner Gefangenschaft... Das sage ich, ich sehe keinen wirklich triftigen Grund mich hier länger gefangen zu halten, ich kann wieder selbstständig gehen, ich bin fit, zumindest so fit wie vor Bielefeld, ich habe mein Training beendet und von der Dialyseschwesternseite die Bestnoten bekommen... außerdem habe ich mich zu einer weiteren Dröhnung Spritzen überreden lassen... die ich mir heute Mittag nach kurzem Zwiegespräch mit mir selbst dann auch ganz brav gesetzt habe... und damit bin ich mit dem Überprüfen dieser Werte am morgigen Tag einverstanden... und sobald die Kurve nach oben zeigt... bin ich am Packen... dann gibt es auch keinen medizinischen Grund mehr...! Den gibt es in meinen Augen zwar schon nicht, seit ich hier bin, aber man muss ja in der Krankenakte sehen, dass was gemacht wurde, sonst glauben noch Leute, die Klinik wär marode und schlecht geführt und insgesamt vielleicht nicht mehr wirtschaftlich... Ich erinnere mich noch an die Devise, dass man versucht, den Patienten so schnell wie möglich wieder auf freien Fuß zu setzen, dass es so dermaßen ausgereizt wird mit den Liegezeiten ist mir extrem neu! Wie geht’s eigentlich meiner Psyche? Nun, ich fange wieder an mir auszumalen, wie es wäre, den jeweiligen Gegenüber auf brutalste und bestialischste Art ins Jenseits zu befördern und dabei wilde medizinische Theorien aufzustellen, meinen arabischen Freund stelle ich mir nur noch mit Turban vor, das lässt mich ihn noch weniger ernst nehmen als eh schon... Der Valerian, hier als Nephrologiegott verehrt war die Riesenenttäuschung der Station und wahrscheinlich der Hauptgrund, warum ich mir sobald ich in Bünde bin einen anderen Ansprechpartner suchen muss für die CAPD Weiterversorgung ist für mich von Anfang an mit seiner Art gescheitert, mir nicht klar zu sagen, was Sache ist. Und damit ist auch alles weitere, was der verzapft für mich mit einem Grundmisstrauen versehen... da kann der noch so ein Experte sein, er wirkt auf mich wie ein schlechter Mensch und  die sind schlecht für mein Karma und müssen dringendst gemieden werden... Ich bin nicht irre oder so, aber schlechtes Karma kann einem echt das Leben verhageln... hab ich zulange mit zu tun gehabt, als dass ich das unterschätzen könnte... Bei jeder weiteren Untersuchung, die der anfragt, werde ich die Akte erbitten, ich mach denen jetzt jeden Schritt zur Hölle, ich muss nicht mehr hier sein, ich bin es aus Kulanz und weil ich die Dialyseleute nett finde... weil die mich aber auch gut behandelt haben... die ganze Zeit, trotz meiner Geschichte...

1/05/2013

Neues Zimmer mit Azrael (eklig)

echt schon Samstag? Ich freu mich, kein Mittagessen in Planung und meine Laune ist wieder einigermaßen gestiegen... einfach weil ich mich jetzt nicht mehr aufhalten lasse. Mein versoffener Zimmernachbar und seine abgefuckte Freundin haben sich heute morgen schon gepflegt daneben benommen, er redet die ganze Zeit vom Abhauen und Gehen ohne scheinbar zu kapieren, dass es irgendwie wohl um sein Leben geht, weswegen er ja wohl ne Dialyse braucht, das wird ja kein großer Spaß oder so, ich glaube die Botschaft ist bei dem noch nicht so ganz angekommen, da muss man ihn vermutlich noch ein paar Mal mit'm Kopf in irgendeine Wand drücken...

Da heute Samstag ist kommt es zum Rekordversuch von 3 Beutelwechseln innerhalb von 10 Stunden, ich weiß nicht, ob ich das gut finde, aber wenn das so sein soll, dann soll es so sein...

Ach ehrlich, ich würd so gern was anständiges Essen... und vor allem schlafen, aber auf diesem Zimmer wird das wieder nix, der asoziale Azrael quatscht mich ja in jeder freien Minute dicht und irgendwie habe ich auch Angst, dass er ein Psychopath ist...

Wieso legt man mich eigentlich mit so einem depressiven Alkoholiker auf ein Zimmer, dessen nächster Rückfall doch bloß eine Frage der Zeit ist und der mich mit seinem Gelaber übers Abhauen noch ganz irre macht und in mir das Verlangen weckt ihm gepflegt eine in die Fresse zu hauen. Und als Bonus obendrauf den Sterbekandidat, den es scheinbar hier auch in jedem Zimmer gibt. Allerdings glaube ich mit der richtigen Behandlung könnte man da doch deutliche Besserungsergebnisse erzielen, aber ich bin hier nicht der Chefarzt auch wenn heute schon wieder etwas vorgefallen ist, dass mich am Titel des Oberarztes in diesem Krankenhaus zweifeln lässt, ein kleines Beispiel des bizarren Treibens gefällig? Will die Oberärztin mir eine extra Blutabnahme abschwatzen, um meine Blutgruppe zu bestimmen und das ganze als ich gerade auf dem Weg zur Dialyse bin... aber mal im Ernst, sind das Legastheniker? Können die keine Akte lesen? Ich habe vor kurzem Blut bekommen und ne OP gehabt, da wird meine Blutgruppe wohl bekannt sein..., also das war sogar für mich unsagbar dumm, manche Menschen schaffen es einfach sich innerhalb kürzester Zeit mit Inkompetenz zu disqualifizieren. Und leider gibt es davon hier ein paar zu viele... Und so ein kleiner Giftzwerg wird sich hier sicher nicht an meiner Krankengeschichte irgendeinen abreiben... sorry aber für diesen ganzen sinnlosen Quatsch hattet IHR jetzt lange genug Zeit. Jetzt will ich nur noch hier chillen und warten, dass man mich entlässt... die nächste sinnlose Aktion und ich bin raus... ganz einfach.

Ist denen wohl klar, dass man nach einer OP generell erst einmal anämisch sein kann? Dass Cystinose Anämie mit sich bringt? Dass ich das seit 25 Jahren gar nicht anders kenne? Nur um etwas zu tun und Behandlungsgelder einzustreichen muss man das für mich nicht tun... Ich wollt hier nur lernen, was ich über die CAPD zu lernen hab und was man mir in Münster nicht mitteilen konnte, weil keiner Zeit hatte. Stattdessen hat man mich auf sonst was getestet und irgendwie auch ständig etwas gefunden, die Situation bei meinem Zimmernachbarn spitzt sich zu, er will raus. Schon lustig, ich will auch raus, aber ich bin nicht so kaputt, dass ich das umsetze obwohl ich weiß, dass meine Niere versagt, ist etwas unverantwortlich aber irgendwie kann ich es nachvollziehen. Aber vermutlich wird ihn diese Entscheidung umbringen. Aber die Leiche schreibe ich mir nicht auf die Fahne, vergesst es, das haben die hier versaubeutelt. Mein Vertrauen in die hiesige Ärzteschar ist auch erschüttert aber ich bleibe bis man mich entlässt, wenn ich dazu noch ein paar Argumente oder Diagnosen entkräften muss... CHALLENGE ANGENOMMEN... kommt nur her, nachdem man heute Blut abnehmen wollte um meine Blutgruppe zu bestimmen (die auch in meiner Akte stehen muss...), habe ich entschieden, bei der nächsten sinnlosen Idee wortlos zu gehen... Komisch, nachdem ich bei dieser absurden Idee fast einen Lachkrampf bekommen hatte wurde das auch im Laufe des Tages gar nicht noch einmal zur Sprache gebracht... Was ist denn das für eine Art und Weise, dem Patienten erst einmal eine Behandlung aufzudrücken und dann nur bei Widerspruch diese nicht durchzuführen... Ich finde das irgendwie sehr fraglich, genau wie das sinnlose Blasenkatheter legen bei meinem Bettnachbarn. Dabei haben die Schwestern auch noch hämisch gelacht, als er über Schmerzen klagte, ich habe jede Sekunde mitgelitten und wäre beinahe vor Angst vergangen. Wie einen so eine Situation fertig machen kann. Man liegt 3 Meter daneben, wenn einem Menschen großes Unrecht geschieht und man kann nicht eingreifen, weil man das Bett nur mit Mühe verlassen kann und die Worte des Zweifelns vom Personal wissentlich überhört werden, nur damit diese am Ende feststellen, dass der Herr noch alleine pissen kann und den Katheter wieder entfernen und eine Flasche hinlegen... Das muss man doch keinem antun, der eh schon komplett im Eimer ist. Ich weiß gar nicht ob das nicht sogar den Tatbestand der unrechtmäßigen Folter erfüllt? Aber ähnlich rabiat wird ja vorgegangen, wenn man ihm das Bett einstellt, da wird mir einfach zu wenig Rücksicht genommen von einigen. Es gibt glücklicherweise auch hier Ausnahmen und einige wirklich fähige nette und zuvorkommende Schwestern, aber gerade die älteren Semester machen auf mich einen sehr abgestumpften Eindruck und sind sich zum Teil wohl nicht mehr bewusst, dass sie mit lebenden Menschen und nicht mit totem Fleisch arbeiten... Aussagen wie: „Ich habe jetzt keine Zeit für sie, ich muss noch die ganzen Patienten betten und wegschaffen...“ oder „Ich wickel sie jetz, ob sie das wollen oder nicht, ich hab hier nachts keine Zeit ständig mit Ihnen auf Klo zu gehn“, oder „Ich bin hier Nachtschwester und sie Patient, was denken Sie wer am längeren Hebel sitzt?“ machen einem schon Angst. Vor allem wenn man dann irgendwann mitten in der Nacht die dazugehörige gehässige  Lache der Nachtschwester des Grauens hört, die es scheinbar auch nicht interessiert, dass sie einen jedes verfickte Mal weckt, wenn sie das verdammte Licht anschaltet, mitten in der verfickten Nacht, um die dämlichen Windeln derer zu wechseln, mit denen sie ja nicht auf Klo gehen wollte...
Sorry das ist schlechter Stil und einfach nur inkompetente Arbeitsweise, erneut...
Der irre Azrael machte in den Abendstunden den Flattermann und hat sich gegen den Rat des Arztes selbst entlassen, weil seine Sufffreundin irgendwelche Kreislaufprobleme hat. Ich gehe mal davon aus, dass der noch eine längere Krankheitsgeschichte vor sich hat... entweder das oder sie wird extrem kurz, jeder wie er mag, ich konnte da nicht mehr gegen reden, ich war froh, dass er ging, auch wenn mein Gefühl mir sagt, dass das falsch war... Der ist alt genug, vielleicht nicht Herr seiner Entscheidungen, aber jeder schadet sich so gut er kann und wenn er meint, er hätte aus dem Schlag vorn Bug gelernt, naja der Schlag der ihn jetzt trifft wird richtig hart, aber dem ist er sich wohl nicht so bewusst und es ihm zu sagen hat ja auch nichts gebracht... Dumme Menschen werden einfach auch immer dumme Menschen bleiben, weil sie für Argumente gänzlich unzugänglich sind... Oder weil sie einfach gar nicht verstehen, was man ihnen versucht mitzuteilen... so einer war der Azrael, hielt sich für den allerbesten mit seiner abgefuckten Existenz und nur so wie er ists richtig, dazu nicht sonderlich helle, ich will nicht sagen typisch Bauarbeiter aber wer die Geschichte der „AGE“ kennt wird wissen, was ich meine...
Ein wenig sehr vernagelt dieser Typ, dann setzt sich der Seuchenvogel, der sich hier gebärdet hat, als würde er hier wohnen, den Fernseher auf volle Power „Charmed“ guckend einfach auf mein Bett und bazilliert alles mit seinen versifften Klamotten voll, von denen er extra fünfmal erwähnt, dass er sie über Nacht gewaschen hat, was dann ja wohl deutlichst auf das Gegenteil hinweist oder?
Generell ist das mit der Hygiene hier ein ernstzunehmendes Manko. Nicht, dass es dreckig wäre, es dauert nur irgendwie bis hier gesäubert wird, falls mal was daneben geht, mein Bett wurde bislang nur mal neu gemacht, wenn ich drum gebeten habe, es selbst neu aufgeschüttelt habe oder bei einem der 4 Zimmerwechsel. Freunde Freunde Freunde... es gibt da ja noch diesen spannenden Bewertungsbogen... ich befürchte, da wird es keine Bestnoten hageln... Das Essen heute war auch wieder eine Krönung der Frechheiten. WENN IHR VERDAMMT NOCHMAL WOLLT, DASS ICH GEHE DANN LASST MICH GEHEN!!! und zwingt mich nicht zu Eintopf, bei gleichzeitiger Vorenthaltung, dass ich auch hätte Lasagne wählen können, verarschen? Hätt ich das gewusst, hätt ich nicht hungern müssen... Arschwichser...!!!
Im Ernst, Informationen... wieso sagt die nicht, dass ich auch das hätte wählen können, warum erfahr ich sowas immer inner Dialyse, is doch unfasslich alles...

1/04/2013

Der Psychopriester

Das Leben ist die Hölle, Hoffnung zerstört... mal wieder, ob ich hier je raus komme, weiß ich nicht... wahrscheinlich fällt ihnen irgendwas neues Irres ein, mich hier zu behalten, derzeit ist es ja eine merkwürdige Virusinfektion, die meine Thrombozyten scheinbar schlagartig von 200.000 auf 2.000 reduziert haben soll... Ich glaube, die haben hier einfach keine Ahnung von ihrem Job, dann kommt noch so ein leicht homosexuell (was ja an sich kein Problem ist) angehauchter Priestersöhnchen und erzählt mir, er sei Psychiater. Das allein ist schon blanker Hohn aber als diese Flachzange dann meint, mir einen zu erzählen von "manchmal ist es im Leben eben mal hart..." bitte, mit Phrasen wie diesen kommt man aber sicher nicht sehr weit, wenn jemand mal ernsthaft krank ist. Spackozyt, dieser Typ fragt mich warum ich mich derzeit niedergeschlagen fühle... ob das vielleicht an Desinformation und häufigen Richtungswechseln der Entscheidenden liegt? Oder daran, dass man mir Hoffnungen macht, nur um sie im Nachhinein wieder zu zertrampeln...? Sicherlich ist es meine Schuld... Fehlte nur noch, dass er mir die Hand irgendwo hinlegt, wo ich sie nicht haben wollte und mir von Gott erzählt. Immerhin war ich beherrscht genug, dass ich mich nicht im Ton vergriffen habe und ihm sagte, dass mir das so in diesem Rahmen nichts bringt... Im Nachhinein kann es auch sein, dass ich nur Psychiater verstanden habe und er in Wirklichkeit Priester oder sowas gesagt hat, was mich dann direkt auf Konfro getriggert hat, auch Wahnsinn, dass ich ne Woche hier bin und keiner vorher mal dran gedacht hat mir wen für meine Psyche herzuholen... Was ist das hier?

1/03/2013

Endlich heim, äh NEIN!

Heute bei der Visite erfuhr ich, dass ich morgen endlich heim darf, keine Fäden mehr, mir geht es soweit gut, ich bin eingelernt im Umgang mit meinem Dialyseequipment und es gibt eigentlich keinen Grund, mich da zu behalten. Norovirus ist gar kein Thema mehr...

Doch das ist nur die halbe Wahrheit, nachdem man mir gegen Mittag den Sheldon-Katheter mit dem ich vor Allem in Münster dialysierte entfernt hatte teilte mir eine der völlig überarbeiteten Schwestern mit, dass ich lieber noch etwas bleibe, weil irgendwelche Blutwerte nicht stimmen. Als ich das doch bitte von einem Arzt genau erklärt haben wollte verwies man mich auf die nächste Visite, weil der Stationsarzt dafür jetzt keine Zeit hätte. Da ich immer noch im Isolierzimmer lag, konnte ich auch nicht einfach selbst hingehen und mich erkundigen, ich dreh hier langsam durch... Das ist genau die Scheisse, die ich hasse, wenn man mir nicht sagt, was eigentlich los ist. "Irgendwelche Blutwerte", das bietet ne Range von Cholesterin-Werte erhöht bis Hinweise auf Krebs... Und man hat keinen Ansprechpartner und darf sich jetzt bis morgen darum den Kopf zerbrechen, wie gut, dass ich keine psychologische Vorgeschichte mit suizidalen Tendenzen habe, oder?

1/02/2013

Fäden des Schicksals (eklig)

Die Quarantäne dauert an, der Nachweis eines Norovirus war scheinbar falsch-positiv oder so etwas und wird nachdem ich seit mindestens 24 Stunden wieder normal stuhle erneut zum Thema. Ich fordere Einsicht in meine Patientenakte und man sagt mir, dass die noch in Bearbeitung ist... hm, na und? Das wird sie doch auch so lange sein, so lange ich hier bin. Ich will nur wissen ob ich jetzt Norovirus habe/hatte oder ob es am Essen liegt, dass ich mich zwischendurch immer so beschissen fühle und mein Jahr 2013 ganz beschissen angefangen hat.

Gegen Mittag hat man dann auch die Fäden am Bauch gezogen, irgendwie hatte ich das von früher schmerzhafter in Erinnerung. Die Hygienevorschriften beim Fäden ziehen scheinen hier auch ganz locker zu sein, der Scheissefleck ist auch immer noch da und keinen scheint es zu stören.

1/01/2013

Isolation wegen Verdacht auf Noro Virus (eklig)

Wo wollen die mich denn hier isolieren? Im nächsten versifften Drei-Personen Zimmer ausm Krieg? Meine Laune ist bei nahe Null. Nach einer diarrhötischen Nacht scheint heute alles wieder gut zu sein, doch jetzt heißt es umziehen ins Nachbarzimmer, Vorteil Einzelzimmer, das ist doch schonmal was, das war es dann irgendwie wert. Kräftemäßig bin ich etwas angeschlagen, aber dank Isolation habe ich den ganzen Tag niemanden gesehen. Nur etwas, das mich sehr befremdet hat, einen dunkelbraunen Fleck auf dem Boden, ich tippe mal auf Kacke von irgendwem, der das Zimmer zuvor bewohnt hat. Obwohl ich das Reinigungspersonal am Mittag darauf hinwies wurde nur wieder kurz durchgefegt und dann raus aus dem Zimmer des bösen isolierten Tickmans... Was stimmt hier nicht?

12/31/2012

31 (eklig)

Silvester, die Parentas waren da, ich bekam komische Kreislaufabstürze und kotzte... dann Durchfall...

Während man sich das hier nicht erklären kann, erinnere ich mich daran, dass ich gestern einen Joghurt zurückgehen ließ, weil auf der Oberfläche schon Schimmel war und die Bauernpfanne schmeckte auch sehr merkwürdig heute Mittag. Eine Reinigungskraft habe ich seit ich hier bin auch nur auf dem Flur gesehen, hoffentlich habe ich mir nichts eingefangen, ach Sergej was vermisse ich dich langsam...

Man hat mir angeboten, mir das Feuerwerk vom Dach aus anzusehen, ein kleiner Deal zwischen mir und einer der Schwestern, leider wird das wohl nichts werden, da ich von der verfluchten Schüssel nicht runterkomme und das Feuerwerk dann wohl auf dem mobilen Klo am Fenster bewundere, SCHEISSE!

12/30/2012

30

Fick die Henne, hier ist es deprimierend, der Wind pfeift, ich langweile mich zu Tode, das Essen ist eher nicht so lecker, aber es gibt Licht am Horizont durch die Möglichkeit einer schnellen Entlassung.

Ich musste heute an Sergej denken, wie er die Verhältnisse hier beschrieben hat, ganz so schlimm ist es nicht, aber viel besser eben leider auch nicht. Ich bin froh, wenn ich endlich heim kann!

12/29/2012

29

Der Sündenfall, die erste Lüge, Blutschande, ich glaube es geht los. Geweckt wird hier spät, wirklich spät, 7 Uhr war es, als von jetzt auf gleich das Licht an geschmissen wurde und der Raum in gleißend hellem Strahl der Neonröhren brannte... Wahnsinn da ist man wach und dann steht auch schon die Schwester da und macht Dampf, Blutdruck, Sitzwaage und Fiebermessen, Freunde chillt euch mal. Ich dachte hier ist alles ein wenig ruhiger, aber nein, aber nein, direkt im Anschluss holt die kesse Blondine mit dem russischen Akzent mich schon ab zum Kathetertraining und den ersten Dialyseaktionen. Irgendwie komm ich mir total gehetzt vor, als könnte ich gar nicht mehr durchatmen, dann dieses unsägliche Dreibettzimmer, wo so etwas wie Privatsphäre ein Wort zum Sonntag wäre, aber definitiv nicht real. Der Engländer chillte die letzten Stunden vor seiner Entlassung bei ein paar Folgen Navy CIS auf seinem Laptop und ging pünktlich nach jeder Folge eine rauchen, bis er irgendwann gegen Mittag verschwunden war und ich mit dem 66 Jährigen Laberhans mit den Scheissbeschwerden allein war. Ohne Spaß, ein sehr netter älterer Herr, der mir zwar ein wenig zu viel redete und vor allem zu viel meckerte, aber eigentlich wahrscheinlich ein absoluter Pfundskerl ist, wie ich ihn bis jetzt erlebe.

Im Lauf des Tages geschah nicht viel, nur kamen meine Eltern und der Oberarzt ratterte einmal seine Erklärung der weiteren Vorgehensweise herunter und setzte mich ins Bild, was ich sehr interessant und aufschlussreich empfand. Aber sonst passieren hier halt sehr merkwürdige Dinge, es werden mehrmals die gleichen Proben Blut abgenommen, Time-Management ist ein Fremdwort und die Station ist trotz gefühlter Wuseligkeit chronisch unterbesetzt. Der erste Eindruck konnte sich nicht aufrecht halten lassen. Denn trotz allem sind es dann doch die negativen Aspekte die überwiegen, vielleicht ist es die Abwesenheit, der Leute, die einem den Aufenthalt so angenehm machen, der nubischen Prinzessinnen und der Studentinnen und der Praktikantinnen, die allem diese gewisse Etwas verleihen und nicht Dienst nach Vorschrift, der es hier ist. Ich bekomme gerade eine leichte Bielefeld-Depression glaub ich!

12/28/2012

28

In den frühen Morgenstunden war ich extra pünktlich aufgestanden, um mich wenigstens bei Nayla persönlich verabschieden zu können, diese persönliche Verabschiedung wurde einer der tiefsten Momente des Jahres 2012 für mich, während sie schon im Begriff war, die Station in Richtung Heimat zu verlassen, trat ich aus meinem Zimmer, die Blicke trafen sich und wir hoben beide in einem Moment grenzenloser Zweisamkeit den Grußarm in die Luft, lächelten und wortlos, schlicht, anmutig, ihrer würdig trennten sich still unsere Wege. Was für ein charismatischer Mensch. Dann geschah erst einmal nicht mehr viel, ich gab mich einer ausführlichen Morgenpflege hin und genoss grinsend die Ereignisse, die kommen sollten, der meckernde Sergej konnte mich nicht aus der Fassung bringen, auch nicht seine lustigen Geschichten, dass man in Bielefeld mit 16 Leuten in einem Raum liegt und das auf Holzbrettern und das Mittagessen wird vom Müll gesammelt und wenn man aus dem Fenster blickt sieht man die Straßenhunde und hungernde Katzen. Als würde ich in ein Kriegsgebiet verlegt, ich fand die Vorstellung höchstgradig witzig, meiner Stimmung konnte das keinerlei Abbruch bescheren, ich hatte gestern mal die Zustände von manisch-depressiv sein in der Psychosomatik angesprochen und vielleicht habe ich zwar die letzten Wochen nicht wirklich bemerkt, dass dieser Teil der psychischen Störung allgegenwärtig ist, vielleicht unterdrückt durch Medikamente, vielleicht auch durch die ständige Notwendigkeit einer rationalen Entscheidungsfähigkeit vom Gehirn weggeschaltet, war es schon ein Hochgefühl, neben dem Rolli herzulaufen und eigenständig aus dem Krankentransportwagen in die Psychosomatik zu gehen, dort dann wieder die Chance zu haben mit jemandem zu reden und die eigenen Versuche es in den Griff zu kriegen als gut gelobt zu bekommen. Einerseits ist das natürlich eine schöne Bestätigung andererseits führt es wieder zu der Problematik meiner Selbstüberschätzung und der ganzen damit zusammenhängenden Dinge, wie dem Kontrollwahn, dem Gefühl, eine Ahnung zu haben, wo man eigentlich keine hat, einfach dieses Hochgefühl, besonders zu sein. Immerhin werde ich gleich entlassen, noch weit vor dem ursprünglichen Zeitplan der Ärzte, jedoch gefühlt genau so, wie ich das vorhergesagt hatte. Warum passiert das immer wieder? Meiner Demut hilft so etwas sicherlich nicht, auch bescheidener werde ich dadurch sicher nicht werden. Ich mache mir grad wirklich ein paar Gedanken, ob es schon die richtige Entscheidung ist, zu gehen, ob ich in Münster nicht vielleicht doch noch etwas Aufenthalt genossen hätte, ich werde die Schwestern und die Stationsbelegschaft schon deutlich vermissen, sogar Santos den kleinen brasilianischen Glatzkopf, der mit seinem Putzwagen den ganzen Tag über die Station schleicht. Und ich werde auch den leicht überhektischen Stationsarzt L. vermissen, der es dann am Ende doch nicht mehr schaffte noch eine kleine Abschiedsvisite einzurichten. Außerdem schaffte man es ja auch nicht, den Abtransport geordnet von statten gehen zu lassen, keine große Abschiedsparty, kein großer Zapfenstreich oder so etwas, mehr der Weg durch die Hintertür... Eine Verlegung nach Bielefeld, irgendwie klingt das doch nach einem großen Abenteuer. Vor allem, wenn einem bewusst wird, dass man mit Preußen Münster Hools unterwegs ist, die ihre Krankenfahrt mit mir als Lieferung wohl eher als Eroberungsfeldzug empfanden. Der Fahrer lästerte die gesamte Fahrt über die „Scheiss-Ostwestfalen“ und deren versaute Genmasse, während der Beifahrer die ganze Zeit irgendwelche Radiosongs mitsang und sich dabei extrem cool fühlte mit seiner Hipster Brille und der schnittigen Kurzhaarfrisur und den zwischenzeitlichen scheinbar für ihn witzigen Anekdoten über Ortsnamen, die er als Bielefelder Außenbezirke identifizierte, weil sie ja so abgefuckt seien. Die ganze Fahrt über lachten die beiden und verhielten sich, als wäre sie auf Drogen und der Beifahrer hatte auch noch diese leicht irre Lache und ich fragte mich ernsthaft, warum die nicht über die Autobahn gefahren sind. Am Ende war es egal, denn trotz allem waren sie recht nett, wenn auch wirklich anstrengend, aber bestimmt empfände man mich auch als anstrengend, wenn man mich engagiert hätte, ins Feindesland zu fahren, um dort ein Päckchen abzuliefern. Na ja, witzig war dann als wir in Bielefeld vor der Klinik parkten mal direkt vorm Haus und im Weg von allem. Richtig rüpelhaft rumpelten die beiden dann zur Information und die Sekretärin schien zu denken, dass ich deren Betreuer bin und nicht umgekehrt. Sie waren so nett mich noch im Wartezimmer abzusetzen und machten sich dann wieder auf ihre Heimreise, richtige Spacken, der Verdacht drängte sich mir kurz auf, dass die Welt vielleicht doch untergegangen war, als ich im Krankenhaus gelegen habe und bloß nichts davon mitbekommen habe, die Welt jetzt nur noch von den Chaoten bevölkert wurde. Dieser Verdacht drängte sich ja bereits auf, als mich der komische blaue Krankentransporter morgens darauf hinwies, dass ich noch Knusperreste im Bart habe, mit der Erwähnung, dass er mich trotz meiner Farben nett fände. Irgendwie ist dieses fixiert sein auf Fußball bei diesen Krankenfahrern und Transportertypen extrem ausgeprägt, also zumindest sprechen die „Stichproben“, die ich in den letzten Wochen des Öfteren nehmen durfte eine deutliche Sprache in diese Richtung. Für eine statistische Ungenauigkeit ist das ganze dann einfach nicht repräsentativ genug. Aber egal...


Bielefeld
Die Anmeldung hier ist schon deutlich ostwestfälischer als alles, was ich die letzten beiden Wochen so durchchillt habe. Wie auf dem Amt zieht man eine Nummer und wird dann aufgerufen und als würde man ein Reisebüro betreten bekommt man plötzlich alle möglichen Werbebroschüren zur Klinik und dann werden noch die Finanzen abgeklärt: „Herr Tickman, ich rufe mal gerade jemanden an, der sie auf ihr Zimmer geleitet“... Wow, dachte ich... ohne dass ich danach frage, außerdem ist das alles so sauber hier, scheint als wäre ich auf eine bessere Weide umgezogen. Eine gefühlte Ewigkeit später kam dann auch der junge entnervte Zivi und nahm mir mein Täschchen ab und begleitete mich zum Fahrstuhl, mit dem es dann eine Station hoch ging auf einen heruntergekommen engen Flur. Der in einem Labyrinthsystem angelegt, wie ein Bunker ausgelegte Komplex schien nicht mehr der neueste zu sein und dennoch glänzte der gebonerte Boden, alles machte einen recht gepflegten Eindruck, auch wenn man der Klinik ihr Alter deutlich ansah. Aber wir wollen hier mal niemanden vorverurteilen, innerhalb kürzester Zeit sprachen mich bereits zwei sehr chicke junge Damen an und erkundigten sich, ob sie etwas für mich tun könnten, die erste zeigte mir den Aufenthaltsraum auf der Station, wo ich noch ein wenig warten sollte, weil mein Zimmer noch nicht komplett geräumt war. Die zweite bat mir direkt etwas zu trinken an und fragte mich nach der Sorte Mineralwasser, die ich trinken wollte, der erste Schock, es gibt verschiedene? Wahnsinn. Ich entschied mich für die Medium Variante und bekam dann eine gekühlte Flasche zum Selbsteinschenken und vertiefte mich ein wenig in die Broschüre der Klinik und die detaillierte Frühstücks und Abend-Speisekarte, auch diese war fast schon als dekadent zu bezeichnen, die Auswahlmöglichkeiten und Kombinationen waren im ersten Moment kaum fassbar. Während ich so da saß, kam dann auch der Stationsarzt vorbei und holte sich ein paar ihm fehlende Informationen, es handelte sich dabei um den Assistenzarzt Achmed, der sich tatsächlich einfach nur mit den Worten: „Hi, ich bin Achmed, der Arzt!“, vorstellte und dann grinste. Ich dachte schon an ein Deja Vu wegen meines lybischen Freundes in Münster, aber das Deutsch von Achmed war deutlich flüssiger und auch für mich komplett verständlich. Das einzige was mich beschlich war die Gefahr, dass der Herr sehr strebsam sein würde und viele unnötige Dinge in wildem Aktionismus anleiern wird. Mal sehen, wenn der Oberarzt ein vernünftiger Typ ist, wird der den sicher im Zaum halten können und wenn man vernünftig mit Leuten spricht, sind sie ja auch meist für Argumente zugänglich, ich werde mal versuchen so offen wie möglich die Situationen, die da kommen zu meistern, alles so weiter machen wie bisher, hinterfragen, was nötig ist und es dann durchziehen. Solange die Informationen frei zugänglich bleiben und ich involviert bleibe und mir nicht bevormundet vorkomme bin ich der brave Patient Alex und niemand wird ein Problem mit mir haben. Eine Blutentnahme wurde mir bereits angekündigt, die Einzige, ich lasse mich am besten gar nicht auf solche Lügen ein und stelle mich mal auf tägliche Entnahmen ein, neue Klinik, neue Tests, da muss man sich ja keiner Illusion hingeben, um dann später nur wieder enttäuscht zu werden. Aber lassen wir ihnen mal ihre Chance. Die Chance mir zu helfen, was ein erhabener Genuss für jeden Menschen muss das sein, dem Tickman zu dienen. Bleiben wir mal cool und genießen die Show.