Ich denke mir manchmal, ich möchte gern alles wissen, was Andere von sich erzählen wollen, weil ich dadurch so viel lernen kann über die Fehler, die ich nicht mehr machen muss, weil sie schon von Anderen gemacht wurden, aber was man von Fremden erfährt sind meist die Ruhmestaten, das Gute und Schöne, was sie erreicht haben und den ganzen glanzvollen Scheiß, der mich gelinde gar nicht interessiert, weil jeder ein Haus weiß streichen kann und den Keller abschließen sollte man auch noch hinbekommen. Ehrlich gesagt interessieren mich die Menschen überhaupt nicht, bei denen es glatt läuft, denn ich weiß, dass es nicht zu mir passt. Ich bin zum Beispiel ein Chaot, mein Lebenslauf sieht aus wie ne Schatzkarte ohne X. Ich stehe fest im Leben und ich habe auch viel erreicht, aber davon zu erzählen ist mir teilweise peinlich, weil es klingt als würde ich mich selbst zu wichtig nehmen. Ich finde oft nicht den richtigen Weg auch Lücken zu lassen, wo ein Gesprächspartner dann einsteigen kann und seine Geschichte erzählen kann, denn das ist mein Problem, ich habe so viel durch. Ich höre mir gern Reisegeschichten an, weil ich da noch unglaublichen Nachholbedarf habe, klar bin ich verreist, aber nur weil ich die Geschichten spektakulärer erzählen kann, als sie wirklich waren, werden sie ja für den Gegenüber nicht interessanter. Und ich glaube das ist es vor Allem worum es hier geht? Erzählt ihr Geschichten aufgebläht mit unwichtigen Details, unterbrecht ihr euch mit Kichern, weil ihr euch an den süßen Schiffskapitän erinnert, der euch angelächelt hat oder waren die Wellen, die nachts gegen das Schiff schlugen und der Seewind und der Mond, der die Szenerie in ein fahles Licht tauchte, während ihr einsam an Deck umherschlendertet in eurem langen roten Kleid und leicht verträumt an den letzten Landgang denkt, viel wichtiger zu erwähnen? Ich saß gestern Abend am kleinen Fluss, der unsere Stadt durchschneidet und musste an einen Song denken, den ich vor 20 oder mehr Jahren schrieb und eine unglaublich talentierte Sängerin tat mir den Gefallen den Song auf meinen Gesang einzusingen, qualitativ klingt das grausam 20 Jahre später, aber ihre Stimme ist es, die ich plötzlich wieder im Ohr habe und auch den Song. Ich weiß noch, dass ich ihn damals für meine Freundin geschrieben habe, mit der ich aber nicht zusammenkommen konnte, weil wir beste Freunde waren und es auch sonst genug Gründe gab diese Grenze nicht zu überschreiten. Und hier muss ich jetzt Sister Funshine, die Straßentänzerin mit in die Verlosung nehmen. Ihr gehörte diese unfassbare Stimme und ich hätte den Song gerne noch einmal von ihr gehört, als er fertig war, aber aus irgendeinem Grund trennten sich unsere Wege und alle Versuche den Kontakt wieder aufzunehmen verliefen im Sand. Erzählt ihr gern von euch? Ich schon, manchmal frage ich mich nur mit wem ich das eigentlich teile. Meldet euch doch gern mal unter tickman.lifeentertainment@gmx.de, jede Mail wird beantwortet.
No love between us! |