12/17/2013

Die Saturnalien

Hey Freunde,

wie ich soeben erfahren habe, befinden wir uns mitten in den uralten Anbetungsfeiern der Sonnengötter. Ich habe irgendeine irre Abhandlung einer christlichen Sekte durchgelesen, kopfschüttelnd und grinsend und voller Interesse habe ich mich durch den richtig schlecht übersetzten Text der "Restaurierten Kirche Gottes" zum Thema Weihnachten durchgequält und muss sagen; Ich hab ja schon viel geistigen Dünnschiss und Verschwörungstheorien zum Thema gelesen und vieles in dem Text leuchtet sogar ein und entspricht auch der Wahrheit, leider werden falsche Schlüsse gezogen. Bis ungefähr zur Hälfte gehe ich fast noch konform aber dann fängt es an abstrus zu werden, wenn von dem wahren Gott geredet wird und von Abgöttern, an die man Kinder verfüttert oder verbrennt oder so... WTF? Mag sein, dass sowas vorgekommen ist, aber ob man nun an irgendwelche Sonnengötter oder den EINEN für alle glaubt, ist völlig irrellevant, weil sie alle bloß Figuren in Geschichten sind. Ich finde es immer wieder faszinierend, wie es geschehen konnte, dass Menschen an Übergeordnete Wesen glauben. Früher ja okay, um sich die Naturphänomene und alles was so um sie herum geschah zu erklären, alles was sie sich eben nicht erklären konnten, im Grunde so wie heute, alles was nicht von der Wissenschaft erklärt werden kann ist übernatürlich. Ich sehe das nicht so, alles was wir nicht erklären können, ist einfach nur noch nicht erforscht. Wieso soll ich mein Wissen opfern und glauben, dass der Ursprung von all dem, was Menschen erforscht haben irgendein göttliches Wesen ist.

Ursprung ist ein sehr schönes Wort, denn wenn man an den Urknall glaubt und das tue ich (ich würde es aber nicht glauben nennen), dann könnte man gegen mich argumentieren, dass ja vielleicht etwas vor dem Urknall gewesen sein musste, weil wir uns einfach kein NICHTS vorstellen können. Nehmen wir ruhig mal an, es handele sich bei diesem Vorurknalletwas um Gott, was war dann vor Gott? Und jetzt kommt's --> es war natürlich der Mensch oder aber die Lebensform, die auf den Menschen folgt und die Fähigkeit erlangt das All zu erobern und zu erforschen. Denn die Zeit ist unendlich, ein Kreis. Am Ende unserer Existenz werden wir das Universum zerstören und es damit neu erschaffen und alles beginnt von vorn, immer und immer wieder. Wir sind unsere eigenen Götter, wir sollten uns feiern.

"Weihnachten!", ich feier das Ding sowieso als Lichterfest (wer der Bringer des Lichtes ist, wissen wir ja alle), es ist schon lustig, nicht einmal diese Sektenchristen (wahrscheinlich auch viele der richtigen Hardcore-Freaks) akzeptieren das Ding als christliches Fest, im Grunde ist es das auch nie gewesen, lustig, dass ich schon immer Recht hatte und es einfach nur ein verdammtes Kommerzfest ist, ohne das die Weltwirtschaft wohl nach ein paar Jahren komplett am Ende wäre... Mir egal, ich bin Satan Claus ;)

12/16/2013

St. Petersburg

Wie schön, Russland im Februar, klingt nach Spaß! Wenn man ein Eisbär ist... Aber Fußballspielen? Es wird ja sowieso immer mehr zu einem Wintersport, aber das könnte ein echter Härtefall werden. Unsere Jungs werdens schon schaukeln, aber man darf das trotzdem nicht unterschätzen. Das Team von Zenit schätze ich als absolut machbare Aufgabe ein, der Zeitpunkt ist suboptimal aber wir haben ja zur Not auch Langarmtrikots!
Die Anderen haben es ja auch nicht besser getroffen. Die Grünen, die früher mal die Blauen waren werden es mit den Königlichen zu tun bekommen und erhalten dann vermutlich mal eine Lehrstunde zum Thema moderner europäischer Fußball. Ähnlich könnte es den Pillendrehern von Leverkusen gehen, wenn es im Spiel gegen Paris in ihrem Strafraum zlataniert. Die Einzigen die mal wieder ein für ihre Verhältnisse leichtes Los gezogen haben sind natürlich die Bauern. Ganz ehrlich? Wenn ihr mich fragt, bescheissen die doch, wie können die IMMER den Weg des geringsten Widerstands bekommen bei solchen Turnieren... Im Ernst, wenn die letztes Jahr gegen Real gespielt hätten und wir gegen Barca, wären die gar nicht erst ins Finale gekommen, aber naja wir werden es erleben!
Heja BVB!

12/15/2013

FC Köln Aufkleber vor Gericht

Mitten in der Nacht werde ich wach und sitze kopfschüttelnd im Bett, der Grund:

Ich bin Teil einer Gerichtsverhandlung und mache als Zeuge eine Aussage. Komischerweise läuft auf einem Fernseher im Gerichtssaal Fußball, ich lasse mich nicht ablenken und belaste einen Mörder wie es scheint schwer. Irgendwann wird der Mann dann schuldig gesprochen und ich finde beim Rausgehen unter dem Pult an dem ich sitze einen Satz FC Köln Aufkleber. Mit einem abwertenden Satz werfe ich sie in den Mülleimer. Da steht mir der gerade verurteilte Mörder plötzlich direkt gegenüber, ein FC Trikot an und mit einem Skalpell in der Hand. Ich kann mich nicht mehr bewegen und will schreien, die Leute im Gerichtssaal starren alle nur auf den Bildschirm und gucken Fußball, während ich ganz langsam abgestochen werde...

Eigentlich träume ich ja gerne...

12/14/2013

Ausfallerscheinungen

Hey Freunde,

manchmal frage ich mich, was mit mir eigentlich los ist, wenn ich Nachts kurz vorm Herzinfarkt aufwache und mir wünsche, dass der stechende Schmerz in der Herzgegend aufhört. Dann steh ich auf, lauf bisserl rum und dann gehts meistens wieder. Wenn irgendwer ne Idee hat, wie man den Blutdruck runterbekommt, bitte meldet euch bei mir, sonst gibts auf lange Sicht bald wohl keine Einträge mehr von mir...

Gute Nacht

12/13/2013

Die drei Winterbuddys (Part 2)

Nico sieht seinen betrunkenen Gehilfen böse an, während er mit einer Hand seinen Eierpunsch zum Mund führt, um das Gesöff wegzuexen und mit der anderen Hand den Kopf des Kindes zu tätscheln. Willi blickt immer noch nervös umher bis sein Blick sich auf Frosty zentriert. Frosty sieht ihn fragend an: "Was los? Ich? Nicht meine Baustelle, wie hätte ich denn, ich hab nicht einmal Arme!" Da fällt es Willi ein. Mit einer sehr merkwürdig anmutenden Geste, die an einen Boygroup-Move erinnert deutet er Nico an, dass er nur mal kurz weg müsse. Als dieser gerade etwas dazu sagen will, ist Willi auch schon weg. Flink wie ein Wiesel rast der kleine Weihnachtself die Strecke ab, die sie vorher gegangen waren. Durch seinen doch schon deutlich erhöhten Alkoholpegel läuft er ständig irgendwo vor. Als er endlich an seinem Zielort ankommt, ist ihm schwindelig und sein Kopf sieht aus, als hätte jemand stundenlang mit einem Knüppel auf ihn eingeprügelt. Dann bricht er direkt vor dem Laden mit dem großen M zusammen.
Als er wieder zu sich kommt ist einige Zeit vergangen. Die Leute um ihn herum schütteln den Kopf, einige werfen ihm sogar Kleingeld vor die Füße. Ein Junge sieht so aus, als würde er ihn gerne anpinkeln wollen, tut es dann aber nicht, weil seine Mutter ihn wegzieht. Willi schüttelt sich kurz und erinnert sich, was er hier wollte. Sie hatten hier zu Mittag gegessen, den Sack (nachdem er ihn zu diesem Zweck von Zauberhand aufgefüllt hatte) hatte er sich als Sitzunterlage auf das Bänkchen gelegt, damit er wenigstens über den Tisch gucken konnte. Er läuft in den Laden und durchsucht alle Sitzplätze, aber findet nichts. Da läuft ihm jemand vom Servicepersonal über den Weg, den er fragt. Doch der kann ihm auch nicht helfen. Mit gesunkenem Haupt verlässt Willi den Laden wieder, als ihm plötzlich ein knuffig puschliger Hase nachhoppelt und ihn anspricht: "Ey, Weihnachtself ich hab deinen Sack gesehen!"

12/12/2013

Domian Thema: 2013

Naja ziemlich pünktlich für so einen Jahresrückblick, obwohl je eher man nen Haken dran machen kann, um so besser denke ich. Was war also los im Jahr von Chesney?
Im Grunde war mein Jahr insgesamt sehr positiv. Begonnen hat das Jahr mit nem schicken Norovirus und zwei grauenvollen Wochen in einer Bielefelder Klinik, nachdem ich vorher schon 3 Wochen in Münster verbracht habe, der Grund war ein Nierenversagen als Folge von abgesetzten Medikamenten mit dem Ziel diese Welt zu verlassen. Bekanntermaßen habe ich mich dann ja doch noch umentschieden und mir den Weg der Heimdialyse angetan. Mittlerweile habe ich mich selbst circa 1500 mal dialysiert und es ist ein Teil von mir geworden, fast so normal wie Mittagessen oder Nägel machen. Auch wenn die Zeit in Bielefeld die pure Hölle war (Stichwörter: Schlachterei, Hygiene, Inkompetenz) habe ich mich da durchgekämpft und mich dann irgendwann selbst entlassen, als ich es nicht mehr aushielt.
Ich tauschte also mein Krankenhausbett gegen eine kleine Zelle (offiziell Gästezimmer) bei meinen Eltern, wo ich die nächsten Monate versuchte einigermaßen auf die Beine zu kommen. Mit jedem Tag verbesserte sich meine Situation und ich fühlte mich irgendwann sogar bereit, mich einem wichtigen Teil meiner Vergangenheit zu stellen. Ich wusste da noch nicht, dass es zu einem Abschluss werden sollte, eigentlich wollte ich das ja auch nicht. Vielleicht ist es die Hölle die ich hinter mir hatte, dass ich plötzlich viel klarer auf die Dinge sah und das störte meine Vergangenheit wohl. Ich will nicht wieder von Elfen und Trollen anfangen aber jeder baut sich seine Welt so, wie er mag. Wenn die Vergangenheit irgendwann nichts mehr mit der Realität zu tun hat, dann muss man sich eben fragen, ob das noch weitergehen kann. Witzigerweise war sie der Meinung, ich wäre merkwürdig geworden, sie hatte so eine ganz bizarre Formulierung, die mir leider nicht mehr einfällt, mit der sie meinte, ich sollte mal auf mein Leben klar kommen. Von jemanden, der an Einhörner und Feen glaubt, ihr wisst Bescheid!
Das Champions League Finale in London war einer der bittersten Tage des Jahres, ich wäre so gern geflogen, aber mit der ganzen Gesundheitslage und dem Dialyselogistikschmu war das leider nicht machbar. Und dann gabs auch noch ne Niederlage gegen die blöden Bayern und mein Cousin war auch noch vor Ort... ziemlich frustrierend!
Ganz toll war dann mein Geburtstag im Sommer, wo zwar nur 4 Leute da waren, aber manchmal ist nicht die Quantität entscheidend sondern die Qualität und die war eben bei 100%, hat übrigens auch mal wieder gezeigt, dass der BVB die geilsten Fans hat, da macht sich doch jemand mal locker 80km auffen Weg um mit uns inne Garage zu hocken, paar Bierchen zu trinken, den ich vor meinem Zusammenbruch im Stadion jede zweite Woche vor mir stehen hatte. Und dazu natürlich der beste Freund, den man haben kann und jemand, der mir irgendwie auf eine merkwürdige Weise sehr ans Herz gewachsen ist. Leider konnten einige der Leute, die ich gern da gehabt hätte nicht kommen, aber es war trotzdem eines der besten Ereignisse des Jahres.
Am 13. Juli war großer Tag der Entrümpelung, zusammen mit der Familie haben wir unsere Garage entrümpelt und ganz im Stil des Trödeltrupps einige Schätzchen gefunden. Außerdem hat die Vergangenheit sich endgültig in die Fänge einer Sekte begeben und mit einem Gelübde ihre Ketten festgezogen. Es war ein wunderschöner Tag auch wenn die Vergangenheit an diesem Tag in mir noch einmal starb.
Und seitdem immer wieder und ich weiß nicht ob es Hass oder einfach nur Ekel ist der mich überkommt, wenn ich auf sie angesprochen oder irgendwie erinnert werde.
Schlussendlich habe ich dann das Sonnenwendenfest Ende Dezember auserkoren, um mich ein wenig zu belohnen, vor allem dafür, dass ich die Depression und meine Ängste mittlerweile größtenteils im Griff habe und dass ich nie aufgehört hab an mich zu glauben.

Meine tiefempfundene Trauer und mein Beileid gilt vor allem denen, die auch dies Jahr wieder von uns gegangen sind. Am härtesten getroffen hat mich der Verlust meines Lieblingsmenschen, den Gott zu sich geholt hat.

Möge das kommende Jahr ein wenig Ruhe bringen und euch allen Glückseligkeit bescheren ;)

12/11/2013

Das Mädchen aus dem Spielzeugladen

Als ich noch ein kleiner Junge war (kein Geunke, heute bin ich ein kleiner Mann!), ging ich ständig in einen Spielzeugladen in unserer kleinen Heimatstadt. Dort arbeitete ein Mädchen, wahrscheinlich so um die 17 Jahre alt und wunderschön (was auch sonst?). Ich vergötterte dieses Mädchen damals, ich kaufte dort irgendwann nur noch etwas, damit ich ihr gegenüberstand. Leider brachte ich in all der Zeit in der ich zu ihr ging nie ein Wort heraus. Ob es daran lag, dass ich erst 12 war oder daran, dass ich schon immer ein sehr schüchterner Kerl war kann ich nicht sagen. Irgendwann arbeitete sie nicht mehr dort und ich kaufte kein Spielzeug mehr, das ich nicht brauchte...
Mittlerweile arbeitet wieder eine hübsche junge Frau in diesem Spielzeugladen. Lustigerweise kenne ich sie jetzt seit fast 2 Jahren und habe noch nie persönlich mit ihr gesprochen. Die Geschichte mit den Mädchen ist bei mir wirklich eine Traurige. Ein Drama in vielen Akten, komödiantisch ob der Idiotie der männlichen Hauptfigur, die sich oft genug so dumm und schüchtern anstellt, dass man ihn für eine Comic-Figur halten könnte.
Ich habe vor ein paar Tagen eine kleine Liste gemacht mit Dingen, die ich mir für das kommende Jahr vorgenommen habe. Eins davon ist das Mädchen aus dem Spielzeugladen endlich zu treffen und ihr zu sagen, dass sie eine umwerfende Frau ist.

12/10/2013

Die drei Winterbuddys (Part 1)

Frosty der Schneemann, Nico der Laus und Willi der Weihnachtself ziehen derzeit durch die Lande um überall ein wenig Stimmung für die Liebe zu machen, vor allem für die Nächstenliebe. Doch leider sind die Drei nicht wirklich gut in ihrem Job. Oder ob es an den Menschen liegt, die einfach in den letzten Jahren immer mehr von ihrer Phantasie verloren haben (naja außer die Religioten natürlich, die steigern sich da ja komplett rein... anderes Thema)? Wie auch immer Frosty, Nico und Willi laufen also über den Weihnachtsmarkt im verregneten Dortmund. Während Nico ständig von kleinen triefnäsigen Kindern angegrabbelt und umtanzt wird hat Willi sich schon eine Rentiernase ins Gesicht getrunken und fachsimpelt mit Frosty darüber ob es in Deutschland überhaupt natürliche Schneemänner gibt, wo das Wetter doch viel zu warm ist. Frosty deutet auf seine untere Kugel und lacht: "Ich hab in den letzten Jahren extrem abgenommen durch das Wetter, lange halt ich das auch nicht mehr durch hier!" Nico, der gerade einen Quälgeist aus seinem roten Pelzmantel entfernt hat kommt zu ihnen: "Hohoho, wo ist mein Eierpunsch?" Das kleine Kind, das er gerade noch abgeschüttelt hatte steht schon wieder direkt vor ihm: "Auch Eierpunss!" Willi greift neben sich, weil er dort den immervollen Sack von Nico vermutet, um dem Kind eine Kleinigkeit zu geben, damit es endlich verschwindet und die drei sich schön einen hinter die Binde kippen können, aber die Hand geht ins Leere. Irritiert blickt Willi zur Seite. Frosty fängt an zu grinsen. Ein grinsender Schneemann sieht echt witzig aus. Das findet auch das kleine Kind und lacht. Der Schankwirt reicht ihr ein Pinnchen Eierpunsch. Nico sieht ihn skeptisch an, doch der Schankwirt lacht: "Das ist die alkoholfreie Variante!" Als ob!
"Wo ist der verdammte Sack?"

Bloß DU

Ich denk an dich
Und du an mich
Du denkst ich hass dich
Und ich ich lieb dich
Doch nicht ich hass dich
Das bist du selbst! 

Du denkst an dich,
Ich denk an uns
Du denkst es war einmal
Ich dacht es ist
Doch nicht ich hab's zerstört
Das warst du selbst 

Du denkst du wärst jemand
Ich weiß ich bin's
Du denkst du könntest sein
Was andre wollen
Doch wenn ich dich seh'
Bist du bloß Du

Das Leben nach dem Tod in Dortmund (eklig)

Die Menschen in Dortmund sind die Besten, die ich je kennengelernt habe. Man sagt der Gegend in der ich wohne oft nach, dass es dort nur Mord und Totschlag, Prostitution, Drogenhandel und jede Menge andere kleinkriminelle Machenschaften gibt. Das stimmt auch mit der Ausnahme des kleinen Wörtchens "nur". Es gibt nämlich auch noch Menschenhandel, Vandalismus und Schutzgelderpressung. Vermutlich gibt es in diesem kleinen Mikrokosmos jegliche Art von Kriminalität, aber trotzdem habe ich in all der Zeit nie deswegen Angst gehabt. Ehrlich gesagt kann ich heute gar nicht mehr sagen, wo damals meine Ängste herkamen, vermutlich war es das Zusammenspiel mit meinem körperlichen Verfall, immerhin habe ich fast ein halbes Jahr überlebt, obwohl ich keine funktionierende Niere mehr übrig hatte. Zwar konnte ich meine Wohnung nicht mehr verlassen und habe die meiste Zeit im Bett oder über die Kloschüssel gebeugt verbracht aber ich habe überlebt. Wie oft habe ich mir gewünscht, dass die grüne Galle, die in Schwallen im Keramikbecken vor mir landete das letzte war, das ich sehen muss. Jedesmal wenn ich morgens neben dem Brecheimer auf den kalten Fliesen aufgewacht bin, weil ich es in der Nacht kräftemäßig nicht mehr zurück ins Bett geschafft habe oder ohnmächtig einfach umgekippt war, verfluchte ich den Tag. Jeden neuen Tag wünschte ich, dass der Sonnenuntergang der letzte sei, den ich je sehen muss.
Irgendwann gingen auch die Zigaretten aus. Ich glaube das war schon zu einer Zeit, wo es mich ängstigte vor die Tür zu gehen, nicht nach draußen ins Viertel, oder zum Briefkasten, eine Etage tiefer. Nein, die Furcht begann sobald ich einen Fuß vor meine Wohnungstür setzte, sofort reagierte mein Darm und ich bekam Schweißausbrüche, Herzrasen und begann mich zu fühlen als würde ich sterben. Der Tod war mir in dieser Zeit so nah, dass ich von ihm gefangen war, vielleicht besessen. Meine Welt wurde jeden Tag kleiner, weil ich es oft tagelang nicht schaffte mir etwas zu essen zu machen, oft schleppte ich mich mit letzter Kraft zur Kiste Wasser nur um mir einen Vorrat für drei Tage an mein Bett zu holen. Ich weiß gar nicht, wie ich so überhaupt leben konnte, aber im Endeffekt war das auch kein Leben mehr, es war das pure Überleben und der Kampf gegen das selbstverursachte Versagen des Körpers.
Wenn man einen Suizid plant, sollte man ihn auch bis zum Ende durchdenken und sich sicher sein, dass man es auch wirklich will. Alles andere sind Hilfeschreie von gequälten Seelen, die ihr Leben zwar leben wollen, es aber einfach nicht auf die Reihe bekommen. Ich fürchte ich war eine dieser gequälten Seelen, oder besser gesagt, Teile meiner Persönlichkeit waren es. Wenn ich den Ausführungen einer Psychiaterin glauben soll, dann hat sich ein Teil meiner Persönlichkeit abgespalten, um mich als Person zu schützen, weil irgendwas mich so sehr erschüttert hat, dass ich es nicht verarbeiten konnte. Dieser abgespaltene Persönlichkeitsteil hat dann eine schwere Depression ausgebildet und da ich über Jahre keinen positiven Ausgleich fand die Kontrolle übernommen. Im letzten Winter starb dann dieser Teil den Tod der Rationalität. Ich brauchte einfach keinen Schutz mehr vor dem Leben, sondern vor dem Sterben. Und seitdem ich mehr oder weniger jahrelang tot war fühle ich mich mittlerweile wieder fast wie "Der Alte Alex"!