10/20/2022

Ein Kratzen im Hals

Ein kurzes Jucken, ein Räuspern oder ein verlegener Blick, vielleicht etwas schambehaftet; vielmehr werden Mitteleuropäer, wie wir nicht übrig haben für die Nachricht, dass jene Arbeiter jetzt vielleicht von der Fifa entschädigt werden sollen, deren Menschenrechte im Zuge der Herstellung eines Produktes "Fußball-WM in Katar" verletzt wurden, die unter menschenunwürdigen Verhältnissen gearbeitet, gelebt und gestorben sind. Die Fifa erwägt es zumindest und wenn diese zu Entschädigenden (die man niemals wirklich entschädigen kann) dann leider schon tot sind, dann bekommen vielleicht die Hinterbliebenen was, aber hey was für ein Glück, man hat ja vermutlich eh nur gesunde Alleinlebende zu diesen Arbeiten herangeholt, damit es von vorneherein keine Scherereien gibt. Gleichzeitig kann man die Straßen vom Gesocks befreien und wer vermisst die schon.
Sind wir so abartig geworden, dass wir mit den Schultern zucken, ohne Scham dann aber im November vor der Glotze sitzen und saufen, während vor Ort gerade Lager für betrunkene Fußballfans errichtet werden, damit sie von der "Normalbevölkerung" getrennt werden? Können wir ein offen homophobes Regime unterstützen, indem wir nichts tun? Können wir etwas tun? Zumindest kann ich versuchen den Zirkus nicht zu unterstützen indem ich mir diese unsägliche Fußball-WM nicht auch noch im TV ansehe. Fällt mir zum Glück nicht so schwer, da die Mannschaft aus meinem Land sowieso uninteressant und nichts mit mir zu tun hat, so dass ich denen auch nicht folgen muss.

Ich fühle mich ekelig, dreckig und missbraucht, wenn ich sehe wie mein Lieblingssport sich für so etwas ins Schaufenster stellt und es sich damit anfühlt als würde ich indirekt Täter werden.

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