Manchmal ist ein Stein auch einfach nur ein Stein... andere Theorien gerne her damit...
tickman.lifeentertainment@gmx.de
in dieser Woche sollten einem gänzlich gesunden Mitteleuropäer nicht zu Freudensprüngen reichen, mir allerdings ist es Grund zur Freude.
Seit Wochen schon plagt mich eine gewisse Lust-und Antriebslosigkeit, die durch meine andauernde körperliche Schwäche nicht gerade gemindert wird. Diese Woche dann der Höhepunkt am Mittwoch, wo es mich fast dahingerafft hätte und ich nur Dank der Courage der "heißen Schwester" noch mitmachen darf (Ich berichtete). Donnerstag war ein kühler Tag, den ich zwar fast komplett verschlafen habe, der mir aber die Akkus aufgeladen hat, ein guter Tag, genau wie gestern, da ich ihn größtenteils für mich und meine persönliche Regeneration nutzen konnte.
2 gute Tage sind ein guter Anfang auf dem Weg zurück ins Gleichgewicht.
Euer Tickman
Ist das schon unterlassene Hilfeleistung wenn eine Schwester, die immerhin "freiwillig" in diesem Beruf arbeitet den Hilfeschrei eines Patienten mit den Worten: "uns hilft auch niemand" quittiert?
Erst einmal sollte es gar nicht zur Situation kommen, dass ein Patient während der Behandlung, die sein Leben eigentlich verlängern soll in eine lebensbedrohliche Situation gerät, weil der Raum sich auf über 40 Grad aufheizt.
Von Anfang an...
13:00 Beginn Dialyse, Außentemperatur 34 Grad, offene Tür, Raumtemperatur schweißtreibend und gefühlt wärmer, 1 Standventilator am Raumeingang. Ich hab mich da schon gefragt, wie die alten Leute das aushalten
14:30 Übergabe, die "heiße Schwester" betritt den für sie sicher auch höllischen Raum, dank Wasserbeträufelung und Durchzug geht's einigermaßen
16:00 Die "heiße Schwester" entscheidet, es sei schlauer die Tür zu schließen und einen zweiten Ventilator aufzustellen. Idee gut, aber die Hitze begann sich ins Unermessliche zu stauen. Abnahmezeit, d.h. 3 Schwestern, 2 Fahrdienstleister, 7 Patienten und 8 heiß gelaufene starkstrombetriebene Dialysemaschinen in einem ca. 40 Grad heißen Raum. Das Patientenwohl jedes Einzelnen ist gefährdet.
16:15 Die Stimmung kippt, doch die Meisterschwester macht sich über die Patienten lustig: "ihr habt es doch gut, ihr liegt hier entspannt, wir müssen hier arbeiten..." Die Menschenverachtung in dieser Aussage ist unaussprechlich. Die sonst so lustigen Patienten stöhnen, bei mir macht sich Todesangst breit, da ich merke, dass ich trotz Wasser über den Kopf schütten nicht abkühle, zu zittern beginne, um mich herum alles unscharf wird, das Atmen fällt mir schwer. Nur der Blutdruck ist im Normbereich.
16:30 Der Großteil ist abgenommen, 30 Minuten hätte ich noch gehabt, hab ich später errechnet, hätte ich die überlebt? Vermutlich aber mit welchen Schäden? Also frage ich, ob man mir helfen könnte, meine Stimme ist vergleichsweise dünn und es ist mehr eine Bitte als eine Frage, um mich herum ist alles unscharf und unwichtig, Leben! Ich will Leben! "Uns hilft auch keiner, ha ha ha" höre ich die Meisterschwester dumpf. Gefühlte 50 Grad lassen mich die Wasserflasche verzweifelt über meinen Kopf kippen.
16:35 Die heiße Schwester befreit die Patienten im Akkord, der nette Helfer sieht mich besorgt an, er weiß dank eigener Erfahrungen, was ich durchmache. Ich hauche mit nahezu letzter Kraft ein "Ich kann nicht mehr!" Von der Seite zischt es: "wir können auch nicht mehr, thehe..." die Meisterschwester war vermutlich damit beschäftigt eine der Maschinen zu putzen, was in der Situation natürlich Priorität haben sollte.
16:40 Den Ernst der Lage erkannt habend und mit so etwas wie Mitgefühl und Berufsethos ausgestattet befreite mich die "heiße Schwester" von den Nadeln und der Folter des weiteren Flüssigkeitsentzugs und gab mir mein Blut zurück und rettete vermutlich mein Hirn vor einer Unterversorgung oder schlimmerem.
17:00 Wieder einigermaßen klar nahm ich meinen Plunder und wankte mit Tunnelblick Richtung Ausgang. Dank der "heißen Schwester" musste ich nicht zurück meine vergessene Austrittskarte holen. Ich setzte mich draußen hin, wo es mit 30 Grad kühl wirkte. Wundersamerweise war noch ein Rest Wasser in der Flasche, die ich mir über den Kopf kippte und aufs Taxi wartete, das dann auch kam.
17:30 Drei!!! Kühlakkus später und auf dem heimischen Bett liegend beruhigte sich mein Körper langsam und erholte sich von den Strapazen des Nachmittags.
18:00 Alles war wieder in Ordnung, in mir gab es zwei Überlegungen, die in der Dialysestation anzurufen und mich bei der "heißen Schwester" fürs Leben retten zu bedanken und die, rechtliche Schritte gegen die Meisterschwester einzuleiten. Vermutlich würde sie das dann ernst nehmen. Wieso darf so jemand diesen Beruf ausüben? Wer hier regelmäßig liest weiß, dass es ja nicht die erste Entgleisung war. Mir macht das Angst, eine Behandlung, die mir helfen soll, ist der Laune einer Frau unterworfen, der das Patientenwohl am Arsch vorbeigeht, Gott sei Dank war die Meisterschwester nicht meine einzige Hoffnung, es hätte diesen Post nicht gegeben.
Dann kommt es mir wie gestern vor, dass die goldene Sonne auf uns herabschien, gleißendes Licht im Schaum der Mainhall, Hands Up Trance und nackte Leiber, im Strobo zuckend, Ekstase, Wodka Red Bull für 66 Cent, Freunde überall, zuhause.
Ich weiß nicht mehr wie viele Nächte ich hier durchgefeiert habe, das in der Woche verdiente Geld hier auf den Kopf gehauen habe, wie oft ich morgens am Bahnhof gefroren habe, beim auf den Zug warten, es war der Tempel der Glückseligkeit, ein Ort an dem Träume wahr wurden.
Es geschieht so viel Schlimmes in der Welt, aber so weit müssen wir gar nicht reisen, denn es geschieht auch direkt vor unserer Haustür, in unserem Blickfeld, wo immer wir auch sind! Schau nicht weg!
Ich weiß, dass Zivilcourage schwierig ist und Angst selbst in Mitleidenschaft zu geraten uns oft abhält, einzugreifen aber so zu tun als ob man nichts gesehen hätte ist keine Lösung. Wir alle sehen Unrecht und wir alle wollen, dass man uns sieht, wenn es geschieht.
Anbei noch zwei weiterführende Links zum "Weißen Ring" und dem "Bundesnetzwerk Zivilcourage"
Weißer Ring -> Zivilcourage
Bundesnetzwerk Zivilcourage
vielen Dank an dieser Stelle an meine drei Augenmodels