Seit drei Tagen
bin ich irgendwo zwischen Sein und Scheiden, im Meer der absoluten
Ungewissheit, auf Tränen vollen Wogen setzte ich über zu den Iden
des Lebens, doch legte sich der Nebel unheilvoll über das was in
Hoffnung geboren und ich sehe nicht den Weg. Wie es weiter geht,
möchte ich gern wissen, doch was gilt es zu fragen? Weihnachten, ja
hm, alles verliert die Bedeutung und ich will bloß eines, Überleben
und hier raus. Wie? Keine Ahnung, seit der OP bin ich scheinbar keine
Priorität mehr oder sowas, als ob ich mich um alles jetzt selbst
kümmern müsste, vielleicht hätte ich die drei Tage eingeschränkte
Bettruhe zum Schlafen nutzen sollen, aber ich kann ja auch nicht den
ganzen Tag schlafen, ich will irgendwas tun. Wie sinnvoll man die
Zeit hätte nutzen können? Aber ich fühle mich wie ein Patient 2.
Klasse, als sei mein Schandmal, wie ich hier landete mir ins Gesicht
gemeißelt und ich werde nur noch aus Mitleid geduldet unter den
Lebenden, als „Dead Man Walking“ als Leichnam unter Ihnen, wie
die schaurige Gestalt, das Grauen, der Spiegel, dem sich niemand
stellen kann. Und ich bleibe allein mit meinen Selbstvorwürfen und
der Ungewissheit und dem Gefühl nichts tun zu können, weil man es
mir gar nicht mehr zutraut, dass ich gewillt bin IHREN Kampf wieder
zu führen, warum sonst hätte ich eingeschlagen, als mir der sanfte
Verführer eine letzte Chance zu generieren suchte? Lasst sie mich
doch nutzen, sagt mir was ich tun muss, Schmerzen? Gebt mir
Schmerzen, wenn es der Katharsis dient. Rückschläge, her damit
dient es der Katharsis werde ich es durchstehen, Qualen, mehr Qualen,
erneute Seelenkriege, so sei es, muss ich über weitere Grenzen
gehen? Wenn es sein muss, ich tu es ja, aber stattdessen straft mich
das Leben nun mit dem größten Schlagwerkzeug, welches es hat, mit
Ignoranz. Leben ist Schmerz und Schmerz ist so ziemlich die
heilsamste Methode zu Selbsterkenntnis aber ein gerettetes Leben ohne
Perspektive, ohne das Gefühl, es zu spüren, ohne das Bewusstsein
seiner Existenz, ohne die Chance auf die Chance zur Chance ist
wertneutral und dem Tod keinesfalls vorzuziehen. Der Tod ist mir so
nah, dass er zu jeder Meinung direkt eine Notiz vermerken könnte und
doch fühle ich mich objektiv mal von der völligen Abwesenheit von
positiver Emotion so lebendig, wie seit Jahren nicht. Aber warum
sollte es dafür schon zu spät sein? Ich bin nicht begeistert, dass
es die letzten Tage sein könnten und niemand Anteil daran nimmt,
generell nimmt niemand an irgendetwas Anteil, es ist eigentlich total
traurig, doch ich bin nicht einmal in der Lage diese Emotion zu
verspüren, weil ich versuche stabil zu bleiben, fokussiert, das Ziel
im Auge, das Leben im Blick, nur dafür zu existieren, der psychische
Sturz muss warten, der See ist zwar voll gelaufen und die ersten
Dämme würden sich mit Freuden niederknien, sich ins Tal zu
ergießen, den ganzen Weg frei zu brechen, die Dörfer zu
zerschmettern, angehäuft mit der Dummheit, der Naivität, dem
Versagen des Vergangenen, des Schadhaften, welche eine Industrie der
Angst, der Kontrolle, der Selbstverleugnung, der Aufgabe initiierte.
Doch der Damm bricht nicht, die kleinen Bruchstellen werden schnell
gestopft, doch die Flut steigt und steigt. Niemand sieht es außer
mir, ich vermag es nicht zu sagen, sie in Panik zu versetzen würde
niemanden retten, es gäbe nur mehr Ungewissheit, mehr Opfer, am Ende
muss ich mir auf meine Selbstvorwürfe weitere Berge aufhäufen, die
sich ins Tal ergießen um meine Existenz zu fluten und am Ende nichts
als zerstörte leere Ödnis hinterlassen werden.
Was genau ist
eigentlich passiert, dass ich am Ende dieses Weges landen musste, der
niemals meiner war, oder aber genau mein Weg und deswegen hart und
steinig wie die sprichwörtliche Hölle. Ich will es immer so
mythologisch neutral als möglich ausdrücken, doch wir sind so sehr
von unserer kindlichen Religionsprägung verätzt, dass es Teil
unserer Existenz ist in Kategorien wie Himmel und Hölle zu denken,
auch wenn sie keinerlei Bedeutung für uns haben. Gott und Teufel als
Kreaturen für Gut und Böse zu benutzen, ohne ihrer wahren Bedeutung
nur nahe zu sein, die sie als mythische Figuren über Jahrtausende
ansammeln konnten. In vielen Ländern der Erde wird Gastfreundschaft
groß geschrieben, das Miteinander ist ein hohes Gut in vielen
Kulturen der Welt, doch wenn wir auf uns gerichtet sind, auf unseren
innersten Kern, den Punkt zwischen Gut und Böse, dann sind wir bloß
noch Menschen, Überlebende des Sinnlos-Holocausts der Zeit und
verloren im Allen des Nichts. Wie ich. Trotz der einigermaßen
ruhigen Lage meines Zimmers und dem tollen Besuch zweier meiner
besten Freunde bringt es mir nichts an Mehrgefühl auf Dauer. Die
Zeit verliert ihren Wert, alles unscharf, russisch wird zu
Sprachgewirr, welches sich in Schwällen von boshafter Zunge auf die
Mühlen der geschändeten Seele ergießt und trotz nicht vorhandener
Antipathien wieder so etwas wie eine Regung in mir hoch holt. Ich
weiß nicht, ob es der Neid ist, dass am Bett des hyperaktiven Sergej
8 Leute stehen und ich bloß meine 2 besten Freunde und meine Eltern
sehe wenn ich denn überhaupt mal Besuch habe. Nein, es ist kein
Neid, es macht mir Angst, dass ich es irgendwie geschafft habe, dass
neben den 5 Personen, die meine derzeitige Handy Nummer haben niemand
auch nur ansatzweise weiß, was los ist, obwohl es mir noch viel mehr
Angst machen könnte, dass ich es selbst nicht weiß...
Aber ich weiß es nicht, weil ich es erst forciert, dann ignoriert und dann systematisch verborgen habe, erst vor der ganzen Welt und dann am Ende vor allem vor mir selbst. Die größtmögliche Täuschung ist die, wenn man sich selbst einreden kann, dass das Leben nur ein Spiel ist und das die die Konsequenzen immer nur für die anderen gelten und niemals das ach so tolle Selbstbild erreichen werden, die Gottheit des eigenen Seins, der Quell der allmächtigen Arroganz, wie konnte ich nur jemals so hoch fliegen und vergessen, dass schon ein winziger Flügel nicht der Hitze der Sonne widersteht, so wie es einst der Junge erfuhr, der in den Ozean stürzte als sich seine gewachsten Flügel entzündeten und sich seine Überheblichkeit gegenüber anderen zu seinem Untergang weideten.
Aber ich weiß es nicht, weil ich es erst forciert, dann ignoriert und dann systematisch verborgen habe, erst vor der ganzen Welt und dann am Ende vor allem vor mir selbst. Die größtmögliche Täuschung ist die, wenn man sich selbst einreden kann, dass das Leben nur ein Spiel ist und das die die Konsequenzen immer nur für die anderen gelten und niemals das ach so tolle Selbstbild erreichen werden, die Gottheit des eigenen Seins, der Quell der allmächtigen Arroganz, wie konnte ich nur jemals so hoch fliegen und vergessen, dass schon ein winziger Flügel nicht der Hitze der Sonne widersteht, so wie es einst der Junge erfuhr, der in den Ozean stürzte als sich seine gewachsten Flügel entzündeten und sich seine Überheblichkeit gegenüber anderen zu seinem Untergang weideten.
Alexander,
Salzprinz, komm nie wieder, warum fliegen Motten stets ins Licht....
Ganz sicher nicht bloß weil sie es können, doch andererseits wäre
das noch die am wenigsten verstörendste Erklärung meiner Meinung
nach. Wäre es eine bewusste Entscheidung der Motten, wären sie die
geborenen Suizid-Lebewesen und würden damit die Bedeutung von Leben
als wichtig und entscheidend deutlich in Frage stellen und damit mir
und anderen wie mir die Hoffnung nehmen, an den Wert von so etwas wie
Leben zu glauben. Warum ich mir über so etwas Gedanken mache? Motten
können ins Licht fliegen, Brot kann schimmeln, ich kann mir über so
etwas Gedanken machen und habe nichts anderes zu tun und keinerlei
Ablenkungen von den essentiellen Dingen des Lebens, die so nichtig
sind, wie sie es nur sein könnten, wenn das Leben eben nicht das von
Bedeutung aufgeladene Konstrukt einer besseren Welt ist sondern
einfach nur das Nichts in dem wir uns begegnen und verlieren, jeder
für sich, allein in sich gefangen und ohne die Not des Gemeinen, des
Ganzen, einfach Nichtig!
Ich will das nicht glauben können, das
Nichts ist mir zu wenig, zu wenig ist mir das Sein, das Sein als
Nichts, warum kann es nicht sein, wie ich es wollte? Als ich es
wollte, zu meinen Bedingungen, zu meinem Zweck, warum ich keine
Gottheit bin? Das ist die schlussendliche Frage, warum nicht ich,
wenn es überhaupt möglich sei. Wenn überhaupt irgendetwas möglich
ist, dann wird es vermutlich alles sein, was in seinem Umfang und
Verarbeitungsverständnis unserem individuell ausgeprägten Gehirn
zugänglich ist, zum Zwecke der Dominanz und der Fortentwicklung der
eigenen individuellen Intelligenz im Sinne seines Schöpfers und
somit selbst erfüllend in der Prophezeiung des Selbst einer Existenz
die sich selbst schon überlebt hatte, bevor sie sich seiner Selbst
bewusst ward.
Irgendwie ist Eliza schon eine ganz besondere Frau, wie mir scheint, ich glaube
heute habe ich erstmals ihre zarte verletztliche Seite gesehen, wie
sie da so ganz still und heimlich zwei Tage vor Weihnachten im
Vorabend die Weihnachtsplatten aufgelegt hat und versucht ein wenig
Fröhlichkeit weiter zu tragen, doch mich erreicht nur die
tränenhafte Variante, warum weiß ich nicht, aber irgendwo ist wohl
auch Weihnachten in der kindlichen Naivität meiner Vergangenheit ein
Relikt und auch wenn ichs nicht eingestehen will macht es mich
traurig an Weihnachten hier zu sein...
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