12/17/2012

Siebzehn

Ich bin mir gerade gar nicht sicher, woher das Märchen um Rübezahl, dem Herrn der Berge stammt, ich vermute einfach mal, dass es sich um eine tschechische Volksweise handelt, die dann zusammen mit den Erzählungen von Yetis und Riesen zu einem bärtigen Giganten wurden, der durch die Karpaten zieht und Wirtshäuser leer futtert. Ich denke bei Rübezahl irgendwie immer an eine der Verfilmungen, da gibt es diese eine Szene, die mir in Erinnerung geblieben ist, Rübezahl betritt ein völlig heruntergekommenes Wirtshaus irgendwo am Berghang von „KeineAhnungWo“ und bestellt ein Rührei. Der Wirt knallt zwei Eier in eine kleine Pfanne und hofft dem Giganten damit genüge getan zu haben, der wird aber total wütend und in der nächsten Einstellung sieht man ihn dann da sitzen, wie er eine komplette Pfanne Rührei spachtelt, die so groß ist, wie vier zusammengeschobene Tische. Fröhlich schmatzend und mit einer lustigen Musik unterlegt sieht man einem Riesen beim Rühreiessen zu. Und so was fand ich als Kind richtig klasse.Ich würde den Film glaube ich gern mal mit den Augen von heute betrachten, vermutlich würde ich aus dem Lachen nicht mehr herauskommen, auch wenn viele dieser tschechisch, polnisch, vorzusammenbruchssowjetisch produzierten Märchenfilme wirklich richtige Klassiker sind und von einer Authentizität leben, die heutige Filme einfach nicht mehr hinbekommen. Aber wieso eigentlich Rübezahl?
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Eigentlich wollte ich ja eine Parallele zum Weihnachtsmann herstellen bei unserem neuen Zimmernachbarn, aber das fällt mir ob der offensichtlichen Abgerissenheit und Verwahrlosung deutlich schwerer und die Assoziation mit Rübezahl trifft von Kleidungsstil, Bewegungsabläufen und Statur viel direkter den Punkt. Auch wenn der „Weihnachtsmann vom Dach“, der gerade aus seinem Wald kommt auch das Potential gehabt hätte dem Björnholm gerecht zu werden. Der Björnholm, das war der neue auf unserem Zimmer, Manni und ich waren beide ein wenig unsicher, denn er redete nicht mit uns, vermutlich hatte er ernsthafte psychische Probleme. Dazu war er in einem wirklich jämmerlichen körperlichen Zustand, bekam Besuch nur von einer Sozialarbeiterin und schlief den ganzen Tag. Irgendwie war er eine Mischung aus unheimlich und Pflegefall, aber man konnte ihm ja auch nicht wirklich helfen. Er tat mir irgendwie leid, als er da so niedergestreckt lag, wie ein gestutzter Riese auf den Brettern, nachdem ihn ein vorlauter junger Kerl von den Beinen geholte hatte mit irgend einem miesen Trick vermutlich, erinnern wir uns an das Märchen von David und Goliath! Ich glaube irgendwie, dass ihm übel mitgespielt wurde und er jetzt hier gelandet war, weil der Körper sich mit verabschiedet hat, nachdem die Psyche nicht beachtet wurde. Im Grunde so wie bei mir, ich weiß nicht, ich glaub ich brauch dieses Gefühl der Sonderstellung einfach, das offen damit umgehen, einen solchen Fehler begangen und bereut zu haben ist das Eine, wirklich dahinter stehen zu können, dass es Teil der eigenen Vita ist, Scheiße in Massen gestapelt zu haben ist eine ganz andere Sache, ich glaube, dass die Bewusstwerdung mir noch bevor steht und heute mit der 2. Dialyse ist dafür keine Zeit, es ist alles noch viel zu neu und frisch und auch aufregend irgendwie. Klar ein wenig Angst schwingt mit, aber die erste war ja auch schon höchst erfolgreich und das wird ja jetzt nicht großartig schlimmer werden können. Also ab dafür.

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