8/07/2022

10 Jahre Vol. 07 - INTENSIV - Teil II

Und wieder wich das Leben aus mir, Schlaf, Bewusstlosigkeit, Wiederbelebungsversuch notwendig, ich hatte vollkommen den Bezug zu weltlichen Dingen wie Raum und Zeit verloren, alles fühlte sich an wie endlose Träume unterbrochen von verstörenden Bildern der Realität, in denen ich mich selbst mit Abscheu und Verachtung wahrnahm, bestehend aus einem eingefallenen Bauch, überall Schläuchen und Geräten, die mich aussehen ließen wie eine imaginäre BORG-Version von mir, nur ohne die Power und das Gemeinschaftshirn.
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Ich klingelte einen Pfleger, Assistenzart oder wen auch immer zu mir, obwohl ich das Gefühl hatte, nebenan würde gerade auch gearbeitet, ich hörte laute Geräusche und Helene Fischer trällerte ihr "Atemlos" aus irgendeinem Radiogerät. Es war das erste Mal, dass ich auf den Text achtete während ich unter schwerem Atmen unter Todesangst leidend mein Geschäft verrichtete. Nebenan wurde das Radio lauter gedreht und ich malte mir unglaubliche Dinge aus, die dort hinter dem Vorhang geschahen. Als das Lied zu Ende war hörte ich sie tuscheln: "Von uns war heute Nacht keiner hier, ist das klar?", "Was machen wir mit dem da?", ich fühlte mich angesprochen und versuchte so zu tun als ob ich weggedämmert bin. Der Vorhang wurde vorgezogen: "Der ist so weggeballert, der kriegt gar nichts mit..." Ich hörte wie ein Bett weggefahren wurde und zwei Männer leise miteinander fachsimpelten: "Die Knochen kannst du direkt zu mir bringen, ich hab da schon ne Idee!", "Atemlos durch die Nacht..."
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Ich wachte wieder auf, es schien morgen zu sein, eine Art Loft, eine Badewanne unglaublicher Gestank und einer der Assistenzärzte, die sich seit ich weiß nicht wie lange um mich kümmerten saß an seinem Schreibtisch und feilte an etwas, dass ich nicht genau erkennen konnte. Er drehte sich zu mir und hielt in seiner Hand einen Knochen, ich erschrak. Er versuchte mich zu beruhigen und sagte: "Der ist nicht von einem Patienten, das ist nur ein Testobjekt, damit ich schonmal ein Gefühl dafür kriege...", er wies mit dem Finger zur Wanne und ich sah, dass in ihr eine zerstückelte Leiche lag, blutüberströmt, noch den OP-Mantel oder diese Kutte an, die man auf Intensivstation so an hat bevor es ans Eingemachte geht oder eben aus Gründen. Ich wünschte mir, ich träume, doch dem war nicht so. Er ging hin und holte sich einen Arm, den er dann mit einer Art Hochdruckreiniger von den Fleischstückchen befreite, die noch daran herum fransten bis nur noch die Knochen übrig waren und setzte sich mit der Hand und den Ellenknochen an den Schreibtisch und begann mit einer Miniflex am Knochen rum zu schleifen. "Das machen alle Medizinstudenten, keine Panik, wieder Zeit für die Medis oder?", wandte er sich an mich und ich dämmerte weg.
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In den folgenden Tagen wurde der Vorhang gar nicht mehr vorgezogen, fast stündlich wurde auf dem Metalltisch neben mir ein Mensch geschlachtet, mal mit dem Oberarzt, mal ohne? Ich fragte mich jedes einzelne Mal, wann ich der nächste bin. Meine Angst war unerträglich. Eines Tages kam der Oberarzt wutentbrannt herein und brachte drei Leichname in Plastik eingewickelt an einen Garderobewagen gehängt mit und schrie den Medizinstudenten an: "Ich habe für saubere Ware bezahlt, der Kunde ist nicht zufrieden, die kann ich nur noch an die Krankenhausküche verschenken, es fehlen Knochen!" Stille, doch nur kurz. "Was sie in Ihrer Freizeit machen, ist mir egal, aber Sie können nicht einfach die Knochen von bestellter Ware entfernen. Das wird Konsequenzen haben.", Wütend ging er weg, die drei Leichen standen mitten in meinem Blickfeld. Der Medizinstudent zog den Vorhang vor und ich hörte das Geräusch seiner Miniflex und der Geruch von verbranntem Fleisch machte sich im Raum breit.
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Es war Tag, ich freute mich, dass man mich endlich mal in eine aufrechte Position gebracht hatte, dadurch konnte ich endlich auch mal den Raum sehen, in dem ich war, eigentlich schon schön hier, dieser Landhausstil mit Holz vertäfelte Wände, ein großes Fenster von dem aus man direkt auf den Klinikeingang gucken konnte, es musste der erste Stock sein. Verrückt war nur, dass in dem ganzen schicken Landhausstil die Tür zu dem Raum in dem wir waren aus Stahl und mit einem Drehradmechanismus geschützt war, so wie man es von Schiffen kennt. Man hatte mir irgendwas von Dialyse erzählt und mir eine Schwester geschickt, die das alles irgendwie durchführte, ich habe keine Ahnung, was die gemacht hat, ich konnte meinen Blick nicht vom weißen Vorhang abwenden, der durch die ganzen Todeskäfer, wie ich sie nannte nahezu schwarz war und dort krabbelten sie und krabbelten und ich wusste ja genau, dass nebenan noch die drei verwesenden Leichen lagen. Ich fragte die Schwester, ob sie die Käfer auch sehen würde, weil ich aus irgendeinem Grund die Möglichkeit in Betracht zog, dass ich halluziniere, wäre ja ne extrem gute Erklärung für das kranke Zeug, was die letzten Tage so abging. Sie schüttelte den Kopf und verneinte, kurz darauf verließ sie das Zimmer. Ich habe sie nie wieder gesehen.
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Als ich wieder bei mir war flackerte der Vorhang in allen Farben des Regenbogens und durch das Radio hörte ich gerade die Nachricht, dass Arminia Bielefeld einen wahnsinnigen Transfercoup gelandet hat und den ehemaligen Dortmunder Tomáš Rosický verpflichtet hat. Dieser würde in Kürze am Eingang erwartet. Ich sah aus dem Fenster, wo sich schon eine Menschenmenge aus Presse und Fans eingefunden hatten. Ich glaube dann bekam ich Besuch von meinen Eltern und alles war wieder normal, zumindest bis es dunkel wurde. Da passierte auf dem Flur etwas, dass ich kurz sehen konnte als die Schiffstour einen Spalt weit offen stand. Offensichtlich waren K.I.Z. auf ein Konzert vorbei gekommen, ich bildete mir ein im Gang leise "Spasst" zu hören, ich zweifelte, weil ich immer mehr klare Momente hatte und immer mehr an der Realität der letzten zwei Wochen zweifelte, die ich aus dem künstlichen Koma erwachte. Wahnsinn, was Drogen, die man zum Überleben bekommt doch für eine Scheiße produzieren, wenn man entwöhnt wird.
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Meine Handgelenke schmerzen, weil die Infusion an der Stelle hängt, an der ich damals anfing um Hilfe zu schreien, eine sehr unangenehme Stelle, Moment mal, Schmerzen? Alles schmerzt eigentlich, gebt mir irgendwas, mein Blutdruck ist über 200, ich habe Schmerzen!!! Wo zur Hölle bin ich eigentlich? Meine Gedanken überschlugen sich. Der Raum war in blau gefliest und alles hatte einen cleanen Stahl-Look, ein Intensivbettzimmer, wie ich es schon so oft gesehen habe. Der Medizinstudent war auch da, er sagte: "Ich bin ganz vorsichtig, den Zugang brauchst du jetzt nicht mehr!", er zog die Nadel aus der Hauptschlagader am Handgelenk und mir kamen die Tränen, jetzt war ich am Ende doch noch dran. Aber irgendwas war anders, zwei Typen, die wie Rettungssanitäter aussahen schoben mich aus dem Raum, eine ganz normale Tür, ein ganz normaler Krankenhausgang, ich verstand gar nichts mehr. "Wir bringen sie zur Dialyse", ich dachte ich hätte meinen Verstand verloren, aber das jetzt schien die Realität zu sein.
Gerade einmal 48 Kilogramm brachte ich auf die Waage, als ich das erste Mal selbstständig eine solche betreten konnte (am Tag meines Todes waren es 68,5 gewesen) und im Anschluss vier Stunden lang meinen Kopf geneigt halten musste, damit die anschließende Dialyse ordnungsgemäß laufen konnte über einen am Hals eingeführten Herzkatheter, der mir das Leben rettete, solange ich noch keinen Shunt hatte.

Wacken Saturday Day Four

12:00 SLIME

Leute, geiler Scheiß, zwar kein Metal, aber ich werde den Teufel tun und hier anfangen zu trollen, dass Wacken nicht mehr Wacken ist, seit hier jeder spielen darf, Punk war schon von Anfang an dabei und Slime sind nun mal auch Urgesteine. Wenn eine Band sagen kann, dass sie ein 40 Jahre altes Lied aus ihrem Repertoire spielen und das dann immer noch aktuell ist, haben sie eine Berechtigung und uns als Publikum wird klar, dass die Menschheit einfach gar nichts lernt und alles noch genauso kacke ist wie eh und je. Wir müssen einfach nur weiter gegenhalten, dann wird das schon noch!

Deine Cousine

ist definitiv Eine, die ich gern meine nennen würde, ich habe zwar auch eine ganz Tolle, aber auch eine, die echt nicht so Dolle ist. Whatever, auch hier könnte  ich wieder das Metal-Fass aufmachen aber das wäre unfair, sie hat hier richtig gerockt und ich hatte Spaß dabei. Und dann passt es doch auch oder? Klar würde ich mir wünschen, dass wir nicht bald ein ähnliches Line-Up wie Rock am Ring haben, weil es eben noch so viel Metal gibt, aber vielleicht ist das auch einfach nur von meiner diesjährigen Wahrnehmung geprägt. Das ändert aber mal ganz und gar nichts daran, dass ich mir hundertmal lieber Deine Cousine reinziehe als mich in 'ner Core Menge plötzlich in einem aggressiven Moshpit wieder zu finden.

Nachmittag war dann Siesta

New Model Army nach all den Jahren noch einmal zu sehen hat viele Erinnerungen geweckt und war wunderschön.

Danach kam dann der absolute Oberhammer und ein krönender Abschluss des Wochenendes mit der Metal-Messe im Powerwolf Style. Einfach großartig, eine Kirchenorgel die Feuer speit, Corpsepaint, Tanzen, Heulen, Flammenwerfer von Blut trinken singen und und und. Lieblingsbands live sind einfach mega vor allem wenn sie live mega sind.

Lordi habe ich mir dann geschenkt, bin wunschlos glücklich Grad. Gute Nacht! 🤘🤘🤘

8/06/2022

Wacken Friday Day Three

Kissin' Dynamite

Eine meiner Lieblingsbands mit einem Running Order Platz, nun ja, während der Dialyse im Live-Stream geht es eigentlich, ziemlich geiles Set, auch wenn ich live nicht so richtig von ihnen mitgenommen werde.

Freedom Call

Eine dieser Bands, die immer abliefern, bei den Liederkatalog natürlich auch leicht, wenn jeder zweite Song eine Mitgröl-Hymne ist. Danke MagentaMusic, dass ihr das auch für die bühnenverhinderten in Top Quali übertragt.

Alligatoah

Ich hätte nicht gedacht, dass er da hin passt oder, dass es so geil abgeht, aber irgendwas hat der Junge, was ihn einfach auch hier State Of The Art werden lässt. Hätte nie gedacht, dass ich mir auf dem Wacken Open Air mal einen Hopper angucke und dass es mir auch noch gefällt. Und damit endet im Grunde auch mein Freitag, war von vorneherein für mich der Chill-Tag.

In Extremo noch im Gehen ein bisschen mitgekriegt, aber auch wenn die jedes Mal abliefern, ich brauch das dies Jahr nicht, irgendwie zu oft gesehen, naja und Slipknot... Ich geh ins Bett!

8/05/2022

Wacken Donnerstag Day Two

Nachdem ich heute Mittag direkt Torfrock verpennt hab, waren Thundermother meine Wachmacher


Grave Digger waren dann der Auftritt auf den ich mich gefreut hatte, war geil - wie erwartet.

Während des kleinen Abstecher nach Arakis und Pestilence gönnte ich mir den Rest von Dirkschneider bevor die ominösen
Guardians Of Asgard auf einer extra errichteten Torbühne in ca. 10 Metern Höhe auftraten, die sich aber als Amon Amarth herausstellten, eine Band, die ich Mal mehr mal weniger mag, diesmal sehr geil auch durch den speziellen Bühnenkniff, gutes Marketing ist alles.

Und dann Mercyful Fate, das ist Metalgeschichte in Reinkultur, was für ein großartiges Set und was für eine Messe bei untergehender Sonne. Wer irgendeine Beziehung zum Metal hat, der sollte die wenigstens einmal gesehen haben. Oberbang!
Im Grunde hätte ich danach ins Bett gekonnt, morgen wird hart genug mit Dialyse, Wecker steht!

Aber aus irgendeinem Grund, gab es da noch
Wenn einem ICE Nine Kills zu neuartig und brav sind, Alice Cooper nicht anstößig genug und wem die Blaue Man Group nicht genug Farbe in den ersten Reihen verteilt, der kann es ja Mal mit GWAR versuchen. Musikalisch ist da sicher auch für jeden was dabei, der Rest ist Horrortrash und Satiretheater auf untersten Niveau

Immerhin ermöglichte mir das Durchhalten einen echten Leckerbissen zu gucken, eine Band die ich liebe, weil dieser 70s Style mit Gitarren irgendwie rockt, auch wenn der Sound auf der Headbangers Stage komisch gemischt war, die Back Vocals waren viel zu laut. Nach deren Zugabe ging es dann aber ins Heia Bettchen.

8/04/2022

Wacken Wednesday Day One

Ich verlinke euch zu den Kurzberichten die Setlist, sofern sie bei setlist.fm online ist. Ich poste nach einem harten Festivaltag, also verzeiht mir den Ein oder Anderen Fehler.

Gloryhammer
Bisserl kurz, aber sonst sehr unterhaltsam und ein guter Start ins WE.
Sehr enthusiastische Maiden Coverband, die alles rausgehauen haben. Nicht ganz meins, aber female-voiced-Metal ist ja eh nicht ganz so meins.

war aus genau dem Grund auch zum Teil schwierig, musikalisch sehr umschmeichelnd, aber auch hier etwas zu sehr symphonic und female, der hintere Teil war dann aber doch sehr gut.

Halt der übliche Sammet Blödsinn, Gastauftritte en Masse und dazwischen immer wieder dieses Genie, der sich dessen zu bewusst ist, teilweise geniale Musik, die aber oft unter ihrem Bombast zusammenbricht.

8/02/2022

lICHt

"Bunt ist das Dasein und granatenstark!" (aus Bill & Ted)

... und das ist die Wahrheit, wenn man sich anstrengt und das Leben so lebt, wie man es möchte. Das Leben eines gesunden Mittelschichtsweißen in Europa hat faktisch keine Grenzen außer denen, die Andere involvieren (z.B. darf man alles tun, solange man niemandem damit schadet) und damit hat so jemand ein nahezu unendliches Potential zu erfüllen.
Was machen aber die Meisten, sie lassen sich von Anderen sagen, was sie zu tun haben, schuften sich für nichts und wieder nichts den Arsch ab und erwarten Dank für etwas, worum sie nie gebeten wurden. Die meisten Menschen treffen keine eigenen Entscheidungen, weil sie es nicht können. Sie können es nicht, weil sie es nie gelernt haben. Ich musste ziemlich früh lernen Entscheidungen zu treffen, leben oder sterben, kämpfen oder untergehen und darum bin ich heute wirklich gut darin, das Unwichtige vom Wichtigen zu trennen. Dazu konnte ich in den letzten Monaten auch noch eine Fähigkeit meinem persönlichen Portfolio hinzufügen, die ich schon immer hatte, die nur unkontrolliert zu unsagbarem Leid und Schmerzen geführt hat, bei mir und vermutlich auch bei vielen, mit denen ich mich umgeben habe (falls jemand der das liest dazugehört, es tut mir unendlich leid, wenn du durch mich leiden musstest). Die Rede ist von Hochsensibilität, mit der ich seit einiger Zeit endlich umgehen kann. Meine empathischen Fähigkeiten sind vielen Menschen weit voraus und ich nehme große Teile meiner Umgebung auf einer Gefühlsebne war, die ich anderen nur schwer vermitteln kann. Ich spüre, wenn jemand traurig ist, ich fühle seine Freude, ihren Schmerz unmittelbar, als sei es der Meine. Über längere Zeit mit Menschen zusammen zu sein laugt mich aus und ließ sich schon früher nur betäubt ertragen. Ich trinke seit ungefähr 10 Jahren keinen Alkohol mehr, weil er die tiefen meiner Täler zu Untiefen werden ließ und mich in den Höhen fliegen hat lassen, was auch bloß eine Illusion meines Verstandes war und im Nachhinein oft zu Schmerzen führte. Schmerzen waren sowieso oft Teil des Prozesses, das "Ich" auszumachen.
Mein Leben lang habe ich versucht ich selbst zu sein und dann doch immer wieder mehr für Andere geopfert, als ich hatte. Gegeben, um zu geben, nicht weil es geholfen hat, oft hat es geholfen, aber vor Allem, weil ich das brauchte, ich brauchte dieses Gefühl, gebraucht zu werden. Und am Ende war es genau das, nur ein Gefühl. Nicht real, ein Weg meines Gehirns mir nicht zeigen zu müssen, wie es wirklich ist: Jeder ist Allein! Auf sich gestellt und für sich verantwortlich.
Es kam der Punkt an dem ich das verstand und dennoch zog das soziale Umfeld an mir, wie ich zu sein habe, was ich zu denken habe, was ich zu tun habe und ich rebellierte, nicht nur als Teenager, ich konnte einfach nicht damit aufhören, anders sein zu wollen, weil ich mich mit dem um mich herum nicht identifizieren konnte, das war nicht ich. Ich bin ich und das ist eine ganze Menge. Im Laufe der Zeit, wenn man sich selbst gefunden hat und irgendwann dann auch nach etlichen Reflektionen fein mit sich ist erkennt man die Selbstbetrüger und Ich-Verweigerer um sich herum, manche kann man aufwecken, das ist jedes Mal ein erhellendes Erlebnis göttlichen Ausmaßes, die meisten wollen es gar nicht. Sie sind lieber Teil einer Schafsherde, die direkt hinter den Lemmingen jede Klippe runterspringt, die man ihnen aufbaut. Und sie tun so, als seist du es, der falschen Idealen hinterherläuft, obwohl sie bloß keine haben. Ich verurteile niemanden, der das einfache Leben wählt, was irgendwer für ihn bereit hält und Zeit seines Lebens keinen Willen hat, etwas zu erreichen, ich fürchte es muss solche Menschen geben, damit die Strebsamen etwas erreichen können. Die, die sich aus der Herde lösen, schwarze Schafe, die am Ende aber eben nicht in irgendeiner Schlucht liegen und vor sich hinsterben. Anders sein ist der erste Weg zum Ich.
Naja und eigentlich wollte ich bloß schreiben, dass man keine Life-Coaches braucht, wenn man es schafft sein Ich zu finden, ich bin ein großer Freund von Life-Coaches versteht mich nicht falsch, aber wer genug Energie hat, der braucht niemanden, der ihn an die Hand nimmt um er selbst zu sein. Wofür wir Life-Coaches brauchen ist das Aufbrechen unserer Programmierung, die wir von Kleinauf erhalten, darüber wie das Leben läuft, was wir tun müssen und was wir zu lassen haben. Die unterdrückte Freiheit in jedem von uns zu erwecken, das ist der Job sogenannter Life-Coaches. Ich rede nicht von Anarchie sondern von der freien Entfaltung des Geistes, der Möglichkeit jedes einzelnen Individuums Großartigkeit zu erlangen, zu scheinen, sein ICH zu finden und alles raus zu holen. Und mir ist klar, dass ich nicht zur privilegierten gesunden weißen Mittelschicht gehöre, aber ich versuche trotzdem jeden Tag ein bisschen mehr ICH zu sein.
Denn was nutzt es mir im Endeffekt denn, wenn ich jemand anders bin, dadurch ist man auch nicht weniger allein, die langjährigen Leser wissen das, ich hatte meine Persönlichkeit aus Schutzzwecken (sagte meine Psychiaterin) aufgespalten, damit die starken Anteile mich beschützen vor dem, was ich nicht verkraften kann und die schwachen Teile mich nicht schwächen. Ich habe diese Anteile, die alle waren, wie jemand der ich gern wäre wieder zusammengefügt und siehe da, zusammengefügt sind sie Ich und ich bin schon immer der, der ich gern wäre. Man muss nur jeden Tag mit dem Widerstand umgehen, aber das ist nur am Anfang schwer, irgendwann ist es Normalität und auch wenn meine Empathie oder Hochsensibilität dafür sorgt, dass ich die inneren Kämpfe mit sich selbst, bei anderen wahrnehme belastet es mich von Tag zu Tag weniger.
Ich habe in diesem Jahr gelernt (oder bin noch dabei, klappt nicht immer) zu trennen. Wenn ich merke, ich fühle mich schlecht, dann kläre ich für mich ab, wieviel davon ist meins und wieviel davon kommt von außen. Es gelingt wie geschrieben nicht immer, da ich mir viele Gefühle schnell aneigne, aber mir hilft es oft aus der Situation zu gehen, zu klären, was davon war jetzt grad meins und dann zu merken, nicht meins, deins!
Im Grunde ist es das Gleiche was man tut, wenn man argumentiert, man hat einen Standpunkt und den will man vertreten, dazu muss man aber auch den anderen Standpunkt einnehmen, um die Gegenargumente zu verstehen und alles was gesagt wird einzuteilen in Meins und Nicht-Meins. Und genauso läuft das für uns Empathen auf der Gefühlsebene. Ich erkenne Lügner auf den ersten Blick, weil definitiv klar ist, dass es nicht Meins ist. Ehrlichkeit und Treue sind zwei Kernkompetenzen, die mich auszeichnen, weil ich (was jetzt kommt klingt nach Engelsscheiße) der Meinung bin, dass die Welt mit Menschen die mit diesen Fähigkeiten gesegnet sind eine bessere wäre. Und darum geht es für mich generell, ICH will mehr, eine bessere, schönere, lebenswertere Welt. Fangen wir an!!!

8/01/2022

T&Fs Juli '22

Und so ist auch der heiße Juli vorbei, obwohl man das immer etwas falsch einzuschätzen vermag, hier im Ort waren es gerade einmal 4 Tage, die ich als wirklich heiß einstufen würde, aber kommen wir zu ein wenig Eskapismus. Gesichtet wurden im Juli laut Filmtagebuch 28 Filme, von denen 8 Rewatches waren, die damit also nicht in den Listen auftauchen.

Hier also ohne große Umschweife, die Tops und Flops von Juli, immer verlinkt mit einer Kurzrezension von mir. Gern könnt ihr mir auch direkt auf Letterboxd folgen und mit mir in Kontakt treten. Und jetzt, ab dafür:


TOP 5IVE

1 - The Gray Man

2 - Nobody

3 - The Big Ugly

4 - Das wilde Leben

5 - 68 Kill


FLOP 5IVE

1 - Attack on Titan

2 - Tanz der Unschuldigen

3 - Les Revenants

4 - Lockdown

5 - Danger Park


7/31/2022

10 Jahre Vol. 06 - INTENSIV - Teil I

Es ist schon lustig, dass ich selbst als ich mich hätte NUR um mich kümmern müssen noch mit den Problemen anderer beschäftigt war, als hätte ich immer noch nicht verstanden gehabt, dass niemand mir helfen würde, wenn ich untergehe, niemand da sein würde, wenn ich mal jemanden wie sie brauchen würde, als hätte ich den Tod wirklich verdient gehabt, weil ich einfach mit 27 Jahren immer noch nicht verstanden habe, dass es nur um das ICH geht, so wie es die zahlreichen Narzissten in meinem persönlichen Umfeld mir doch ständig vorlebten. Vermutlich wollte ich aber aus Protest eben genau nicht wie sie sein und das brachte mich dann auch um. Mal abgesehen vom Wasser und dem riesigen Lungenödem, das ihr im letzten Kapitel gesehen habt.

Es ist so ultra schade, dass es keine Bilder von der Folgewoche gibt, denn das Leben nach dem Tod ist einfach ein vollkommen anderes als das, was man vorher dafür gehalten hat. Und ich meine damit nicht die Woche künstliches Koma, die auf die viereinhalb Minuten klinisch tot sein folgte. Das war einfach Nichts, als würde man traumlos schlafen. Und nachdem ich dann endlich nicht mehr von einer Maschine beatmet wurde ging die Party richtig los. Ich versuche es so anschaulich wie möglich zu beschreiben...

An dieser Stelle muss ich eine extra Ekelwarnung und eine Triggerwarnung aussprechen, das wird jetzt echt übles Zeug! 

Lilafarbener Sonnenuntergang, ich sitze an Deck, die Luft ist kühl und vor mir die See, ein Kellner steht neben mir und füllt mein Whiskeyglas während er fragt, ob ich noch etwas will, woraufhin ich das Glas zum Mund führe und er mir eine Tablette mit einem Smiley drauf reicht, dann rumst es extremst laut und ich werde aus meinem Stuhl geworfen, ich erbreche mich und sehe noch, dass die Kotze grün, rötlich ist bevor es wieder schwarz wird.
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Nacht, ich höre Stimmen, kann mich nicht bewegen, neben mir ein bärtiger Mitzwanziger im weißen Kittel, er scheint zu knien und hat eine Farbpistole in der einen Hand und ein Walki-Talki in der anderen. "Wir sind soweit-Over", bellt er in das Sprechgerät. Dann rennt er los und ich sehe, dass wir in einer großen Halle sind, die Wände holzverkleidet, aber irgendwie abgerockt, als wäre hier schon lange nichts mehr los gewesen. Erinnerte mich im ersten Moment an das Musikgeschäft meines Opas als es gebaut wurde. Das Licht geht an, Farbkleckse überall und drei Weißkittel kommen mit bunten Sprenklern bedeckt lachend zu mir: "Alles gut, Herr Tickman?" Ich sehe neben mir einen Tropf und einen der Weißkittel die daran rum spielen, lachend: "Und dann noch das.", ein Anderer unterbricht ihn: "Gib ihm das! Gib ihm das!", er reicht ihm eine Phiole mit einer türkisen Flüssigkeit, die mir der lachende Weißkittel spritzt. "Na dann guten Flug!", höre ich ihn noch sagen, bevor es mich wieder in die Schwärze zieht.
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16:9 Blende, ach du scheiße... was ist denn jetzt? Irgendwie bin ich im Studentenwohnheim gelandet, Medizinstudenten bei Nacht, spielen die immer noch Gotcha? Meine Gedanken waren nicht zu ordnen, irgendetwas flackerte die ganze Zeit, von draußen schien der Mond herein und ich fühlte mich als ob ich seit Tagen nicht geschlafen hatte, neben mir saß ein Blaukittel und wiederholte ständig den Satz: "Schlaf doch mal, schlaf doch mal, schlaf doch mal!" Jedes Mal, wenn ich dann zu ihm rüber sah machte er das kleine Nachttischlicht an und spritzte mir irgendwas in die Infusion: "So jetzt schlaf doch mal!"
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Mitten in der Nacht werde ich wach und höre fernasiatische Musik, fremde Sprache und ich bemerke, dass der Raum in dem ich mich befinde in ein rötliches Licht getaucht ist und durch einen Vorhang geteilt wurde. Es war neblig und ich hörte Kinder kreischen, dann wehte der Wind den Vorhang kurz zur Seite und da standen viele Menschen, alle in traditioneller chinesischer Hochzeitstracht.
(Für weitere Infos zur traditionellen chinesischen Hochzeit empfehle ich) Ich bin mir sicher, dass sie gerade die Tee-Zeremonie abhielten, als ich einen Blick erhaschen konnte. Ein kräuteriger Geruch erfüllte die Luft und ich dachte, wow, dass man mal an so etwas teilhaben darf.
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Aufwachen und Schmerzen im Unterleib, schlafe ich auf einer Bettpfanne? Definitiv irgendwas Metallisches am Rücken und das schmerzt, ich klingel mal nach einem Pfleger, oder was es hier gibt? Moment, wo zur Hölle bin ich gerade? Nachdem der Pfleger mir mehrmals den Arsch abgewischt hat konnte ich einen Blick auf die Bettpfanne werfen, die voller grüner Scheiße war. Daher also der kräuterige Geruch. Ich will gar nicht wissen, was gewesen wäre, wenn ich nicht total auf Drogen gewesen wäre. Vermutlich wäre ich vor Selbstekel und Scham nochmal gestorben.
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Ich wache auf, denke mir ob es eigentlich nie Tag wird in dieser komischen... Bevor ich diesen Gedanken zu Ende bringe steigt mir dieser merkwürdige Geruch in die Nase, danach ein Schreien und der Vorhang ist weg, da liegt auf einem Krankenhausbett eine Frau, drum herum hektische Schemen, sie schreit. "Pressen, pressen...", dringt es an mein Ohr. Dann wird der Vorhang wieder vorgezogen. In Erwartung von Babygeschrei halte ich den Atem an, oder konnte ich nur nicht atmen, das war es eher...ich röchelte mir einen zurecht, während ich wartete, aber da kam kein Geschrei, es wurde einfach nur still und ganz leise hörte man eine traurige Mutter weinen. Eines der schrecklichsten Dinge, die man als Sohn hören kann. Und irgendwo sind wir ja alles Söhne (oder Töchter).

7/30/2022

Genau so kaputt

Ihr wisst schon Bescheid, es gibt nur einen Menschen auf dieser Welt mit dem ich über "Alles" reden kann und der Grund dafür ist ein unfassbarer "Schaden", der uns vereint und trennt gleichermaßen. Es gab eine Zeit, da hat es uns vereint und wir steckten die Welt um uns herum in Brand, immer, überall... schwarzes und weißes Loch auf Supernova-Tour.

Doch unter der Asche, hinter dem Ereignishorizont ist es eine unglaubliche Präsenz, die ich spüre. Über hunderte Kilometer, über Welten hinweg, die uns trennen. Ein Verständnis, wie ich es sonst nur... nein, wie ich es nicht kenne, als würden wir das selbe Leben leben, zeitversetzt und mit anderen Startpositionen, aber irgendwie identisch, die gleichen Prüfsteine, dem einen früher, der anderen später in den Weg gelegt, die gleichen Erkenntnisse, die gleichen Konsequenzen, eins im Geiste.

Einerseits euphorisierend und beflügelnd, andererseits hochgradig beängstigend, weil wie Anti-Materie, solange man sie weit genug von Materie fernhält ist alles in Ordnung, dann erschaffen wir Leben, Liebe, Freude, alles was gut ist auf dieser Welt, doch wehe wir begegnen uns.

Und doch gibt es mir Kraft bei mir zu bleiben und dem Weg, den ich gehe, denn es ist der Richtige.

Und verdammte Axt, wir sollten uns alle nur mit Menschen umgeben, die uns gut tun, auch wenn manche nicht für den direkten Kontakt geeignet sind, sondern nur in geringen Dosen gut tun, es sind jene die uns in unserer Selbstverwirklichung weiterbringen und welches größere Ziel kann man haben, als zu einem ganzen Ich zu werden? Naja und auf dem Weg dahin, kann man sich ja auch noch den Ein oder Anderen Traum erfüllen... oder?



7/28/2022

Kulturelle Aneignung!

Definition:

"Kulturelle Aneignung (engl. Cultural appropriation) referiert gemeinhin auf eine kontroverse, negativ konnotierte Praxis. Im weitesten Sinne beschreibt sie die Inanspruchnahme von Dingen, Praktiken oder Traditionen aus einem kulturellen Kontext, der nicht der eigene ist." (www.ikud.de).

Also ungefähr so wie Weihnachten, welches wie viele andere Bräuche und Sitten von der Christenheit in ihr eigenes Mischmasch aus Bräuchen überführt wurde und so getan wird, als hätten sie es erfunden. Oder Riccola, wenn es nicht von den Schweizern kommt.

Ok, ich verstehe den feinen Unterschied zwischen Integration und Aneignung, andererseits auch wieder nicht. Ist es nicht toll, wenn jemand fremde Gebräuche nicht mehr als fremd ansieht und sie lebt wie die eigenen? Sind wir dann nicht auf dem Weg zu einem gemeinsamen "WIR" und ist das nicht besser als sich wegen verschiedener Traditionen auseinander zu dividieren?

Und dann beschweren sich irgendwelche Vollhorstis, dass weiße Dreads tragen? WTF? Nicht nur, dass eine Frisur nichts über die Kultur aussagt, ich selbst wollte auch mal welche tragen, leider habe ich die Haare nie lange genug wachsen lassen. Aber wessen Kultur eigne ich mir da an? Wenn ich das recht erinnere sind es die Rastafari und die sind doch friedlich und wenn ich Solidarität mit jenen zeige, die ich mag? Was eigne ich mir an? Aneignung ist doch Diebstahl oder nicht?

Wenn der Ölprinz, bei dem ich meinen Hausstand untergestellt habe, damit ich ihn, sollte ich ihn brauchen, weil ich zum Beispiel eine neue Wohnung suchen muss, meine Sachen für sich benutzen, dann ist das Aneignung, wenn ich seine Frisur trage und das auch noch in der Öffentlichkeit eigne ich mir doch nichts an?

Was ist denn mit der Welt los? Hat Corona euch denn echt allen das Hirn weggebrutzelt? Die Nachrichten werden immer bizarrer, die Menschen tun immer merkwürdigere Sachen und das nicht nur da draußen, ich erlebe gerade privat eine Ähnliche Verkehrung der Realität, die Wahrnehmung einiger, die mit dem was wirklich geschieht kollidiert. Sorry Ölprinz, aber damit bist dann auch du wieder gemeint, denk mal drüber nach ob ich jemanden, den ich beschenke dafür verantwortlich machen kann, dass ich das was ich verschenkt habe, nicht mehr habe! Und ich will meine Gläser wieder!!!