12/01/2014

Susanne (Part I)

Ein Auto, das scheinbar vom Weg abgekommen war lag am Straßenrand im Graben. Auf ihrer nächtlichen Sauftour torkelte Susanne durch die düstere Stille an der Felsformation entlang. Sie war früher immer hier her gegangen mit ihrem Ex-Freund, der auf dieser Straße sein Leben gelassen hatte. Er war zu schnell gefahren und im Graben gelandet. Der Aufprall hatte seinen Körper durch die Scheibe geschleudert und er wurde fünf Meter vom Auto entfernt aufgefunden. Ein kleines Kreuz aus Holz an einer der vielen Kurven, die um den Berg Gesinei herumführen und sich wie eine Schlange unendlich an ihm hoch schlängeln. Sie torkelte langsam weiter, an vielen Kreuzen vorbei, die Straße war beinahe, wie ein Friedhof. An dieser Straße starben jedes Jahr immer wieder Jugendliche, weil sie die Wirkung des Alkohols unterschätzen und unter dessen Einfluss Auto fuhren. Das Auto am Straßenrand hatte Feuer gefangen und leuchtete hell im Dunkeln dieser mondlosen Nacht. Sie ging näher auf das Auto zu und sah, dass niemand mehr in dem Auto war, den sie hätte retten können. Verstört über diese Tatsache, drehte sie sich um, trank den letzten Schluck aus der Flasche und warf sie in die Flammen. Als sie sich gerade auf den Weg machen wollte zu ihrem Ex-Freund um neue Blumen zu seinem Straßenkreuz zu bringen, explodierte hinter ihr der Tank des Autos. Eine Hitzewelle trat aus und ereilte sie, woraufhin eine kleine Druckwelle sie traf. Es war so als ob sie einmal durchgeschüttelt wurde. Sie nahm ihr Handy aus der Tasche und rief die Polizei an. Sie schlich noch etwas in der Gegend herum, bevor sie die Leiche ein paar Meter weiter mitten auf der Straße fand, die Leiche sah aus als wäre sie von irgendjemandem dort hingelegt worden. Soweit Susanne das noch mitbekam, fehlten der Leiche die Augen. Kurz darauf fiel sie ein paar Meter später in Ohnmacht...

Sie wachte in einem weichen Bett auf. Da waren noch zwei Betten und alle hatte kleine Tische mit Schubladen neben sich. Am großen Fenster waren typisch weiße Gardinen. Und sie waren offen „Hä?“, dachte sie. Sie war doch nur in Ohnmacht gefallen. Davon abgesehen, wer hatte sie dorthin gebracht. Doch sie konnte kaum darüber nachdenken, denn ihr fiel wieder ein was sie gesehen hatte. Da waren Polizisten und diese Druckwelle. Irgendwas untersuchten die Polizisten und dann kamen Schritte auf sie zu. Und dann... Die Tür wurde geöffnet. Es kam ein Arzt in den mittelgroßen Raum. Er war auch typisch weiß gekleidet. Susanne schreckte zurück, als dieser sich näherte. „Du brauchst keine Angst zu haben“ Er setzte sich aufs Bett neben ihr. „Was soll ich hier? Wer hat mich hergebracht?“ „Ganz leicht. Polizisten, die dich bewusstlos vorfanden, haben dich zum nächsten Krankenhaus gefahren, denn sie wussten nicht was du hast. Ich erzählte ihnen, dass du leicht, aber auf dem Kopf gelandet bist, was ich jetzt anhand deines Blutes untersuchen möchte.“ Hatte er wirklich „möchte“ gesagt? Und warum man das Blut untersuchen, um eventuelle Kopfkrankheiten zu deuten. Andererseits ist sie keine Biologin. Aber was sollte das „möchte“? „Nö“, sagte sie abweisend. „Aber du musst möglicherweise operiert werden.“ Der Arzt blieb ganz ruhig. „Ich will erst, dass meine Schwester hier ist. Kann ich sie anrufen?“  „Natürlich“ Der Arzt geleitete sie zur Tür. Der Arzt ließ noch einen Moment lang auf sich warten, bis er Susanne durchließ.

Sie führte ihr Telefongespräch und sagte ihrer Schwester Barbara, dass sie vom städtischen Krankenhaus abgeholt werden wollte. Nachdem  das geklärt war, versuchte der Arzt noch einmal sie zu überreden, zur Bewachung in der Klinik zu verweilen, sie aber ließ sich nicht bequatschen und ging schnurstracks in Richtung Ausgang. Der lästige Arzt folgte ihr auf den Fuß, es war beinahe so als wenn er es nicht ertrage konnte, sie gehen zu sehen, doch so war es nun einmal, sie wollte nicht bleiben und er konnte sie nicht dazu zwingen. Als sie an der frischen Luft war, drehte sie sich um, der Arzt, der die ganze Zeit wie eine Klette an ihr gehangen hatte, war verschwunden und sie konnte ihn nicht sehen. Es war nicht das erste Mal, dass sie in dieser Klinik war. Schon oft war sie hier gewesen um sich den Magen auspumpen zu lassen, weil sie Alkoholvergiftungen zum Opfer gefallen war. Seit dem Tod von Eddie, ihrem Ex-Freund war mit ihr nicht mehr besonders viel los gewesen.
Da war auch schon ihre Schwester auf dem Parkplatz angekommen und hatte gerade ihr Auto geparkt. Ihrer Schwester sah man das Geld schon von weitem an, das sie durch ihren dahingeschiedenen Mann zur Verfügung hatte. Denn wer sonst würde mit einem Porsche zu einem Klinikbesuch fahren und nicht das unauffällige Modell nehmen. „Danke, dass du so schnell kommen konntest!“ Susanne war erleichtert und warf sich in die Arme ihrer Schwester. Barbara dachte ‚Mit dem Auto kein Problem’. Sie war eine selbstbewusste schöne junge Frau, die immer bekam, was sie wollte. Sie fuhren also zu Barbaras Eigentumswohnung und setzten sich in die Couch Ecke. Barbara fragte, während sie sich auf den Weg zur geräumigen verchromten Küche machte, um sich einen Drink zu holen: „Möchtest du etwas trinken?“ Susanne, die nachdachte antwortete wie aus Gewohnheit: „Ein Gläschen Martini wäre jetzt das richtige auf den Schock.“ Barbara machte ihr ein Glas Leitungswasser mit leichtem Zitronenaroma fertig während sie fragte: „Was war denn eigentlich los, wieder bis zum ‚Gehtnichtmehr’ gesoffen oder wieso habe ich dich mal wieder abholen müssen?“

„Ich kann es selber kaum fassen.“ „Erhole dich erst mal. Ich mach dir einen Tee.“ Susanne legte sich auf ihr Bett im Zimmer ein Stockwerk höher. Ihr Bett war auf die Sterne gerichtet. Es stand vor dem Balkon, doch man konnte problemlos auf ihn kommen. Sie versuchte sich wieder zu erinnern. In ihrem Kopf sah sie die Polizisten verschwommen, die etwas am Boden betrachteten. Dann schauten sie zu ihr und ein Blitz erschien. Sie erinnerte sich gerade noch an die vielen Kreuze, dann hörte man das Geschreie eines Kojoten und... Babara schrie kräftig erschrocken und Susanne hörte das Klirren eines Glases. Das muss das mit dem Tee gewesen sein. Susanne stand ruckartig auf und rannte die Treppen runter und weiter in die Küche. Sie sah die Glassplitter am Boden mit ein wenig Blut. Sie war aber kein Mädchen, das kein Blut sehen konnte. Sie konnte nur keine Spritzen ab. Sie sah sich um. Da entdeckte sie, dass das Fenster auf war. Wieso hatte Babara das aufgemacht, dachte Susanne. Oder war sie es gar nicht? Sie schaute hinaus und konnte in der Ferne noch klar zwei Fledermäuse erkennen die ein paar rote Tropfen verloren. Konnte da ein Zusammenhang sein? Sie schaute zum Anfang ihres Fensters nach unten. Hier war noch mehr Blut. Am Boden von außen befand sich schon durchaus weniger. Sie sah die Blutspur die immer kleiner wurde, trotzdem aber deutlich blieb. Sie zögerte nicht die Polizei anzurufen. Vielleicht würde Babara in größter Lebensgefahr stecken und unendliche Qualen erleiden. Sie stieg aus dem Fenster und machte sich auf, die Spur zu verfolgen. Nicht lange unterwegs fand sie ein Amulett. Das war doch der Glücksbringer Babaras. Sie würde es nie ablegen. Nicht mal beim Duschen oder beim Schlafen. Die Sache wurde ernst. Doch sie hatte einen Kurs bei einem Karatefritzen. Sie hatte aber erst eine Stunde und kann deswegen noch nichts. Der richtige Leiter war krank, richtete die dämliche Vertreterkuh aus. Heute wäre die 2. Stunde, doch das wird wahrscheinlich ausfallen müssen. Sie folgte der Spur immer weiter und kam am Gesinei an. Doch sie merkte es nicht. Das Auto war weg, die Kreuze und auch die Stelle mit der Druckwelle und dem, was die Polizisten betrachteten. Nicht einmal Reifenspuren von dem Wagen, denn die Polizisten quietschten ganz schön und es ist erst anderthalb Stunden und ein paar zerquetschte Minuten her. Sie bekam Durst. Zu ihrem Glück hörte die Blutspur mit nur einem dünnen Tropfen vor einer Tür auf. Weg von der Stadt war sie schon. Es befand sich hier nur eine Höhle und dieses scheinbare Wirtshaus. Was nun? Sollte sie reingehen?

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