12/11/2014

Susanne (Part XI)

Wyatt warf sich seinen Umhang wieder um und das Schwarz in seinen Haaren kehrte zurück. Henrik stammelte noch immer, während Wyatt und Susanne den Weg entgegen der Abkürzungsroute: „Warum nehmen wir denn nicht den Weg durch die Monster, dann wären wir viel schneller. Und wenn es stimmt, was ich gehört habe, kann uns niemand etwas anhaben, oder? Du bist ein Schutzengel, ich habe ne Vampirausrüstung und bin dadurch viel stärker und Susanne ist auserwählt, die Welt zu retten...wer könnte uns aufhalten?“ Genau in dem Moment, als er triumphierend seine Arme hob und erwartungsvoll in Richtung Wyatt blickte, traf ihn ein harter Schlag am Fuß. Es war ihm beinahe so, als hätte ihm jemand mit einem Baseballschläger auf den Knöchel geschlagen. Mit einem spitzen Schrei ging er zu Boden und rief: „O.k., wir nehmen den anderen Weg, aber helft mir hier raus...Bitte!“ Wyatt drehte sich langsam um und sah, was ihn da am Knöchel getroffen hatte. Mit dem „Scheiße!“ Gesichtsausdruck musste er mit ansehen, wie sich ein Aschewurm, groß wie ein LKW den Fuß geschnappt hatte und Henrik in einer atemberaubenden Geschwindigkeit über den aschebelegten Boden wegzog. Der Wurm schleifte ihn über den Boden bis zu einer kleinen Höhle, dort bereitete er Henrik darauf vor, das Hauptmahl zu sein. Henrik hatte panische Angst und er dachte: ‚Hoffentlich ist der Umhang selbstreinigend!’ Als der Wurm gerade seine Zähne fletschte und zum entscheidenden Biss ansetzen wollte, tauchte aus einer Wolke aus schwarzem Nebel, Wyatt auf und zog aus seinem Umhang ein silbernes Schwert. Er hielt es gegen die Bergspitze und es spiegelte das Feuer des Berges wieder. Der Wurm wurde von dem Blitzen der Klinge einen Moment lang abgelenkt und die Umklammerung von Henrik ließ etwas nach. Henrik befreite sich aus der Gewalt des Wurms und versteckte sich hinter Wyatt. Der holte seinerseits aus und briet dem Wurm eins über. Der Panzer des Wurms ließ ihn erzittern. Er holte ein zweites Mal aus, dieses Mal war der Wurm aber schneller und griff seinerseits an. Mit einem Affenzahn kam er an und seine riesigen Schneidezähne kamen auf Wyatt zu. Als sein Kopf schon im Schlund des Monsters hing und es nur noch hätte zubeißen müssen, um ihn zu erledigen, ertönte die Melodie von Bonanza. Der Wurm drehte sich in die Richtung, aus der das Geräusch kam und sah mit seinen, von rotem Panzer umgebenen Augen, wie Henrik sein Handy aus der Tasche holte und sich meldete: „Ja!“ Eine weibliche Stimme aus dem Hörer stöhnt: „Hallo, du geiler Sack...oh ja ich will dich noch heute Nacht...oh!“ Henrik fragte mit einem überraschten Gesichtsausdruck: „Wer ist denn da überhaupt?“ Zum Wurm und Wyatt gewandt sagte er: „Kämpft ruhig weiter, das kann ein wenig dauern!“ Der Wurm war etwas verwirrt und wusste nicht mehr was los war, da spürte er wie Wyatt mit dem Schwert wieder und wieder auf den Panzer hieb. Im Hintergrund hörte er Henrik telefonieren: „Ja du geiles Luder...ich will dich...bist du schon feucht? ... Wir sollten uns unbedingt mal treffen.“ Das lenkte den Wurm so ab, dass Wyatt sich auf seinen Rücken schleichen konnte und mit seinem Schwert auf die einzige Stelle schlagen konnte die nicht gepanzert war und zwar im Nacken, wenn man bei einem Wurm überhaupt von Nacken sprechen kann. Der Wurmkopf klappte mit einem entsetzten letzten Gesichtsausdruck vom Körper und fiel auf den Boden, während das grünlich gefärbte Blut den näheren Umkreis einsabberte. Henrik sagte: „Hallo, bist du noch dran? Uschi...ich kann dich gar nicht mehr hören!“ Er drehte sich zu Wyatt, der über und über mit grüner Soße übergossen war, so wie auch Henrik als er an sich herab sah. Er sah sein Handy an, das auch nur noch ein rotzgrüner kleiner Kasten war und schrie Wyatt an: „Was soll der Mist, das war ein sehr nettes Gespräch, du hast mein Handy kaputt gemacht!“ Wyatt, der sich keiner Schuld bewusst war antwortete: „Is nur ein bisschen dreckig geworden. Gehst du mit dem Tuch drüber und dann ist gut!“ Wütend über dessen Gleichgültigkeit warf Henrik ihm das Handy zu. Wyatt fing es auf, wischte es mit seinem Umhang sauber und warf es zurück. Er schüttelte seinen Umhang aus und Henrik tat es ihm gleich und siehe da, die Umhänge sahen aus wie neu. Da kam auch Susanne dazu, die sich hinter einem Felsen versteckt hatte. Wyatt riss das Wort wieder an sich: „Da wir jetzt eh schon auf dem Weg sind, können wir auch diesen Pfad nehmen, auch wenn es der gefährlichere Pfad ist und er voller Gefahren steckt!“ Beinahe rechthaberisch fügte Henrik hinzu: „Das hab ich doch von Anfang an gesagt!“ Wyatt griff in seinen Umhang und holte ein Silberschwert mit weißem Griff hervor. Er warf es in Henriks Richtung, der es auffing und sagte: „Danke, ist es echt so gefährlich, dass selbst ich ne Waffe brauche?“ Mit einem Grinsen im Gesicht antwortete Wyatt: „Oh ja, das ist es!“, und holte seinerseits ein Silberschwert mit einem schwarzen Griff hervor. Die beiden nahmen Susanne in die Mitte, um sie, wenn es nötig war vor Monstern oder sonstigen Angriffen zu schützen. Sie gingen weiter den schmalen Pfad an der steilen Bergwand entlang, wo sich hinter jeder Kurve eine Schar von bösartigen Kreaturen verbergen konnte.
Auf dem Gipfel kamen die ersten Suchtrupps zurück und brachten jede Menge Schätze in die Schatzkammer des Palastes, vor allem antiker Schmuck und Goldbestecke hatten sie erbeutet. In der Schatzkammer saßen kleine gelbe Kreaturen mit roten Augen und sortierten die Schätze auseinander, denn vieles, das wie Gold aussah, war kein Gold, sondern nur billige Imitation der Menschen um sich wichtig zu machen. Die Imitationen wurden durch einen Tunnel in die Müllabteilung weitergeleitet, wo furchterregende Allesfresser, die Reste als Nahrung aufnahmen. Weil alles ein durchdachtes System war, wurden die verdauten Ausscheidungen dieser Ungeheuer als Dünger für die Manaplantagen benutzt, auf denen schwarze Riesen arbeiteten um dem Magier zu dienen. Mana ist die Energie, die benötigt wird um größere Zaubersprüche, wie z.B. Beschwörungen sprechen zu können. Je mehr manaspendende Ländereien ein Magier besitzt, desto mächtiger ist er. Der Palast stand kurz vor der Vollendung, als einer der Türme der Palastkrone plötzlich einstürzte und Tausende Arbeiter unter sich begrub. Abseits der Bauarbeiten sah man eine kleine Gruppe Totengräber und Zombies herumstehen, in deren Mitte eine vermummte große Gestalt stand und ihnen Befehle erteilte: „Geht zum Friedhof und bringt die Leichen her, der Meister braucht noch ein paar Kreaturen als Dienstpersonal für den Palast, außerdem braucht er ihre Seelen um mächtiger zu werden!“ Einer der Zombies, dem ein Arm fehlte flüsterte leise zu einem anderen, dessen eine Gesichtshälfte verloren gegangen war: „Genau wie die Scheissvampire, die brauchen auch immer Seelen und Blut und sonst was!“ Die große Gestalt trat an ihn heran: „Du spottest über den Meister?“ Er fletschte die Zähne und der Zombie wollte eingeschüchtert verschwinden, doch da war es schon zu spät. „Schafft die Reste von dem Kerl weg und geht an die Arbeit!“, befahl die große Gestalt, nachdem sie den Zombie mit einem Schlag zerfetzt hatte und die untergeordneten Kreaturen zogen von dannen.

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