Henrik sah die Vampire, die ihn
umgaben und ihn anstarrten. Was ihn wunderte, war, dass sie ihn nicht
angriffen. Plötzlich war ihm der Weg wieder frei, doch er blieb stehen. Da kam
ein Vampir, völlig in weiß gehüllt. Er legte seine Hand auf Henriks Schulter.
„Keine Angst. Wir sind gute Vampire. Wir warten auf das Zeichen unseres Anführers,
der dem Magier ein paar Zauber klauen will. Außerdem hoffen wir, dass die
Vampire jenseits des Lebens abhauen und alles stehen und liegen lassen, damit
wir die armen Seelen befreien und uns ein paar nützliche Utensilien aneignen
können.“ Irgendwie war Henrik erleichtert. Er glaubte ihnen sofort und erzählte
ihnen, was er sah. Die Vampire brachen los, um zu verhindern, dass der böseste
Vampir, aller Zeiten wieder auf Erden wandelt. Der Anführer blieb im Lager der
bösen Vampire und ließ das Silber und einige Waffen und Zaubersprüche mitgehen
und versuchte, sie zu beherrschen. Henrik hatte eine Botschaft für den echten
Anführer, Charles. Außerdem wollte er Susanne retten. Der gute Vampir war davon
so gerührt, dass er ihm seine weißen Schutzkleidungen und ein paar
wirkungsvolle Waffen gegen Dämonen gab. Außerdem teleportierte er ihn zu einem
angeblichen Verbündeten, der die Stellung in der Kneipe hielt. Er fand sich auf
dem Klo wieder. Er ging raus und traf gleich auf den Barkeeper. Er erkannte ihn
gleich an der weißen Kleidung und erzählte ihm, dass Charles Wyatt und Susanne
verfolgte, was er auch schnellstens tun sollte. Er brach auf und rannte los.
Irgendwann sah er einen Typen, auf den die Beschreibung des guten Vampirklans
Anführers passte. Er lief auf ihn zu.
„ Shit. Wenn ich sie jetzt nicht
ausstatte und den rechten Weg weise, wird sie sterben. Sie darf aber nicht
sterben. Sie ist der Schlüssel. Doch wenn ich jetzt auf sie zukomme, bringt der
Kerl mich um. Ich weiß... Ich werde sie retten. Außerdem versucht er es
bestimmt nur mit Silber oder Pflöcken.“, murmelte die Person vor sich hin. Es
war ein lauter Schrei von Susanne zu vernehmen. Wie vom Teufel gebissen, rannte
der Typ los. Und auch Henrik musste wieder, jetzt noch mehr, spuren.
Wyatt drehte sich zur Seite.
Gelangweilt blickte er Susanne an: „Was ist denn jetzt schon wieder? Warum
musst du immer schreien? Ich bin doch da, um dich zu beschützen!“ Sie drehte
sich wütend zu ihm und wollte gerade alles, was sie an ihm ankotzte,
herausschreien, als sie stockte und zu sich selbst dachte, dass er doch nichts
dafür könne, dass sie die Welt retten musste. Also riss sie sich zusammen und
fauchte mit einem, immer noch sehr bissigen Ton: „Diese ganzen Viecher, die ich
nur aus dem Fernsehen kenne, greifen mich an und ich erschrecke mich nun mal,
weil ich das nicht kenne, sorry bin halt nur ein Mensch!“ Während sie das
sagte, kroch irgendetwas an ihrem Hosenbein hoch und schlängelte sich um ihr
linkes Bein. Sie blieb stehen und fing an zu flüstern: „Hey Wyatt, ich habe da
etwas am Bein, ich glaube du musst mir mal wieder helfen!“ Wyatt entgegnete
eingeschnappt: „Und wenn ich nicht will?“ – „Das kannst du doch nicht tun! Ich
habe ein Problem und als mein Schutzengel musst du mir helfen, wenn ich in Not
bin! Außerdem ist das Vieh irgendwie heiß!“ – „O.K., O.K., O.K.“ Mit diesen
Worten machte er eine unergründliche Handbewegung und die Feuerschlange, die
sich um Susannes Bein geschlängelt hatte, war nun fein säuberlich um den Arm
von Wyatt gewickelt. Die Schlange glühte förmlich und schmorte einen Teil des
Umhangs von Wyatt weg. Er warf sie auf den Boden und trat auf ihren Kopf. Seine
Schuhsohlen qualmten und die Schlange bewegte sich nicht mehr. Wyatt zog den
Mantel aus und schüttelte ihn, als wolle er ihn vom Dreck befreien. Dann zog er
ihn wieder an und er war wieder heile und hatte nicht mal mehr einen Fleck.
Susanne lachte begeistert: „Das musst du mir beibringen, dann brauch ich meine
Kleider nicht mehr waschen!“ Wyatt grinste wieder. Ohne weiter zu streiten gingen
sie Seite an Seite weiter, während vom Himmel langsam grauer Staub zu fallen
schien. Es schien als stände ein Vulkanausbruch bevor.
Henrik, dem sein Outfit richtig
gut gefiel, hatte das Gefühl sich schneller als normal vorwärts zu bewegen. Die
weißen Stiefel, die er anhatte, schienen seinen Gang zu beschleunigen, er
konnte vor seinem geistigen Auge sehen, wohin Susanne ging. Lachend sagte er zu
sich: „Also eins muss man den Blutsaugern lassen, die Ausrüstung ist klasse!“
Er hoffte insgeheim, dass es seinen Freunden gut ging, dann könnten sie, wenn
alles vorbei wäre, endlich mal wieder ne richtige Party schmeißen.
Wyatt flüsterte Susanne ins Ohr:
„Nur nicht stehen bleiben, er folgt uns schon seit wir die Schlange erledigt
haben!“ Susanne fing langsam an, Wyatt zu vertrauen, während dessen schwarze
Haarfarbe immer mehr nachließ und das blonde Haar hindurchschimmerte.
Auf der Spitze des Gesinei war
reges Treiben, es schien als hätte der dunkle Magier viele seiner weniger
starken Kollegen angeheuert ihm zu helfen. Überall wo man hinsah, sah man
Totengräber, damit beschäftigt Todlose Moorleichen auszugraben und Gräber für
die Feinde auszuheben. Die Zauberer beschwörten lebendige Mauern, die wenn es
nötig war, das Lager verteidigen würden, bis zum Tod. Die Geschwindigkeit, in
welcher die Goblins den dunklen Palast errichteten, war beachtlich. In jeder
Stunde wuchs der Palast um viele Meter in die Höhe. Schon bald würde er
vollendet sein und der dunkle Magier könnte den Thron besetzen. Doch all dieses
Treiben war nicht zu erkennen, wenn man sich nicht inmitten des künstlich
erzeugten Feuersturms, um das Lager befand.
Bernd und Alo hatten die Vampire nun schon durch die halbe
Kanalisation verfolgt. Plötzlich blieben sie stehen, da die Schatten sich
ebenfalls nicht fortbewegten. Dann allerdings verschwanden sie an Ort und
Stelle. Als alle wegwaren, gingen die Beiden zu der Stelle. Es stellte sich
heraus, dass nichts Übernatürliches seine Finger im Spiel hatte. Sie schienen
einfach nur eine Leiter hochgeklettert zu haben. Das hatten sie auch vor, als
sie plötzlich wildes Kriegsgeschrei hörten. Ein paar Köpfe und Gebisse flogen
gegen die Wand und auch in Richtung der beiden Freunde. Haufenweise Blut
spritzte von allen Seiten herum und klatschte auf die Wände, so dass diese sich
hauptsächlich rot färbten. Doch auch Massen von Schleim schleuderten durch die
Gegend. Ein Kloß flog Alo direkt ins Gesicht. „Widerlich!“, brachte er
lautstark heraus, doch zum Glück hörte ihn keiner von den Kämpfenden. Zum Glück
sehen wir nur die Schatten, sonst wäre mir bestimmt speiübel, dachte Bernd, dem
aber so schon ganz mulmig wurde. „Ich glaube, wir sollten erst mal abhauen“,
stotterte Bernd. „Wenn du willst. Ich geh jedenfalls und versuche unentdeckt an
das Amulett zu kommen.“ Bernd wollte nicht mit. Aber noch weniger wollte er
allein in der dunklen Kanalisation, rundum von Monstern, sein. Er kletterte mit
Alo vorsichtig die Treppe hoch. Sie sahen hier noch viel mehr Köpfe,
Schleimknödel und „leblose“ Körper. Sie sahen an einer Ecke Schatten von den
Vampiren, die schon um die Hälfte geschrumpft sein mussten. Vorsichtig gingen
sie zu der Ecke und schauten nach links. Hier sahen sie das, was sie schon
vermuteten. Der fette Schleim duellierte ohne Verluste mit der Vampirhorde.
Diese hatte keine Chance und wurden immer und immer weniger. Ein Vampir konnte,
dank der vielen Anderen, die Aufmerksamkeit von sich weglenken und ging auf den
Sarg zu. Er sah die Stelle von einem Abbild des Amuletts. Er wollte es darauf
stellen, doch der Schleim verlängerte seinen Arm und schlug dem Untoten den
Kopf ab. Das war der Moment, als Alo und Bernd sich das Amulett krallten. Sie
wollten verschwinden, doch der Schleim schlug auch ihnen den Kopf ab. Das Blut,
was dabei spritzte, wurde wie von Geisterhand, auf den Sarg gelenkt. Dort wurde
es in ein kleines Loch gesogen. Doch was der Schleim nicht beabsichtigt hatte
und zu tiefst bereute, war, dass das Amulett haargenau auf die angegebene
Stelle viel. Da rüttelte sich etwas im Sarg und der Schleim schwitzte. Er
überrollte ein paar Vampire und floh weiter in die Gänge der Kanalisation.
Dabei vergaß er, dass er ja gefangen war. Er war sowieso zu fett für diese
Kurve. Er griff also nach der Stelle, wo das Amulett jetzt war, doch es war
fest. Zu seinem Übel bekam der Schleim noch einen richtigen Stromschocker, der
ihn bis zur Hälfte schrumpfen ließ. Nun passte er zwar durch die Ecke, aber
konnte nicht weit. Er musste ansehen, wie der Sarg langsam aufging. Die wenigen
Vampire, die noch lebten, knieten rechts und links des Sarges nieder vor ihrem
Herrn, der sich aus einem langen Schlaf erhob.
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