Meine Fußballfreunde, die deutsche Nationalmannschaft ist jetzt zum zweiten Mal in der Vorrunde einer WM ausgeschieden, das mag zwar ein unglaublicher harter Schicksalsschlag für alle Beteiligten sein, aber am Ende eben auch nur das Ergebnis einer äußerst merkwürdigen Gruppendynamik und schlussendlich fehlender Chancenausnutzung.
Aber gehen wir es der Reihe nach kurz durch und vergessen dann diese unsägliche WM, die mich gestern Abend tatsächlich kurzzeitig in Ekstase versetzte ob der Spannung in der Deutschland-Gruppe aber von vorn.
WM-Auftakt Match gegen Japan: Deutschland verliert 1:2 weil sie zwar lange Zeit das dominante Team waren, sich aber nicht belohnt haben. Japan wartete ab und bestrafte. Noch mehr jedoch bestrafte Spanien den Fußballzwerg Costa-Rica, mit 7:0 und das ist es, was am Ende zu Deutschlands Ausscheiden geführt hat, aber weiter. Im zweiten Spiel trennte man sich unentschieden von den Spaniern und wäre faktisch schon ausgeschieden gewesen, hätte der Fußballzwerg sich nicht mit einer Leistungssteigerung und vielleicht zu euphorisierten Japanern zu einem Sieg über eben diese gebracht 1::0. Nur aus diesem Grund war Deutschland jetzt noch im Turnier und jedem klar denkenden war bewusst, dass es im letzten Spiel viele Tore gebraucht hat, um sicher weiter zu kommen. Übrigens hatte man auch gegen Spanien die Chance zu gewinnen, da war man zwar nie besser aber Chancen waren da und das Gegentor war auch mehr als unnötig.
Letzter Spieltag der Gruppenphase, Deutschland geht als Gruppenletzter in diesen Spieltag mit einem mikrigen Punkt, Costa Rica durch den Japan Sieg 3, genau wie Japan selbst und Spanien mit den 4 Punkten weiter, wenn nichts merkwürdiges passiert. Und dann ging es los. Nahezu parallel schossen die Favoriten das 1:0, alles war gut, Deutschland weiter, Spanien Gruppensieger, alles gut soweit. Doch während die deutsche Mannschaft Chancenwucher betrieb und man das Gefühl bekam, sie hätten durchaus die 8 Tore schießen können, die es zu einem sicheren Weiterkommen gebraucht hätte überraschten erneut die Japaner und schossen in kurzer Zeit 2 Tore und gingen gegen Spanien in Führung, damit war Deutschland raus und ich weiß nicht, ob die es wussten aber dann kam Costa Rica plötzlich zu Torchancen und nutzte diese auch zweimal, was allein schon ein schlechter Witz war: 2:1 für Costa Rica. Plötzlich war Costa Rica mit 6 Punkten in der Gruppe zusammen mit Japan weiter, das wäre eine Sensation geworden, denn auch die Spanier wären jetzt raus gekippt. Aber faire Sportsmänner, wie unsere Jungs nun mal sind (vor allem Müller nach dem Spiel fand ich persönlich beeindruckend) fühlte man sich scheinbar im Deutschland-Trikot dann doch noch berufen sich wenigstens mit einem Sieg zu verabschieden und den Gegner mitzunehmen, wenn man denn schon ausscheiden müsse. Denn so viel ist sicher, Auch Spanien hat außer dem Auftaktspiel keine überragende Vorrunde gespielt und ist schlussendlich nur deswegen weitergekommen, weil Deutschland es nicht vermochte die wirklich vielen Torchancen auch in der zweiten Hälfte für genug Tore zu nutzen. 4:2 gewinnt die deutsche Mannschaft am Ende und es heißt "nice but no cigar" weil die Spanier es gegen Japan langsam haben runterplätschern lassen und sich wahrscheinlich auch gedacht haben, dass man doch einfach nur warten müsse bis die Deutschen sich quasi selbst rauskegeln (oder eben in den vorherigen Spielen haben, wie man's nimmt).
Doch was sagt uns das Alles? Muss man bei einer WM einfach nur das Auftaktspiel hoch gewinnen und gegen den Mitfavoriten unentschieden spielen, um weiter zu kommen? Bietet man all sein (nehmt es mir nicht übel, liebe Japaner) Können auf und besiegt die beiden Favoriten glücklich und zieht in die nächste Runde ein? Nutzt man die Gunst der Stunde und gewinnt glücklich zwei Spiele? Die Sache ist die, Deutschland ist raus und das noch nicht einmal, weil sie so schlecht waren, wie viele ihnen andichten wollen. Sie sind vor Allem raus, weil sie ihr Potential nicht ausgeschöpft haben. Und das kenne ich als Dortmund-Fan ja auch nur zu gut, bleibt die Frage woran das liegt?
Meiner bescheidenen Meinung nach ist das eine Kombination aus zwei Dingen: Die Trainingsmethodik der modernen Zeit und das Verkommen des Sports zu einem reinen Business. Wer das Spiel gesehen hat wird Graf Koks und die Logensitze gesehen haben und das ist für mich Sinnbild einer gesamten Generation. Es ist ja nicht nur im Fußball so, dass Werte und Lebensfreude immer mehr dem Gieren nach mehr Geld weichen, aber hier kann man es beobachten, wie einige wenige profitieren und vielleicht sogar daraus etwas Positives erschaffen, der Rest aber jämmerlich untergeht, weil er an den eigenen Erwartungen scheitert, die ihm von seinem Gehaltsscheck vorgegeben werden.
Ich bin ganz ehrlich, je mehr ich verdienen würde, desto mehr Druck hätte ich auch mich dessen wertig zu beweisen und ich wäre mir bewusst, dass dies eine Pervertierung der Leistung ist, die ich erbringe, weil ich diese Arbeit ja tue, weil ich gut darin bin und den Wert nicht in Geld bemessen kann sondern in der erbrachten Leistung. Doch wir sind soweit, dass Leistung nicht mehr die Messlatte ist sondern nur, wie viel Geld es einbringt, was ich tue und das ist in meinen Augen sachlich falsch, denn Geld ist etwas, das überhaupt nur existiert, weil man daran glaubt (ihr wisst schon, wie mit den Allmächtigen).
Ich führe das nicht weiter aus, vermutlich ist das der Punkt, den man nicht ändern kann aber der Andere, die Trainingsmethodik, den Jungs möglichst viele Spielsysteme und Laufwege und solcherlei beizubringen anstatt ihre Individualität zu fördern und dann im zwischenmenschlichen Bereich zu "trainieren", wie man eine Mannschaft wird, übrigens auch eine Problematik aus der "echten" Welt macht die besten Fußballer kaputt. Man muss sich nur einmal angucken, was die Ausnahmekönner in der Welt ausmacht, meistens sind sie etwas unkonventionell, sie sind anders, speziell, individuell, sie passen sich nicht an, sind schwierig aber sie stechen hervor und wenn jeder etwas Anderes besonders gut kann, dann muss ich aus diesen Könnern nur noch ein Team formen und nicht versuchen alle auf das gleiche Level zu bringen. Das ist wie in der Schule, die einzigen für die Schule wirklich ergiebig war, waren die Durchschnittlichen, die konnten was lernen, weil die guten Schüler nichts lernen brauchten, durch Langeweile aber oft auf das Level der Durchschnittlichen zurückgeworfen wurden und die sowieso schlechten noch nicht einmal das Level erreichten, weil sie nicht genug gefördert wurden. Ich spreche von Individualförderung, aber das ist natürlich in einer Gesellschaft, die möglichst folgsam und hörig sein soll, nicht gewollt, denn wehe da kommen Ideen ans Licht, die Machtgefüge und -Strukturen aufbrechen oder gar stürzen....
Ach Leute, Ich und du Müllers Kuh - BE DU!
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