4/14/2024

Digitales Messitum, Räumen wir hinter uns auf?

Ich bin nicht sicher, ob ich in der Lage bin den Impact, den ich auf das Medium habe, gänzlich zu revidieren. Mir ist bewusst, dass ich mit meinen 40 Lesern nicht im Geringsten von Bedeutung bin, meine Meinung eine von Millionen ist, die irgendwo aufpoppt und dann wieder in der Dunkelheit verhallt, ich bin unwichtig. Das soll hier gar nicht das Thema sein, vielmehr frage ich mich, wieviel digitalen Müll ich mittlerweile hinterlassen habe, den ich nicht weggeräumt habe.
Wir alle kennen das, wir melden uns irgendwo an und bestellen was oder haben eine gute Zeit und dann melden wir uns ab und weg, so ähnlich, wie in der realen Welt, Clubbesuche, Einkaufen, Rein-Raus. Doch was hinterlassen wir. Wo immer wir uns in der realen Welt bewegen, hinterlassen wir Haare, Hautpartikel, Aerosole, DNA. Und genauso im Internet? Schlimmer, aus den Augen aus dem Sinn besuchte ich jahrelang unzählbare Seiten, ohne darüber nachzudenken, dass man, wenn man in einem dualen System unterwegs ist, wo jeder Blick auch einen Blick ermöglicht. Es soll hier gar nicht um Sicherheit gehen, vielmehr wird mir klar, dass ich mich im Internet, im Gegensatz zu meinem realen Leben wie ein dummer Junge mit Tendenzen zur Umweltverschmutzung verhalten habe. Hier ein neuer Nickname, da ein neues Profil und nach zwei Jahren nutzt man es nicht mehr, aber warum Löschen, Laufenlassen, irgendwann verschwindet es von Selbst oder wird von den Betreibern gelöscht. Ich überzeichne das Gerade aber wir verhalten uns im Internet, wie kleine Kinder, die weder Anstand gelernt haben, keine Impulskontrolle haben und den radioaktiven Kaugummi nach dem Kauen einfach irgendwohin schmeißen und hoffen, dass er langsam von selbst verfällt. Wir hinterlassen Müll, digitalen Müll, wo immer wir auch sind.
Ich wollte mir zum Beispiel mal meine Facebook-History schicken lassen, das wären mittlerweile 14 Jahre likes und Kommentare, einige Wichtige Wendepunkte meines Lebens sind online gespeichert, welcher Wald müsste denn sterben mir den ganzen Scheiß auszudrucken. Habt ihr mal versucht euch bei "X" abzumelden und euer Profil zu löschen?
Wer braucht diese ganzen Daten, warum konservieren wir uns und ich bin ein unfassbar gutes Beispiel für dieses digitale Messitum, ich habe einen Blog, der jetzt fast 16 Jahre zurückreicht, unfassbar viele blöde Beiträge, die kein Mensch braucht, aber lösche ich was davon? Nein, es ist meine Geschichte, ich bin dankbar, dass ich sie wie in einem Museum immer wieder hernehmen kann und darin blättere und mich an Situationen erinnern kann. Einerseits ist das wie jemand, der die ganze Wohnung voller aufbewahrter Sachen hat, die ihm je nach Ordnungsgrad die Luft zum Atmen und die Möglichkeit eines freien Lebens im hier und jetzt nehmen. So habe ich es nie gesehen, ich sehe es als Zeitkapsel und als Etwas, das IHR nutzen könnt. Zum Teil natürlich aus Gründen eines latenten Narzissmus aber zum anderen, weil man aus den Geschichten anderer so unglaublich viel für das eigene Leben ziehen kann, und ich hoffe euch das geben zu können. Und wenn ich dafür digitalen Müll hinterlasse, dann ist es mir das wert. Immerhin habe ich in der Realität eine ganz gute Ökobilanz und ein aufgeräumtes Büro, das ist doch auch was.
Eigentlich wollte ich nur aufmerksam machen, dass wir auch im digitalen Raum etwas achtsamer sind, was wir wo hinterlassen und ob wir wirklich jede Besonderheit irgendwo posten müssen, die in unserer digitalen Kloschüssel schwimmt, obwohl am Ende kaum jemand von sich behaupten kann, dass seine/ihre Scheiße nach Erdbeeren riecht und das macht uns doch alle relativ gleich unbedeutend, oder? In diesem Sinne... safer Internet!

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