11/25/2022

Gläser und Tassen

Ein Abschied von ein paar wichtigen Gegenständen in meinem Leben, die einen Teil meines Lebens dokumentieren, die aber im Endeffekt nur das sind, DINGE. Und wieso fühlt es sich dann so falsch an diese Dinge in meinem alten Leben zurückzulassen? Diese Frage treibt mich um, ich weiß nicht warum sie mir immer wieder in den Sinn kommen und immer wieder die Wunde öffnen, die letzten Oktober geschlagen wurde?

Da stellt man in einer Notsituation seinen Hausstand bei jemandem unter, dem man vertraut hat, einer Familie, der man vertraut hat, Menschen, die man als die Seinen bezeichnet hat, denen man geholfen hat, mit denen man gelacht hat, mit denen man gefeiert hat, mit denen man geweint hat und denen man seine tiefsten Tiefen offenbart hat, Menschen die einem "hoch und heilig" alles versprochen haben, nur um es dann mit einem Handstreich zwischen Tür und Angel als "Die Dinge haben sich geändert" wegzuwischen und damit die Familie als Ganzes ausgelöscht haben in meinem Gefühlsleben. Ich hätte es noch verstanden, wenn dem EINE Begründung gefolgt wäre. Im Laufe der Zeit sammelten sich aber verschiedene an und am Ende bleibt dann bloß der Eindruck von Hass und einer lange Zeit geplanten Idee der persönlichen Vendetta, auch diese übrigens ohne erklärtem Grund, was es für mich immer noch grausamer macht.

Wie dem auch sei, jedes Mal, wenn ich an die Dinge denke, die ich damals bei meinem gesundheitsbedingten Auszug aus Dortmund zurücklassen musste, kommt es mir vor wie eine sächliche Geiselnahme, etwas um Kontakt mit mir zu erpressen. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob die Sachen noch existieren oder ob sie im Laufe der Jahre längst vernichtet wurden, weil sie im Weg standen oder etwas in der Art. Ich würde sie wahrscheinlich selbst entsorgen, weil sie mit so vielen Erinnerungen verknüpft sind, die ich gar nicht mehr brauche. Vor einiger Zeit habe ich alle Bilder der Vergangenheit durchgeguckt und ausgesiebt, Diaprojektionen von einer Realität, die nur auf gestellten Bildern existiert sind wie Gift, das man sich immer wieder verabreicht, nur um den klaren Blick auf das, was wirklich geschah zu verhüllen.

Und im Endeffekt geht es um das Prinzip. Es darf nicht sein, dass Menschen ungestraft stehlen, sich einverleiben, was Anderen gehört, sie mit ihrem eigenen Eigentum erpressen. Ich habe lange nachgedacht ob es mir ein paar Andenkentassen aus Freizeitparks wert sind dafür eine Strafanzeige zu stellen oder zumindest erst einmal meine Rechtsmittel zu prüfen. Und leider musste ich das mit "JA" beantworten, denn irgendwann ist Schluss, ich habe es geschehen lassen müssen, dass man meinen Eltern, die ein Leben lang für ihren kleinen Traum von Heimat geschuftet haben, diese weg nimmt, weil ich nicht wollte, dass ihnen weiteres psychisches Leid angetan wird. Ich habe über Jahrzehnte mit ansehen müssen, wie ein selbstsüchtiger Mauschler aus allen Lebenssituationen seinen Vorteil gezogen hat und nicht einen einzigen Gedanken an jene verschwendet hat, die er ins Verderben gestoßen hat. Ich habe miterlebt, wie man meine Mutter, um ihr Erbe beschissen hat, ich konnte nichts tun, sie hatte Angst sich zu wehren. Aber ICH habe keine Angst. Und auch wenn es nur ein kleiner Stein ist, den ich aus seiner Mauer ziehe, ist es doch jener, der mir wichtig ist.

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