11/19/2024

Filme immer seltener Chance zum Eskapismus?

Wenn ich heutzutage Filme gucke, dann habe ich oft das Gefühl, dort will man mir etwas predigen oder mir Themen des Alltags erklären oder selbst unerklärbare Phänomene irgendwie greifbar machen, Filme wurden in den letzten Jahrzehnten immer exakter und realitätsnaher (sieht man mal davon ab, dass die Figuren darin nach Schema F funktionieren und kaum noch entwickelt werden).

Machen wir mal ein Beispiel: In den 80er/90ern hat man einfach eine Einmann-Armee gegen irgendwelche Schurken in ein Kriegsgebiet geschickt mit der Aufgabe irgendwen zu retten und dann konnte dieser Eine gegen eine Armee mit Panzern und Helikoptern überleben und am Ende gar die Mission erfüllen und die Frau bekommen. Die Storys waren einfach und man konnte sich in eine Welt flüchten, die deutlich leichter war, als jene die wir jeden Tag um uns herum erleben. Nicht unbedingt leichte Unterhaltung aber geradlinig und jeder konnte selbst urteilen, ob das Gezeigte zu kritisieren ist und die Meinung blieb beim Zuschauer. Mittlerweile würde so ein Krieg angereichert mit einer tragischen Backstory der Hauptfigur, die dann zwischendrin immer wieder zaudert und zetert, wie schlimm eigentlich das Töten ist und Krieg verurteilt und mir am besten auch noch erklärt, dass er sich gar nicht alleine durchsetzen kann und deswegen ganz viele Zufälle und Gefährten braucht, um am Ende die Frau zu retten, die dann aber emanzipiert genug ist und nicht bloß aus Dankbarkeit in der letzten Szene mit ihm rumknutscht. Den zweiten Film will ich nicht sehen. Mag vielleicht sein, dass ich damit schowinistisch oder einfach mit machismo daherkomme aber das ist doch nicht die Realität. Filme haben doch genau diese Möglichkeiten, überzeichnen, übertreiben, nicht so zu sein, wie die Welt in der wir jeden Tag leben. Und das in jedem Genre!

Klar war es ne zeitlang interessant, die Comicwelten, die völlig drüber waren in eine unserer Welt ähnlichen Realität zu erzählen und diese dann mit den Comicfiguren zu bevölkern, das hat vielen Figuren eine tiefere Ebene gegeben. Doch irgendwann war dann auch das auserzählt, ein gutes Beispiel ist : Dr. Strange, der in seinem ersten Film noch Meisterchirurg war und dann den Schmerz und Selbstzweifel gelernt hat, immer noch genial zu sein aber nicht mehr mit seinen Händen zu tun, was ihn ausmachte und dann wurde er plötzlich zum Zaubererchef und der tragische Verlust der Liebe seines Lebens ist nur noch ein Gimmick, hier scheisst man dann wieder auf Realitätsbezug, denn sowas verschwindet nie, NIE! Auch nicht bei Superzauberern, denke ich.

Ich glaube man versucht kaum noch künstlerisch zu sein und stattdessen nur noch das zu verfüttern, was das Publikum ohne großes Murren schluckt, richtiger Eskapismus findet dann nur noch in schlechtem CGI statt, was eben auch von vorneherein keine Immersion zulässt und verhindert, dass sich ein Fast & Furious oder Marvel oder sonst was blockbusteriges anfühlt, wie ein Abenteuer, das man selbst miterlebt und deswegen ist man nach dem Konsum eines solchen Films dann gestresster als vorher und kann nicht, wie in einem der klassischen Actionfilme einfach mal abschalten, mitfiebern oder sich gegebenenfalls mit abgeschaltetem Gehirn 90 Minuten den ganzen Stress von der Seele schießen, weil man mit der Filmfigur connected und mitfiebert und etwas von dem aufgestauten abbauen, was man in die nicht so ausstaffierte Figur von sich einbringen kann. Weiß nicht, ob mein Punkt klar geworden ist, führe das vielleicht mal fort, ist aber schon wieder arg lang geworden...

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