11/21/2024

Projekt: Top 250 – Ghost

Ghost sind in vielerlei Hinsicht ein ästhetisches Gesamtkunstwerk – ein Projekt, das musikalisch, visuell und konzeptionell mit chirurgischer Präzision auf maximale Wirkung ausgelegt ist. Ihr Auftreten als „kirchlich“ organisierte Satanssekte mit dem jeweiligen „Papa Emeritus“ an der Spitze, die mystische Verschleierung der Musikeridentitäten und ihre dramaturgisch durchkomponierte Bühnenshow sind nur die offensichtlichen Facetten. Wer genauer hinhört, entdeckt darunter eine extrem durchdachte und raffinierte Musiksprache.

Meine Entdeckung von Ghost ist ein klassischer Fall von ästhetischer Initiation, visuelle Reize, die zu einer inhaltlichen Auseinandersetzung geführt haben. Ghost waren immer eine Randerscheinung in Playlists meiner Lieblingssongs (Stanley's Top 100, ihr kennt das) bis ich mir einem im Dunkeln leuchtenden Hoodie geholt habe, das war dann der Katalysator zur bewussten Rezeption.

Musikalisch operieren Ghost im Grenzbereich zwischen Heavy Metal, Hard Rock, Progressive Rock und Pop-Melodien, gepaart mit sakralen Chorpassagen und barocker Prachtentfaltung. Dieser Kontrast zwischen „okkultem Inhalt“ und eingängiger Harmonieform ist kein Zufall, sondern eine bewusste Brechung, die den Hörer destabilisiert – und zugleich fasziniert. Der dabei genutzte sarkastisch-ironische Umgang mit satanischer Symbolik ist ein bewährtes Mittel der Provokation, das Ghost bewusst mit überzeichneter Ästhetik aufgreifen, ähnlich wie Mercyful Fate, King Diamond oder früher Alice Cooper. Doch Ghost schaffen es, diese visuelle Theatralik mit einer musikalischen Zugänglichkeit zu paaren, die ihresgleichen sucht. Das fast zirkushafte, ist dabei genauso Teil des Konzepts wie die harmonische Verspieltheit, die an klassische Chorale erinnert: eine ironisch-maskierte, sakrale Travestie.

Irritiert, dass diese Künstlerbeschreibung so anders ist? Ich empfehle allen, die mal reinhören möchten, wie immer den Spotify-Link zur Band und für mehr Infos den last.fm-Link zur Band.

Dazu die wöchentlich um 20 Titel wachsende Playlist mit je 2 Titeln pro Top 250 Künstler:

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