12/08/2023

Schwarzgelbsehen

Ich kündigte es schon am Sonntag an im Kreis meiner schwarzgelben Freunde, jetzt mach ich es auch wahr, ich kann nicht mehr, ich bin fertig mit dem BVB für dieses Jahr. Aus Selbstschutz und weil ich derzeit einfach keine Lust auf das ewige Vertrösten und Schönfärben habe nehme ich zumindest erstmal für den Rest des Jahres Abstand davon mir die Spiele reinzuziehen. Das bedeutet dann zumindest auch ein wenig mehr Freizeit, denn was die Verantwortlichen bei Borussia Dortmund (wie das bei anderen Vereinen ist, weiß ich nicht) nicht zu verstehen scheinen (oder es ist ihnen egal), dass Zehntausende Menschen ihre Leben danach gestalten, wann der BVB spielt, die ihre Urlaubsplanung auf den Verein abstimmen, die Freunde außerhalb des Vereins stets vertrösten mit: Ich kann nicht, Dortmund spielt! Ganz im Ernst, die Borussia ist wie eine Geliebte, doch irgendwann muss diese Geliebte sich dann auch zu einem bekennen und das ist es, was mir im Moment fehlt. Borussia Dortmund ist ein Verein mit einer bewegten traditionsreichen und über 100jährigen Geschichte, eine Instanz im europäischen Vereinsfußball und eine Marke, die mit einem Claim wirbt, den die Fans leben. "Echte Liebe" kann einseitig sein, das ist es, was wir derzeit erleben. Und ich will hier nicht in die Diskussion einsteigen, woran es liegt, dass man immer wieder heiß gemacht wird und mit einem Schlag in die Fresse und Gelächter des Gegners wieder geht. Ich habe mich nie in all den Jahren dafür geschämt zu zeigen, dass mein Herz für den BVB schlägt, in guten wie in schlechten Zeiten, doch was ich derzeit geboten bekomme ist als würde man 80 Minuten (von den zur Verfügung stehenden 90!) auf mein Trikot spucken... es gibt einige, die sich wirklich für den Verein und dessen Werte zerreißen wollen (woran es liegt, dass sie es nicht hinbekommen weiß ich nicht) aber einem Großteil sind wir als Fans und der Verein als unsere Kirche egal und das zeigen sie ganz offen. Dazu kommt eine Planlosigkeit in der Ausrichtung oder aber eine völlige Fehlausrichtung dessen, wie man sportlich denkt erfolgreich zu sein, eine verfehlte Transferpolitik und ein Festhalten an Personal, dass möglicherweise nicht mehr weiß, welche Kompetenzen in welchen Bereich gehören, aber das sollen andere entscheiden. Was ich derzeit fühle ist, dass etwas, das ich in meinem Leben als ausgleichende Konstante hatte zu einem gesichtslosen Nichts wird, das wie alles um uns herum blass und ausgelutscht wird bis es vor lauter Konformität plötzlich nicht mehr wieder zu erkennen ist. Irgendwann spielen wir mit Trikots, die kein Schwarzgelb mehr haben im Mittelfeld um irgendwelche Plätze, die uns einfach nicht würdig sind, weil wir ja einfach nur im okayen Bereich sein wollen. Im Ernst, ich bin fertig... der Begriff des Antifußballs hat mich gestern mehrfach erreicht und genau das war das wieder.
Und wer mir jetzt kommt mit, aber Champions League... ja das versteh ich auch nicht, geht es denn echt jedem dieser Lachkappen nur noch darum sich zu präsentieren, Schaufenster und dann Insta, um irgendwelche Werte bei FIFA 24 zu bekommen oder so? Und wenn diese Spieler doch spielen können... Warum tut ihr uns Fans das dann an, dass wir beginnen euch zu verachten, weil wir das alles sehen? Warum appelliert ihr nicht daran, dass euch euer Job doch Spaß machen kann? Wer keinen Bock auf den Job hat, der bei Dortmund eben auch mit Liebe und Leidenschaft zu tun hat, am Wochenende kommt der Gegenentwurf, da könnt ihr ja mal anfragen...
Merkt eigentlich jemand wie bizarr das ist, dass die in Leipzig mit ihrem geldorientierten konzentrieren auf den reinen Sport uns am Samstag ne Lektion erteilen werden in Bezug auf Berufsethos und sportliche Herangehensweise? Und so weh mir das tut, ich würde es dem Rose wirklich nicht übel nehmen können, menschlich, wenn er sich danach ein paar Worte der Schadenfreude nicht verkneifen kann.
Und damit will ich hier enden. Wenn nicht irgendetwas unglaubliches passiert in den nächsten vier Wochen wird es wohl erst im nächsten Jahr wieder Borussialex Content geben. Man muss auch mal loslassen, was man liebt.

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