Es ist April und ich habe keine Ahnung, wo der erste Teil des Jahres hin ist. Manchmal denke ich, ich würde die Tage nur so wegleben, dann blicke ich auf mein Geschaffenes und sehe, dass es nicht so sein kann. Ich denke an die Menschen, die mir wichtig sind und habe das Gefühl, ich hätte ihnen nicht genug geholfen. Wie ist das mit dem Helfen heutzutage, ich kenne das noch so, dass man immer hilft, wenn man den Bedarf sieht. Viele behaupten ja, man dürfe nur helfen, wenn dies auch erbeten sei? Ich weiß aus meiner eigenen Erfahrung, dass mein Stolz mir oft verbot, nach Hilfe zu fragen, obwohl ich sie dringend gebraucht hätte und auch angenommen hätte. Ein ganz spezieller Dank geht da raus an meinen Essener Engel, du hast mir wirklich geholfen in einer Phase, in der ich einfach nicht in der Lage war noch um Hilfe zu bitten. Wenn ich darüber nachdenke, wie viele Menschen mir immer wieder das Leben gerettet haben, dann ist es fast schon bizarr, dass es da diesen einen Menschen gibt, dem ich all diese Erfahrung geben könnte, der sie aber nicht will. Wovor hast du denn Angst? Urteil, Ehrlichkeit, Mitleid?
Es ist April, ihr wisst wie viele Menschen und Träume mich in diesem Monat bereits verließen, sei es nun aus Gründen, die sich noch klären müssen oder einfach, weil sie starben, ihr Leben beendeten, sich umbrachten. Oft gab es danach immer ganz viele Fragen und eine nahezu gespielt wirkende Fassungslosigkeit, wie das passieren konnte. Es gab Zeiten, da habe ich mir Vorwürfe gemacht, nicht genug getan zu haben. Ich hätte gar nichts tun können. Wenn der Wille erst einmal die Kontrolle übernommen hat und die Krankheit oder Lebensmüdigkeit dem nichts mehr entgegensetzt gibt es nichts, was wir tun können. Das Warum danach ist etwas, das ich nie hinterlassen möchte und hoffe auch es bei jedem, dem ich helfen kann aufzulösen, bevor es ein danach geben muss. Wir sprechen immer vom letzten Ausweg, aber es ist kein Ausweg sich zu töten, es ist das Ende. Von Allem! Ist doch spannend, dass Selbstmord in unserer Kultur sowohl als Straftatbestand als auch als Ausschlusskriterium für ein Leben danach gilt. Versteht mich nicht falsch, es kann gute Gründe geben und vermutlich wird das dann acuh so bewertet von der letzten Instanz, doch sollte man meiner Meinung nach vorher alle anderen Alternativen ausschöpfen. Und die erste sollte immer sein, über den eigenen Schatten zu springen und Hilfe zu suchen, wo auch immer. Und selbst wenn man diese Hilfe bei übergeordneten Instanzen sucht, kann es wie bei einer Krankheitsdiagnose nicht schaden auch mal eine zweite oder dritte Meinung einzuholen, bevor man sich dem ergibt, wasimmer einen plagt.
Vor ziemlich genau zehn Jahren wollte ich aufgeben, es gab nichts mehr, wofür es sich zu leben lohnte, ich starb über Wochen hinweg, röchelnd, hustend, ohne Schlaf und ohne Hoffnung. Dann schlug mein Kopf auf die Tischplatte auf und ich sah das Bild einer Frau, der einen Frau, es war ein unendlich langer Moment in dem ich glücklich war, frei und erfüllt von Liebe. Circa 7 Minuten später holte man mich ins Leben zurück und eine Woche später aus dem Koma, alles hatte sich geändert! Wirklich Alles! Ich erspare euch die Details, weitere 4 Wochen später kam ich nach Hause und wieder einmal hatte ich überlebt. Zu welchem Preis? Egal, ich habe überlebt. Und ich lebe noch und ich helfe Menschen, es spielt keine Rolle, was gestern war. Domian sagte einst einen unglaublich klugen Satz: "Du kannst jeden Tag anfangen ein neues Leben zu leben!", und auch wenn das natürlich in der Realität ganz schwer umzusetzen ist, weil wir so verankert in dem sind, was wir Leben nennen, braucht es keine Nahetoderlebnisse, um sich selbst neu zu erfinden und alles umzukrempeln. Ich lebe nur aus einem einzigen Grund: Glaube! Unbändiger Glaube an die einzig wahre Liebe! Und ihr könnt das nennen wie ihr wollt, aber ohne Liebe wären wir alle bloß Maschinen, Tiere, verfaulende Biomasse auf zwei Beinen. Und genau deswegen müssen wir uns gegenseitig helfen. Klar können wir uns dagegen entscheiden und eines Tages sterben ohne das Gefühl, Gutes getan zu haben, uns entziehen indem wir einen Lokführer traumatisieren und ein riesiges Fragezeichen hinterlassen, oder wir leben! Leben ist die Freiheit zu lieben und der Dunkelheit zu trotzen, das Licht zu sein, nicht es zu fürchten.
In diesem Sinne... ganz viel Liebe geht raus!