9/23/2019

Der Käpt'n dachte... Teil 8

Spielnachmittag, man sitzt um einen Spielplan und ist bereit für etwas zocken.
Wir machen das immer so, dass wir vorher die Regeln nochmal abklären, damit auch alle wieder wissen, wie es geht. Etwaige Fragen werden geklärt, damit der Spielfluss dann ohne große Regelfragenpausen oder, "wie war das noch mal" s läuft.
Wenn ihr das für normal haltet, spielt niemals mit dem Käpt'n.
Die Regeln sind spätestens nach 2 Runden vergessen oder ignoriert und es beginnt die "ich dachte, dieses geht so und das darf ich so"-Phase, gefolgt von der "was nein?-Phase, wenn man in jedem zweiten Zug auf seine Fehler hinweist und mehr Zeit mit der Kontrolle seiner Züge verbringt als mit dem eigenen Spiel. Macht übrigens besonders viel Spaß bei anspruchsvollen Strategiespielen, die Planung erfordern, die man dann aber erst machen kann, wenn man dran ist, was unfassbar viel nervige Downtime erzeugt. Denn während er weder plant, noch während gegnerischer Züge aufpasst und dadurch erst beginnt zu planen, wenn er an der Reihe ist, rechtfertigt er seine Verzögerung dann damit, dass man selbst ja auch länger für die Züge braucht, was ja ursächlich darin ist, dass man seinen Zug genauestens überprüfen muss. Es gibt auch Spiele, wo man ihm seine möglichen Züge immer wieder vorbeten muss, was ein eigenes Spiel de facto unmöglich macht.
Den Gipfel erreichen wir dann bei der Schlusswertung, wo er entweder mit einer Überheblichkeit einen Sieg feiert, der meist durch die Hilfe der Mitspieler zustande kam oder zufällig gesammelter Siegpunkte durch Bedingungen von denen er nicht mal wusste sie erfüllen zu müssen, was dann mit einem meist abgewürgten: "ich dachte..." kundgetan wird. Übrigens bei Niederlagen kommt auch: "ich dachte wir mussten dieses oder jenes tun", meist gefolgt von einem zeternden Mimimi und einer vollkommen überzeugt wirkenden Analyse was Alles hätte noch passieren müssen damit...
Wenn man ihn dann freundlich darauf hinweist, dass seine Spielausgänge einzig und allein auf Glück basierten ist meist erstmal beleidigtes Schweigen.
Und dann ist da noch der "was jetzt?"-Moment. Wenn das Spiel zu Ende ist gibt es für mich zwei Möglichkeiten, Weiter oder Schluss. Bei uns hat sich eingebürgert, dass der Verlierer entscheidet, was passiert. Revanche, gleiches Spiel, anderes Spiel oder Schluss. Während alle beteiligten Spieler aktiv sofort sagen, was sie wollen, schweigt der Käpt'n sich aus und wartet, bis man ihn meist entnervt fragt, wie es weiter gehen soll. In letzter Zeit muss man ihm sogar die Optionen aufzählen. Und seine Antwort ist meist ein "nochmal" mit dem Enthusiasmus eines Schafs, das zum Scheren muss.
Wenn man doch keine Lust hat, kann man das doch kundtun und muss sich nicht selbst quälen und seine Mitspieler dazu. Tonlagen zu deuten oder empathische Regungen zu deuten gehört zum Spielen, wie zum Leben. Das Problem, der Käpt'n würde nicht erkennen, wenn jemand neben ihm vor Wut fast platzt, selbst wenn man es ihm aufmalen würde. Früher hat es echt mal Spaß gemacht mit dem Käpt'n zu spielen, weil er Spaß dran hatte, heutzutage ist es 9 von 10 mal Stress, weil er es aus irgendeinem Zwang heraus zu tun scheint und nicht, weil er es will.
Er dachte ja auch erst kürzlich, Sonntagnachmittage MÜSSTE man mit Spielen verbringen.

9/22/2019

"Konjunktiv oder Präsativ, mir doch egal..."

Der Käpt'n ist bekanntermaßen nicht sonderlich versiert im Wörterland und Grammatik ist weder etwas, das er kennt, noch kennen will. Vermutlich ist es einem Käpt'n auch nur bedingt nahe zu bringen, dass es etwas gibt, das nicht nach seiner Pfeife tanzt und so ist es auch mit der Sprache, sie wird dann einfach degradiert.

Viele kennen das ja, wenn man etwas im Nachhinein analysiert, dann sagt man Sachen wie. "Wäre dies oder das anders gewesen...", oder: "hätte ich doch nur..." Auf das "Hätte ich..." gibt es hier in der Umgebung eine wunderbare Wendung, die sich auf eine große Firma im Nachbarort bezieht und sie lautet: "Hettich ist in Kirchlengern!" Für alles andere gibt es: "Das Leben findet nicht im Konjunktiv statt!"

Auf letzteres reagierte der Käpt'n gewohnt gereizt und ungehalten.
K: "Was soll das heißen?"
I: "Der Konjunktiv ist die wäre-wenn-Form..."
K: "Konjunktiv oder Präsativ, mir doch egal!"
I: "Was ist ein Präsativ, ist das was zum Verhüten vom Genitiv?"

9/19/2019

Stanley's Top 100 Vol.16

Hallo Freunde,

Musik lässt uns Liebe spüren, wo keine ist. Ich habe in letzter Zeit sehr viele (vor allem innere) Konflikte geführt und Kämpfe ausgetragen, diese Playlist ist daher vermutlich etwas "härter" als gewöhnt. Ich hoffe trotzdem, dass der ein oder andere sie genießen kann und Spaß daran hat. Der Bonustrack ist einer alten Freundin gewidmet, die auch ne schwere Phase durchmacht, Kopf hoch Krümel!

Viel Spaß!

9/17/2019

Liquid Extasy

Ich bin ja ein kleiner experimentierfreudiger Fuchs geworden, wenn es um Möglichkeiten geht, sich aus einem meist kreislaufinduzierten Fastkoma zu befreien und probiere auch so einiges aus, um meinen Blutdruck nach oben zu bekommen, um nicht in der gefährlichen 80er Zone zu landen, von der aus es im Grunde nur noch Füße hoch und hoffen gibt.


Versuchsanordnung:

2 Dosen Energydrink nach Wahl
eine Packung Traubenzucker
ein teures Desinfektionsmittel
Kosmetikpads
ein großer Eimer
(in den meisten Fällen lohnt es sich eine Assistenzperson dabei zu haben, sowie ein geladenes Handy)

+++AUF KEINEN FALL AUSPROBIEREN+++

Versuchshergang

Die beiden Dosen Energydrink zusammen mit der zuvor kleingehackten Packung Traubenzucker in ein Gefäß geben, bei mir war es eine Blumenvase, gut durchrühren. Es schadet nicht, wenn der Energydrink 3°C kalt ist (oder kälter).
Dann mit dem teuren Desinfektionsmitel die Hände gut desinfizieren und etwas auf ein Kosmetikpad träufeln, dieses dann aufrollen und so in beide Nasenlöcher stopfen, dass man nur noch die Duftbeimischung des Desinfektionsmittels riecht. Dabei kann es zu tränenden Augen kommen, das ist normal und treibt den Blutdruck um mindestens 10 Punkte nach oben. Schlussendlich versucht man nun soviel wie möglich aus dem vorher vorbereiteten Gefäß oral zu sich zu nehmen. Sollte es zu spontanem Erbrechen kommen, dafür ist der Eimer und die Assistenz. Wenn dann der Kopf über dem Eimer hängt, kann man den Rest aus der Blumenvase einfach über den Kopf kippen. Der Blutdruck ist unter Garantie wieder hoch genug, um sich darüber aufzuregen. Sollte es dabei allerdings zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall gekommen sein, empfiehlt sich das bereit gelegte Telefon mit der Nummer 112 zu benutzen und ab dann sollte man das Fachpersonal seine Arbeit machen lassen.

+++AUF KEINEN FALL AUSPROBIEREN+++

Bei mir hat es zum Glück schon gereicht, mir den ganzen Kram in den Kopf zu kippen, danach war ich den ganzen restlichen Tag (22 Stunden) wach und aufgedreht, als hätte ich in der MediaHall die falsche Pille gewählt, ein unglaublicher Rausch voller funkelnder Lichter am Rande des Sichtfeldes und Blutdruckprobleme hatte ich auch nicht, nur konnte ich nicht aufhören zu tanzen und dabei vergnügt zu quieken. So stelle ich mir Liquid XTC vor...

+++ AUF KEINEN FALL AUSPROBIEREN+++

9/16/2019

Code Black im Dialysezenteum

Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, ein Patient erleidet einen Blutdruckabfall ins Bodenlose, ist nicht ansprechbar, kein Arzt ist vor Ort, weil der Standort "limited care" ist (LC).
Der Standort könnte auch als NC für "no care" oder noch passender als WC für "who cares" geführt werden.


Hätten nicht drei Schwestern all ihr Können aufgeboten und schnell reagiert, hätte man eine Liege frei bekommen. Neben dem fast ex-gegangenen Patienten traten bei mindestens einem weiteren Patienten, mir selbst extreme Gefühle der Angst und Panik auf. Hätte ich nicht vor Stunden in weiser Voraussicht, dass kein Arzt da ist und man mit vielen Situationen selbst fertig werden muss eine Beruhigungstablette genommen, der Blutdruck und mein Puls wären wohl nicht unter 180 bzw. 100 geblieben.
Und es war ja auch nicht das erste Mal, dass Patienten in akute Lebensgefahr geraten, weil uns als Patienten nicht genug Pflegekräfte sowie Ärzte zugestanden werden.
Es ist lachhaft, dass Patienten sich selbst und einem überalterten Pflegepersonal überlassen werden, die zum Teil nicht in der Lage sind lebensbedrohende und nachhaltig gesundheitsschädigende Situationen einzuschätzen und kompetent und souverän darauf zu reagieren.
Es wurde aufgeregt geschrien, das Standardprozedere abgespult und nach erfolgtem Kontakt der Patient als wieder ok eingestuft. Die anderen Patienten im Raum, für die eine solche Situation ebenfalls extrem belastend sein kann wurden praktisch behandelt, als wäre nichts passiert. Der Anruf beim zuständigen Arzt kam dann auch erst danach.

So wie ich das hier einschätze, wird es vermutlich ne lustige Anekdote, die im Schwesternzimmer für die nächsten Wochen Erheiterung verspricht. Aufgewacht ist hier nur einer und das war zum Glück der Patient.