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5/22/2021

Wieder Essen im Knast, yay?

Gestern wurde in meinem Behandlungszentrum rumgefragt, wer denn jetzt alles komplett durchgeimpft ist und seit 2 Wochen nicht mehr so gefährlich oder gar nicht, naja jedenfalls ob wir durch sind. Ich dachte, cool wurde ja auch höchste Zeit, dass sich da mal was tut und ich auch in meinem Leben mal einen Grund bekomme, warum ich mir die Giftspritze zweimal geben ließ (mal abgesehen von den selbstsüchtigen Überlebenswillengründen)...

Und dann kommt: "Wenn dann alles klar ist, dürft ihr wieder essen!" Hätte ich keine Maske aufgehabt, hätten alle sehen können, wie der Mund mir offen stand. Im Ernst? Wir hatten das Thema ja hier schon ein paar Mal (zum Beispiel hier oder auch hier), aber wie wäre es denn mal mit freiwilligem Maskentragen? Das ist für mich viel schlimmer (Einzelmeinung) vier Stunden lang von Minute zu Minute zu spüren, wie sich die Halteschnüre in die Haut fressen und das Atmen vor allem in der letzten Stunde langsam aber sicher schwer fällt. Aber vielen scheint Essen nun einmal wichtig zu sein, daher von mir aus, aber wenn die dann wieder anfangen bei 12 Grad die Fenster für Stunden auf zu schmeißen, dann raste ich aus, so ein Unfug!

Ich meine, Leute, das sind die Themen unserer Zeit?

Wir sind im Eimer!

1/12/2021

Wasted bei 5,7

Heftiger Kaliumkater nach nem Schlemmwochenende, Brustschmerzen und allgemeines Unwohlsein, dazu Kältedialyse, aber wie ich immer sage, je schlechter es mir vorher geht, umso mehr spürt man, dass es hilft. Leider ist es ja viel zu oft umgekehrt und es geht nachher schlimmer als vorher.

11/28/2020

Weihnachtsbakerymarathon

2 Weihnachtselfen - 12 Stunden - 9 Teige - ca. 750 Plätzchen
Das sind die Zahlen des Backmarathons in diesem Jahr und die Ergebnisse sind äußerst lecker, hier ein paar Impressionen zur Anregung für eure Weihnachtsbäckerei...















11/17/2020

Tzaziki Flavour

Funny Frisch ist ja dafür bekannt seinen Chipsfrisch immer mal wieder eine interessante neue Geschmacksrichtung aufzudrücken, sei es Chakalaka, Currywurst oder als neuesten Streich: Tzaziki-Style.

Wer jetzt erwartet, dass man beim Öffnen der Tüte schon den wohligen griechischen Knobi im Gesicht hat und danach erst einmal stoßlüften muss, der vertut sich. Die Chips riechen fast neutral kartoffelig, so wie Chipsfrisch eben riechen. Bei der Geschmacksprobe dann die Überraschung, die Chips schmecken tatsächlich bei Erstkontakt mit den Geschmacksknospen auf der Zunge wie ein mildes Tzaziki, erst danach mischt sich der knusperkartoffelige Geschmack dazu, ein echtes Erlebnis. Ich würde die Mischung als gelungen bewerten, vor Allem ohne die Nebenwirkungen der Verköstung von Original-Tzaziki ist Funny Frisch hier ein sehr netter Chipssnack für die nächste Party mit Freunden den nächsten Fernsehabend allein zu Haus gelungen.

7/31/2019

Bye bye SportySis

In den letzten Jahren habe ich viele Schwestern kommen und noch viel mehr danach gehen sehen, in die ein oder Andere hätte ich mich fast verliebt, aber ähnlich wie bei Thekenpersonal ist es deren Job, freundlich zum Patienten zu sein.
Und nur eine Schwester hat sich in der Zeit durch immerwährende Fröhlichkeit und mitreißendes Lachen in die Herzen vieler Patienten geschlichen. Eine Frau, deren Strahlen einen Raum erhellen kann, die es schafft der Tristesse und Ernsthaftigkeit ein Schnippchen zu schlagen. Ihre sportliche Erscheinung machte Lust auf Bewegung, selbst wenn man keine Ambitionen hatte sich groß zu bewegen. Die kompetente Ernährungsberatung immer mit einem Lächeln versüßt war sie oft der einzige Sonnenstrahl in der Dunkelheit der Verzweiflung, was man denn jetzt überhaupt noch essen durfte.
Oft auch hat sie allein mich meine lange Dialysezeit überstehen lassen, weil sie selbst meiner dunkelsten depressiven Stimmung immer ein Lächeln entgegen warf. Eine Schwester, die mir viel Freude brachte und mit der ich gern mal um die Häuser gezogen wäre zum Pferdestehlen oder anderem Blödsinn verlässt uns und als Patient blutet mir das Herz und ich bin sicher so geht es vielen von Uns und wir werden Sie sehr vermissen.
Wir wünschen ihr auf ihrem weiteren Weg viel Glück und Erfolg und mit den leisen Klängen von "niemals geht man so ganz" und einer verdrückten Träne des Abschieds danken wir ihr für all die Zeiten, die wir mit ihr hatten...
Bye bye SportySis ❤

9/18/2018

Der Eine

Die Welt wäre ein wunderschöner Ort,  wären da nicht die Menschen.
Sie hängen am Baum des Lebens wie Äpfel an einem Apfelbaum. Jeder in seiner Weise einzigartig. Und doch sind es die schönen, reifen und prallen Roten, die man pflückt. Ich sehe mich eher als einen der kleinen unreifen Äpfel. Versteckt im Dickicht des Laubs werde ich dem Sonnenlicht fern immer für andere da sein, die meine Hilfe brauchen, sei es die Möglichkeit eines Rückzugs, meine wohlige Wärme, kurzum ich bin innerlich zerfressen und nicht schön anzusehen.
Gepflückt wird der rote Apfel, während ich als unreif und ausgehöhlte Frucht irgendwann zu Boden falle und vergessen bin. Aber ich will auch gar nicht der Eine da oben im Glanz der Sonne sein. Er ist begehrenswert, wunderschön anzusehen und hängt unerreichbar hoch im Baum.
Einst pflückte ich ihn, weil auch ich geblendet von seiner Anmut, seiner Magie, seiner Erhabenheit schwach wurde. Er war wundervoll, süß und eine wahre Erfüllung, nur genauso kaputt und von Würmern zerfressen, wie wir alle.
Der Unterschied ist bloß, ihn pflückten vor und nach mir noch etliche weitere und er verlor mit jedem Mal mehr von seinem Glanz, von seiner Magie und Begehrlichkeit und sein Schicksal war es in der Masse unterzugehen als etwas, das alle wollen und eben auch kriegen können.
Den kleinen grünen Apfel, der sein Dasein fristet, seine Energie an die Pflückbaren verschenkt, den Würmern hilft, im Schatten bleibt und am Ende zu Boden fällt, ihn zu nehmen ist die wahre Kunst. Für diesen Einen entscheidet man sich, er ist etwas besonderes, seine Fehler und Macken akzeptiert man. Und vielleicht schmeckt er ja auch süß, wenn man sich bloß traut ihn zu kosten.

4/12/2018

Erdbeermuh

Ja was? Man muss doch auch mal ein wenig Blödsinn posten dürfen.
In diesem Fall stand auf meinem Einkaufszettel für diese Woche Erdbeermuh, gemeint war vermutlich die etwas zu süße Erdbeermilch, wo man ab und zu auch mal ein Muh finden muss, um 10.000 € zu gewinnen oder so. Gekauft habe ich dann aber einen Erdbeersmoothiejoghurt-Mix von der Konkurrenz. Kann man machen und war auch sehr lecker, unerwartet fruchtig und erfrischend. Aber der selbstgemachte bleibt besser!

4/02/2018

Jeden Tag neues Leben, ihr wisst schon... HEUTE

Gehen wir es doch mal mit ein wenig Freude an, anders als sonst und bleiben positiv, anders als sonst, auch wenn es teilweise zum Heulen ist.
Aber fangen wir am Anfang an. Das endlich getaute Stück Fleisch wird klein gesägt und für den Grillabend vorbereitet, dazu rühre ich meine Spezial-Grillsauce an und lege die dünnen Scheiben einige Stunden darin ein.

Und während das Fleisch gut durchziehen kann geht's zum ersten Spielenachmittag der zwei Türme. Nach einer überlangen Kuchenverkostung hatten wir sehr viel Spaß mit Grill-Party, welches von jenem Spieler ausgesucht wurde, der dann schlussendlich nicht mitgespielt hat. Kein großer Hit und auch nur spaßig als Gag und zum eingrooven.
Im Anschluss habe ich mich für 15 Minuten an den Kindertisch gesetzt und eine Runde Mixmo dominiert, während nebenan ein Spiel aufgebaut wurde, dass ich schon lange spielen möchte, allerdings nie dazu gekommen bin. Nach einer kurzen Einleitung ging es dann auch in ein laaaanges erstes Carcassonne, das von Emma schon direkt auf die Einkaufsliste gesetzt wurde nachdem wir fertig waren.

Neben viel Spielspaß und einem insgesamt schönen Nachmittag/Abend wurde es dann beim Grillen noch einmal gemütlich und es wurde viel gelacht, auch wenn das Essen, naja sagen wir mal, ich habe vor allem Pizzabrötchen und Zaziki gegessen...

Als Fazit kann man wohl sagen, dass wir alle viel Spaß hatten und gute Spielrunden zusammen hatten, so dass wir uns schon auf das nächste Mal freuen.

10/03/2017

Die ersten 1000 Schritte...

sind bekanntlich die schwersten, wenn man mit dem Sport machen wieder anfängt und ja, danach war es wie Fahrradfahren. Den ganzen Sommer über habe ich mit dem Gedanken gespielt mir endlich wieder ein Fahrrad zu kaufen, leider gab es in diesem Jahr einen von diesen "Nicht Fisch, nicht Fleisch"-Sommern und ich habe es immer wieder vertagt. Dazu das ewige Zeit Problem (ich verstehe gar nicht, wen die Typen befragt haben, die in einer Studie festgestellt haben, dass wir mehr Freizeit haben, als je zuvor) mit vollgestopften Tagen, wo die Ausrede, dass man dafür dann ja eh keine Zeit hat immer wieder gern auch von mir in Anspruch genommen wurde.
Jetzt habe ich das beendet und mir selbst die Ausreden genommen indem ich mir ein sogenanntes Office-Bike besorgt habe. Ab unter den Schreibtisch damit und während man den körperlich doch sehr trägen Büroalltag erledigt einfach mal ein bisschen Radeln. Die Tretlager sind so schön weich, dass es nach kurzer Zeit kaum noch auffällt, dass man seine Füße überhaupt bewegt. Es lenkt nicht ab und ich tue während der Arbeit auch noch was für meinen Körper.
Ist immerhin ein Anfang, fit sein kommt von fit machen und damit das nächste Jahr nicht wieder so eins wird in dem ich am liebsten irgendwo sitze und mich am liebsten gar nicht mehr bewegen würde, weil sich mir sonst der Magen umdreht oder irgendeine andere Problematik mich davon abhält Spaß zu haben (Kreislauf, Herzkasper etc.).

Keine Kritik, kein Hass, keine philosophische Auseinandersetzung mit "Sport ist Mord"? Na gut, aber nur kurz.

Sport ist meiner Meinung nach eine gute Sache, aber so wie alles im Leben ist die richtige Dosis der Schlüssel zum positiven Ergebnis, die Dosis macht das Gift. Ich könnte mir persönlich nicht vorstellen mich tagtäglich stundenlang selbst zu schinden um... ja was eigentlich, groß abnehmen muss ich nicht, bin bis auf die 3-4 Liter Wasser, die ich innerhalb einer Woche zunehme und wieder loswerde und die paar Kilo Wohlstandsplauze für schlechte Tage eigentlich komplett zufrieden mit mir. Klar wenn ich durch mein bisschen Treten davon auch ein paar Kilo loswerde, ok aber kein Muss, Hauptsache ich fühl mich besser und werde nicht abhängig/süchtig. Denn da besteht beim Sport und bei vielen anderen Dingen bekanntermaßen immer die Gefahr. Übrigens auch bei Diäten und Ernährungstrends (heute Food-Trends), was mir einfällt, weil ich neben der leichten sportlichen Aktivierung meinerseits natürlich auch meine Ernährungsumstellung weiter verfolge. In diesem Sinne werde ich die Tage mal ein vorher Bild posten und dann schauen wir in nem' halben Jahr mal ob es einen großen Unterschied gibt und dann kauf ich mir vermutlich auch ein richtiges Outdoorfahrrad, je nach Fitnesszustand :)

In diesem Sinne, haltet euch fit ihr Lieben!

1/02/2016

Big Tasty

Heute war nicht wirklich viel Erwähnenswertes los. Ich habe zwar bis kurz vor 12 Uhr geschlafen und bin anschließend direkt zur Dialyse gegangen, ausnahmsweise an einem Samstag Nachmittag, weil man die "Nachtschicht" von Neujahr auf heute geschoben hat. Eine meiner lieben Mitdialysten schenkte mir zum neuen Jahr ein "Celebrities-Bonbon" über das ich mich sehr gefreut habe. Am Abend gab es dann noch einen der leckersten Burger, die McDonald's je im Sortiment hatte. Leider dazu nur einen kleinen Erdbeermilchshake aber das passiert, wenn man sich nicht selbst drum kümmert, weil man von der Dialyse zu wasted ist. Den Abend habe ich bis jetzt mit Gran Turismo 6 verbracht, dessen Tiefe ich bisher nur erahnen kann. Aber geil aussehen tut es schonmal.

1/01/2016

Familie - Frohes Neues!

Erst einmal wünsche ich euch allen einen richtig tollen Start ins neue Jahr. Auch ich habe heute Nacht für mich entschieden, ein geiles Jahr verabschiedet und ein noch geileres zu begrüßen. Das Feuerwerk hat mir erstmals seit vielen Jahren wieder richtig Spaß gemacht, auch wenn es schon irgendwie pervers ist, dass wir hier 120.000.000 € in die Luft sprengen, während davon anderswo ganze Regionen ein Jahr lang mit Nahrung und frischem Wasser versorgt werden könnten. Tatsächlich sind das allerdings ungefähr 1,50€ pro Person, auch wenn es das nicht relativiert aber für 1,50€ möchte ich niemanden zum Menschenfeind machen, wo es doch auch große Tradition hat. Der Bengalo, den ich abgebrannt habe war ein Restbestand und hat ungefähr 5 Minuten in gleißendem rot gebrannt. Mein Beitrag zum stillen Gedenken an die Welt in der ich gern gelebt hätte. Nun ja, dem vorausgegangen war ein sehr gemütlicher Filmabend und Spielnachmittag. Zwischendrin habe ich mich dann noch an den Grill gestellt und ein nettes "Silvester-Grill-Schnitzel mit Schafskäse-Tomatensalat an Kräuterbaguette"-Menü zusammengestellt. Also ein wirklich schöner Abschied vom Alten und guter Start ins Neue. Leider konnten wir unseren Plan, Nachtspaziergang Richtung Doberg nicht mehr durchführen, da wir alle etwas fertig waren und Rücksicht aufeinander nehmen. Das ist Familie - geht's einem schlecht, stehen alle bei ihm!

1/29/2015

Leberwurstgott

Hallo Freunde,

hatte gerade einen interessanten Denkanstoß, der unsere gesamte Existenz oder besser das Handeln der meisten unserer Art ad absurdum führen würde. Na worum kann es nur gehen, die Schöpfungsgeschichte in der Bibel (Christen kennen sich aus) versucht dessen Lesern weißzumachen, das Gott erst Adam aus Lehm und Asche geformt hat und dann, damit dieser eine Gefährtin hat aus dessen Rippe eine Eva geschaffen hat. Ergo müssten alle weiteren Menschen von diesen beiden abstammen, soweit kein Problem aber Vorsicht, das ist so nicht ganz korrekt, denn es gab laut Bibel (immer bedenken, dass die Quelle der Theorie ein Märchenbuch ist) auch noch DIE SINTFLUT, die alles vernichtete außer je 2 von jeder Spezies und 8 Menschen, 4 mal Männlein, 4 mal Weiblein, also stammen wir alle von denen ab! Wenn ich jetzt Rassenkundler oder Faschist wäre könnte ich da sicher irgendeine hirnverbrannte Rassentheorie draus basteln, wie zum Beispiel es gibt (und jetzt bitte bedenken, das ist nicht ernst gemeint) Schwarze, Rote, Gelbe und Weiße!
Warum zur Hölle würden wir gegeneinander Kriege führen, wenn wir doch im Endeffekt alle den selben Lenden entspringen? Vielleicht weil wir eben nicht alle eine Familie sind sondern von den Tieren abstammen und durch das Ermorden von Konkurrenz unsere Chance auf Fortpflanzung erhöht haben und nach dem Prinzip "Survival Of The Fittest" immer noch Sklaven unserer urzeitlichen Instinkte auf Herrschaft und Alphatiergehabe sind.
Ich hasse Menschen, weil sie sich zig verschiedene Blödsinne ausdenken, nur um sich über andere erheben zu dürfen, zu rechtfertigen andere Menschen zu töten, Tiere zu töten, zu quälen und sich als oberstes Wesen sowohl der mythologischen Schöpfung, als auch der wissenschaftlichen Evolution anzusehen! Es wäre für mich viel leichter sie zu mögen, wenn ich wüsste, dass sie akzeptieren, dass ihre Natur einfach böse ist und ich und alle meine Freunde einfach aus der Art geschlagen sind, weil sie eben nicht so sind.
In diesem Sinne wären Zombies doch die besseren Menschen, immerhin denken sie nicht, Essen und gut! Wobei irgendwann würden Zombies auch verhungern, wenn es keine Menschen mehr gibt, können Zombies verhungern? Immerhin sind sie ja schon tot/untot. Aber mal im Ernst, ist die nächste Evolutionsstufe des Menschen vielleicht Zombie, guckt euch mal um, einige laufen schon rum. Oder ist es uns wirklich vergönnt, dass es der zivilisierte Mensch ist, der rational und intelligent handelt? Ein paar Jahre lang können wir uns das ja noch angucken, dann sind eh andere dran sich diese Gedanken zu machen! Oder die Maschinen übernehmen, und welche Anschauungen die vertreten programmieren wir mit unserem Handeln im Hier und Jetzt.
Apropos jetzt, erstmal Leberwurstbrötchen essen!

1/27/2015

Zwischen Schokolade und Abschiedsbrief

Hey Freunde,

heute war wieder mal ein richtig guter Tag, aber irgendetwas hindert mich gerade mich zu freuen, oder vor Trauer im tiefen Meer meiner unvergossenen Tränen zu ertrinken. Glücklicherweise gibt es neben den lustigen Pillen, die mich Tag für Tag in einen Zustand relativer Gelassenheit bringen auch noch Schokolade. Ist zwar nicht gut für mein Herz aber das ist eh so verkrüppelt, dass es mich nicht weiter stört.
Vieleicht sind Selbsthilfegruppen für mich eher kontraproduktiv, weil ich anstatt meinen Müll loszuwerden, viel mehr neuen Müll einlade und das kann ja nun nicht der Sinn der Sache sein, oder?
Ach scheiss drauf, morgen is Dialyse, da kann ich wieder eine der Schwestern mit meinen Problemen belasten (und muss mich nicht einmal schlecht dabei fühlen)!

BTW, Ausschwitzen und Impfen hilft bei Grippe!

12/19/2013

Weihnachtsbäckerei-Time

Wiener Herzen (mit Rumglasur)
Nusssterne
Chesney's Heidesand
Bunte Weihnachtsbäume
American Cookies
Letztens habe ich es endlich mal geschafft mit meiner Mutter ein paar Kekse zum Sonnenwendenfest zu backen und keiner der Kekse ist auch nur annähernd vegan!
Nachdem in den letzten Jahren immer mal wieder einiges schief ging, wenn zuviele "Köche" den Brei verdarben oder es einfach keine vernüftige Organisation gab, konnte dieses Jahr das Küchenpersonal ungestört arbeiten und wie man vielleicht auf den Bildern erkennen kann hat sich das gelohnt. Nebenbei hat es auch noch sehr viel Spaß gemacht und bei mir endgültig "Sonnenwendenfeststimmung" erzeugt. Die Rezepte sind größtenteils von einem Bielefelder Unternehmen entliehen und an den persönlichen Geschmack angepasst. Ich bin vor allem begeistert, dass unsere Ergebnisse fast zu 100% genauso aussehen, wie die in den Backbüchern und das obwohl die da mit Foodfotografen arbeiten, die das alles genauestens inszenieren. Diese Bilder sind mit nem Lumia-Handy gemacht und können mit so mancher "Profi-Kamera" mithalten, guckt mal!

P.S.: Eigentlich wollt ich ja keinen Stunk machen heute, aber manchmal kann das beste Equipment nicht über die Unfähigkeit des Benutzers hinweg täuschen...






12/26/2012

26

Der zweite Weihnachtstag beginnt extrem spät, geweckt wurde erst um 7 Uhr und dann hieß es kräftig Programm peitschen, um auch pünktlich verspätet zur Dialyse zu kommen, dort habe ich dann die ersten Scherze mit Schwester Fiesbeth gemacht und mich 4 Stunden chillend auf neue Abenteuer vorbereitet. Auch hier waren es wieder die Frauen, die mich faszinierten. Vor allem wohl die Krankentransporterin, die mich samt Bett abholte, irgendwie erinnerte mich dieses Mädel an jemanden, den ich kenne, vielleicht habe ich sie aber auch einfach schon einmal hier irgendwo gesehen, oder auch nicht, die Mädels hier sind alle ein Augenschmauß. Das ist soooo unfair, weil es die Illusion nährt, dass man auch nur im Geringsten eine Chance bei ihnen hätte, obwohl man genauerer Betrachtung ja doch nichts weiter ist als der Schinken, der von A nach B gelangen muss.

Sergej hatte heute seine erste Dialyse und meinte, dass es gar nicht so schlimm war, wie er gedacht hat. Ja klar, dafür pennt er jetzt auch schon wieder. Wahnsinn, der Kerl tut irgendwie den ganzen Tag nichts ausser Schnarchen und Pfurzen, dreimal den lieben Alex bitten, das Licht auszumachen oder eine Schwester zu rufen, damit er die dann anmeckern kann, dass seine Infusion nicht läuft oder er zu viel Wasser in den Beinen hat. Mit jedem Tag entwickelt er sich mehr zum absoluten Opfer in meinen Augen. Entweder weil er immer mehr zur Memme wird oder weil ich einfach immer besser mit meiner Situation klar komme und nur noch die postiven Aspekte erkenne, wie zum Beispiel die Tatsache, dass ich endlich mal den ganzen Tag hier sitzen kann und nichts anderes tun muss, als zu mampfen und mir diverse Filme reinzuziehen, die ich schon lange nicht mehr gesehen hab. In diesem Sinne sollte ich vielleicht jetzt schon einmal so etwas wie eine Liste der Filme machen, die bei der nächsten Heimsuchung meiner Dortmunder Wohnung durch meine Eltern ins Archiv zurück wandern sollen. Immerhin werden die mich ja gleich auch noch besuchen und mir ein paar Kleinigkeiten mitbringen, einiges mitnehmen, was ich hier nicht mehr zu brauchen glaube, denn scheinbar kommen die Dinge hier jetzt doch noch ins Laufen und mein Auszug beschleunigt sich auf unnatürlich schnelle Weise. Aber erst einmal Ball flach halten, wenn ich zum 11. Januar hier raus käme, wäre das schon ein deutlicher Erfolg in meinem persönlichen Logbuch, welches ich ja eigentlich gar nicht wirklich führe.

Wie ist das eigentlich? Ist das hier eigentlich noch Blogspot oder schon seit längerer Zeit eine der detailliertesten Aufzeichnungen in meiner Autobiografie überhaupt? Vielleicht ist es tatsächlich die autenthischste Phase der Autobiografie, da sie quasi während des Erlebens entsteht, was ja auch nicht wirklich oft jemand von sich behaupten kann, der über sich und seine Geschichte schreibt. Normalerweise ist es immer die lange Recherche der Vergangenheit, jene Vergangenheit, die dann im Nachhinein auch immer eine andere Farbe bekommt, je nachdem wie sich das Bewusstsein zum Sortieren entschieden hat, was als wichtig eingestuft wurde und was einfach der Verdrängung zum Selbstschutz zum Opfer gefallen ist. Die Wahrheit findet man in einer Autobiografie oft nur zwischen den Zeilen und auch nur, wenn der Autor nicht, wie ich durch diverse Persönlichkeiten gegangen ist, die alle eine eigene Geschichte der Vergangenheit erzählen würden, wenn man sie denn ließe.

Wie passend, dass ich morgen außer einem Termin in der Psychosomatik nichts interessantes auf dem Zettel der Erledigungen habe und dann erst wieder Freitag bei der Dialyse auflaufen muss. Im Grunde entschleiche ich zusehendst dem Patientenleben und werde zum Kurpatienten, der die Tage mit den angenehmen Dingen des Lebens und der Beschauung der wohlgeformten Früchte der Natur verbringen kann. Im Grunde wie so ein alter Stelzbock, der im Altersheim den Ärschen des Betreuungspersonals nach giert, bis er seine Hände nicht mehr bei sich lassen kann und eine Backpfeife kassiert, wo eine Anzeige wegen sexueller Nötigung die eigentlich richtige Reaktion wäre. Aber so einer bin ich nicht, bei mir finden solche Dinge maximal im Kopf statt und das wohlgeformte Wort ist das Schwert, mit dem ich den Jungfrauen zu imponieren suche. Ein wenig kitschig gerade, aber niemand sagte es wäre kein Platz für ein wenig romantische Verträumtheit in den Gedanken eines Jünglings mit Samenstau. Wollen wir es mal nicht so herunter spielen, eigentlich bin ich sexuell nicht gerade angetörnt hier, aber die böse Kombination aus der männlichen Griesgrämigkeit im Nebenbett und den Früchten des Fleisches auf zwei Beinen überall um mich herum... 

Ich möchte die Chance dieses Mal nicht verpassen, vielleicht in 10 Jahren einmal „Danke“ sagen zu können, für all die Hoffnung und die positiven Gefühle, die mir meine Heilung ermöglichen, für die verspielte Fürsorge, das Lächeln, die menschliche Wärme, trotz des Bewusstseins der tickenden Uhr und der eigenltichen Überlastetheit. Irgendjemand sollte sich einfach bei diesen Menschen bedanken, eigentlich jeden Tag, aber wenn das nicht möglich ist, dann wäre ich gern der jenige, der diesen Menschen zeigt, wofür sie das alles tun, der ihnen das Gefühl zurückgibt, das Richtige zu tun, der die Dankbarkeit zeigt, die leider viele Patienten beim Betreten der Station zu vergessen scheinen. Selbst in der größten Not gebührt es der Höflichkeit dankbar für Hilfe zu sein, auch wenn diese Menschen das beruflich machen, es vergehen zu viele Stunden, in denen man ihnen respektlos gegenüber steht und es für eine Selbstverständlichkeit hält, dass sie sich jeden Morgen darum kümmern, dass auch alle gewaschen und einigermaßen menschlich aus ihren Betten treten können, keine Schmerzen haben, ihre Werte bereits gemessen werden, nötige Blutuntersuchungen oder Schmerzmittel abgearbeitet werden. Man kann das einfach gar nicht oft genug erwähnen, dass dieser manchmal extrem stressige Job wichtig ist, für viele überlebenswichtig,wie für mich. Ich stelle mir gerade vor, wie wohl ein Krankenhausaufenthalt ohne die helfenden Hände des Stationspersonals ablaufen würde. Das Schlachthausbeispiel von vor ein paar Tagen drückt mir ins Gedächtnis, Fleisch auf Halde gelegt und wenn die werten Herren in Weiß die Muße haben, dann wird es mal beschaut, warten sie zulange ist nichts mehr da zum inspizieren und das welke und verwesende Fleisch stapelt sich in den Betten, weil es ja auch niemand wegräumt. Irgendwann sagen sich die Ärzte dann auch, dass sie die Arbeit zu abstoßend finden und warten in ihren Chefetagen auf neue Lieferungen, um bloß noch zu forschen. Der menschliche Faktor verschwindet und Krankenhaus bedeutet nichts anderes mehr als Leichenschauhaus mit teilweise lebendigen Körpern. Klingt das irgendwie bizarr abstoßend? Wie konnte ich denn jetzt so schreckliche Gedanken entwickeln, wo doch die Sonne scheint und eigentlich alles total blumig ist...

Na ja egal, gleich werden die Parentas hier hereinplatzten und mir ein wenig Futter bringen, damit ich weiter mampfen kann, eine meiner Lieblingsbeschäftigungen hier oben im Turm. Es klingt als wäre ich die essgestörte Version von Rapunzel und Sarumans Sohn, der zwischen dunklen Aussichten und seinen Haaren bloß noch das Fressen im Kopf hat, obwohl er seine Orkhorden auch in eine verrückte Mittelerde Schlacht auf der PS3 schicken könnte. Ich glaub ich fang schon wieder an zu überdrehen, ich sollte mal scheissen gehen... wenn mein Sack nur nicht so ziehen würde... das ist echt irgendwie unangenehm... Die Gedanken wurden unterbrochen von den Erzeugern, die sich wie die bucklige Verwandtschaft in die Hütte schlichen und man sich hätte fragen können, ob sie vielleicht eher gekommen waren um mich um mein Geld zu bescheissen oder mir Essen ab zu schwatzen. Aber die Gespräche waren informativ und brachten dann vermutlich sogar einen Gewinn mit sich, indem ihnen Ergebnisse anstanden. Außerdem konnten die notwendigen Austausche gemacht werden, die dringend notwendig waren, damit ich mich hier wieder etwas menschlicher fühle und weg komme von der Gammelfleischvorstellung von heute Mittag. Mittlerweile ist es dunkel und ich habe schon wieder ein wahnsinniges Abendmahl in mich hereingeschlungen. Ich frage mich echt, wie es eigentlich möglich ist, dass ich soviel essen kann, ohne dass es oben wieder herauskommt und ich mich so fühle, als hätte ich das alles gefressen, ja es sind wahre Fressattacken, ich befürchte das sie immer noch von den Tabletten kommen, denn auch wenn es mir so vorkommt, so lecker kann das alles gar nicht sein. Diese systematische Nahrungsvernichtung durch meinen unstillbaren Hunger fühlt sich teilweise an, als wäre ich so etwas wie ein Wolf geworden... Das Äußere stimmt nicht ganz mit dem Überein, wie ich mich fühle, aber wie stellt man sich so einen fressgesteuerten Mutanten mit Katheterleiden und der neuen Selbsterkenntnis von „Das Leben ist schön“ auch vor? Ich weiß es nicht, mir ist es auch egal. Sergej bekam heute von Schwester Rabiata auch mal ne Unze Schmerzmittel, damit er seinen schnarchenden Arsch auch mal aus dem Bett bewegt und sich mal ein wenig daran gewöhnt, nicht mehr das vorsitzende Russenfaultier zu sein, zu dem er sich die letzten Tage entwickelt hat, fragt der Vogel mich doch ernsthaft, ob ich ihm wohl die Füße ins Bett hebe. Ich hab das dann getan, weil ich auf mein Karma bedacht bin und außerdem ein sehr hilfsbereiter Mensch, auch in der Notsituation meiner selbst. Ich erwarte aber zum Glück von diesem vergammelten Kerl keinen Dank, oder gar dass er vielleicht heute Nacht ein wenig leiser schnarcht, oder irgendeine andere Gefälligkeit, die er nicht in der Lage sein wird, einzulösen...
Es ist einfach, wie es ist, wir hängen hier gemeinsam fest. Ich habe es angenommen, morgen könnte ich vielleicht noch ein wenig Schlaf bekommen, wenn der Freak bei seiner Dialyse ist, das würde mir ja sehr gefallen, aber wir sollten uns vielleicht wieder ein bisschen in Demut schulen, ich habe morgen selbst erst mal meine Psychosomatik abzuwickeln und dann mal gucken, wo ich überhaupt stehe. Derzeit würde ich sagen, dass ich angeschlagen bin, allerdings schon über den Schock hinaus und relativ geordnet, klarer als die letzten Jahre und deutlich positiver gestimmt, da es ja Dinge gibt, auf die ich zugehen kann, der Sumpf ist zwar da, aber er ist nicht mehr nur allgegenwärtig und eine Bedrohung sondern vor allem ein beinahe überwundenes Hindernis, welches sich in die Geschichten meiner Vergangenheit einreihen wird, wie die vielen anderen Hürden, die ich nahm um hier her zu gelangen und auch wieder fort von diesem Ort, was ja das Ziel ist.

12/23/2012

Dreiundzwanzig

Der Tag vor Heilig Abend, nach der Nacht im Dschungel werde ich geweckt von den Amazonen der Station, die mit ihrem Charme beinahe Räume erhellen und jeden noch so frühen Morgen zum Sonnenbad der Glückseeligkeit machen. Klingt schon wieder absolut übertrieben, gelle? Das liegt hier an der Kombination aus absoluter Tristesse und Abwesenheit irgendwelcher Reize, mit der einzigen Ausnahme der Schwestern und dem alltäglichen Wahnsinn der Nichtigkeit, wie die einen Morgen um halb 7 nach unruhiger Nacht neben einem schnarchenden Ungeheuer aus dem Kaukasus zu beginnen und seine Hauptfreude aus dem Lächeln der Prakikantinnen und Schwestern zu ziehen, während man voller Hoffnung auf die erste Tagesmahlzeit wartet und immer wieder bemerkt, dass es im Krankenhaus eben vor allem das Wort krank ist, das den Tag bestimmt, wie gesund man sich auch fühlen mag. Das erste Drama kündigt sich bereits an, wenn die Gedanken vom Gang zur Morgentoilette zu kreisen beginnen, das Gefühl wieder frisch und reinlich zu sein unter der Abwägung der Strapazen, die dazu führen, sich so fühlen zu können. Ich weiß ja nicht, wie abnormal ich bin, aber mir scheint es hier eine Art umgekehrte Reihenfolge zu geben, die ich persönlich für unsinnvoll halte, ich esse eigentlich lieber erst und mache mich im Anschluss tagesfrisch. Und mit tagesfrisch meine ich sauber und frisch frisiert. Mitten in die Gedanken zur Morgenhygiene und der Reihenfolge der Martern, die kleinen Dinge des Lebens meistern zu können huscht die thrombosespritzende Eliza und versucht mit ihrem ganz eigenen Charme aus dominant und verspielt eine lockere Atmosphäre zwischen uns aufrecht zu erhalten. Das macht es auch für mich erträglicher, den Sinn, den ich nicht sehe in den Injektionen zu finden, den es ja dann trotz Einbildung und guter Propaganda irgendwie nur auf dem Papier gibt. Wie sagte doch heute morgen schon mein russischer Zimmergenosse so treffend, „Krankenhaus ist kein Kuraufenthalt“.
Während ich noch grinsend über die Neckereien im Bett hocke macht sich mein Kollege schon mit größter Sorgfalt für den Tag bereit, indem er das „Bad“ eindieselt und seinen von Wasser gefüllten Körper säubert. Und gerade als ich das ständige Plätschern und den süßlichen Duft russischen Moschusochsen aus meinen Gedanken verdränge betritt die Wochenendvisite das Zimmer. Ich hatte sie gestern schon wahrgenommen, allerdings nur teilweise, da ich dem Schlaf deutlich zugeneigter gewesen war. Heute aber konnte ich sie in ihrer Gänze erfassen und als eine deutlich positive Erscheinung identifizieren. Bestimmt wieder die Medikamente, die in meinem Kopf aus einer durchschnittlich attraktiven, ich vermute mal Assistenzärztin so etwas wie einen morgendlichen Engel in Weiß produzierten, die fast feengleich in den Raum hinein schwebte, ein Lächeln aufsetzte, sich nach dem Befinden erkundigte und weiter huschte, und das alles noch weit bevor es so etwas wie Sonne am Himmel zu erblicken gab. Es ist scheissefrüh, es ist Sonntag und man fragt sich, wie lang so ein Tag wohl werden kann, wenn alle wichtigen Dinge des Tages noch vor dem Frühstück von der Agenda verschwinden. Ob hier wohl irgendwem bewusst ist, wie sehr man unwichtige Dinge durch die Strategie alles innerhalb der ersten halben Wachstunde hochstilisiert und damit den Rest des Tages zur unausweichlichen Qual des Wartens auf irgendetwas, das nicht passiert degradiert? Oder wollen hier einfach alle den ganzen Tag eine ruhige Kugel schieben und nichts tun und dafür lohnt es sich dann wohl, morgens um 7!!! auf einen Sonntag das komplette Programm abzuwickeln? Ich bin mir nicht sicher. Aber Sicherheit sollte man sich hier sowieso abgewöhnen, das kann auf Dauer nur zur Enttäuschung werden, denn sicher ist bloß, dass der Tageslauf nicht anhält, irgendwie pletschert es so vor sich hin, Informationen sind der Kaffeesatz im Sieb der kaputten Maschine und niemand weiß, wann es neue gibt oder ob diese nicht vielleicht schon in der nächsten Sekunde verworfen werden können. Bislang habe ich keine weiterführenden Informationen erhalten, wie es mit mir weitergehen soll, klar morgen Dialyse aber sonst? Wer weiß schon, was das alles bedeuten soll? Schön war, dass mich gestern Abend noch mein Chirurg besuchte und mir ein gutes Gefühl hinterließ, als er mit seiner Arbeit zufrieden schien. Keine wirkliche Information für die Zukunft, bloß so etwas wie ein minimales Gefühl von Seelenfrieden, irgendetwas richtig gemacht zu haben, wenigstens vom Gefühl her. Gefühl insgesamt, eigentlich schon die größte Überraschung, denn eigentlich war ja das Gefühl in den letzten dunklen Tagen ein eher seltener Gast in meiner Persönlichkeit. Aber scheinbar ist es noch irgendwo in den Schluchten meines Ichs verborgen und wartet bloß darauf sich wie ein Phoenix aus der Asche auf ein Comeback vorzubereiten. Das könnte mir gefallen denke ich.
Doch erst einmal liegt ein weiterer grauer Tag vor uns, getaucht in trübstes Regenwetter mit dem Ausblick auf eine Menge Nichts im Umland der Uniklinik. Als hinge seit Wochen ein Schleier über dem Sein, jeden Tag das gleiche Bild, grau, grau und noch mehr grau, zur Abwechslung gibt es alle zwei oder drei Tage auch mal dichtes Grau in Form von Nebel, der die Sicht dann vollends einhüllt und das Gefühl der Ziellosigkeit, der alles durchdringenden Ungewissheit des Seins und Aussichtslosigkeit unterstützt. Ob Jaqueline wohl mit einem Kerl wie mir... ? Sollte ich echt schon wieder so weit sein, dass sich alle Gedanken bloß wieder auf die einzigen positiven Dinge meines Aufenthalts hier beschränken, weil das Nichtstun und Warten, unterbrochen von Schmerzen beim Husten verursacht durch den infektiösen Zimmernachbarn, den man mir hier hingelegt hat um mein Leid zu verlängern. Vielleicht ist das aber auch genau die Strafe, die ich in jenem Moment verdiene, eine Spiegelvariante meiner Selbst sozusagen. Mir zu zeigen, wie rücksichtlos ich all die Zeit meine Probleme als den Mittelpunkt aller Wichtigkeit dargestellt und nach außen proklamiert habe? Die Parallelen sind doch sehr auffällig, das großspurige Auftreten, das Sergej hier, Sergej da, „Schwester tu dies, Schwester tu das!“ verbunden mit der nörgeligen Unzufriedenheit und ständigem Meckern, Unverständnis in jeder noch so kleinen Geste, eigentlich ein netter Kerl, der sich wie ein Kotzbrocken aufführt, medikamentenbedingt? So werden es die Schwestern sich sicher einreden, um sich nichts vorwerfen zu müssen, denn ganz ehrlich, ihnen eine Schuld für solches Fehlverhalten anzudichten wäre vermessen und unfair. Die tun nun wirklich ihr Allerletztes, wie schrecklich es doch ist, dass hoffnungsvolle junge Frauen ihr Weihnachten mit undankbaren und größtenteils unansehnlichen kranken Menschen verbringen müssen, während überall anders die Familien zusammenrücken und sich dem Zauber von Weihnachten hingeben und vielleicht der ein oder andere friedliche Neuanfang gestartet werden mag. 
Wie vor 98 Jahren in den Schützengräben des ersten Weltkriegs. Keinerlei Fortschritt und doch sangen damals Feinde zusammen Weihnachtslieder und zeigten, dass der Mensch mehr ist als das kalte Bestienwesen, dass ich die meiste Zeit in ihm sehe. Ich stehe im 13. Stock am Fenster und blicke auf den Stadtrand von Münster, Regenwetter, Wind und alles erinnert irgendwie an den Nürburgring, die Anmut von Nibelungen Liedern, dazu ein hyperaktiver Russe, der von gutem Wetter spricht und einer schönen Stadt, als würde die Realität sich für ihn längst verabschiedet haben. Wer weiß, was sie ihm in die Arznei gekippt haben, ich glaube ja langsam, dass er gänzlich irre ist, fing er doch heute schon an mir zu erzählen, dass wir jetzt ab Morgen Waffenbrüder seien, weil wir beide Dialyseverwundete wären. Als ich gestern meine Kriegsdokus guckte empfand ich es schon fast als ulkig, dass ich plötzlich der jenige auf der Station zu sein scheine, der „SEI SOLDAT“ als Kommando ausgibt. Ich wüsste irgendwie wirklich gern, was aus diesem Verrückten geworden ist, der damals nachträglich gesehen, ja doch einen 12 Jährigen deutlich prägte mit seinen Durchhalteparolen im Schlamm der Nephrologie, von Blut verschmiert und im Schlachtengetümmel der Überlebenden. Wenn ich nicht so „reflektiert“ wäre würde ich fast behaupten, dass ich heute dieser alte Haudegen sein könnte....
Die Nordschleife als Galgenschlinge der Hoffnungslosen zieht sich enger um meinen Hals ohne, dass es eine Bedrohung des Lebens mit sich ziehen könnte. Bloß das Gefühl der Ausgeliefertheit, diese endlos wirkende Einsamkeit, ein Regentropfen im Meer der Strömungen, Fluten endloser Wässer hernieder stürzend, dem Wahnsinn doch so nah und ferner als ich es je war. Schwebend, pulverisiertes zerstäubtes Wasser, wie Dunsthauben aus Quasaren lebensspendendem Erdensaft, überall und nirgends, hier und dort, schwebend, durchsichtig, unsichtbar und doch massiv!
Das Mittagessen, Reis, Hähnchenflügel und Blumenkohl, so sehr durchgegahrt, dass es sogar mir einigermaßen geschmeckt hat, allerdings hatte ich noch nie diesen Drang gehabt, so etwas essen zu wollen. Mit ihrer bescheuerten Idee einer Diät schießen die sich nur so weit ins Bein, dass ich natürlich von Tag zu Tag abnehme, weil ich es einfach nicht mag, wenn man mir a) vorschreiben will was und b) wann ich es essen soll. Aber wenigstens schmecken die Gerichte einigermaßen, sogar die, die ich eigentlich gar nicht mag und bei einigen Dingen lasse ich mich ja auch ganz gerne überraschen, dass es doch schmecken kann, ich sage nur Eintopf am Vortag, da hätte man mit ner Wettquote gestern nen richtigen Jackpot gewinnen können, wenn man getippt hätte, ICH würde Eintopf essen. Medikamente schießt es mir in den Sinn! Vermutlich ist das tatsächlich der Hauptgrund warum ich nicht vor Wut rot anlaufe und stoisch einfach esse, was sie mir hinstellen, einfach weil die Medis mich so sehr betäuben, dass der Sinn der Sache einziges Entscheidungskriterium wird. Und diese ganzen Marmeladen, ich wusste nicht einmal, dass ich die mag, Rote Grütze, wie ich mich da rein setzen kann, verrückt!
Sergej scheint das Wetter wirklich zu gefallen, fasziniert steht er oft minutenlang am Fenster überblickt das verregnete Panorama und redet von Schnee bei 13 Grad, als sei es bloß eine Sache der Vorstellung sich einen Winterwunderwald mit Schneesturm und fliegendem Weihnachtsschlitten vorzustellen. Und Knecht Ruprecht oder Prinz Weihnacht halten sich den Bauch und lachen den strahlenden Kindern ins Gesicht.
Ich sehe da draußen nur einen wahnsinnig deprimierenden verregneten grauen Schleier, der wie die natürliche Abbildung meines Seelenzustands fungieren könnte, um mich herum scheint langsam so etwas wie Weihnachtsstimmung aufzukommen, doch in meinem Herzen ist bloß Winter. Genau so grau wie alles hier, der Tag gleicht bloß einer nicht gewährten Sonne und das seit Wochen, was wird es bloß für ein Gefühlschaos in mir auslosen, sollte ich sie jemals wieder zu sehen bekommen. Und wieder warte ich. Derzeit vor allem auf die Ankunft meiner Angehörigen, die mit mir den Sonntagnachmittag verbringen mochten, doch auch hier schwindet langsam erneut die Hoffnung, es dauert alles schon wieder sooooooo lang. Aber keiner kann da etwas für, die Zeiten sind halt so, wenn der Hobbit wandelt!
„Deine Augen machen Bling Bling und alles ist vergessen!“ Das könnte man hier auch des öfteren mal zu den Mädels sagen, die sich hier abrackern und mit den unzufriedenen Kranken und deren teilweise völlig überzogenen Ansprüchen konfrontiert sind. Eigentlich soll man ja nicht gehässig sein und sich über das Leid anderer erfreuen, aber mein ungeduldiger Freund hier auf der Bude könnte vielleicht mal ein wenig Demut gebrauchen, von nur Schnarchen und herum meckern wird man weder gesund noch sammelt man bei irgendwem Sympathien. Auch wenn man für die eigenen körperlichen Gebrechen nicht wirklich etwas können muss, sollte man doch wenigstens soviel Anstand und Geduld aufbringen, das Personal seine Arbeit erledigen zu lassen und nicht ständig nach der Schwester krähen, weil die eigenen Arterien zu verkalkt sind um eine vernünftige Bluttransfusion über die volle Distanz zu ertragen. Was soll ich eigentlich sagen? Ich welke hier Tage vor mich hin, verliere Stunde um Stunde von meiner Lebensuhr in der ich nicht aktiv bin, weil es nichts gibt, wofür ich mich aktivieren müsste... Und dieser Wurm sollte noch froh sein, dass er keine Schmerzen hat und was tut er stattdessen, wie ein Rohrspatz verbreitet er schlechte Laune und da bringt es auch nichts, dass er die Krankenhausküche schmäht und mir alles abgeben will, irgendwie sollte man sich doch auch mal ein wenig am Riemen reißen können, ich schaffe das doch auch und ICH bin psychisch ein Wrack und Geduld ist nun wirklich keine meiner heraus stechenden Eigenschaften. Aber ich schaffe es die Situation angemessen und im Rahmen der Gegebenheiten zu ertragen. Klar würde ich auch viel lieber Streifzüge durchs Gebäude machen und mich irgendwie davon ablenken, dass morgen Weihnachten ist und ich allein im Turm von Saruman festhänge und morgen dann den ruhigsten Tag des Jahres mit einer tollen Premiere der sogenannten „Spülung“ meines neuen Kathethers zu beginnen. Dazu noch eine tolle Dialyse, was könnte man sich besseres wünschen, wahrscheinlich bin ich dann morgen Nachmittag so dermaßen gerädert, dass ich an der Pseudo-Festivität einer kleinen Weihnachtssiesta den absoluten Spaß maximal Lestat zu Liebe spielen müsste, aber eigentlich ist mir das viel zu dämlich. Es könnte morgen doch tatsächlich der Tag werden an dem ich mich von den letzten menschlichen Emotionen meiner Kindheit und den damit verbundenen Traumata zu lösen vermag. Sehr passend dazu ist auch das Radioprogramm, wo ich gerade „Die young“ von Kesha durch die Boxen jage und dann fetzt direkt Cro hinterher und macht sogar mir gute Laune, lächerlich eigentlich, aber das die derzeitige Situation bizarr und lächerlich ist muss ich ja nun auch nicht in jedem Absatz dreimal erwähnen!
Mittlerweile ist es 15 Uhr und was hat sich geändert seit heute morgen? Hm kurz überlegen, NICHTS, ewig schnarcht der Sergej, nicht einmal laute Musik übertont das Urwaldgrollen seiner verrotzten Nebenhöhlen, ich bin nicht sicher ob es ihm selbst bewusst ist, wie sehr er mich damit in den Wahnsinn treibt, aber ich ertrage es mit Ruhe, Tee und dem Wissen, dass es ja nicht für immer ist. Irgendwann wird sein verdammtes Blut eingelaufen sein und dann wird er sich wieder aufmachen und verschwinden, auch wenn ich große Sorgen habe, dass ich diesen Jammerlappen nie mehr loswerde...

12/17/2012

Siebzehn

Ich bin mir gerade gar nicht sicher, woher das Märchen um Rübezahl, dem Herrn der Berge stammt, ich vermute einfach mal, dass es sich um eine tschechische Volksweise handelt, die dann zusammen mit den Erzählungen von Yetis und Riesen zu einem bärtigen Giganten wurden, der durch die Karpaten zieht und Wirtshäuser leer futtert. Ich denke bei Rübezahl irgendwie immer an eine der Verfilmungen, da gibt es diese eine Szene, die mir in Erinnerung geblieben ist, Rübezahl betritt ein völlig heruntergekommenes Wirtshaus irgendwo am Berghang von „KeineAhnungWo“ und bestellt ein Rührei. Der Wirt knallt zwei Eier in eine kleine Pfanne und hofft dem Giganten damit genüge getan zu haben, der wird aber total wütend und in der nächsten Einstellung sieht man ihn dann da sitzen, wie er eine komplette Pfanne Rührei spachtelt, die so groß ist, wie vier zusammengeschobene Tische. Fröhlich schmatzend und mit einer lustigen Musik unterlegt sieht man einem Riesen beim Rühreiessen zu. Und so was fand ich als Kind richtig klasse.Ich würde den Film glaube ich gern mal mit den Augen von heute betrachten, vermutlich würde ich aus dem Lachen nicht mehr herauskommen, auch wenn viele dieser tschechisch, polnisch, vorzusammenbruchssowjetisch produzierten Märchenfilme wirklich richtige Klassiker sind und von einer Authentizität leben, die heutige Filme einfach nicht mehr hinbekommen. Aber wieso eigentlich Rübezahl?
Besucht ruhig mal den Blog hier...
Eigentlich wollte ich ja eine Parallele zum Weihnachtsmann herstellen bei unserem neuen Zimmernachbarn, aber das fällt mir ob der offensichtlichen Abgerissenheit und Verwahrlosung deutlich schwerer und die Assoziation mit Rübezahl trifft von Kleidungsstil, Bewegungsabläufen und Statur viel direkter den Punkt. Auch wenn der „Weihnachtsmann vom Dach“, der gerade aus seinem Wald kommt auch das Potential gehabt hätte dem Björnholm gerecht zu werden. Der Björnholm, das war der neue auf unserem Zimmer, Manni und ich waren beide ein wenig unsicher, denn er redete nicht mit uns, vermutlich hatte er ernsthafte psychische Probleme. Dazu war er in einem wirklich jämmerlichen körperlichen Zustand, bekam Besuch nur von einer Sozialarbeiterin und schlief den ganzen Tag. Irgendwie war er eine Mischung aus unheimlich und Pflegefall, aber man konnte ihm ja auch nicht wirklich helfen. Er tat mir irgendwie leid, als er da so niedergestreckt lag, wie ein gestutzter Riese auf den Brettern, nachdem ihn ein vorlauter junger Kerl von den Beinen geholte hatte mit irgend einem miesen Trick vermutlich, erinnern wir uns an das Märchen von David und Goliath! Ich glaube irgendwie, dass ihm übel mitgespielt wurde und er jetzt hier gelandet war, weil der Körper sich mit verabschiedet hat, nachdem die Psyche nicht beachtet wurde. Im Grunde so wie bei mir, ich weiß nicht, ich glaub ich brauch dieses Gefühl der Sonderstellung einfach, das offen damit umgehen, einen solchen Fehler begangen und bereut zu haben ist das Eine, wirklich dahinter stehen zu können, dass es Teil der eigenen Vita ist, Scheiße in Massen gestapelt zu haben ist eine ganz andere Sache, ich glaube, dass die Bewusstwerdung mir noch bevor steht und heute mit der 2. Dialyse ist dafür keine Zeit, es ist alles noch viel zu neu und frisch und auch aufregend irgendwie. Klar ein wenig Angst schwingt mit, aber die erste war ja auch schon höchst erfolgreich und das wird ja jetzt nicht großartig schlimmer werden können. Also ab dafür.

12/15/2012

Fünfzehn

Die Morgencrew aus dem Triumphirat der Schwestern flog umher und ich sollte die Protagonistinnen der nächsten Tage und Wochen in meiner Geschichte kennenlernen. Vermutlich waren es mehr, aber Drei von ihnen blieben direkt in Erinnerung, Eliza, Paige und Amira (die Namen wurden geändert). Drei Krankenschwestern für ein Halleluja. Und alle auf ihre Weise einzigartig. Wie Harpyien im Blutrausch strömten sie in die Zimmer, stellten sich vor, nahmen Blut und andere Proben und versuchten in möglichst kurzer Zeit möglichst alle Aufgaben zu erfüllen, die ihnen der Klinikmorgen vorschrieb. Ich weiß nicht, ob man mir schon wieder so starke Medikamente verabreichte, denn irgendwie fand ich die Mädels zwar interessant, aber es regte sich nicht im Geringsten etwas an meiner Libido, vielleicht war ich auch noch zu sehr geschädigt und von Unsicherheit meiner eigenen Zukunft verwirrt.
Herr E. jedenfalls versuchte direkt sein Glück und holte sich die Sicherheitskelle von Eliza, der Dominatrix mit Herz. Ich hätte aber ehrlich auch keine Lust mich von einem 75 Jährigen Knacker "Schätzchen" nennen zu lassen und die Reaktion ihm direkt mal ne schmerzhafte Spritze zu setzen war schon ein Statement, mit dem sie sich Respekt verschafft hätte. Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich geschehen ist, vermutlich nicht und es ist bloß Auswuchs meiner Phantasie, die sich genau so eine Situation gewünscht hätte, vielleicht zur persönlichen Unterhaltung oder einfach nur um nicht darüber nachdenken zu müssen, wie weit ich mich selbst an den Abgrund gebracht hatte, dieses Mal.
Das Hightlight des Tages war eindeutig das Frühstück, bei dem man mir schon Wackelpudding auftischte, eigentlich hätte ich ahnen können, dass das bloß der Prolog zu einer weiteren Runde Unsicherheiten und Nachdenklichkeiten sein würde. Zuckermessungen, Blutabnahmen, das ständige Meckern darüber, dass ich mit kurzen Haaren vielleicht besser aussehen würde, ließen mich auch endlich diese Entscheidung als Schritt nach vorne in ein neues Leben planen. Die Angst davor, war mit Katheter im Hals entsprechend groß, aber wenn man in der Klinik eine Friseurin hat, dann wird die sich ja mit sowas auskennen, also nahm ich mir vor, die Haare am nächsten Tag mit einer weiteren Portion Vergangenheit der Ewigkeit zu übereignen. Interessanterweise löste der Gedanke allein zum Frisör zu gehen gar keine Angst aus, das mit den Ängsten war sowieso komisch, die Spritzen, das Martern, die Qualen, das alles empfand ich halb so schlimm, entweder ich war endlich erwachsen oder irgendwas in meinem Gehirn machte mir klar, dass es notwendig sei, das jetzt einfach über sich ergehen zu lassen und Jammern hätte ja doch keinen Sinn, jedenfalls keinen Zielführenden.
Immer wieder an diesem Tag sah ich Weißkittel, die sich aber vor allem mit meinen Zimmernachbarn beschäftigten, ich fühlte mich doch sehr auf dem Abstellgleis, als wäre ich zerschellt und niemand interessiert sich für die Scherben meiner Seele, die überall herumlagen und eigentlich auch für alle offen sichtbar. Bis auf Manni, den Herrn D., der fragte sogar ab und an mal nach, wie es mir geht, ein echter Gentleman, alte Schule, toller Kerl. Jede freie Minute nutzte er, um in eines der anderen unteren Stockwerke zu fahren und dort spazieren zu gehen, vermutlich, weil er das Eingesperrtsein auf Station genauso frustrierend empfand, wie ich. Er war mir eine recht große Stütze, obwohl er gar nicht wirklich viel tat, aber es war als würde es ihm nicht egal sein. Wie so eine Art Mentor aus Verantwortung oder so. Vor allem an diesem Tag war ich ihm so dankbar, denn irgendwie schien sich mein Aufenthalt zuspitzen zu sollen, Gerede von einer OP und vorwurfsvolles Gerede wurden laut. Meine Eltern waren mit der Situation längst gnadenlos überfordert und hatten die letzten Enden ihrer inneren Ruhe verloren, rasteten aus, waren keine Hilfe mehr in diesem Zustand, es würde mir ganz alleine obliegen, diesen Karren aus dem Dreck zu ziehen. Ich bin nicht sicher, ob ich dazu in der Lage bin, ich bin derzeit überhaupt mit gar nichts sicher, das ist das Münster-Trauma, ich verliere hier einfach die Contenance.
Als ob, die Contenance habe ich bereits vor Jahren verloren, nur das hat mich am Ende hier her gebracht, ich war außer Kontrolle, das Karussell war zu schnell und ich habe keinen Absprung gefunden, jetzt ist die Achse gebrochen und ich kann immer noch nicht raus, oder vielleicht doch? Schlafen kann ich wenigstens mal. Zwar sind die Betten hier mega ungemütlich aber ist ja kein Kuraufenthalt. Im Schlaf muss ich mich nicht mit den dringenden Fragen der Gegenwart befassen, ich bin immer noch auf dem verdammten Karussell und es fliegt. Wie wird das alles enden, habe ich eigentlich auch so etwas wie Freunde, die sich mal sorgen,wo ich eigentlich stecke, nachdem ich mittlerweile den 3. Tag in Folge keinerlei Lebenszeichen von mir gegeben habe. Einen Freund habe ich jedenfalls endgültig abgeschrieben, die größte Niederlage meines Lebens, aber erst in diesen Tagen der absoluten Verzweiflung wird deutlich, auf wen man zählen kann. Mir war bewusst, dass es nicht viele sein werden, die es erfahren, noch weniger, die es überhaupt interessiert und eigentlich niemand, der helfen kann oder will.
Es ist schon fast tragisch, dass ich so dumm war und mir tatsächlich eingebildet hatte, dass sie sich ändern würde, diese verdammte unerschütterliche Hoffnung, alles könne gut werden, ohne dass man eingreift, auch dieser Trugschluss hat mich hier her gebracht, es reicht nicht, sich einzureden, dass man etwas verändert, es reicht nicht, wenn man so tut als wäre wieder alles gut und das Glück würde schon wieder herkommen, wenn man nur lange genug mit dem Speck vor seinem Gesicht herumwedelt, aber ansonsten in stillem abwartenden Nichtstun verharrt. Und genau das war es, was sie immer getan hatte, verharrt in der Erwartung, dass ich es schon auf die Reihe bekomme, nicht einmal als ich ihre Hilfe erflehte nahm sie mich ernst genug, um einen Teil von sich zu opfern. Es gab immer dieses Gefälle zwischen uns, ich war immer der jenige der mehr gegeben hat, als er durfte, um sich nicht selbst aufzugeben. Ich flog und lud mir ihr Gewicht auf, IMMER, doch nie habe ich bemerkt, dass es niemals anders herum war. Die Enttäuschung über diese Erkenntnis ist nicht mehr so groß, da ich den Schlag schon vor Monaten ertrug und trotz der Chance, die ich ihr gab, glaubte ich doch nie, dass sie es wirklich vermochte sie wahrzunehmen. Vielleicht konnte sie es einfach nie und ich habe ihr das aufgebürdet, doch gräm dich nicht Prinzessin, ich vergebe dir, dass dir die Kraft fehlt, die Freundin zu sein, die ich immer in dir sehen wollte, weil ich dich immer nur geliebt habe und auch nie der Freund sein konnte, der ich sein wollte und den du eigentlich gebraucht hättest. Die größte persönliche Niederlage, solange habe ich sie als Ausrede genommen, mich gehen zu lassen und den Wert von Freundschaften und Kontakten in Selbstaufopferung zu messen und darin, wie viele Tränen das Fass bis zum Überlaufen braucht, bevor es sich über den Rand ergießt. Es war unfair, es dir auf zu bürgen, aber genauso war es wohl Teil der Depression, dich nie losgelassen zu haben, das ist vielleicht das Einzige an der Geschichte, was MIR leid tun könnte, fast den ganzen dreckigen Rest unserer sogenannten Freundschaft hast du auf dem Gewissen, irgendwann wirst du wissen, warum und ich werde es dir irgendwann genau so verziehen haben, wie ich dir alles verzeihe. Doch bitte lass mich nun in Ruhe und halte kein Trugbild aufrecht, dessen du dir nicht einmal sicher bist, dass du es je sehen wolltest. Bye bye Baby!

12/14/2012

Vierzehn

Die Nacht hatte noch Überraschungen zu bieten, denn so gegen halb 12 oder auch eine Stunde später, das spielt hier nicht so eine Rolle wurde ich dann tatsächlich noch von der ITS auf Normalstation verlegt. Rasant war auch dieser Transport, auf dem Weg durch den Lastenaufzug Richtung 13 (welch ein Omen) und auf dem Weg noch einen kleinen Abstecher in der Röntgenabteilung auf Station 3. Und oh Schock, in genau dem Moment als der blonde Engel die Tür öffnete war mir wieder klar, wie schön doch das Nachtpersonal auch hier ist. Warum verstecken sich solch holde Maiden in der Dunkelheit? Vermutlich genau wegen solcher Spinner wie mir, die trotz ihres kaputten Zustandes keine Gelegenheit auslassen die jungen Schönen anzugraben... eigentlich tu ich das ja NUR in diesem bemitleidenswerten Zustand und je gesünder ich werde, desto mehr schwindet der Charme und vor allem mein Mut. Im Ernst, die meisten der Frauen hier würde ich im normalen Leben nicht einmal anlächeln können, aus der Angst vor Zurückweisung. Das bringt uns dann auch zurück zur „Tour de Hospital“. Ich kann mir kaum etwas spannenderes vorstellen als mitten in der Nacht mit einem Bremen-Fan in Baseballjacke durch das ausgestorbene Klinikum zu brettern. Und weil das alleine ja nicht richtig kickt machten wir das Ganze auf einer Notfallliege und in höchstem Tempo. Das Krankenhaus macht bei Nacht wirklich Spaß und bis auf die Schmerzen, woher auch immer sie kommen mochten fühlte ich mich eigentlich recht gut. Mir schwebte immer noch die (ich möchte das Wort „Schön“ nicht zu sehr überstrapazieren) schöne indische Prinzessin im Kopf herum. Oh weh, ich übertreibe schon wieder, sorry nein ich übertreibe nicht, nur was das indisch angehaucht angeht, da bin ich mir nicht sicher, aber eine Prinzessin könnte sie schon sein. Genau das sind doch die Begegnungen, die einem in Erinnerung bleiben, auch nach der „qualvollen“ Zeit der Entbehrungen in der Klinik. Und mit Entbehrungen meine ich vor allem die körperlichen, der Verzicht auf Beischlaf, gutes Essen, andere Genussmittel. Das Motto heißt wohl, „Nur gucken, nicht anfassen!“ Und ich denke schon wieder nur an die Frauen...

Und das obwohl ich noch in dieser Nacht mein Zimmer mit den beiden netten Herren E. und D. beziehen sollte. Der Herr E., ein echtes Original, blau aus familiärer Tradition, aber sonst auch keine Scheu sich daneben zu benehmen... Und mit blau meine ich Scheisse am Schuh und keine alkoholinduzierten Probleme, die ja in einem Krankenhaus durchaus mal vorkommen können. Der wahrscheinlich größte Mangel von Herrn E. war seine Schwerhörigkeit, aber wer will einem 75 Jährigen, den ich auf Mitte 60 getippt hatte eine solche Gebrechlichkeit auch übel nehmen, da ist das „blau“ sein mir und dem Zimmermitling aus schwarz gelbem Lager doch deutlich unangenehmer. Denn obwohl auch dieser mit 72 schon jenseits der Altherrengrenze der Jugendmannschaften ist, wirkt er um einiges frischer und mobiler. Ehrlich gesagt, als ich nachts erstmals ins Zimmer kam, hatte ich vor dem wirklich einen Moment Angst, wie das kalte Mondlicht so ins Zimmer rein schien und sein Gesicht einer Fratze gleich den Anschein eines Serienkillers machte. Doch direkt am nächsten Morgen stellte sich beim Frühstück heraus, dass er das Herz am rechten Fleck hängen hat, als die große Tauscherei der von der Küche falsch zugeteilten Lebensmittel begann... Beinahe wie im Krieg wurde da Margarine gegen Schmelzkäse getauscht und Wurst wechselte für ein Päckchen Brombeermarmelade den Besitzer. Das Brot war, nun ja ich bekam erst einmal nichts herein, ich mochte es nicht. Aber ich bin ja nun auch nicht als der große Frühstücksjunkie bekannt, wenn man mal in die Vergangenheit blickt.
Das Leid der Begierde sollte sich jedoch bald über mich legen, schon nach kurzer Zeit erinnerte ich mich an alles von früher, die Blutabnahmen, das ständige bereit sein für die nächste Hiobsbotschaft und das alles immer präsentiert von den kleinen Zauberfeen im weißen Kittel, meinen ach so geliebten Krankenschwestern.
Der Eingewöhnungstag verlief so wie ich ihn mir dachte, ruhig und distanziert, ich musste erst einmal klar kommen wieder hier zu sein und das für unbestimmte Zeit, doch voller Hoffnung auf ein gutes Ende... Neben Blutabnahmen und dem quälenden Gefühl von Schmerzen und Selbstvorwürfen, die mich ja hier her gebracht hatten und einer gehörigen Portion Angst wieder allein in Münster zu sein, ließ ich mich doch deutlich einschüchtern und außerdem lag ich plötzlich nach fast 2 Jahren der Einsamkeit wieder mit Menschen in einem Raum, fremden Menschen, die ich nicht direkt als das einschätzen konnte, was sie waren, Gefangene im gleichen Albtraum, aber eben schon wesentlich abgewichster als meiner Einer, ich wusste ja eigentlich bloß, dass ich nicht mehr in akuter Lebensgefahr schwebte, aber mehr sollte sich erst wesentlich später klären. Also war ich hier vor allem erst einmal unter Beobachtung und konnte als Testpatient für wütende Stich und Messattacken missbraucht werden. Scheinbar wusste man wirklich nicht so ganz, was mich so kaputt gemacht hatte, aber ich hab doch davon erzählt, was ich gemacht habe, gebt mir doch einfach meine Pillen wieder und peppelt mich wieder auf, lasst mich gehen und alles ist wieder gut. Von wegen, das hier ist Münster, erst mal ein wenig herum eiern, das gehörte schon immer zum guten Ton in diesen Hallen.