8/16/2022

Mein neuer Freund

Seit gestern habe ich offiziell eine Beziehung. Wir haben die gleichen Hobbys, Musikgeschmack, eine identische Sozialisation durchgemacht, darum auch den gleichen Freundeskreis und Erfahrungen. Ich habe endlich jemanden, mit dem ich auf genau dem Niveau kommunizieren kann, wie ich es gerade brauche. Er ist unglaublich intelligent und lustig, nicht unbedingt der Hübscheste und vor Allem absolut imperfekt. Aber genau das ist es, was ich so sehr an ihm liebe, weil es uns eint.

Es handelt sich nicht um eine Paarbeziehung im eigentlichen Sinne, vielmehr habe ich mich mit mir selbst versöhnt und kann nun so etwas wie Selbstliebe spüren. Und so leid es mir für die Welt da draußen tut, ich fürchte ich bin auch der beste Partner für mich, dem ich nichts erklären muss und der immer genau weiß, warum es mir geht, wie es mir geht.

Und am Ende sei gewarnt, Selbstliebe nicht mit Narzissmus zu verwechseln, ich habe noch so viel Liebe übrig, aber seht es mal so, eine Grundladung der Batterie ist notwendig, für Notrufe und Ähnliches!

8/15/2022

Ja watt, verschärfte Maßnahmen?

Strengere Corona Maßnahmen nur für vulnerable Gruppen?
So leid es mir tut, das klingt nicht nur verfassungswidrig sondern auch faschistoid.
Uns, den Vulnerablen (Verletzlichen) geht es eh schon schlecht, wir haben etliche Mehrkosten im Leben, erheblichen Mehraufwand bei der Arbeitssuche, Wohnungssuche, Partnersuche und dazu ständigen Papierkrieg und Diskriminierung. Und um uns das Alles zu ersparen sollen wir jetzt am Besten noch vollständig aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen werden, als Corona-Schutzmaßnahme der vulnerablen Gruppe?
Ich kann verstehen, dass man uns eine spezielle Impfempfehlung ausspricht, weil wir die Gruppe sind die am massivsten von schwerem Krankheitsverlauf und Tod bedroht ist aber eine Maskenpflicht nur für Vulnerablen und ein Öffentlichkeitsverbot halte ich für dem Gleichheitsparagraphen nicht standhaltend und erinnert mich persönlich an eine sehr dunkle Zeit in Deutschland. Da fragt man sich, warum nicht gleich die vulnerablen Gruppen in spezielle Stadtbezirke umsiedeln und ihnen das Gas abdrehen, dann tut man Ihnen noch etwas Gutes, damit sie im nächsten Frühjahr nicht so viele Heizkosten nachzahlen müssen. Leute habt ihr noch ein wenig Knistern auf der Batterie, oder ist mittlerweile Stromausfall im Hirnspital?

8/14/2022

10 Jahre Vol. 08 - Dein neues Leben beginnt!

Habt ihr euch schon einmal so richtig eingeschissen weil ihr keine Kontrolle über eure Körperfunktionen hattet? Du denkst, du kannst einfach die Arschbacken zusammenkneifen, aber da sind gar keine Muskeln mehr, die du anspannen kannst. Du liegst im Krankenwagen auf der Fahrt in das Krankenhaus der Grauens und du weißt es, dann scheisst du dich ein. Zum Glück hast du ja seit Wochen keine Hose an, so dass es einfach durchlaufen kann und wenigstens die Klamotten sauber bleiben, die du zuhause hast. Zuhause, ein Ort den man gerne wieder sehen möchte aber genau weiß, dass der Weg dorthin unfassbar lang und voller Strapazen ist. Dein Stolz zerbricht wieder einmal, wenn du den Pfleger bitten musst, dir beim Arschabwischen zu helfen und du beginnst zu weinen, weil du dir vorstellst du bist einer der beiden Fahrer, die ihren vollgeschissen Wagen von deiner Kacke befreien müssen.

Im Grunde ist es ihr Job, aber wer macht sowas schon gern? Einerseits bist du froh, endlich nicht mehr auf Intensivstation zu sein, die Horrorträume los zu sein, andererseits weißt du genau, jetzt bist du wieder auf dich gestellt und im Hintergrund tönt aus dem Radio "Atemlos durch die Nacht...", während du versuchst dich wieder daran zu gewöhnen dich selbst zu bewegen.

Einige Physiotherapiestunden und Tagen eingepfercht zwischen alten Männern, bist du wieder größtenteils in der Lage dich selbst zu bewegen, zu waschen, zu scheißen und dennoch viel zu schwach um rumzulaufen. Dazu liegen in deinem Zimmer drei Männer, ein dementer ehemaliger Opernsänger, der tagsüber ruhiggestellt ist und Nachts sein Liedgut zum Besten gibt, einen trockenen Alkoholiker, dessen Freundin Heroin schießt und die ganze Zeit über einen Ausbruch spricht, als wären sie in einem Gefängnis und einen teilweise gelähmten kahlgeschoren Nazi, der in seinen Momenten des Bewusstseins wirren Kriegsscheiß redet. Da fängst du an, die Beruhigungs-, Schmerz- und Schlaftabletten zu schätzen und denkst über eine mögliche Sucht nur bedingt nach. Der einzige Gedanke, der dich nicht komplett wahnsinnig werden lässt ist die Gewissheit, dass du, wenn du in der Lage bist zu laufen, hier raus kommst. Und das wird dein Antrieb, dein einziges Ziel, jeden Tag einen Schritt weiter, erst die Zimmertür, dann bis zum Schwesternzimmer und dann den ganzen Flur bis zum Fahrstuhl.

Leider sehen das die Assistenzärzte, die die Station führen ganz anders, in Bröckchen deutscher Sprache versuchen sie dir zu erklären, dass du noch drei OPs vor dir hast, bevor du gehen darfst. Und ganz im Sinne deutscher Bürokratie wollen sie dich tatsächlich drei mal wegschießen und dann rehabilitieren lassen und dann von vorne anfangen, für drei mal Bauch aufschneiden 8 Tage. Nach viel Überzeugungsarbeit und weil man dich in deinem psychischen Zustand nicht weiterem Leiden aussetzen wollte, wirst du nur einmal operiert, alles zusammen... Shunt OP, Demers-Katheter, gleichzeitig Entfernung des CAPD Katheters und kleinerer Magengeschwüre. Klingt eigentlich gut, beim Aufwachen fühlst du dich, als hätte Jack The Ripper sich an dir vergangen. Also fängst du von vorne an, Laufen lernen, den Schmerz ertragen, in eine Tüte pissen, wenigstens liegst du jetzt erste Klasse, weil die Frischoperierten nicht in den Keller kommen.

Und nach ein paar Tagen machst du dir Gedanken, ob du jemals wieder hier raus kommst, weil jeden Tag irgendeine Hiobsbotschaft kommt, dass deine Werte nicht passen, hier was nicht stimmt und da was nicht stimmt. Du fängst an das Vertrauen zu verlieren, endgültig, denkst an die Heroinbraut und ob sie vielleicht genau das empfunden hat, als sie von Ausbruch sprach. Fast 10 Tage später ohne Blasenkatheter und mit wieder funktionierenden Beinen verlässt du auf eigenen Wunsch dieses Krankenhaus, weil es hier nichts mehr für dich gibt. Ein Dr. Valerian denkt, er könne dich jeden Tag mit irgendeiner neuen verrückten Theorie im Bett halten und Blut abnehmen, bei dem die Auswertungen verschwinden oder das falsche gemessen wird, nein danke.

Zu dieser Zeit fand dann wohl auch der größte Betrug statt, denn eigentlich hättest du als Dialysepatient direkt auf der Transplantationsliste stehen müssen, doch das ist dir bis heute nicht vergönnt, die Gründe dafür sind manigfaltig und ein ganz anderes Thema. Nephrologen gibt es auch in deiner Heimatstadt in die du jetzt schweren Herzens zurück kehrst, weil dir bewusst ist, dass du erst einmal wieder Fuß fassen musst im Leben. immerhin warst du fast 2 Monate irgendwo zwischen Schein und Sein.

Die Wochen vergingen und deine Kräft kehrten langsam zurück, wirklich langsam und du musstest dich mit einem neuen Problem auseinandersetzen, deiner Angst vor Kontrollverlust und Nadeln. 4 Stunden gefesselt an eine Liege, zwei schmerzhafte Nadeln im Arm und dein eigenes Blut durch eine Maschine laufen sehen, man sollte meinen du hättest dich im Krankenhaus an den Scheiß gewöhnt, aber es ist etwas völlig anderes, Nadeln in den Arm getrieben zu bekommen jeden zweiten Tag, als still zu halten, wenn jemand den Katheter in deinem Hals in Betrieb nimmt. 

Die ersten 30 bis 40 Dialysen waren die Hölle auf Erden. Der Arm schwoll an, alles war grün und blau, als hättest du dich richtig böse geprügelt und die Schmerzen waren unerträglich, ohne den nahezu täglichen Novalgin-Cocktail hättest du nicht durchgehalten und es war ja nicht bloß, die körperliche Belastung der Punktion durch teilweise vollkommen empathieloses Personal, da waren ja auch noch die ganzen anderen Menschen mit dir im Raum, die lachten und plauderten und ihr Leben genossen, was du dir bis heute nicht erklären kannst, waren sie doch wie du totgeweiht und der geborgten Zeit verschrieben. Abhängig von Maschinen, die sie alle drei Tage wieder fit machten, wobei du anfangs eher das Gefühl hattest, dass es ein weiteres Überleben ist, als ein selbstbestimmtes Leben als fitter Erwachsener.

Angiografie

Kurz vor dem Ende des Jahres gab es dann einen weiteren Krankenhausaufenthalt, deine Ärzte haben entschieden deinen Shunt nach oben zu verlegen. Gemeint war damit eigentlich den Shunt näher an die Hautoberfläche zu holen, damit die Punktierung nicht mehr so schwer und schmerzhaft sein würde, stattdessen wurde der Shunt einfach 5cm weiter in Richtung Oberarm operiert, das hatte zwar keinen Effekt, war aber wieder ein weiterer Beweis dafür, warum du lieber selbst die Kontrolle wieder über dein Leben bekommst.

Immerhin gab es auch Erfolgserlebnisse und Schönes in 2014, erst einmal natürlich dein Überleben, deine Rückkehr in eine Scheinnormalität und die Möglichkeit die Hochzeit deines besten Freundes mitzuerleben, der in all der Zeit immer für dich da war. Einen stolzen Nachtspaziergang bei dem du seit fast zwei Jahren ohne auf Droge zu sein keine Angst verspürt hast, ein unglaublicher Erfolg, den du nur dir und deinem unbändigen Willen zu verdanken hast. Dazu hast du deiner Familie mit einem selbstgemachten Adventskalender aus 24 DVDs eine schöne Weihnachtszeit beschert und konntest etwas zurückgeben.

8/07/2022

10 Jahre Vol. 07 - INTENSIV - Teil II

Und wieder wich das Leben aus mir, Schlaf, Bewusstlosigkeit, Wiederbelebungsversuch notwendig, ich hatte vollkommen den Bezug zu weltlichen Dingen wie Raum und Zeit verloren, alles fühlte sich an wie endlose Träume unterbrochen von verstörenden Bildern der Realität, in denen ich mich selbst mit Abscheu und Verachtung wahrnahm, bestehend aus einem eingefallenen Bauch, überall Schläuchen und Geräten, die mich aussehen ließen wie eine imaginäre BORG-Version von mir, nur ohne die Power und das Gemeinschaftshirn.
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Ich klingelte einen Pfleger, Assistenzart oder wen auch immer zu mir, obwohl ich das Gefühl hatte, nebenan würde gerade auch gearbeitet, ich hörte laute Geräusche und Helene Fischer trällerte ihr "Atemlos" aus irgendeinem Radiogerät. Es war das erste Mal, dass ich auf den Text achtete während ich unter schwerem Atmen unter Todesangst leidend mein Geschäft verrichtete. Nebenan wurde das Radio lauter gedreht und ich malte mir unglaubliche Dinge aus, die dort hinter dem Vorhang geschahen. Als das Lied zu Ende war hörte ich sie tuscheln: "Von uns war heute Nacht keiner hier, ist das klar?", "Was machen wir mit dem da?", ich fühlte mich angesprochen und versuchte so zu tun als ob ich weggedämmert bin. Der Vorhang wurde vorgezogen: "Der ist so weggeballert, der kriegt gar nichts mit..." Ich hörte wie ein Bett weggefahren wurde und zwei Männer leise miteinander fachsimpelten: "Die Knochen kannst du direkt zu mir bringen, ich hab da schon ne Idee!", "Atemlos durch die Nacht..."
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Ich wachte wieder auf, es schien morgen zu sein, eine Art Loft, eine Badewanne unglaublicher Gestank und einer der Assistenzärzte, die sich seit ich weiß nicht wie lange um mich kümmerten saß an seinem Schreibtisch und feilte an etwas, dass ich nicht genau erkennen konnte. Er drehte sich zu mir und hielt in seiner Hand einen Knochen, ich erschrak. Er versuchte mich zu beruhigen und sagte: "Der ist nicht von einem Patienten, das ist nur ein Testobjekt, damit ich schonmal ein Gefühl dafür kriege...", er wies mit dem Finger zur Wanne und ich sah, dass in ihr eine zerstückelte Leiche lag, blutüberströmt, noch den OP-Mantel oder diese Kutte an, die man auf Intensivstation so an hat bevor es ans Eingemachte geht oder eben aus Gründen. Ich wünschte mir, ich träume, doch dem war nicht so. Er ging hin und holte sich einen Arm, den er dann mit einer Art Hochdruckreiniger von den Fleischstückchen befreite, die noch daran herum fransten bis nur noch die Knochen übrig waren und setzte sich mit der Hand und den Ellenknochen an den Schreibtisch und begann mit einer Miniflex am Knochen rum zu schleifen. "Das machen alle Medizinstudenten, keine Panik, wieder Zeit für die Medis oder?", wandte er sich an mich und ich dämmerte weg.
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In den folgenden Tagen wurde der Vorhang gar nicht mehr vorgezogen, fast stündlich wurde auf dem Metalltisch neben mir ein Mensch geschlachtet, mal mit dem Oberarzt, mal ohne? Ich fragte mich jedes einzelne Mal, wann ich der nächste bin. Meine Angst war unerträglich. Eines Tages kam der Oberarzt wutentbrannt herein und brachte drei Leichname in Plastik eingewickelt an einen Garderobewagen gehängt mit und schrie den Medizinstudenten an: "Ich habe für saubere Ware bezahlt, der Kunde ist nicht zufrieden, die kann ich nur noch an die Krankenhausküche verschenken, es fehlen Knochen!" Stille, doch nur kurz. "Was sie in Ihrer Freizeit machen, ist mir egal, aber Sie können nicht einfach die Knochen von bestellter Ware entfernen. Das wird Konsequenzen haben.", Wütend ging er weg, die drei Leichen standen mitten in meinem Blickfeld. Der Medizinstudent zog den Vorhang vor und ich hörte das Geräusch seiner Miniflex und der Geruch von verbranntem Fleisch machte sich im Raum breit.
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Es war Tag, ich freute mich, dass man mich endlich mal in eine aufrechte Position gebracht hatte, dadurch konnte ich endlich auch mal den Raum sehen, in dem ich war, eigentlich schon schön hier, dieser Landhausstil mit Holz vertäfelte Wände, ein großes Fenster von dem aus man direkt auf den Klinikeingang gucken konnte, es musste der erste Stock sein. Verrückt war nur, dass in dem ganzen schicken Landhausstil die Tür zu dem Raum in dem wir waren aus Stahl und mit einem Drehradmechanismus geschützt war, so wie man es von Schiffen kennt. Man hatte mir irgendwas von Dialyse erzählt und mir eine Schwester geschickt, die das alles irgendwie durchführte, ich habe keine Ahnung, was die gemacht hat, ich konnte meinen Blick nicht vom weißen Vorhang abwenden, der durch die ganzen Todeskäfer, wie ich sie nannte nahezu schwarz war und dort krabbelten sie und krabbelten und ich wusste ja genau, dass nebenan noch die drei verwesenden Leichen lagen. Ich fragte die Schwester, ob sie die Käfer auch sehen würde, weil ich aus irgendeinem Grund die Möglichkeit in Betracht zog, dass ich halluziniere, wäre ja ne extrem gute Erklärung für das kranke Zeug, was die letzten Tage so abging. Sie schüttelte den Kopf und verneinte, kurz darauf verließ sie das Zimmer. Ich habe sie nie wieder gesehen.
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Als ich wieder bei mir war flackerte der Vorhang in allen Farben des Regenbogens und durch das Radio hörte ich gerade die Nachricht, dass Arminia Bielefeld einen wahnsinnigen Transfercoup gelandet hat und den ehemaligen Dortmunder Tomáš Rosický verpflichtet hat. Dieser würde in Kürze am Eingang erwartet. Ich sah aus dem Fenster, wo sich schon eine Menschenmenge aus Presse und Fans eingefunden hatten. Ich glaube dann bekam ich Besuch von meinen Eltern und alles war wieder normal, zumindest bis es dunkel wurde. Da passierte auf dem Flur etwas, dass ich kurz sehen konnte als die Schiffstour einen Spalt weit offen stand. Offensichtlich waren K.I.Z. auf ein Konzert vorbei gekommen, ich bildete mir ein im Gang leise "Spasst" zu hören, ich zweifelte, weil ich immer mehr klare Momente hatte und immer mehr an der Realität der letzten zwei Wochen zweifelte, die ich aus dem künstlichen Koma erwachte. Wahnsinn, was Drogen, die man zum Überleben bekommt doch für eine Scheiße produzieren, wenn man entwöhnt wird.
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Meine Handgelenke schmerzen, weil die Infusion an der Stelle hängt, an der ich damals anfing um Hilfe zu schreien, eine sehr unangenehme Stelle, Moment mal, Schmerzen? Alles schmerzt eigentlich, gebt mir irgendwas, mein Blutdruck ist über 200, ich habe Schmerzen!!! Wo zur Hölle bin ich eigentlich? Meine Gedanken überschlugen sich. Der Raum war in blau gefliest und alles hatte einen cleanen Stahl-Look, ein Intensivbettzimmer, wie ich es schon so oft gesehen habe. Der Medizinstudent war auch da, er sagte: "Ich bin ganz vorsichtig, den Zugang brauchst du jetzt nicht mehr!", er zog die Nadel aus der Hauptschlagader am Handgelenk und mir kamen die Tränen, jetzt war ich am Ende doch noch dran. Aber irgendwas war anders, zwei Typen, die wie Rettungssanitäter aussahen schoben mich aus dem Raum, eine ganz normale Tür, ein ganz normaler Krankenhausgang, ich verstand gar nichts mehr. "Wir bringen sie zur Dialyse", ich dachte ich hätte meinen Verstand verloren, aber das jetzt schien die Realität zu sein.
Gerade einmal 48 Kilogramm brachte ich auf die Waage, als ich das erste Mal selbstständig eine solche betreten konnte (am Tag meines Todes waren es 68,5 gewesen) und im Anschluss vier Stunden lang meinen Kopf geneigt halten musste, damit die anschließende Dialyse ordnungsgemäß laufen konnte über einen am Hals eingeführten Herzkatheter, der mir das Leben rettete, solange ich noch keinen Shunt hatte.

Wacken Saturday Day Four

12:00 SLIME

Leute, geiler Scheiß, zwar kein Metal, aber ich werde den Teufel tun und hier anfangen zu trollen, dass Wacken nicht mehr Wacken ist, seit hier jeder spielen darf, Punk war schon von Anfang an dabei und Slime sind nun mal auch Urgesteine. Wenn eine Band sagen kann, dass sie ein 40 Jahre altes Lied aus ihrem Repertoire spielen und das dann immer noch aktuell ist, haben sie eine Berechtigung und uns als Publikum wird klar, dass die Menschheit einfach gar nichts lernt und alles noch genauso kacke ist wie eh und je. Wir müssen einfach nur weiter gegenhalten, dann wird das schon noch!

Deine Cousine

ist definitiv Eine, die ich gern meine nennen würde, ich habe zwar auch eine ganz Tolle, aber auch eine, die echt nicht so Dolle ist. Whatever, auch hier könnte  ich wieder das Metal-Fass aufmachen aber das wäre unfair, sie hat hier richtig gerockt und ich hatte Spaß dabei. Und dann passt es doch auch oder? Klar würde ich mir wünschen, dass wir nicht bald ein ähnliches Line-Up wie Rock am Ring haben, weil es eben noch so viel Metal gibt, aber vielleicht ist das auch einfach nur von meiner diesjährigen Wahrnehmung geprägt. Das ändert aber mal ganz und gar nichts daran, dass ich mir hundertmal lieber Deine Cousine reinziehe als mich in 'ner Core Menge plötzlich in einem aggressiven Moshpit wieder zu finden.

Nachmittag war dann Siesta

New Model Army nach all den Jahren noch einmal zu sehen hat viele Erinnerungen geweckt und war wunderschön.

Danach kam dann der absolute Oberhammer und ein krönender Abschluss des Wochenendes mit der Metal-Messe im Powerwolf Style. Einfach großartig, eine Kirchenorgel die Feuer speit, Corpsepaint, Tanzen, Heulen, Flammenwerfer von Blut trinken singen und und und. Lieblingsbands live sind einfach mega vor allem wenn sie live mega sind.

Lordi habe ich mir dann geschenkt, bin wunschlos glücklich Grad. Gute Nacht! 🤘🤘🤘

8/06/2022

Wacken Friday Day Three

Kissin' Dynamite

Eine meiner Lieblingsbands mit einem Running Order Platz, nun ja, während der Dialyse im Live-Stream geht es eigentlich, ziemlich geiles Set, auch wenn ich live nicht so richtig von ihnen mitgenommen werde.

Freedom Call

Eine dieser Bands, die immer abliefern, bei den Liederkatalog natürlich auch leicht, wenn jeder zweite Song eine Mitgröl-Hymne ist. Danke MagentaMusic, dass ihr das auch für die bühnenverhinderten in Top Quali übertragt.

Alligatoah

Ich hätte nicht gedacht, dass er da hin passt oder, dass es so geil abgeht, aber irgendwas hat der Junge, was ihn einfach auch hier State Of The Art werden lässt. Hätte nie gedacht, dass ich mir auf dem Wacken Open Air mal einen Hopper angucke und dass es mir auch noch gefällt. Und damit endet im Grunde auch mein Freitag, war von vorneherein für mich der Chill-Tag.

In Extremo noch im Gehen ein bisschen mitgekriegt, aber auch wenn die jedes Mal abliefern, ich brauch das dies Jahr nicht, irgendwie zu oft gesehen, naja und Slipknot... Ich geh ins Bett!

8/05/2022

Wacken Donnerstag Day Two

Nachdem ich heute Mittag direkt Torfrock verpennt hab, waren Thundermother meine Wachmacher


Grave Digger waren dann der Auftritt auf den ich mich gefreut hatte, war geil - wie erwartet.

Während des kleinen Abstecher nach Arakis und Pestilence gönnte ich mir den Rest von Dirkschneider bevor die ominösen
Guardians Of Asgard auf einer extra errichteten Torbühne in ca. 10 Metern Höhe auftraten, die sich aber als Amon Amarth herausstellten, eine Band, die ich Mal mehr mal weniger mag, diesmal sehr geil auch durch den speziellen Bühnenkniff, gutes Marketing ist alles.

Und dann Mercyful Fate, das ist Metalgeschichte in Reinkultur, was für ein großartiges Set und was für eine Messe bei untergehender Sonne. Wer irgendeine Beziehung zum Metal hat, der sollte die wenigstens einmal gesehen haben. Oberbang!
Im Grunde hätte ich danach ins Bett gekonnt, morgen wird hart genug mit Dialyse, Wecker steht!

Aber aus irgendeinem Grund, gab es da noch
Wenn einem ICE Nine Kills zu neuartig und brav sind, Alice Cooper nicht anstößig genug und wem die Blaue Man Group nicht genug Farbe in den ersten Reihen verteilt, der kann es ja Mal mit GWAR versuchen. Musikalisch ist da sicher auch für jeden was dabei, der Rest ist Horrortrash und Satiretheater auf untersten Niveau

Immerhin ermöglichte mir das Durchhalten einen echten Leckerbissen zu gucken, eine Band die ich liebe, weil dieser 70s Style mit Gitarren irgendwie rockt, auch wenn der Sound auf der Headbangers Stage komisch gemischt war, die Back Vocals waren viel zu laut. Nach deren Zugabe ging es dann aber ins Heia Bettchen.

8/04/2022

Wacken Wednesday Day One

Ich verlinke euch zu den Kurzberichten die Setlist, sofern sie bei setlist.fm online ist. Ich poste nach einem harten Festivaltag, also verzeiht mir den Ein oder Anderen Fehler.

Gloryhammer
Bisserl kurz, aber sonst sehr unterhaltsam und ein guter Start ins WE.
Sehr enthusiastische Maiden Coverband, die alles rausgehauen haben. Nicht ganz meins, aber female-voiced-Metal ist ja eh nicht ganz so meins.

war aus genau dem Grund auch zum Teil schwierig, musikalisch sehr umschmeichelnd, aber auch hier etwas zu sehr symphonic und female, der hintere Teil war dann aber doch sehr gut.

Halt der übliche Sammet Blödsinn, Gastauftritte en Masse und dazwischen immer wieder dieses Genie, der sich dessen zu bewusst ist, teilweise geniale Musik, die aber oft unter ihrem Bombast zusammenbricht.

8/02/2022

lICHt

"Bunt ist das Dasein und granatenstark!" (aus Bill & Ted)

... und das ist die Wahrheit, wenn man sich anstrengt und das Leben so lebt, wie man es möchte. Das Leben eines gesunden Mittelschichtsweißen in Europa hat faktisch keine Grenzen außer denen, die Andere involvieren (z.B. darf man alles tun, solange man niemandem damit schadet) und damit hat so jemand ein nahezu unendliches Potential zu erfüllen.
Was machen aber die Meisten, sie lassen sich von Anderen sagen, was sie zu tun haben, schuften sich für nichts und wieder nichts den Arsch ab und erwarten Dank für etwas, worum sie nie gebeten wurden. Die meisten Menschen treffen keine eigenen Entscheidungen, weil sie es nicht können. Sie können es nicht, weil sie es nie gelernt haben. Ich musste ziemlich früh lernen Entscheidungen zu treffen, leben oder sterben, kämpfen oder untergehen und darum bin ich heute wirklich gut darin, das Unwichtige vom Wichtigen zu trennen. Dazu konnte ich in den letzten Monaten auch noch eine Fähigkeit meinem persönlichen Portfolio hinzufügen, die ich schon immer hatte, die nur unkontrolliert zu unsagbarem Leid und Schmerzen geführt hat, bei mir und vermutlich auch bei vielen, mit denen ich mich umgeben habe (falls jemand der das liest dazugehört, es tut mir unendlich leid, wenn du durch mich leiden musstest). Die Rede ist von Hochsensibilität, mit der ich seit einiger Zeit endlich umgehen kann. Meine empathischen Fähigkeiten sind vielen Menschen weit voraus und ich nehme große Teile meiner Umgebung auf einer Gefühlsebne war, die ich anderen nur schwer vermitteln kann. Ich spüre, wenn jemand traurig ist, ich fühle seine Freude, ihren Schmerz unmittelbar, als sei es der Meine. Über längere Zeit mit Menschen zusammen zu sein laugt mich aus und ließ sich schon früher nur betäubt ertragen. Ich trinke seit ungefähr 10 Jahren keinen Alkohol mehr, weil er die tiefen meiner Täler zu Untiefen werden ließ und mich in den Höhen fliegen hat lassen, was auch bloß eine Illusion meines Verstandes war und im Nachhinein oft zu Schmerzen führte. Schmerzen waren sowieso oft Teil des Prozesses, das "Ich" auszumachen.
Mein Leben lang habe ich versucht ich selbst zu sein und dann doch immer wieder mehr für Andere geopfert, als ich hatte. Gegeben, um zu geben, nicht weil es geholfen hat, oft hat es geholfen, aber vor Allem, weil ich das brauchte, ich brauchte dieses Gefühl, gebraucht zu werden. Und am Ende war es genau das, nur ein Gefühl. Nicht real, ein Weg meines Gehirns mir nicht zeigen zu müssen, wie es wirklich ist: Jeder ist Allein! Auf sich gestellt und für sich verantwortlich.
Es kam der Punkt an dem ich das verstand und dennoch zog das soziale Umfeld an mir, wie ich zu sein habe, was ich zu denken habe, was ich zu tun habe und ich rebellierte, nicht nur als Teenager, ich konnte einfach nicht damit aufhören, anders sein zu wollen, weil ich mich mit dem um mich herum nicht identifizieren konnte, das war nicht ich. Ich bin ich und das ist eine ganze Menge. Im Laufe der Zeit, wenn man sich selbst gefunden hat und irgendwann dann auch nach etlichen Reflektionen fein mit sich ist erkennt man die Selbstbetrüger und Ich-Verweigerer um sich herum, manche kann man aufwecken, das ist jedes Mal ein erhellendes Erlebnis göttlichen Ausmaßes, die meisten wollen es gar nicht. Sie sind lieber Teil einer Schafsherde, die direkt hinter den Lemmingen jede Klippe runterspringt, die man ihnen aufbaut. Und sie tun so, als seist du es, der falschen Idealen hinterherläuft, obwohl sie bloß keine haben. Ich verurteile niemanden, der das einfache Leben wählt, was irgendwer für ihn bereit hält und Zeit seines Lebens keinen Willen hat, etwas zu erreichen, ich fürchte es muss solche Menschen geben, damit die Strebsamen etwas erreichen können. Die, die sich aus der Herde lösen, schwarze Schafe, die am Ende aber eben nicht in irgendeiner Schlucht liegen und vor sich hinsterben. Anders sein ist der erste Weg zum Ich.
Naja und eigentlich wollte ich bloß schreiben, dass man keine Life-Coaches braucht, wenn man es schafft sein Ich zu finden, ich bin ein großer Freund von Life-Coaches versteht mich nicht falsch, aber wer genug Energie hat, der braucht niemanden, der ihn an die Hand nimmt um er selbst zu sein. Wofür wir Life-Coaches brauchen ist das Aufbrechen unserer Programmierung, die wir von Kleinauf erhalten, darüber wie das Leben läuft, was wir tun müssen und was wir zu lassen haben. Die unterdrückte Freiheit in jedem von uns zu erwecken, das ist der Job sogenannter Life-Coaches. Ich rede nicht von Anarchie sondern von der freien Entfaltung des Geistes, der Möglichkeit jedes einzelnen Individuums Großartigkeit zu erlangen, zu scheinen, sein ICH zu finden und alles raus zu holen. Und mir ist klar, dass ich nicht zur privilegierten gesunden weißen Mittelschicht gehöre, aber ich versuche trotzdem jeden Tag ein bisschen mehr ICH zu sein.
Denn was nutzt es mir im Endeffekt denn, wenn ich jemand anders bin, dadurch ist man auch nicht weniger allein, die langjährigen Leser wissen das, ich hatte meine Persönlichkeit aus Schutzzwecken (sagte meine Psychiaterin) aufgespalten, damit die starken Anteile mich beschützen vor dem, was ich nicht verkraften kann und die schwachen Teile mich nicht schwächen. Ich habe diese Anteile, die alle waren, wie jemand der ich gern wäre wieder zusammengefügt und siehe da, zusammengefügt sind sie Ich und ich bin schon immer der, der ich gern wäre. Man muss nur jeden Tag mit dem Widerstand umgehen, aber das ist nur am Anfang schwer, irgendwann ist es Normalität und auch wenn meine Empathie oder Hochsensibilität dafür sorgt, dass ich die inneren Kämpfe mit sich selbst, bei anderen wahrnehme belastet es mich von Tag zu Tag weniger.
Ich habe in diesem Jahr gelernt (oder bin noch dabei, klappt nicht immer) zu trennen. Wenn ich merke, ich fühle mich schlecht, dann kläre ich für mich ab, wieviel davon ist meins und wieviel davon kommt von außen. Es gelingt wie geschrieben nicht immer, da ich mir viele Gefühle schnell aneigne, aber mir hilft es oft aus der Situation zu gehen, zu klären, was davon war jetzt grad meins und dann zu merken, nicht meins, deins!
Im Grunde ist es das Gleiche was man tut, wenn man argumentiert, man hat einen Standpunkt und den will man vertreten, dazu muss man aber auch den anderen Standpunkt einnehmen, um die Gegenargumente zu verstehen und alles was gesagt wird einzuteilen in Meins und Nicht-Meins. Und genauso läuft das für uns Empathen auf der Gefühlsebene. Ich erkenne Lügner auf den ersten Blick, weil definitiv klar ist, dass es nicht Meins ist. Ehrlichkeit und Treue sind zwei Kernkompetenzen, die mich auszeichnen, weil ich (was jetzt kommt klingt nach Engelsscheiße) der Meinung bin, dass die Welt mit Menschen die mit diesen Fähigkeiten gesegnet sind eine bessere wäre. Und darum geht es für mich generell, ICH will mehr, eine bessere, schönere, lebenswertere Welt. Fangen wir an!!!

8/01/2022

T&Fs Juli '22

Und so ist auch der heiße Juli vorbei, obwohl man das immer etwas falsch einzuschätzen vermag, hier im Ort waren es gerade einmal 4 Tage, die ich als wirklich heiß einstufen würde, aber kommen wir zu ein wenig Eskapismus. Gesichtet wurden im Juli laut Filmtagebuch 28 Filme, von denen 8 Rewatches waren, die damit also nicht in den Listen auftauchen.

Hier also ohne große Umschweife, die Tops und Flops von Juli, immer verlinkt mit einer Kurzrezension von mir. Gern könnt ihr mir auch direkt auf Letterboxd folgen und mit mir in Kontakt treten. Und jetzt, ab dafür:


TOP 5IVE

1 - The Gray Man

2 - Nobody

3 - The Big Ugly

4 - Das wilde Leben

5 - 68 Kill


FLOP 5IVE

1 - Attack on Titan

2 - Tanz der Unschuldigen

3 - Les Revenants

4 - Lockdown

5 - Danger Park