Ihr Artikel "Sex mit Folgen" ist äußerst interessant zu lesen, allerdings fragt man sich auch, ob es nicht bloß ein Ansatz ist, der zu einer tiefergehenden Diskussion anregen soll, denn zumindest in meinem Lebensumfeld ist Sex immer noch Privatsache und ob mit Mann, Frau oder all inbetween ist da völlig egal. Ich finde aber die Idee an sich spannend, dass etwas, dass unglaublich viel Spaß macht und ja auch zu einer Befriedigung und einem Glücksgefühl für die meisten Menschen führt auch eine Kehrseite hat. Ob es nun ausgerechnet der Geschlechtsakt zwischen Mann und Frau sein muss kann ich nicht beurteilen, ich halte es da eher etwas allgemeiner, man sagt ja auch "Essen ist wie Sex!", denn da sehe ich zum Beispiel ähnliche Problematiken und auch hier ist es wohl die Unnatürlichkeit, die das Problem darstellt. Ich persönlich habe große Probleme mit unnatürlich leckerem Essen, denn ich kann die Uhr danach stellen, wenn ich etwas sehr leckeres gegessen habe, ist knappe 3 Stunden später erst einmal Darmzeit in Porzellanladen. Vielleicht ist es auch einfach unnatürlich Nahrungsmittel zu sich zu nehmen, die so gut schmecken, dass man sich danach glücklich fühlt. Vielleicht ist das Gefühl glücklich zu sein, so kurz es auch ist, das Problem. Es ist ein Gefühl, dass man immer wieder haben will und süchtig danach ist, immer schon. Irrationalerweise war ich früher glücklich, wenn ich nach den 80 Stufen hoch zur Röhrenrutsche im Heide Park wieder runtergerutscht war um dann wieder hochzulaufen, das ist doch sicher auch nicht natürlich, ich bin nicht sicher ob die Natur die Option für Kinderglücklichkeit durch Röhrenrutschen vorgesehen hat. Hat das nachhaltige Folgen? Kann man davon krank werden? Keine Ahnung, als Kind isst man auch Gras und Sand. Sollten wir alles was Spaß macht oder vermeintlich unnatürlich ist nicht mehr machen, einfach weil? Wir Menschen sind hochgradig unnatürlich, ein wahres Ärgernis für unsere Umwelt, wir vergraben unsere Leichen in Kisten, damit sie nicht zurück in den Kreislauf des Lebens und Sterbens gelangen anstatt sie... ich meine wir bauen Stahlbetonhochhäuser, wir bauen klimatisierte Gärten in die Wüste, alles was Menschen tun ist hochgradig unnatürlich. Und damit stimme ich nicht zu, dass Heterosex unnatürlich ist, aber ich will es nicht bezweifeln. Jedoch lässt das für mich nicht den Schluss zu, dass es eine Normalität gibt, die das ausschließt. Der Fortbestand der Spezies wird durch Heterosex gesichert, was mit einem erheblichen Risiko verbunden ist, von vielen Menschen aber als sinnstiftendes Lebensziel empfunden wird. "Wo es an medizinischer Versorgung mangelt, ist eines der größten Risiken von Heterosex immer noch: schwanger werden. 295.000 Frauen starben im Jahr 2017 weltweit im Zuge von Schwangerschaft oder Geburt." Dagegen ist gar nichts zu sagen, aber um die Aussage in einen Kontext zu bringen werden auch jedes Jahr weltweit circa 132.675.000 Kinder zur Welt gebracht.
Vielleicht ist die Unnatürlichkeit von Heterosex auf die Frau Zucker anspielt auch ein gänzlich missverstandener Punkt und sagt insgeheim aus, dass Männer und Frauen vor allem deshalb keine natürlichen Sexpartner sind, weil es speziesfremder Sex ist. Und am Ende reduziere ich sie dann auf ihre bemerkenswerte Arbeit als Feministin, weil ich es nicht einsehe, dass ich als heterosexueller Mann eine Abgabe für Sex machen soll, selbst wenn ich diesen nicht ausübe, ansonsten fühlt es sich fast wie Prostitution an, was dann doch die Frau als solches herabwürdigt. Ich würde gerne über diese Thematik ein langes und vermutlich voller ausräumbarer Missverständnisse mit Frau Zucker führen, denn ich bin in vielen Punkten ihrer Meinung, würde nur bei den Schlussfolgerungen gern in einen offeneren Diskurs gehen.
Also liebe Frau Zucker, bei Interesse schreiben Sie mir gern, ich würde sehr gern mehr von Ihnen zum Thema hören, auch wenn ich Sie anfangs für eine Extremistin gehalten habe.