Ist es möglich nach Gott süchtig zu sein und wo ist der Unterschied zu einer Alkoholsucht, einer Spielsucht oder Sexsucht?
Wir alle kennen die Gefahr der Sucht, der Abhängigkeit nach Etwas, das einem vermeintlich gut tut und man versucht es so oft wie möglich zu bekommen. Irgendwann stellt man im besten Fall fest, dass es nur ein Ersatz für etwas ist, dass man zu brauchen glaubt. Und wir reden hier von Ersatzbefriedigung, die in die Sucht führt etwas übermäßig zu "konsumieren", Drogen, Lebensmittel, Substanzen. Diese können laut Wissenschaft abhängig machen und werden dementsprechend in der Gesellschaft verurteilt. Doch warum nehmen Menschen etwas, von dem sie wissen, dass es sie abhängig macht und vermutlich arm, weil jene, die es anbieten die Not ausnutzen und es sich teuer bezahlen lassen? Verzweiflung, Not, Einsamkeit, vielleicht aber auch Faulheit und Unwillen oder gar Kraft sich ihrem Leidensdruck selbst zu entledigen.
Ich bin kein Suchtmensch, auch wenn die Dose mit Energy-Drink neben meiner Tastatur was anderes sagt, ich hatte Phasen in denen ich exzessiv konsumiert habe, Alkohol, Nikotin, Zucker, DVDS :-), a-Bär es fühlte sich zu keinem Zeitpunkt an, als würde ich dieserlei Dinge wirklich brauchen, es war mehr das Füllen einer Lücke, eine einfache Lösung sozusagen.
Kommen wir mal zu psychischen Süchten, die durch die unfassbare Fähigkeit unseres Gehirn Dinge zu manifestieren ja auch zu physischen Entzugserscheinungen führen können, aber mal langsam. Süchtig nach der körperlichen Liebe, nennen wir es lieber Sex zu sein, hat sich mir nie erschlossen, denn ich glaube an die Liebe als Ursprung von Sex, Befriedigung kann man sich auch verschaffen ohne andere in eine vermeintliche Gefühlswelt zu stoßen, die sie nie betreten wollten. Solange man sich einig ist, kein Problem alles, versteht mich nicht falsch... gönnt euch, doch wenn es nur noch geschieht um eine Sucht zu befriedigen, dann sollte man sich mal Gedanken machen, wer da involviert ist und wo das herkommt und ich rede nicht von den hormonellen Schüben oder so. Wer bloß noch Sex hat, weil er eine Lücke in seinem Leben füllen muss, sich geliebt zu fühlen, obwohl er/sie weiß, dass es doch nur eine Nacht ist und es nichts bedeutet... na ja, ich finde das ganz schwierig.
Zu etwas, wo ich mich auskenne, Spielsucht. Ich denke, jeder kennt irgendwie irgendjemanden über ein paar Ecken, der nach etwas süchtig ist. Mir wurde mal Spielsucht nachgesagt, weil ich hobbymäßig gepokert habe. Klar, habe ich da viel Zeit investiert, unfassbar viel Wissen über Wahrscheinlichkeiten angeeignet und auch einen recht guten Schnitt hingelegt, eine Zeitlang und dann verlor ich... Der Punkt aufzuhören ist vermutlich der, der einen Süchtigen von einem Nicht-Süchtigen unterscheidet. Mein Hirn hat nie aufgehört im Blick zu behalten, wie lange sich eine Sache gelohnt hat. Über die Jahre habe ich vermutlich niemals Verlust gemacht, denn wenn ich merkte, dass die Glückssträhne endete, hörte ich auf, wie ein Reflex. Ich hab nie verstanden, wie man diese Selbstkontrolle verlieren kann oder Automaten spielt oder so, wo die Gewinnwahrscheinlichkeit wirklich nahezu auf Glücksbasis liegt, da habe ich beim Pokern wenigstens noch die Mathematik auf meiner Seite gehabt, dazu ein wenig Psychologie und immer nur das Geld mit zum Spiel gebracht, das ich entbehren konnte. Fast schon rational.
Ich spiele seit fas 10 Jahren regelmäßig Brettspiele, habe zwischendrin eine intensive Magic-Arena Phase gehabt, wo es sich fast wie Sucht angefühlt hat, aber dann kam ein Set, dass ich nicht so mochte und ich war weg davon. Manchmal, wenn ich Sonntags nicht spielen darf, dann fühlt sich das irgendwie leer an, aber sonst...
Kann man denn nun auch nach Gott süchtig werden? Klar, ich meine was könnte es befriedigenderes Geben als bedingungslose Liebe und gleichzeitig Verantwortungslosigkeit zum Nulltarif. Was immer man tut, ist gottgegeben und sein Wille und es gibt im Grunde keine Nebenwirkungen. Hat man dann doch mal Mist gebaut, beichtet man oder fleht um Vergebung, liest ein paar Verse und holt sich seine Vergebung aus dem vor 2000 Jahren Hingerichteten und das Leben ist toll. Das ist bewusst sehr spitzzüngig formuliert, denn ganz so funktioniert das System ja auch nicht. Allerdings versuchen viele Glaubensbrüder und Schwestern einem das einzureden und versuchen einen ähnlich wie die Esoteriker mit ihren Steinen gegen Depressionen dazu zu bringen irgendeinem ihrer Vereine beizutreten und dann ähnlich einem Koksdealer in kleinen Portionen ihre Interpretation von Gottes Liebe an die zahlenden Kunden weiterzugeben. Ich mache mir ernsthafte Sorgen, ob man aus diesen Abhängigkeiten, die man vermutlich aus den gleichen Gründen eingeht wie die erste Dosis Heroin zu nehmen so einfach wieder herauskommt. Immerhin findet hier oft eine Überschreibung lang erlernter Glaubensgrundsätze und Erfahrungen des Lebens statt und die eigene Persönlichkeit wird immer mehr zu dem, was die Dealer von Gottes Glauben einem eintrichtern. Dazu das gute Gefühl, was man bekommt, wenn man bei ner Session war, und das will man ja wieder haben und so haben sie dich. Sie geben dir, dass was du denkst, was du brauchst und die kleine Dosis Gift dazu. Auf lange Sicht ist keine Sucht etwas Erfüllendes...
Ich meine hey, denkt mal kurz nach, das Ding heißt SUCHT und nicht FINDUNG!!!
Abgrenzung:
Ich möchte an dieser Stelle eindeutig den wahren Glauben abgrenzen, der eine persönliche Sache ist und keine Gruppendynamik braucht, noch an Bedingungen gegenüber anderen Menschen geknüpft ist. Ich möchte keinen Glauben verunglimpft wissen, der als tiefe Verbindung mit dem eigenen Ich wahrgenommen wird.