Heutzutage ist man ja schon froh, wenn man einmal eine Unterhaltungsshow im Fernsehen sieht, wo nicht irgendwelche Deppen Clips aus Konserven kommentieren, irgendwelche ominösen Countdowns ablaufen, irgendwer gecastetwird oder die Riege deutscher sogenannter Comedians eine 90 Minuten Solo-Show mit Werbung auf 150 Minuten aufpumpen.
Einfach mal Unterhaltung und das auch noch für die ganze Familie, das gibt es kaum noch, so war es gestern Abend unglaublich erfrischend, "Wetten, dass..." zu sehen, wo ein Grande des deutschen Unterhaltungsfernsehens eine Unterhaltungssendung für die ganze Familie präsentiert hat. Das Wichtigste daran, man konnte allen (naja außer den beiden Schweden vielleicht) anmerken, dass sie unglaublichen Spaß hatten und man war sich auch bewusst, dass es eine Live-Sendung war, die Improvisationen vom guten alten Tommi inklusive. Einfach schön, dass es sowas mal wieder gab, das brauchen die Menschen vor dem Fernseher, einfach leichte Unterhaltung, der Alltag und das Leben sind in den letzten Jahren (den letzten Zweien speziell) so unsicher und anstrengend geworden, da erfrischt so etwas ungemein. Eben auch die Herangehensweise: "Es dauert so lange es dauert!" und eben nicht dieser ewige Zeitdruck, wo Sendungen durchgetaktet sind und ja keiner einen Satz zu viel sagt, damit die nachfolgende Sendung auch bloß pünktlich startet. Warum muss mein Fernsehprogramm denn durchgetaktet sein, in Zeiten von Streaming Diensten und Mediatheken greife ich doch sowieso zu jeder mir beliebigen Zeit auf Inhalte zu, warum das Fernsehen so starr halten? Das ZDF hat gestern vieles richtig gemacht, mehr davon...
Aber auch das Gegenprogramm auf ProSieben ließ kein Auge trocken und so bescheuert es auch ist "The Masked Singer" ist eben auch Familienunterhaltung, auch wenn es zusehends im Niveau abdriftet und man sich mit der gestrigen Enthüllung des Phönix, dessen "Insasse" nun ausgerechnet der Mann war, der "Wetten, dass..." seinen größten Makel zugefügt hat, als er sich damals bei seiner Wette vor Live-Publikum in den Rollstuhl befördert hat, in dem er noch heute sitzt. Das ist an dem Abend, an dem diese Sendung ihre gloriose Fernsehrückkehr gefeiert hat schon seeeehr zufällig. Und ich würde mit meinem geringen Hintergrundwissen der Fernsehbranche fast auf Kalkül wetten, auch wenn das natürlich alles von den Stimmen der Zuschauer abhängt. Aber zu dem Thema verrate ich euch mal ein Geheimnis, das eigentlich keines ist. Bis zu einem gewissen Punkt, lassen sich Beliebtheitswerte und Zuschauerreaktionen durchaus errechnen und beeinflussen. Und dann kann man sich auch ausrechnen, dass in genau dieser Sendung eben der im Vergleich schlechteste Sänger und Performer rausfliegt. Auch wenn ich ProSieben da nicht das pure Kalkül vorwerfen will, Geschmäckle hat es schon etwas. Trotzdem war der Rest der Sendung natürlich ein unterhaltsamer Spaß, Thore Schölermann zeigte einmal mehr sein Talent als Sidekick und wirkte wie ein verhinderter Co-Moderator während Matthias Opdenhövel wie immer gekonnt zwischen fast seriösem Ansager und Samstag-Abend Show Praktikant hin und her schlidderte, was ihm aber in seiner doch charmanten Art gut zu Gesichte steht.
Das deutsche Fernsehen ist nicht verloren, man sollte nur einfach wieder mehr auf Unterhaltung setzen und weggehen von Schrott wie Big Brother, Sommerhaus und sonstigen Trash Formaten, denn auch wenn man sich die dann aus lauter Verzweiflung anguckt und ihnen möglicherweise sogar etwas abgewinnen kann, so sind diese schnell vergessen, während die großen Sendungen es schaffen Fernsehmomente für die Ewigkeit zu schaffen und man auch gerne an sie zurück denkt, sich erinnert, wie man sie zusammen mit der Familie erlebt hat, etc.