Jedes Schulkind weiß auch heute noch, in einer immer unaufgeklärteren Welt, so es denn eine einigermaßen gute Kinderstube hatte, dass Lügen scheiße ist! Und doch behaupten Forscher und Psychologen, dass jeder Mensch lügt und das sogar bis zu 200-mal am Tag.
Es gibt zwei Dinge in meinem Leben, die mir unfassbare Angst und Abscheu verursachen und den Hass aufdrehen können, wenn ich auch sonst echt ein umgängliches Kerlchen bin. Das eine sind Nadeln und die damit verbundenen Schmerzen. Aber die ertrage ich durch jahrelanges Abhärten immer besser, da ich ihr notwendiges Übel in meinem Leben anerkenne. Unehrlichkeit dagegen ist ein für mich inakzeptabel und da rede ich von, "Es ist kein Eis mehr da", obwohl noch was da ist, bis hin zu "Ich habe dich nie angelogen", von Menschen, die sich irgendwie eine Ausrede hinbiegen, dass sie nur nicht die ganze Wahrheit gesagt hätten, als sie z.B. fremdgegangen sind, weil man ja irgendwie durchaus behaupten könnte, mit dem Sekretär zu schnaxeln sei gleichbedeutend mit "Ich war noch mit den Kollegen weg!"...
PFUI PFUI PFUI...
Ich finde in diesem Sinne eben auch die Aussage, dass wir 200-mal am Tag lügen fragwürdig, der Meister der Lügen ist ein intriganter Bursche, der als das Urböse wahrgenommen wird, dabei ist er anfangs nur jemand, der keine Antworten auf seine Fragen bekommt und dann ein fehlgeleitetes Unrechtsbewusstsein entwickelt und beginnt hinterrücks zu agieren.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich, der ich früher wohl mal in einem sehr toxischen Umfeld gelernt habe, dass man vieles deutlich leichter erreicht, wenn man die Wahrheit dehnt oder lügt und betrügt, um an sein Ziel zu gelangen, der Richtige bin Lügen zu verurteilen, allerdings halte ich mich für "geläutert" oder zumindest "achtsam" und vermeide in den meisten Lebenslagen den einfachen Weg, die Notlüge oder halt Auslassung und Verschweigen von Wahrheiten. Es macht mich zu einem sehr schwierigen Gesprächspartner, wenn man nicht in der Lage ist mit ungefilterter Wahrheit klarzukommen, denn die ist oft verletzend und wirkt gemein, kostete mich schon viele soziale Kontakte und ist sicher auch nichts, dass mich reich und erfolgreich gemacht hat. Es lässt mich abends ins Bett gehen, nach oben zu blicken und hoffen, dass ich mir nichts weiter hab zu Schulden kommen lassen.
Mir ist jedoch aufgefallen, dass Menschen sobald man sie mit Wahrheit konfrontiert oder unbequemen Aussagen, sie diese lieber gar nicht hören wollen, als sich dem zu stellen, was im Endeffekt ja bloß eine Spiegelung ihres Versäumnisses darzustellen, von Anfang an ehrlich mit mir gewesen zu sein. Niemand wird gern ertappt, dem kann man entgehen, indem man einfach nichts geheim hält. Ja, jeder hat eine Privatssphäre, jeder gibt nur von sich preis, was er mag, doch wenn jemand, der einstmals Alles mit einem geteilt hat, jeden Gedanken und es keine Grenzen des Vertrauens gab plötzlich ohne erkennbaren Grund sein Verhalten ändert, dann ist das für sensible Menschen ein Zeichen und sie wittern Betrug. In 99% aller Fälle, die ich bisher erlebt habe hat sich immer, wenn auch manchmal erst nach Jahren, herausgestellt, dass oft ganze kartenhäuser aus Lügen dahintersteckten und das fühlt sich für mich immer an, als würde eine alte Wunde wieder aufgehen, oder hätte sich über die Jahre unbemerkt entzündet und schmerzt dann noch einmal wie Hölle. Früher war es eher eine Genugtuung, "siehste, hatte ich doch Recht, dass das eine von der Sorte war!", heute erschüttert es mich, denn ich wähle mittlerweile so unglaublich vorsichtig aus, wem ich vertraue, da ist der Dolchstoß von hinten immer mal wieder wie ein durchtrenntes Rückgrat, zumindest wenn ich nicht stabil bin. Ich kann nicht sagen, man gewöhnt sich an die Falschheit der Menschen, ich will das gar nicht, viel mehr will ich ihnen Liebe schenken, damit sie keine Lügen mehr brauchen. Wir sind alle Geschöpfe der Liebe und die Lüge ist die Verführung, dieser Liebe nicht getreu zu sein. Mit jeder Lüge verlieren wir ein Stück unseres Glanzes, ein Stück des Menschseins, ein Stück unserer in uns verschränkten Kraft unseres Schöpfers, nennt es Sternenstaub, wenn ihr es weniger sakral wollt.
Achtet mal drauf, wenn ihr unter Menschen begebt, wie viele mit gesenktem Kopf, leeren Augen oder einer Art von Unsichtbarkeit in ihren Mobilgeräten versinken und wie wenige aufrecht mit einem Strahlen umhergehen. Ganz selten nur wird ein Lächeln auch erwidert, weil es den Hauch von Unehrlichkeit versprüht, ist es doch eines der leichtesten Mittel, einfach ein wenig Liebe zu geben, ohne etwas zu verlangen, keine Bedingung, nur Schöpferkraft. In diesem Sinne, lächeln wir die nächsten 3 Personen, die wir heute noch treffen einfach mal ganz ohne Hintergedanken an und zeigen ihnen, dass wir die Glut noch haben, die Liebe noch scheint, verschenken wir etwas und unser eigenes Geschenk wird uns dankbar machen, dass wir es geben konnten.