10/28/2019

Traumata und Tränen

Der Tod ist der ständige Begleiter, wenn man auf die Hilfe einer Maschine angewiesen ist um zu überleben. So nah wie in letzter Zeit spürte ich ihn lange nicht.
Man kann an Wasser ersticken, hab ich schon hinter mir, brauch ich nicht mehr. Zum Glück war heute eine meiner Lieblingsschwestern da, die auch was kann und zuhört. 
War sie früher für mich Schwester Rabiata und wirkte immer etwas sehr streng, haben wir uns einst ausgesprochen und seitdem haben wir einen guten Draht, vielleicht ist sie deshalb oft Opfer der Flüsterattacken der Meisterschwester, die ja an keiner ihrer Mitarbeiterinnen ein gutes Haar lässt, wenn man sie lästern ließe, wie sie will.

Zumindest habe ich im Anschluss mit der Ärztin einen Plan zum schrittweise entwässern gemacht, da ich nach Ausschluss aller anderen Möglichkeiten dieses als wahrscheinlichste Ursache ausgemacht habe. Vermutlich habe ich unbemerkt abgenommen und dadurch die Differenz mit Wasser aufgefüllt, was dann zu Druck auf meinen inneren Organen geführt hat. Ein Ultraschall wird das in naher Zukunft nachweisen.

Dieser Wassermist, alles was war kam wieder hoch und ich war ein Häufchen Elend und nach der Dialyse saß ich auf der Bank vor dem Gebäude und habe erstmal ein wenig geheult, das war sehr befreiend.

10/25/2019

Schmerzen sind kein Spiel

Endlich Wochenende denken sich viele, für mich nach einer unglaublich anstrengenden Woche, der Behandlung mit Schmerztabletten und daraus folgenden Magen-Darm Symptomen, die in meiner Lieblingsdialysestation von der Meisterschwester und ihrem kleinen Hexenzirkel immer wieder lächerlich gemacht wurden. Zwei Dialyseabbrüche wegen unerträglicher Schmerzen in der linken Brust und kaum Schlaf über die gesamte Woche fanden heute ihren Höhepunkt darin, dass man mir sagte: "Du bist doch noch viel zu gesund, um die Behandlung hier schätzen zu wissen..." Ich verstehe überhaupt nicht, wie man mit so einem Berufsethos überhaupt noch in dem Beruf der Krankenschwester/Pflegerin arbeiten kann... Schmeiss doch hin, Mädchen, wenn du es nicht mehr aushältst, dass kranke Menschen nunmal auch scheisse drauf sein können. Eigentlich wäre es dann dein Job auch mal ein bisschen tröstend oder wenigstens aufheiternd einzuwirken.
Die Schwester der Schwester aus Thüringen war da zum Glück etwas netter und hat mir voller Herzenswärme ein paar aufmunternde Worte mit ins Wochenende gegeben. Teilweise frage ich mich, was "den Patienten abholen" eigentlich heißt, wenn man nur Hohn und Spott erntet, ist man mal schlecht drauf. Wenn ich den Scheiß nicht machen müsste, würde ich da doch gar nicht auftauchen... Ich hoffe die Meisterschwester erreicht bald die Altersgrenze.

10/23/2019

Auch Blutsverwandte können Fremde sein

Ein Mensch, den man nicht kennt wohnt seit der Kindheit mit im Haus. Man weiß fast nichts über einen 61 jährigen, den man fast sein Leben lang um sich hatte.
Oder ist das schon Teil der Illusion?
Wurde man aufgrund ewiger Wechselschicht nicht sowieso von Mama großgezogen, weil immer wenn Erziehung angesagt war der Vater bloß Gewalt kannte? Der Spaß an der körperlichen Züchtigung hatte, die er wahrscheinlich selbst ertragen mußte... man weiß es nicht, seine Vergangenheit, ein schwarzes Loch, ein Geheimnis, verborgen irgendwo hinter dem Chaos, den Mauern und den zusammengeklauten Persönlichkeitsanteilen Anderer, die sich so gut eignen, um ja keine eigenen zu entwickeln, ja nie für etwas einstehen zu müssen und immer schön den status quo der Kronloyalität beibehalten.
Genau wegen solcher Leute haben Populisten die Möglichkeit ganze Stämme von Mitläufern zu rekrutieren, die nicht denken wollen, sich keine Meinung machen wollen... Gebt ihnen den Brei feinpüriert, vorgekaut und in mundgerechten Portionen, nur noch runterschlucken und am Besten unverdaut direkt wieder auf den Tisch, bloß kein Eigenaufwand, irgendwer kümmert sich schon um euch, die ihr nicht merkt wie ihr beim Fressen eurer eigenen Scheiße jegliches Bisschen eures Restverstandes verliert. Nachrichten versteht ihr nicht, weil ihr nicht mehr über den Tellerrand sehen könnt, den verkrusteten 20 Jahre nicht gespülten Teller, dessen bräunlich schimmernden ermatteten Boden ihr nie verlassen habt, keine andere Perspektive eingenommen habt, es mal von außen zu betrachten, 40 Jahre tagein tagaus robotten, weil irgendwer gesagt hat, Arbeit macht den Mensch zum Mensch oder ähnlichen Bullshit. Lämmer, die genügsam Richtung Schlachtbank laufen, weil man sie mit Fernsehen auf 300 Kanälen ablenkt, Meinung braucht ihr nicht, konsumieren sollt ihr, Autos kaufen, die euch zu einer Arbeit fahren, wo ihr Geld verdient, um weiter zu konsumieren. Bloß nicht anhalten und drüber nachdenken, was davon man wirklich braucht.
Und dann lebt man irgendwann mit jemandem zusammen, der so von dieser Maschinerie der Abstumpfung zerstört wurde, dass es keine Chance mehr gibt ihm die Realität nahe zu bringen. MK-Ultra etc. sind ein Scheiß gegen Gesellschaftsdynamiken, die unterstützt und verbreitet durch Massenmedien jedes einzelne Gehirn waschen können und der Widerstand ist längst unbewusst Teil der Propaganda geworden und sticht nur hier und da als neuer Trieb mit neuer Idee aus dem verdorrten Busch hervor, um als fadenscheinige Alternative doch bloß dem großen Ganzen Folge zu leisten.
Fremde gleichen Blutes, fremder als es jeder Fremde sein kann. Viele Fremde werden Freunde, doch nur die Familie vermag es wirklich fremd zu sein. Blut ist keine Garantie für irgendwas, es ist rot, egal wie fremd man ist, ob Familie oder fernste Ferne.
Join the fist!

10/21/2019

Der Käpt'n dachte. .. Teil 9

Der Käpt'n dachte vermutlich, dass ich nicht sterbe, daher war es ihm egal, was passierte...

Ich hatte ja schon davon berichtet, wie ich Besuch vom Notarztteam hatte und anschließend in der Notaufnahme landete. In dem Raum, der sich als der Gipsraum herausstellte in dem ein sehr großer Gipser immer mal wieder auftauchte und mich mit einem lustigen Spruch aufheiterte war es so schön ruhig und ich war zum ersten Mal seit langer langer Zeit länger als ein paar Minuten allein. Das war unglaublich beruhigend...
Doch leider hielt es nicht lange an, da tauchte der Käpt'n auch dort auf und anstatt sich zu erkundigen, wie es mir denn so geht war es für ihn viel interessanter ob man mir schon Blut abgenommen hat, wobei er als Käpt'n ja eigentlich wissen müsste, dass ich mir kein Blut abnehmen lasse, weil ich weder Venen habe noch sonderlich gute Erfahrungen mit Punktierungen auf fremdem Boden habe. Dazu kommt die panische Angst vor Nadeln, von der er vermutlich auch dachte, dass ich die gar nicht mehr habe, weil Urängste in seiner Welt ja so etwas sind wie Schnupfen, die man nach ein paar Tagen hinter sich lässt und dann ist alles wieder gut. Nein Käpt'n meine Angst vor Nadeln ist permanent und einer der Gründe, warum ich mir vor der Dialyse regelmäßig eine Lorazepam einschmeisse. Wie ich erfahren habe, dachte er übrigens, dass ich die auch schon lange nicht mehr nehme...
Interessant, was der so alles glaubt zu wissen und es als "ich dachte" kategorisiert. Aber wie soll er mich auch kennen, das längste Gespräch mit ihm war vermutlich eine 10-minütige Meinungsverschiedenheit darüber, ob CDs oder Vinylschallplatten besser klingen vor 10 Jahren. Kaum war er im Raum wurden meine Symptome wieder schlimmer und ich schickte ihn raus, weil er mittlerweile wie Gift für meine geistige Verfassung ist und seine Anwesenheit in meiner Nähe körperliche Schmerzen verursacht...

Ja ich bin schwierig, aber ich kann wenigstens darüber sprechen, warum ich mich verhalte, wie ich es tue, die präziseste Erklärung von ihm war vor kurzem ein: "irgendwann werd' ich's sein..."

10/18/2019

Notaufnahme Lounge Bereich

Bekanntermaßen häng ich seit einigen Jahren nicht mehr in den Clubs und "In-Locations of da place" rum, doch heute Abend war Not am Mann und ich bin im kranken Partybus direktly als VIP in den Gipsraum eingecheckt.
Der Grund war, dass ich dachte ich hätte beim chilligen Gyrosteller futtern ne Herzattacke, Schlaganfall, Infarkt erlitten. Nachdem ich den Käpt'n mit letzter Kraft über meine Schmerzen informierte, holte dieser sich was zu trinken.
Nach erneutem Lärm machen, um auf mich aufmerksam zu machen röchelte ich nur noch ein: "Notarzt, Krankenwagen!", woraufhin er mit dem Telefon Richtung Küche trabte und die Köchin anrufen ließ.
Die Partygäste kamen dann innerhalb von 5 Minuten und kontrollierten meine Vitalfunktionen, Lestat wachte eisern über mich und war mein einziger Trost, während der Käpt'n sich sorgte, es sei ihm doch zu kalt bei offenem Fenster.
Bei der Abreise machte sich dann noch Lutzifer unbeliebt, weil er meckerte, dass man seine Einfahrt zuparke, für die er bloß ein Wegerecht hat. "Was ist ihr Nachbar denn für'n Arschloch?", war die erste Frage bei geschlossener Tür des Krankenwagens. Die Antwort darauf war der rhetorisch gestellten Form nicht zu geben.
Dann knatterten wir mit Volldampf zur Notaufnahme und dort direkt in den freien Gipsraum. Das chaotische Home EKG wurde wiederholt und ergab das Gleiche wie die nach der Überwindung einer meiner Hauptängste durchgeführte Blutentnahme, nämlich keine durch Werte belegbare körperliche und damit klinisch relevante Ursache.
Das beruhigte mich zwar, aber die Schmerzen waren ja noch da.
Das Warten auf den Patientenbrief in der Lounge Notaufnahme gestaltete sich dann als höchst unterhaltsam. Es gab kein Licht, mehr so eine Art Diskonotbeleuchtung und die Personen, die ein und ausgingen waren spektakulärer als man es in so einer dörflichen Umgebung vermuten sollte. Ein Mädel kam mehrmals vorbei und zwinkerte mir bei jedem Vorbeigehen zu. Ich war schon fast peinlich berührt in meinen Joggingsachen, schlonzig wie eh und je, wollte ich doch bevor das alles passiert ist eigentlich nur noch zuhause chillen. Das Mädel hatte einen roten Jogginganzug von Adidas an und wirkte, als sei sie kurz davor zur Disko zu wollen, dann gesellte sich eine komplett überschminkte Südländerin zu ihr, die mit bestem "Berlin Tag und Nacht"-Sprech darlegte, dass der Boy mit dem sie wohl unterwegs waren gleich wiederkäme und dann könnten sie endlich abhauen aus dieser Bude. Beides schöne Mädels, keine Frage... doch dann kam der Boy auf den sie warteten, der weder der Bruder noch der Freund von einer der beiden sein konnte. Eine Jacke, die alles sagt, breiter Schriftzug mit "KING" und ein Gang wie jemand, der irgendwas sehr heißes in der Unterbuchse hat machten ganz klar, er ist der "G" hier... Beste Szene brachten die drei dann, als er beiden förmlich befahl, sich die Hände ordentlich zu desinfizieren und ein leichter Hauch von Tabak sich zwischen den penetranten Duft des Handdesinfektionsgerät mischte...
Ach ja, mir geht's bis auf die Brustschmerzen tatsächlich etwas besser.