Was für erfolgreiche Filme gilt, deren Fortsetzungen oft nicht mehr an sein Original heranreichen gilt also auch für großartige Fernsehshows, wie ProSieben gestern leider unter Beweis gestellt hat. Man muss natürlich auch sagen, dass es schwer ist eine Hommage an den ESC zu wiederholen und dabei noch einen draufsetzen, wenn man das Spektakel letztes Jahr gesehen hat (ich berichtete). Vielleicht war man letztes Jahr auch einfach so durstig nach TV-Unterhaltung, weil man durch Corona ausgezehrt war und im Grunde alles rundherum abgesagt war, während wir derzeit ja doch in einer gewissen Scheinnormalität leben. Aber ProSieben hat auch vieles am Konzept geändert: Ausländische TopStars, die sich etwas zu ernst nahmen, einen etwas missglückten Comebackversuch, eine unlustige und fast respektlose Parodie, alles wirkte gezwungen und der Spaß des Vorjahres fehlte etwas. Die Musik war auch mehr Support aktueller Populärmusik als der Versuch ein tolles neues Lied zu finden, das extra für den Wettbewerb geschrieben wurde. Da war auch bei den Künstlern letztes Jahr mehr Ehrgeiz, mehr Spaß, mehr Vielfalt.
Versteht mich nicht falsch, es war eine einigermaßen unterhaltsame Sendung, wenn auch mit einem Ergebnis, das ich anders gesehen hätte aber schon klar, wenn man die besten Freunde eines performenden Künstlers wählen lässt, dann wählen die den... Das Prinzip Einzelpersonen entscheiden zu lassen fand ich falsch (war zwar letztes Jahr auch so, aber anders). Die Einspieler waren noch etwas stumpfer als letztes Jahr und hatten wenig vom TV-Total Charme des Vorjahres. Das Teilnehmerfeld wirkte extrem zusammengeschrumpft und hätte durchaus auch dieses Jahr einen Masked-Singer Gewinner vertragen. Die Werbung zu kritisieren ist müßig, war aber vor allem bei dem "kleinen" Feld störend, die 45 Minuten hätte man die auch mal einschränken können. Warum holt man sich einen Pausenact wie die Prinzen? Gaypride ftw aber der Frontmann ist für mich eine der unsympathischsten Persönlichkeiten der Medienlandschaft der letzten 30 Jahre, da habe ich mir fast gewünscht, dass nur die beiden Rapper auf der Bühne stehen. Naja und der Conchita Wurst Faktor hat sich auch langsam selbst überlebt, für das nächste Jahr würde ich mir mal ein paar andere Mitglieder der Community wünschen, zur Not auch Olivia (ihr wisst schon) oder eine von den Anderen als "Field Reporter" oder eben an der Seite von Steven, der gestern auch nicht seinen besten Tag hatte.
Das Alles zusammen machte dann einen recht lauen Abend, der vielleicht auch durch die Erwartungshaltung weniger erquickend war, als erwartet. Was bleibt ist für mich, dass Jasmin vielleicht noch ein wenig an der Performance von Gold arbeiten kann (denn der Song hat definitiv Ohrwurmpotential), dass Weltstars auch mal ganz schmallippig werden, wenn sie in nem Wettbewerb nicht die erwartete Platzierung erlangen (ist euch aufgefallen, dass man auch gar keine Interviews zwischendrin hatte, was ja auch normal dazu gehört?), dass viele es nicht mehr gewohnt sind auf der Bühne zu stehen und in Alltagsklamotten auftreten als hätten sie ne Videoschalte zum ARD-Mittagsmagazin und dass Batida de Coco mit Milch besser schmeckt als ohne.