Was erst einmal klingt als würde ich mich selbst mal wieder als Maßstab nehmen, um einzuschätzen, was einen reifen Erwachsenen ausmacht, ist als solches unbrauchbar, denn obwohl ich mich selbst schon als überreif einschätzen würde ist sowohl der Reifeprozess an sich, als auch dessen Einschätzung etwas, das schlussendlich jeder für sich selbst vornehmen muss. Und wer da mit sich im Reinen ist, der hat schon den wichtigsten Reifegrad erlangt, das "Echtheitszertifikat". In wieweit das dann vor der letzten Instanz Bestand hat lasse ich heute mal in der Betrachtung weg, ich habe die ein oder andere Mail erhalten, dass ich mich diesbezüglich etwas zurückhaltender ausdrücken soll und natürlich ist ein Kriterium für Reife auch eine Toleranz und Offenheit gegenüber jedwedem Lebensentwurf zu haben. Wer das hier länger verfolgt weiß, dass ich schon viele Gefechte auf diesem Gebiet gefochten habe, da ich stets ein absoluter Vertreter der Freiheit war und während ich das früher als Widerspruch zu einem wie auch immer gearteten Gottglauben wahrnahm ist es für mich heute kein Ideal mehr, sondern eine Lebenseinstellung. Und es zeugt für mich von unglaublicher geistiger Reife, den eigenen Teller zu verlassen, hinter den Horizont zu blicken und argumentativ ALLE Themen des Lebens ausdiskutieren zu können. Eine Trennung von Emotion und Rationalität zu erlangen ist in vielen Lebenssituationen eines Erwachsenen eminent wichtig, denn es erlaubt ihm Impulskontrolle. Ein weiterer guter Messwert eines Erwachsenen, denn während wir als Kinder noch vor allem gefühlsgesteuerte Entscheidungen treffen, nehmen diese mit der Zeit im Normalfall immer mehr ab und weichen gut durchdachten Entscheidungen, die Folgen eben solcher vorhersehen lassen. Und hier muss ich dann noch einmal in den Bereich des Glaubens blicken, denn hier überlassen wir jenes Vorhersehen ja final einer übergeordneten Instanz, während wir dennoch die Entscheidung vermeintlich selbst treffen. Für mich ist das ein sehr schwerer Teil, denn es bedeutet Vertrauen. Vertrauen ist nun wieder etwas, dass den Reifegrad eines Erwachsenen aber nicht wiedergeben kann, denn ob, wie und wem man vertraut hängt meist vom persönlichen Umfeld ab, allerdings sagt DAS wiederum einiges über uns als Erwachsene aus. Haben wir, wie in Jugendzeiten immer noch einen breit gefächerten Freundeskreis von lauter Leuten, die wir nicht wirklich kennen? Oder können wir unsere Freunde an einer Hand abzählen, wissen aber dafür, dass wir uns auf sie verlassen können. Es zeugt von enormer Reife sich auf das Wesentliche konzentrieren zu können und wenn wir unsere infantile Gefallsucht und die Idee abschütteln können, dass 500 Follower nicht den einen wahren Freund ersetzen, der für uns wie wir für ihn einfach ALLES geben würde, dann haben wir Reife erlangt. Früher habe ich immer gedacht, dass man Reife in Alter misst, mittlerweile führe ich die besten Gespräche mit Menschen die 20 oder mehr Jahre älter als ich sind, weil ähnliche Lebenserfahrung. Ich kann nicht viel über die Arbeitswelt erzählen, die viele für so wichtig halten, ich musste bislang vor Allem überleben in meinem Leben und habe mir so eine vielleicht etwas ungesündere Reife angeeignet, die wie ich aus vielen Gesprächen weiß "normalerweise" erst in späteren Jahren erworben wird. So what? Ich habe als Kind nicht gewusst, dass ich mal erwachsen werde, die Chancen als ich Jugendlicher war, dass ich älter als 25 werde waren gering, also lebte ich doppelt so schnell Und als ich mit 27 starb hatte ich Erfahrung für ein Leben angesammelt. Doch es war das Leben eines Kindes, das sich seiner Vergänglichkeit bewusst war, die Reife, das Leben eines Erwachsenen leben zu müssen erlange ich erst jetzt, mehr als zehn Jahre später. Aber ich glaube ich mache das ganz gut, auch wenn ich mir manchmal nicht ganz klar bin, wo das noch hinführt und wozu es mich, einen von über sieben Milliarden braucht, so bin ich doch ausgeglichener und zufriedener mit mir selbst, als je zuvor. Auch das zeigt einen gewissen Reifegrad an, hoffe ich.
Wie reif fühlt ihr euch? Denkt ihr, dass man das so einfach für sich selbst einschätzen kann? Sollte man sich darüber überhaupt Gedanken machen, anstatt einfach drauflos zu leben? Ist Unreife überhaupt zu verurteilen und wenn ja, von wem?
Schreibt es mir in die Kommentare oder meldet euch über die Socials, ich bin auf einen argumentativ hochwertigen Meinungsaustausch gespannt.
Und nun noch zum zweiten "I" für alle Rätselknacker da draußen:
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h5-h6 / Bg7-f8 |