3/13/2023

Klinischer Datenschutzwitz

Datenschutz ist das Thema, wo fängt das an, wo hört es auf?
In meiner Therapiegruppe weiß jeder vom Anderen was diese/r am liebsten trinkt während der Behandlung. Weil jeder eben alles mitbekommt in einem Raum, in dem 7 Personen in ihren Liegen an Nadeln hängen und nicht einmal, wenn sie wollten, in der Lage wären diesen kurz zu verlassen. Bei der Wahl des Getränks finde ich das persönlich noch relativ harmlos, obwohl man auch daraus sicher mit genug Rechenkraft oder ein wenig Nachdenken einige Rückschlüsse auf gewisse Gewohnheiten ziehen könnte und damit in den falschen Händen sicher Schindluder treiben kann. Oder die Wahl, dessen was man isst, die Rückschlüsse zulässt, ob jemand eine Vorliebe für rotes Fleisch oder doch lieber fleischloses Essen hat, welchen Tee man dazu nimmt und wieviel Milch in den Kaffee soll. Alles Kleinigkeiten, die man sicher nicht für ein komplettes Profiling nutzen kann, aber zur gezielten Werbung tragen die paar Informationen sicherlich schon bei. Und hey, wir alle profitieren ja davon, dass beim Internetbesuch irgendwie an der Seite immer das aufploppt an das wir gerade nicht gedacht hatten, aber wenn man es dann sieht direkt das Belohnungssystem triggert und man darüber nachdenkt, dass man das ja mal wieder *KLICK* verdammt!
Und wo ist der Datenschutz bei der Visite, wenn der Arzt mit der lauten Stimme sich über die Patientendiagnose auslässt und man gar nicht wissen wollte, wie sehr der Prostatatumor gewachsen ist oder ob der Durchfall endlich zurückgegangen ist oder ähnlich Pikantes. Andererseits dürfte ich ohne Vollmacht aber keinen Umschlag mit Patientendaten meiner Mutter mitnehmen, wenn ich schon mal da bin, weil ich damit Datenschutzrechte verletze. Ja!
Ich bin der gleichen Meinung, aber wie soll das in der Realität aussehen? Schalldichte Bubbles für Vielbettzimmer? (Oh generell ein interessanter Ansatz für medizinische Einrichtungen, alle Patienten in Bubbles mit dem perfekt auf sie abgestimmten Raumklima etc.) Vielleicht was für die nahe Zukunft, wenn die KIs übernommen haben.
Jeder sollte selbst entscheiden können, wie weit ihm seine persönlichen sensiblen Daten wichtig sind und eine Einrichtung wie eine Dialysestation sollte die Möglichkeiten haben oder bieten, im Anschluss oder vor einer Behandlung auf Wunsch eine Visite beim Arzt seiner Wahl zu haben. In meiner Einrichtung gibt es eine fixe Visite einmal in der Woche von einem zufälligen Arzt bei einer Auswahl aus mittlerweile nur noch Vier. Immerhin 25%ige Chance mit einem Problem zwei Wochen hintereinander den gleichen Ansprechpartner zu haben...
Aber bei dem Thema liegt so viel mehr im Argen, ich könnte euch da Storys berichten, ach ja, das tue ich ja auch dann und wann!
Bleibt tapfer und passt auf eure Daten auf, wenn ihr krank irgendwo hin müsst. Man denkt sich zwar immer, die Menschen hier sind ja auch alle krank und vor Allem auf sich fixiert gerade, ich habe schon zu viel gehört und gesehen, das ich trotz fehlender Schweigepflicht niemandem erzählen kann. Außer... aber das wisst ihr ja!

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