3/18/2023

... und ich habe gebetet - Teil 1

Hey Leute, im Tempel war heute die Hölle los!
Ich wähle ganz bewusst diese doch etwas plakative Einleitung, denn das war großartig. Unter anteilsloser Mithilfe des 1. FC Köln konnte der BVB heute mit Sechs zu Eins im eigenen Stadion gewinnen und deutlich machen, dass die Delle der letzten Woche vermutlich nicht mehr gewesen ist als eben genau das. Mich freut einfach die unglaubliche Gerechtigkeit, die dieses Spiel hatte, auf einer Meta-Ebene. Ein Marco Reus wird erfolgreichster Torschütze des BVBs aller Zeiten und trifft doppelt, ich hoffe so sehr, dass ihm das hilft und er seine Karriere bei uns beenden darf. Er ist Dortmunder Jung from the inside. Die andere Geschichte, die mich an wahre Gerechtigkeit im universellen Kontext glauben lässt ist der Doppelpack von Sebastien Haller, der eine Krebserkrankung überstand und sich zurück ins Leben gekämpft hat innerhalb eines Jahres. Ich finde, dass diese Leistung zu selten wirklich gewertschätzt wird, ich bete für ihn, dass er diese innere Stärke für sich und seine Ziele und das große Ganze beibehalten kann.
Ja und fuck Leute, ich habe heute auch zu Gott gebetet. Ich weiß, ich weiß, ICH? Der größte Kritiker, der Typ, der sich über die Existenz einer allmächtigen Existenz lustig macht, wo er nur kann? Habt ihr schon einmal ein Gewitter aus zig Kilometern Entfernung gesehen, wenn am Himmel bloß Wetterleuchten ist, irgendwo in undefinierbarer Ferne? Und dabei gespürt, dass euch etwas durchfließt, ich meine nicht euer Blut, das in Wallung gerät oder so, eine Art von unerklärbarer Energie? Und haben sich eure Armhärchen aufgestellt, als wäre die Luft um euch elektrisch aufgeladen? Das kann hunderte von Gründen haben, Gott (oder eben eine dementsprechende übernatürliche Quelle) wäre für mich persönlich bis heute die letztmögliche gewesen, davor standen bislang immer noch Aliens und Monster aus Hohlerde.
Beten ist für die meisten eine dogmatisch vorgegebene Sache, die man macht, weil man das eben machen muss, Hände falten und andächtig vor sich hinmurmeln, oder in der Gemeinschaft mit Vorbeter und all dem Mumpitz. Gott interessiert das sicher nicht, wir sprechen von einer allumfassenden Entität, was sollten ihn ein paar Millionen Idioten interessieren, die bloß nachmachen, was man ihnen irgendwo hingeschrieben hat, was sie tun sollen? In seinem Namen auch noch, das erfüllt für mich ja im Grunde schon den Tatbestand der Blasphemie, aber das habe ich nicht zu entscheiden. Da war also dieser Moment der absoluten Merkwürdigkeit, ich sitze am Fenster, meine Härchen stellen sich auf und ich fühl mich komisch, ich hab keine Ahnung, was in der halben Stunde danach passiert ist, aber als ich auf die Uhr gucke ist eine halbe Stunde vergangen und ich merke, dass ich anfange zu heulen. In diesem Moment, den ich entgegen meiner Vorliebe für tiefgehende Analysen einfach so stehen lassen wollte griff ich zum Telefon und schrieb die einzige Person an, die mich nicht für völlig geisteskrank halten würde, wenn ich ihr schreibe, dass ich gern mal wieder in eine Kirche gehen will und Kontakt suche.
Nach einigem Geplänkel kam die entscheidende Frage: "Warum ist Gott nichts für dich?"
Lest alles, was ich hier je zu dem Thema geschrieben habe... Warum ist Gott nichts für mich?
Ob ich mich nicht würdig fühle, weil ich viel wissen will? Höre nur ich da diese unterschwellige Kritik heraus, diese Ebene auf der ich nur ungern diskutiere, weil sie nicht mehr von Argumenten sondern von Leitmotiven geprägt ist. Ich hatte einen Moment lang große Verlustängste, als könnte ich bei der falschen Antwort das verlieren, was mich seit knapp einer Woche antreibt. (es gibt Stellen an denen ich trotz eines wirklich großen Wortschatzes kein Wort habe) In Ermangelung eines Wortes nenne ich es mal einfach den "GLOW", den das kommt irgendwie am nächsten an das, wie es sich anfühlt, ein inneres Glühen eben.
Und jetzt passieren wieder zwei Dinge gleichzeitig, mein Erfahrungshirn und mein daraus vermutlich entstandenes und gebildetes Logikhirn und mein Forscher-und Glaubenwollenhirn geraten in Widerspruch, dazu immer noch die Verlustangst (die ja eigentlich echt mal die Fresse halten könnte, weil ich die jetzt gar nicht brauche). Es fühlt sich an, als stände ich an einem Wendepunkt in meinem Leben.

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