Wyatt warf sich seinen Umhang
wieder um und das Schwarz in seinen Haaren kehrte zurück. Henrik stammelte noch
immer, während Wyatt und Susanne den Weg entgegen der Abkürzungsroute: „Warum
nehmen wir denn nicht den Weg durch die Monster, dann wären wir viel schneller.
Und wenn es stimmt, was ich gehört habe, kann uns niemand etwas anhaben, oder?
Du bist ein Schutzengel, ich habe ne Vampirausrüstung und bin dadurch viel
stärker und Susanne ist auserwählt, die Welt zu retten...wer könnte uns
aufhalten?“ Genau in dem Moment, als er triumphierend seine Arme hob und
erwartungsvoll in Richtung Wyatt blickte, traf ihn ein harter Schlag am Fuß. Es
war ihm beinahe so, als hätte ihm jemand mit einem Baseballschläger auf den
Knöchel geschlagen. Mit einem spitzen Schrei ging er zu Boden und rief: „O.k.,
wir nehmen den anderen Weg, aber helft mir hier raus...Bitte!“ Wyatt drehte
sich langsam um und sah, was ihn da am Knöchel getroffen hatte. Mit dem
„Scheiße!“ Gesichtsausdruck musste er mit ansehen, wie sich ein Aschewurm, groß
wie ein LKW den Fuß geschnappt hatte und Henrik in einer atemberaubenden
Geschwindigkeit über den aschebelegten Boden wegzog. Der Wurm schleifte ihn
über den Boden bis zu einer kleinen Höhle, dort bereitete er Henrik darauf vor,
das Hauptmahl zu sein. Henrik hatte panische Angst und er dachte: ‚Hoffentlich
ist der Umhang selbstreinigend!’ Als der Wurm gerade seine Zähne fletschte und
zum entscheidenden Biss ansetzen wollte, tauchte aus einer Wolke aus schwarzem
Nebel, Wyatt auf und zog aus seinem Umhang ein silbernes Schwert. Er hielt es
gegen die Bergspitze und es spiegelte das Feuer des Berges wieder. Der Wurm
wurde von dem Blitzen der Klinge einen Moment lang abgelenkt und die
Umklammerung von Henrik ließ etwas nach. Henrik befreite sich aus der Gewalt
des Wurms und versteckte sich hinter Wyatt. Der holte seinerseits aus und briet
dem Wurm eins über. Der Panzer des Wurms ließ ihn erzittern. Er holte ein
zweites Mal aus, dieses Mal war der Wurm aber schneller und griff seinerseits
an. Mit einem Affenzahn kam er an und seine riesigen Schneidezähne kamen auf
Wyatt zu. Als sein Kopf schon im Schlund des Monsters hing und es nur noch
hätte zubeißen müssen, um ihn zu erledigen, ertönte die Melodie von Bonanza.
Der Wurm drehte sich in die Richtung, aus der das Geräusch kam und sah mit
seinen, von rotem Panzer umgebenen Augen, wie Henrik sein Handy aus der Tasche
holte und sich meldete: „Ja!“ Eine weibliche Stimme aus dem Hörer stöhnt:
„Hallo, du geiler Sack...oh ja ich will dich noch heute Nacht...oh!“ Henrik
fragte mit einem überraschten Gesichtsausdruck: „Wer ist denn da überhaupt?“
Zum Wurm und Wyatt gewandt sagte er: „Kämpft ruhig weiter, das kann ein wenig
dauern!“ Der Wurm war etwas verwirrt und wusste nicht mehr was los war, da
spürte er wie Wyatt mit dem Schwert wieder und wieder auf den Panzer hieb. Im
Hintergrund hörte er Henrik telefonieren: „Ja du geiles Luder...ich will
dich...bist du schon feucht? ... Wir sollten uns unbedingt mal treffen.“ Das
lenkte den Wurm so ab, dass Wyatt sich auf seinen Rücken schleichen konnte und
mit seinem Schwert auf die einzige Stelle schlagen konnte die nicht gepanzert
war und zwar im Nacken, wenn man bei einem Wurm überhaupt von Nacken sprechen
kann. Der Wurmkopf klappte mit einem entsetzten letzten Gesichtsausdruck vom
Körper und fiel auf den Boden, während das grünlich gefärbte Blut den näheren
Umkreis einsabberte. Henrik sagte: „Hallo, bist du noch dran? Uschi...ich kann
dich gar nicht mehr hören!“ Er drehte sich zu Wyatt, der über und über mit
grüner Soße übergossen war, so wie auch Henrik als er an sich herab sah. Er sah
sein Handy an, das auch nur noch ein rotzgrüner kleiner Kasten war und schrie
Wyatt an: „Was soll der Mist, das war ein sehr nettes Gespräch, du hast mein
Handy kaputt gemacht!“ Wyatt, der sich keiner Schuld bewusst war antwortete:
„Is nur ein bisschen dreckig geworden. Gehst du mit dem Tuch drüber und dann
ist gut!“ Wütend über dessen Gleichgültigkeit warf Henrik ihm das Handy zu.
Wyatt fing es auf, wischte es mit seinem Umhang sauber und warf es zurück. Er
schüttelte seinen Umhang aus und Henrik tat es ihm gleich und siehe da, die
Umhänge sahen aus wie neu. Da kam auch Susanne dazu, die sich hinter einem
Felsen versteckt hatte. Wyatt riss das Wort wieder an sich: „Da wir jetzt eh
schon auf dem Weg sind, können wir auch diesen Pfad nehmen, auch wenn es der
gefährlichere Pfad ist und er voller Gefahren steckt!“ Beinahe rechthaberisch
fügte Henrik hinzu: „Das hab ich doch von Anfang an gesagt!“ Wyatt griff in
seinen Umhang und holte ein Silberschwert mit weißem Griff hervor. Er warf es
in Henriks Richtung, der es auffing und sagte: „Danke, ist es echt so
gefährlich, dass selbst ich ne Waffe brauche?“ Mit einem Grinsen im Gesicht
antwortete Wyatt: „Oh ja, das ist es!“, und holte seinerseits ein Silberschwert
mit einem schwarzen Griff hervor. Die beiden nahmen Susanne in die Mitte, um
sie, wenn es nötig war vor Monstern oder sonstigen Angriffen zu schützen. Sie
gingen weiter den schmalen Pfad an der steilen Bergwand entlang, wo sich hinter
jeder Kurve eine Schar von bösartigen Kreaturen verbergen konnte.
Auf dem Gipfel kamen die ersten Suchtrupps zurück und
brachten jede Menge Schätze in die Schatzkammer des Palastes, vor allem antiker
Schmuck und Goldbestecke hatten sie erbeutet. In der Schatzkammer saßen kleine
gelbe Kreaturen mit roten Augen und sortierten die Schätze auseinander, denn
vieles, das wie Gold aussah, war kein Gold, sondern nur billige Imitation der
Menschen um sich wichtig zu machen. Die Imitationen wurden durch einen Tunnel
in die Müllabteilung weitergeleitet, wo furchterregende Allesfresser, die Reste
als Nahrung aufnahmen. Weil alles ein durchdachtes System war, wurden die
verdauten Ausscheidungen dieser Ungeheuer als Dünger für die Manaplantagen
benutzt, auf denen schwarze Riesen arbeiteten um dem Magier zu dienen. Mana ist
die Energie, die benötigt wird um größere Zaubersprüche, wie z.B. Beschwörungen
sprechen zu können. Je mehr manaspendende Ländereien ein Magier besitzt, desto
mächtiger ist er. Der Palast stand kurz vor der Vollendung, als einer der Türme
der Palastkrone plötzlich einstürzte und Tausende Arbeiter unter sich begrub.
Abseits der Bauarbeiten sah man eine kleine Gruppe Totengräber und Zombies
herumstehen, in deren Mitte eine vermummte große Gestalt stand und ihnen
Befehle erteilte: „Geht zum Friedhof und bringt die Leichen her, der Meister
braucht noch ein paar Kreaturen als Dienstpersonal für den Palast, außerdem
braucht er ihre Seelen um mächtiger zu werden!“ Einer der Zombies, dem ein Arm
fehlte flüsterte leise zu einem anderen, dessen eine Gesichtshälfte verloren
gegangen war: „Genau wie die Scheissvampire, die brauchen auch immer Seelen und
Blut und sonst was!“ Die große Gestalt trat an ihn heran: „Du spottest über den
Meister?“ Er fletschte die Zähne und der Zombie wollte eingeschüchtert
verschwinden, doch da war es schon zu spät. „Schafft die Reste von dem Kerl weg
und geht an die Arbeit!“, befahl die große Gestalt, nachdem sie den Zombie mit
einem Schlag zerfetzt hatte und die untergeordneten Kreaturen zogen von dannen.